Neu-Konditionierung durch Belohnung?

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dawnofday
Newbie
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Registriert: 4. Dezember 2008 20:56
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Neu-Konditionierung durch Belohnung?

Beitrag von dawnofday »

Hallo zusammen,

ich bin noch nicht lange hier im Forum angemeldet, aber ich finde es super, dass es eine solche Plattform überhaupt gibt. Mein ganz großes Dankeschön dafür an carsten. :)

Mir ist heute früh eine Idee gekommen. Die Paruresis ist ja scheinbar das Ergebnis einer klassischen Konditionierung: ein an sich harmloser Reiz (andere Menschen sind mir mir in der Toilette) ist irgendwann mit einem negativen Erlebnis auf der Toilette verknüpft worden. Nach diesem Erlebnis löst der eigentlich harmlose Reiz dann einen Angstzustand aus, der letztlich die Blasenentleerung verhindert.

Ich habe überlegt, ob es nicht vielleicht hilft, bewusst und wiederholt einen neuen, positiven Reiz mit dem Toilettengang zu verbinden, um den als negativ bewerteten (an sich aber harmlosen) Reiz "Andere Menschen auf der selben Toilette" zu "überschreiben" (falls sowas überhaupt möglich ist).

Vielleicht klingt das jetzt verrückt und nicht sehr praktikabel, aber man könnte sich z.B. bei jedem Gang auf die Toilette zB. mit einer Tüte Minigummibärchen oder einem Schokotoffee belohnen. Dies wäre dann der positive Reiz. So hätte man etwas, worauf man sich freuen könnte und könnte dies bewusst dazu einsetzen, in einem ersten Schritt das Vermeidungsverhalten an sich (das Aufsuchen einer Toilette) zu bekämpfen. Später kann man sich dann belohnen, wenn man es z.B. in der Kabine geschafft hat zu urinieren usw.

Mir ist klar dass Toiletten und Süßigkeiten aus hygienischen Gründen nicht wirklich zusammen passen. Jedoch kann ich mir gut vorstellen, dass es die positiven Gefühle und das Sich-übertrieben-freuen-sollen nach einem Erfolg unterstützt und verstärkt. Außer Nahrungsmitteln ist mir auch kein Reizauslöser eingefallen, der positiv wahrgenommen wird und schnell genug wirkt.

Und ja: das Timing ist auch ein Problem. Niemand wird die Zeit haben kurz vor der Blasenentleerung am Pissoir noch ein Bonbon auszuwickeln. Mir erscheint es jedoch nicht unlogisch, das Unterbewusstsein so durch einen neuen Reiz zu überlisten.

Vielleicht hat ja jemand von Euch noch eine bessere Idee, wie bzw. mit welchem positiven Reiz man es besser anstellen könnte.

Allen im Forum ganz viel Erfolg bei der Überwindung der Krankheit,
niemals aufgeben,

dawn
S23
User
Beiträge: 62
Registriert: 19. Dezember 2008 13:55
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Beitrag von S23 »

Naja ich weiß nicht so recht ob das wirklich funktioniert mit der süßigkeiten belohnung aber vll sollte man es mal ausprobieren^^
ich versuch jetz bei jedem mal wenn ich aufs klo geh n geräusch zu machen, beim pinkeln einfach mal voll drauf das es so richtig schön plätschert und das jedes mal wenn ich aufs klo gehe. zuerst mal nur daheim und dann wenn ich mich dazu bereit fühle in der öffentlichkeit.
ich hoffe das ich so checke, dass das nix ist wofür man sich schämen muss ;)
Noxx
User
Beiträge: 41
Registriert: 5. April 2008 17:34

Beitrag von Noxx »

Das ist ein interessanter Ansatz.
Aber ich denke, für die meisten hier ist der Erfolg, wenn es geplappt hat, schon eine so große Belohnung, das wird sich mit einer Süßigkeit kaum toppen lassen.
Aber einfach mal ausprobieren. Für mich eigentlich kein Thema mehr; ich schaue aber dennoch ab und zu mal vorbei.

Gruß, Noxx
SimoneH
Poweruser
Beiträge: 191
Registriert: 26. August 2008 15:32
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Beitrag von SimoneH »

hallO!
das mit der klassischen konditionierung stimmt ohne zweifel. wir haben psychologie und da haben wir genau dies gelernt. ein ursprünglich neutraler reiz bekommt eine bedeutung. und die toilette wird bei uns zB mit "gefahr" assoziiert. das mit dem positiven reiz hat sich schon bewährt. zum beispiel hat meine psychologielehrerin erzählt, sie habe mal einen patienten mit höhenangst therapiert. sie ist mit ihm immer aufzug gefahren und hat währenddessen mit ihm karten gespielt. nach einer gewissen zeit hat sich der patient jedesmal auf das spiel gefreut und fand das aufzugfahren und die höhe gar nicht mehr schlimm.

beim klassischen konditionieren ist es so, dass ein objekt oder eine situation mit angst assoziiert wird und daraufhin nach konfrontation mit dem angstobjekt eine KÖRPERLICHE REAKTION folgt. bei uns paruretikern ist das die toilette. unser körper hat eben gelernt, wie er in dieser situation reagiert.

ich glaube schon, dass man dieses konzept auch auf uns übertragen kann. so wie du´s schon gesagt hast dawnofday, mit kleinen dingen. ich selbst hab´s noch nicht ausprobiert, aber rein psychologisch müsste das auf jeden fall möglich sein. wenn wir es schaffen, einen gewissen entspannungsgrad zu erreichen oder "glücklich" zu sein wenn wir zur toilette gehen, ist die verknüpfung TOILETTE- GEFAHR gelöscht, bzw mit etwas positivem vertauscht.
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