ich habe gerade ein wenig gegoogelt und bin dabei auf dieses Forum gestossen. Das hat mich nicht einmal so sehr verwundert, schließlich findet sich heute ja für so ziemlich jedes Leiden ein Forum....
wie dem auch sei, ich möchte mich hier kurz vorstellen und ein wenig was über mich erzählen.
Ich bin 25 Jahre alt und leide unter Paruresis seit meinem, naja, ich glaube, 15. Lebensjahr.
Zwar richtet sich nicht mein ganzer Tagesablauf danach aus /worüber ich mehr als froh bin), aber es ist eigentlich auch nur eines meiner vielen Probleme (ich leide zusätzlich unter einer Borderline PS; Depressionen, Ängsten, einer dissoziativen Störung und einer atypischen Bulimie). Ich habe bisher weder mit meinem Therapeuten, noch mit meinem Psychiater, Hausarzt oder der Klinik über die Paruresis gesprochen, aus Scham....

Urnieren in der Öffentlichkeit ist für mich der Horror schlechthin, vor allem wenn andere Leute mit im Raum sind. Mir kann fast die Blase platzen, aber ich kann einfach nicht. Ich muss sicher sein, dass niemand anderes mich hören kann. Oft schalte ich auf öffentlichen Toiletten alle Handtrockner an, weil ich ansonsten Angst habe gehört zu werden. Meistens klappt aber auch dies nicht, da ich weiss, dass noch jemand anderes da ist.
Ich versuche meistens Toiletten zu finden mit abgeschlossenen Räumen (also keine Kabinen mit Schlitzen). Ich kann nicht mal, wenn mein Partner neben der Tür steht, auch zuhause nicht. Unser Bad ist direkt neben dem Schlafzimmer und ich habe Angst, dass er mich hört, wenn ich nach dem Zubettgehen nochmal muss.
Ich arbeite momentan an einer Schule und ich habe gottseidank die Schlüssel für die Lehrertoiletten. Ich benutze auch nur die Toiletten von denen ich weiss, dass sie kaum jemand anderes betritt. Ich schließe dann zusätzlich die Eingangstür von innen ab, damit niemand reinkommt (obwohl das wenig Sinn macht, denn andere haben ja schließlich auch einen Schlüssel). In der Schule und während meiner Ausbildung konnte ich nur während des Unterrichts zur Toilette gehen.
Wenn ich nciht alleine bin, verkrampft sich bei mir alles und ich habe so teilweise schon mehr als eine halbe Stunde auf dem Klo verbracht ohne etwas zu machen, weil der Zulauf so rege ist. Meist resigniere ich dann und verlasse unverrichteter Dinge die Toilette. Ich versuch es dann später nochmal woanders.
Wenn ich zuviel getrunken habe und die Hemmschwelle fällt, dann geht es meist etwas leichter, aber ich kann mich ja nciht ständig betrinken

Wenn ich einen Termin habe, dann trinke ich vorher nur so wenig wie möglich, um nciht zur Toilette gehen zu müssen.
Bei meinem Therapeuten zum Beispiel. Ich könnte nie danach fragen, ob ich die Toilette mal benutzen darf und wahrscheinlich könnte ich dann sowieso nicht und er könnte es ja hören. Dabei kenn ich ihn nun schon seit 8 Jahren.... Es ist mir auch unangenehm, wenn er vor der Sitzung nochmal zur Toilette geht, weil ich dadurch dass auch hier die Toilette direkt an den Therapieraum grenzt, dazu gezwungen bin, ihm beim urinieren zuzuhören...
Ich gehe niemals mit einer Freundin gemeinsam zur Toilette, auch wenn es sich manchmal nicht vermeiden lässt. Ich mache dann einfach nicht und gehe später nocheinmal.... dumm natürlich, wenn die Freundin meint auch dieses Mal mitkommen zu müssen.
Ich habe aber bspw. kein Problem damit, wenn mein kleiner Neffe dabei ist. Er ist noch recht klein und sieht das mit dem "pipimachen" noch ein wenig anders und ist noch recht fasziniert davon.
Woher das kommt, kann ich garnciht so genau sagen. Ich habe früher an einer sozialen Phobie gelitten, die ich mittlerweile aber gut im Griff, ja eigentlich sogar abgelegt habe...
An traumatische Erfahrungen kann ich mich, zumindest was das urinieren angeht, nciht erinnern.
Meine Mutter leidet unter einer schweren Emetophobie (Angst vor dem erbrechen), aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das wirklich im Zusammenhang damit steht. Zwar geht es auch hier um Körperausscheidungen, aber das ist doch was anderes.
Ich wünsche mir, zumindest zeitweise, jemanden mit dem ich dieses Problem teilen kann und freue mich darauf Euch kenen zu lernen.
Soweit zu mir!
Ganz liebe Grüße,
Nikka