Also. Du hast ja bereits festgestellt, daß es niemanden interessiert was Du da machst. Also müsste es, rein logisch, Dich auch nicht interessieren, was andere da machen. Dies ist der Zustand, den Du nach langem und intensivem Training irgendwann erreichen wirst. Für den Moment aber kannst Du nichts dagegen machen. Es interessiert Dich und so wird´s vorerst bleiben. Musst Du also erstmal als normalen Bestandteil von Paruresis aktzeptieren.
Dein Therapeut hat recht, es ist Zeit für die nächste Stufe. Aber ich kenne Deinen Therapeuten nicht, unterschätzt er vielleicht Dein Problem?
Muss nicht sein, kann aber sein. Falls er nicht 100%ig weiß wie stark Paruresis sein kann, wird er Dir evtl. empfehlen Dich sofort ans Urinal zu stellen. Wenn Du Pech hast, bringt das dann gar nichts. Dr. Hammelstein spricht in seinem Buch von einer Hirarchie in der Schwierigkeitsstufe. Das ist enorm wichtig. Setzt Du Dein Ziel am Anfang zu hoch, bringt das höchstens Frust.
Bei mir ging´s so. Die ersten Gänge auf öffentliche Toiletten beinhalteten nur- bei leerer Blase und ohne das Ziel urinieren zu wollen- das ich mich in eine der Kabinen auf den geschlossenen Deckel setzte und einfach dem Treiben außerhalb lauschte. Als ich mich daran gewöhnte und merkte, daß keine Gefahr besteht, ging ich mit voller Blase hin. Und ziemlich schnell hatte ich´s raus, in Kabinen zu pinkeln. Erst sobald das geschafft war, ging es ans Urinal. Pinkeln wenn keiner da ist, später in Anwesenheit anderer. Da wurd´s schon schwieriger und es hat gedauert bis sich Erfolge eingestellt haben, aber immer wenn das klappte, hatte ich den ganzen Tag ein dickes Grinsen im Gesicht. Wichtig in der Hierarchie: Am Anfang so weit wie möglich vom anderen wegstellen. Ganz nach außen, auf einer Toilette mit so viel Urinalen wie möglich. Wenn einer kommt ist es in der Regel ganz natürlich daß er sich möglichst weit weg von Dir stellt.Niemals aufgeben und immer wieder den Situationen stellen, auch wenn´s abartig ist. Irgendwann beginnen Dich die bereits erreichten Erfolge zu tragen. Jeder kleine Schritt macht Dich stärker. Bis es Dir völlig egal wird was andere denken. Aber denk dran, Geduld. Es dauert lange. Aber es klappt. Und es lohnt sich dafür zu kämpfen.
Und noch was. Wenn Du von Deinem Problem erzählst, lacht im
Regelfall niemand. Es gibt sogar den einen oder anderen der sagt: Kenn ich.
Vertrau mir, sie nehmen es einfach so hin.

Übrigens, wundere Dich nicht am Urinal, Du wirst immer mal wieder jemanden treffen, der unverrichteter Dinge wieder geht...
Schluß jetzt mit meinem Roman. Wenn Du Fragen hast, ich bin zur Stelle
Viel Erfolg!