hallo leute,
wie sicher allen hier leide ich stark unter der paruresis.
erstmals aufgetreten ist es schon mit zehn jahren und blieb all die jahre bestehen, so dass ich öfters nicht urinieren konnte; auch nicht bei freunden oder familie, aber immer unterschiedlich, ohne system - mal ging es, mal ging es nicht.
glücklicherweise hatte ich all die jahre eine stark blase, so dass ich oft den ganzen tag etwas unternehmen konnte, wenig, aber trotzdem regelmäßig trank und den toilettenbesuch eben ganz genau abpassen konnte.
seit ca. einem jahr ist dem nicht mehr so und die paruresis bestimmt - ganz ehrlich - mein leben. ich bin 20 und gehe noch zur schule, ich überleg mir teilweise schon ewig in der stunde, wann ich am besten zur toilette gehe, erfinde ausreden, um im unterricht den raum verlassen zu können und somit ungestört zu sein usw. im sommer kann ich fast nichts mehr mit freunden in der natur unternehmen, weil ich dort nicht kann - selbst abends, bei strandpartys oder ähnlichem, muss ich sehr weit laufen, damit ich überhaupt kann.. es reicht oft schon ein glas aus, um drei mal zu müssen, früher war wenigstens das kein problem..
im sommer werden wir eine abifahrt durchführen, viel unternehmen und ich habe jetzt schon angst davor.
kurz, und das ist mein ernst, ich habe wegen der paruresis fast die gesamte freude am leben verloren, es fällt mir zunehmend schwerer, für andere leute mitleid zu empfinden, weil ich im hinterkopf immer denke, auch mit einer schweren krankheit belastet zu sein. letztlich ist es auch so, nur wir alle können es kaum jemanden erzählen. flugangst ist gesellschaftsfähig, angst vorm zahnarzt etc, aber nicht wenn es ums pinkeln geht.
ich resigniere mit gerade mal 20 jahren lebenserfahrung und bitte euch irgendwie um rat..
ich nehme mir schon alles vor, es geht auch an stehklos, wenn niemand reinkommt, dafür manchmal nicht mal im sitzen zu hause, wenn meine eltern im flur stehen und sich unterhalten o.ä.
ein "normales" leben als jugendlicher ist mir seit knapp einem jahr nicht mehr möglich, auch wenn mich vielleicht einige für diesen satz auslachen würde und meinen könnten, ich übertreibe. es ist einfach fakt.
ich hoffe, mir kann irgendjemand einen tipp geben / helfen o.ä.
grüße & danke
ich weiß nicht mehr weiter
Hi,
der Text hätte in dieser Form auch von mir kommen.
Bei mir trat das Problem mit der Paruresis ebenfalls gegen Ende der Zeit am Gymnasium auf. Ich bin inzwischen 22 und verstehe, wie du dich fühlst, da ich selbst vor den selben Problemen gestanden habe und ebenfalls das Gefühl hatte, dass ich um die vielleicht beste Zeit meines Lebens beraubt werde.
Es kann anfangs schon frustrierend sein, wenn man auf viele angenehme Ereignisse verzichten muss. Aus eigener Erfahrung kann ich aber sagen, dass du aus diesem Stimmungstief wieder rauskommst, da du dich mit der Zeit an dieses Problem gewöhnst und Methoden entwickelst um die meisten Probleme zu umgehen. Die Lebensfreude verschwindet nicht, sondern ändert lediglich ihre Form. Im Moment denkst du vielleicht, dass man lediglich Lebensfreude empfindet, wenn man zum Beispiel in jede noch so entfernte Diskothek fahren kann. Es gibt aber viele andere Momente in denen man glücklich ist. In diesen Momenten ist das Leben schön und man denkt sich, dass sich die Strapazen in den vorangangenen Wochen gelohnt haben.
Bei mir ist inzwischen sogar wieder ein Aufwertstrend zu beobachten. Am Anfang meiner Zeit als Paruresis-Betroffener habe ich alle Aktivitäten auf ein Minimum zurückgefahren und habe mich auf Grund der Paruresis nicht auf öffentliche Toiletten getraut. Mit der Zeit wurde ich allerdings immer mutiger und habe nach und nach das Pinkeln auf verschiedenen öffentlichen Toiletten probiert. Ich habe schnell gemerkt, dass ich zu Dingen in der Lage bin, die ich vorher für absolut unmöglich gehalten habe. Gleichzeitig sind meine Möglichkeiten der Freizeitgestaltung wieder gestiegen, was mich jedesmal unheimlich gefreut hat.
Lange Rede, kurzer Sinn: Es gibt keinen Grund zu resignieren. Das Problem lässt sich nicht von einen auf den anderen Tag lösen. Genausowenig gibt es Menschen oder Medizin, die hier Wunder wirken. Aber eins kann ich aus eigener Erfahrung sagen: Es wird besser!
Gruß skywalker
PS: Ich habe auch an einer Abifahrt teilgenommen und lebe immer noch
der Text hätte in dieser Form auch von mir kommen.
Bei mir trat das Problem mit der Paruresis ebenfalls gegen Ende der Zeit am Gymnasium auf. Ich bin inzwischen 22 und verstehe, wie du dich fühlst, da ich selbst vor den selben Problemen gestanden habe und ebenfalls das Gefühl hatte, dass ich um die vielleicht beste Zeit meines Lebens beraubt werde.
Es kann anfangs schon frustrierend sein, wenn man auf viele angenehme Ereignisse verzichten muss. Aus eigener Erfahrung kann ich aber sagen, dass du aus diesem Stimmungstief wieder rauskommst, da du dich mit der Zeit an dieses Problem gewöhnst und Methoden entwickelst um die meisten Probleme zu umgehen. Die Lebensfreude verschwindet nicht, sondern ändert lediglich ihre Form. Im Moment denkst du vielleicht, dass man lediglich Lebensfreude empfindet, wenn man zum Beispiel in jede noch so entfernte Diskothek fahren kann. Es gibt aber viele andere Momente in denen man glücklich ist. In diesen Momenten ist das Leben schön und man denkt sich, dass sich die Strapazen in den vorangangenen Wochen gelohnt haben.
Bei mir ist inzwischen sogar wieder ein Aufwertstrend zu beobachten. Am Anfang meiner Zeit als Paruresis-Betroffener habe ich alle Aktivitäten auf ein Minimum zurückgefahren und habe mich auf Grund der Paruresis nicht auf öffentliche Toiletten getraut. Mit der Zeit wurde ich allerdings immer mutiger und habe nach und nach das Pinkeln auf verschiedenen öffentlichen Toiletten probiert. Ich habe schnell gemerkt, dass ich zu Dingen in der Lage bin, die ich vorher für absolut unmöglich gehalten habe. Gleichzeitig sind meine Möglichkeiten der Freizeitgestaltung wieder gestiegen, was mich jedesmal unheimlich gefreut hat.
Lange Rede, kurzer Sinn: Es gibt keinen Grund zu resignieren. Das Problem lässt sich nicht von einen auf den anderen Tag lösen. Genausowenig gibt es Menschen oder Medizin, die hier Wunder wirken. Aber eins kann ich aus eigener Erfahrung sagen: Es wird besser!
Gruß skywalker
PS: Ich habe auch an einer Abifahrt teilgenommen und lebe immer noch

Hallo,
hey, ich kann dich sooooooo gut verstehen! Mir geht/ging es ganz genauso...
Ich bin zwar weiblich und habe wenigstens das Problem mit den Stehklos nicht, aber ich habe auch lange Zeit auf alles mögliche verzichtet und so viele Freunde verloren.
In letzter Zeit (seit ich weiß, dass ich eine Krankheit habe und nicht einfach bescheuert bin) versuche ich, die Dinge trotzdem zu unternehmen. Habe kürzlich zum Beispiel einen Tagesausflug mit dem Zug nach Köln unternommen. Man muss halt ein bißchen erfinderisch sein. Wusstest du, dass Buchläden Toiletten haben? Wusste ich bis dahin auch nicht und natürlich war da nix los und ich konnte
Man darf einfach nicht aufgeben, auch wenn es superschwer fällt!!!
Für deine Abifahrt kann ich dir nur den Tipp geben, dass du dir für morgens ziemlich früh den Wecker stellst und dann schon mal gehst. Habe mir meine Armbanduhr so eingestellt, bin dann schnell auf Toilette und habe mich danach wieder ins Bett gelegt. Kommt aber immer darauf an, wie die Toiletten sind, aber in Jugendherbergen sind die ja meistens nicht direkt am Zimmer, so dass keiner mitbekommt, wo du hingehst.
hey, ich kann dich sooooooo gut verstehen! Mir geht/ging es ganz genauso...
Ich bin zwar weiblich und habe wenigstens das Problem mit den Stehklos nicht, aber ich habe auch lange Zeit auf alles mögliche verzichtet und so viele Freunde verloren.
In letzter Zeit (seit ich weiß, dass ich eine Krankheit habe und nicht einfach bescheuert bin) versuche ich, die Dinge trotzdem zu unternehmen. Habe kürzlich zum Beispiel einen Tagesausflug mit dem Zug nach Köln unternommen. Man muss halt ein bißchen erfinderisch sein. Wusstest du, dass Buchläden Toiletten haben? Wusste ich bis dahin auch nicht und natürlich war da nix los und ich konnte

Man darf einfach nicht aufgeben, auch wenn es superschwer fällt!!!
Für deine Abifahrt kann ich dir nur den Tipp geben, dass du dir für morgens ziemlich früh den Wecker stellst und dann schon mal gehst. Habe mir meine Armbanduhr so eingestellt, bin dann schnell auf Toilette und habe mich danach wieder ins Bett gelegt. Kommt aber immer darauf an, wie die Toiletten sind, aber in Jugendherbergen sind die ja meistens nicht direkt am Zimmer, so dass keiner mitbekommt, wo du hingehst.
Du hast bisher stets versucht, Dein Problem mittels Vermeidungstechniken (wenig trinken, Toilettengänge planen) zu umgehen. Das führt jedoch nicht zur Verbesserung, sondern im Gegenteil, zur Verschlechterung und Chronifizierung. Dass Du jetzt nicht mehr weiter weißt, solltest Du als Chance zur Veränderung Deines Lebens begreifen.
Paruresis ist mittels Verhaltenstherapie heilbar. Wenn Du Dir einen geeigneten Verhaltenstherapeuthen suchst, kannst Du Dein Problem überwinden und ein ganz "normales" Leben führen. Die Krankenkasse übernimmt die Kosten.
Hier ist ein interessanter Artikel zu dem Thema, der Dir sicher weiterhilft:
http://www.handicap-network.de/handicap ... /parua.htm
Paruresis ist mittels Verhaltenstherapie heilbar. Wenn Du Dir einen geeigneten Verhaltenstherapeuthen suchst, kannst Du Dein Problem überwinden und ein ganz "normales" Leben führen. Die Krankenkasse übernimmt die Kosten.
Hier ist ein interessanter Artikel zu dem Thema, der Dir sicher weiterhilft:
http://www.handicap-network.de/handicap ... /parua.htm