ich habe es geschaft!

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haifisch
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ich habe es geschaft!

Beitrag von haifisch »

Ich habe mich mit der Sache ziemlich lange gequallt... So wie Ihr sass ich zu Hause und nix getrunken, und das richtige Leben ist langsam an mir vorbei geschlichen. Nur jetzt verstehe ich, wieviel Zeit ich verloren habe. Mir hat nix geholfen, die Katheter habe ich bestellt und habe sie kein einziges mal ausprobiert, weil ich Angst davor hatte, ich habe immer nur ein Paar mit in der Tasche geschleppt, einfach für den Notfall... Ich habe das Buch "Lass es laufen" gekauft.... habe daraus was neues erfahren, aber die Argumente haben mich nicht wirklich überzeugt... Ich war wirklich an der Grenze... Und ich hatte so wahnsinnige Angst jemanden darüber zu erzählen...
Ich habe ein Paar Menschen aus dem Forum kennengelernt, und wollte mich sogar mit ein Paar treffen. Jedoch haben die alle am Schluss abgesagt, und das Einanderausweinen und Emailsschreiben war verdammt deprimierend... Ich war wirklich bereit selbstmord zu begehen, weil ich es nicht mehr ertragen konnte....
Jetzt nach einem Jahr nachdem ich es geschaft, nach dem ich das Problem besiegt habe, traue ich mich zurück auf diese Seite. Ich hatte Angst hierher wieder zu kommen. Ich wollte auf einmal alle Türen zumachen und mir nie wieder darüber Gedanken machen. Ich bin mit der Hoffnung zurückgekehrt, dass meine Erzählung den anderen helfen kann. Ich will keine emails, und keine antworten bekommen. Für mich ist dieses Thema ab dem Ende diesen Brief wird für immer geschlossen. Ich hoffe das einige von Euch, werden bald diese Entscheidung auch treffen. Und jetzt meine Geschichte.
Wie hat es bei mir angefangen: Ich habe es damals gar nicht bemerkt... Ich war 5 oder 6 wenn ich mit meiner Mutter zusammen aufs Klo gegangen sind, und zwar bei uns zu Hause. Wir hatten Besuch, und als ich angefangen habe zu pinkeln, sagte mir meine Mutter "Nicht so laut, sonst hören uns die andere".... Ich glaube das war der erste Auslöser.
Ich habe mich immer geekelte in der Schule aufs Klo zu gehen, weil es immer schmutzig war, oder weiss was ich, aus irgenwelchem Grund und habe immer bis zu Hause ausgehalten. Und als ich vor der Tür stand und den Schlüssel in der Hand halt, musste ich meine Beine zusammenpressen, obwohl ich davor gar nicht merkte dass ich aufs Klo musste... Ich bin nie bei den Freunden aufs Klo gegangen, weil ich fremde Klos unangenehm fand. Ich vermied es einfach, und bis ich die Schule absolviert habe, wusste ich es gar nicht, das ich Paruresis überhaupt habe oder auf dem Weg zur Paruresis stehe. Mir hat es nichts ausgemacht, immer mit voller Blase rumzulaufen ich habe trotzdem jeden Scheiss mitgemacht, und hatte absolut keine Angst, nicht aufs Klö gehen zu können.
Bemerkt habe ich es erst in der Uni. Als auch das, das wenn ich Alkohol zu mir nahm, musste ich sofort aufs Klo, und es hat mal funktioniert mal nicht. Jedoch habe ich immer noch daraus kein Problem gemacht, obwohl ich manchmal das Gefühl hatte, bald fliesst mir aus den Ohren. Ich wusste schon, dass mit mir etw. nicht in Ordnung war, aber nach den Gründen habe ich nie gesucht... Ich bin einfach bis zu einem Zietpunkt, wenn meine Blase absolut voll war und weh getan hat, rumgelaufen, dann ging ich aufs Klo, und dann klappte es auch.
Die Zeit ging, und ich habe es bemerkt, dass ich angefangen habe die öffentliche Toiletten zu vermeiden, ich ging ja auch dann nicht, wenn ich bei jemanden zu Besuch war oder jemand in meiner Wohnung war. Einfach so, keine Ahnung was es war, Schammgefühl...?
Dann hatte ich der ganze Sommer die Blasenentzündung. Weil ich mal nach dem Sex mich nicht aufs Klo getraut habe... Und dann ging es richtig los.... Keine Antibiotika halfen mir, weil als die Blasenentzündung weg war, bekam ich es wieder. Ich hatte wahnsinnige Schmerzen. Und wo ich stendig das Gefühl hatte pinkeln zu müssen, konnte ich es nicht... Nähmlich dann habe ich es kapiert, dass es eigentlich ein richtiges Problem ist. So war mein richtiges Leben auch zu Ende...
Es waren 4 Jahren.... 4 jahren Flüssigkeitzunahmekontrolle, keine Ausflüge, ständige Angst... unbedingt aufs Klo vor jedem Rauskommen, und aufs Klo wenn jemand in die Tür klingelt. Und in den öffentlichen Klos waren nur Enttäuschungen.... sobald ich aus dem Haus raus war, konnte ich es automatisch nicht.
Dann habe ich auf die Seite paruresis.de gestossen und habe erfahren, dass ich nicht allein bin. Katheter bestellt, die ich nie benutzt habe, das Buch gelesen.... und mit ein Paar von Euch den Kontakt aufgenommen.
Und eigentlich war das alles... Neue Erkenntnisse und Freunde haben mich ein bischen beruhigt, ich war mit meinem Problem nicht mehr allein, aber das Problem war trotzdem immer noch da und es hat sich ja auch nicht gebessert.
Ich fang an darüber nachzudenken, was ich verpasse
Ich hatte hinter mir eine lange Beziehung, die auf Grund dessen zerstört wurde. Ich war absolut einsam. Und das wollte ich nicht.
Ich wollte es nicht, wegen Paruresis allein zu bleiben
Ich habe einen neuen Freund kennengelernt, und wenn er bei mir blieb, dann duschte ich täglich einfach drei mal soviel. Und es war mir wirklich so egal, was er darüber denkt, weil meine volle Blase hasste ich vom ganzen Herzen. Lansam hatte ich vom Paruresis die Schnauzer voll.
Auf dem Weg zur Besserung:
So hatte ich wieder Sex, und mit dem Sex bekam ich wieder eine Blaseentzündung. Am nächsten Tag haben wir Ausflug in die andere Stadt geplannt. Morgens habe ich eine kleine Tasse Tee getrunken, damit ich bis zum Abends durchhalten kann.
Und als wir aus dem Zug rausgestiegen sind, spürte ich das erste Krabbeln in der Harnröhre.... Ich konnte es nicht glauben... Mist... ! die Panik hat mich überweltigt, ich war bereit auf die Gleise unter ankommenden Zug zu springen...
Und ich war schwanger...
Ich konnte es mir antun, die ganze Schmerzen, aber dem Baby... Nein...!
Ich hatte so Angst es zu verlieren, und ich wusste, dass eine Blasenentzündung kann dazu führen. Und es war mir in den Moment egal, was mein Freund über mich denkt, oder was die andere über mich denken.... Ich habe ihm sofort gesagt, dass ich die Blasenentzündung habe. Und zum ersten mal, bin ich ohne Angst aufs Klo gegangen. Weil ich wusste, dass er das verstehen wird. Ich habe es nicht für mich, sondern für mein Baby getan. Ich stand unter keinem Zeitdruck, ich konnte soviel mal aufs Klo zu laufen, wie viel ich nur wollte!
Zum ersten mal für 4 Jahren sass ich auf dem fremden Klo ohne Herzklopfen, ohne wahnsinniger Angst, dass es nicht klappt, mir war das ganze egal und erst dann konnte ich mich so entspannen, dass es ein Paar tropfen kamen.
Der Ausflug war echt spitze, ich habe so viele neue Klos gesehen. Und in allen Klos hat es funktioniert. Ich hatte keine Angst mehr, es nicht zu schafen, weil eigentlich hatte ich in meiner Blase sowieso nicht viel. Und ein Paar tropfen machten auch keine laute Geräusche.
Ich hatte für die nächste ein Paar Tagen guten Grund mehr von den Klos zu besichtigen. Ich hatte zwar Angst die Flüssigkeit zu sich zu nehmen, aber es klappte sogar mit ein paar tropfen.
Und ich hatte Geduld.
Ich habe ein Jahr gebraucht um das Problemm komplett zu besiegen.
Zuerst habe ich die Angst verjagt in die öffentliche Toilette so oft wieviel ich wollte zu gehen. Und wenn ich mich dort unwohl fühlte, dann liess ich mich dort nicht weiter enttäuschen, spazierte ein bischen und ging in die andere.
Ich habe darauf nicht gewarten, bis meine Blase sich melden wird, ich ging einfach so, um ausprobieren, so hatte ich absolut keine Angst, dass es nicht klappen wird, ich wusste dass wenn es nicht klappt dann gehe ich einfach irgenwo anders, die Zeit habe ich genug.
Ich habe immer eine kleine Flasche mit dem Wasser gehabt. Ich konnte es mir immer noch nicht leisten so viel zu trinken wie viel ich wollte, aber wenn es mit dem Pinkeln geklappt hat, trank ich ein Schluck oder zwei. ;O)
Als zweite habe ich die Angst besiegt sich so viel Zeit zu lassen, wie viel ich brauche.
Mit den beiden Ängsten verliess mich auch die Panik.
Als schwangere musste ich ziemlich oft zum Frauenarzt gehen und dort die Urin abgeben. Zuerst nahm ich immer das Fläschchen mit Urin aus dem Haus mit, ging dort auf die Toilette und habe aus der Flasche ins Glass eingeschenkt.
Dann habe ich vesucht die Urin dort abzugebegen, wiederrum ohne Angst, weil ich wusste, falls es nicht klappen sollte, habe ich morgenurin immer dabei. ;O)
Schritt für Schritt habe ich meine Ängste verjagt und Schritt für Schritt habe ich es gelernt keine neue Ängste mehr zu kriegen.
Dann sind wir mit meinem Freund zusammengezogen, und ich musste lernen keine Angst zu haben, wenn er zu hause ist aufs Klo zu gehen. Wenn wir raus waren, habe ich es gelernt, keine Ängste zu haben überall auf die Toilette zu gehen, ohne den Druck in der Blase zu haben. Mir die Zeit lassen. Und endlich zu kapieren, dass es den anderen scheiss egal ist, wie lange ich auf der Toilette bleibe und was ich dort überhaupt mache.
Wenn zu Uns Besuch kam, lernte ich es bei sich zu Hause aufs Klo zu gehen, wenn in der Wohnung noch jemand Fremdes sich befand. Ohne den Druck in der Blase!!!! Einfach so.
Und es hat geklappt!!!! Ich lernte es laut zu sein ;O) Und ich lernte keine Angst mehr zu haben, es zu sagen, dass ich aufs Klo muss. Ich habe es endlich kapiert, dass es absolut normal ist!
Und am Schluss lernte ich es keine Angst zu haben so viel zu trinken wie viel ich wollte.
Ich konnte es schon damals nach diesem Ausflug sagen können, dass ich es geschaft habe. Weil damals habe ich es zum ersten Mal kapiert, dass es doch irgenwo anders klappt...
Jedoch war das nur der erste Schritt.
Ich möchte Euch allen sagen. Lässt Euch nicht enttäuschen. Ich habe es geschaft, und ich bin ein Beweis dafür, dass man es schaffen kann!
Habt Geduld, allein meinem Geduld habe ich verdammt viel zu verdanken! Lernt es Eure Ängste zu bewältigen. Ihr schaft es, allerdings klappt es auch nicht sofort. Ich habe für dies das ganze Jahr gebraucht. Redet mit Euch selbst, kann Psychiater, oder Psychologe wird Euch besser helfen können, als Ihr Euch selba. Weil keiner kennt Euch besser, als Ihr Euch selba. Sich in eigene Wohnung zu versperren ist kein Ausgang! Ihr habt Euch selba zum Paruresis gebracht und nur Ihr könnt den Weg um rauszukommen finden. Und Ihr könnt es schaffen, das Problem aus ihrem Leben für immer wegzuschaffen. Und noch mal, lässt Euch nie enttäuschen....!!!
Ich habe es geschaft!
Marion
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Beiträge: 33
Registriert: 14. April 2005 10:04

Beitrag von Marion »

Hallo,

finde Deinen Beitrag sehr interessant und es macht einem Mut, dass es doch Leute gibt, die geheilt sind und das sogar noch ohne fremde Hilfe und aus eigener Kraft finde ich schon toll :P

Dir ging es ungefähr so wie mir vom Schweregrad her nur dass ich Gott sei Dank einen sehr verständnisvollen Freund habe und deshalb meine Beziehung nicht drunter leidet. Aber ich leide schon, wenn ich nicht verreisen kann, ohne mir vorher endlos Gedanken zu machen und dann im Endeffekt keine Lust mehr habe. Ich habe meinen Freund schon öfters alleine raus gehen lassen weil ich einfach keine Lust auf den Stress hatte obwohl ich gerne mitgegangen wäre das schrenkt und schon sehr ein und macht einen schnell depressiv. Auch das Problem mit den daraus folgenden Blasenentzündungen, kenne ich nur zu gut.

Bin leider noch weit entfernt von einer Besserung muss aber offen zugeben, dass ich in der letzten Zeit nicht so viel dafür getan habe weil ich einfach zu viel anderes im Kopf habe, was für mich aber auch eher positiv ist so denke ich nicht so viel drüber nach und es geht mir in dieser Zeit sogar eher besser.

Wie gesagt ein sehr mutmachender Beitrag. Hast Du denn inwzischen Dein Kind? Vielleicht war das auch ein heilsamer positiver Schock für Dich, dass Du Schwanger geworden bist.

Gruß

Marion
dscho
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Registriert: 28. August 2006 22:37
Wohnort: esslingen/stuttgart

Beitrag von dscho »

hi hai,

tja, ihr frauen könnt euch in der hinsicht schwängern lassen um das problem durch einen "positiven" schock los zu werden.
aber spass bei seite. schön zu hören das du es geschaft hast. was ich nicht so ganz verstehen kann ist das du schreibst das du ein jahr gebraucht hast. wir hatten ja bis anfang dieses jahres email kontakt und wolten uns auch mal treffen (was aber nicht geklappt hat und du den email kontakt einfach abgebrochen hast). muss auch gestehen das ich dich scharf fand :mrgreen: , aber das spielt grad keine rolle. jedenfalls hast du damals nicht den eindruck gemacht auf dem weg der besserung zu sein.
wie ich deinem text entnehmen kann trinkst du ja trotzdem nicht so viel, obwohl du "geheilt" bis. da du aber grad schwanger bist solltest du das ändern. du musst wissen das du jetzt für zwei isst und trinkst. wenn du weiterhin wenig trinkst kann es sehr negative folgen für den fötus haben. du willst doch nicht ein geistig oder körperlich behindertes kind haben, oder?

ich habe vor einigen wochen auch angefangen mein leben komplett zu ändern. bei mir war das problem das ich mich durch die scheiß paruresis über die jahre ziemlich isoliert habe, und nur noch wenig mit meinen freunden unternommen habe. und gerade jetzt im sommer ist das mir mehr aufgefallen den je. und ich dachte mir das es so nicht weitergehen kann. das ist kein leben wenn man keine freude daran hat. mir gings damals kurzzeitig sehr beschissen, und ich hatte zwei möglichkeiten. entweder ich beende mein leben oder ich krempel es komplett um. da mir der tod nicht so sehr liegt habe ich mich für die zweite möglichkeit entschieden :roll:
ich habe jetzt sehr viel geändert, und mir geht es jetzt viel besser. gut, die blöde parursis bin ich dadurch (noch) nicht los geworden, aber ich arbeite daran. deswegen bin ich auch grad auf der suche nach einen pee buddy, aber anscheinend haben die leute aus meiner gegend wohl schiss sich der sache zu stellen. jedenfalls glaube ich schon das sich einige aus meiner gegend hier rum tummeln.
ich hoffe das sich früher oder später jemand meldet, wobei mir früher lieber wäre. ich denke das man es zu zweit schneller los werden kann als allein.
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