Zeitweilige Selbstkatheterisierung

Diese Methode wurde eigentlich für Patienten mit Inkontinenz entwickelt und eignet sich nur im Notfall für Paruresis-Leidende. Sie ist kein Ersatz für eine psychotherapeutische Behandlung.

Zur Selbstkatherisierung gibt es zwei verschiedene Methoden.

Einführen in die Harnröhre

Die erste Möglichkeit besteht darin, einen Harnkatheter selbst in die Harnröhre einzuführen und über diesen den angesammelten Urin abzuleiten. Ursprünglich stammt die Lösung aus der Behandlung von Inkontinenz (unkontrolliertes Austreten von Urin). Das hierzu benötigte Zubehör (sterile Katheter, Handschuhe, Gleitgel) ist im Sanitätshandel (auch online) zu bestellen.

Wir weisen darauf hin, dass die Handhabung (Einführen des Katheters) gewisse Schwierigkeiten bereiten kann. Der Eingang in die Harnröhre bei Frauen beispielsweise ist nicht ohne weiteres sichtbar. Um einen Harnkatheter einzuführen, sind ein Spiegel und ausreichend Licht nötig. Bei Männern stellt sich das Problem, dass die Harnröhre länger als bei Frauen ist und zudem in Bögen verläuft (vorbei an der Prostata). Dies erschwert das Einführen eines Katheters. Eine Einweisung in die Technik der Selbstkatherisierung durch medizinisches Fachpersonal ist deshalb unerlässlich!

Zudem ist auf strengste Hygiene zu achten (steriles Zubehör, Desinfektion der Hände und der Schamlippen bzw. der Peniseichel). Wird dies nicht beachtet, sich das Risiko einer Infektion mit möglicherweise schwerwiegenden gesundheitlichen Folgeschäden, etwa der Nieren.

Externes Kathetersystem

Die zweite Möglichkeit ist ein externes Kathetersystem, das an den Ausgang der Harnröhre angeschlossen ist und den austretenden Urin in einen Beutel leitet, der auf der Innenseite der Wade befestigt wird („Urin-Auffangsystem“).

Das System gibt es in geschlechtsspezifischen Ausführungen.

Bei dem System für Frauen wird an den Schamlippen ein latexfreier, geruchsstoppender Beutel befestigt, der den Urin zunächst auffängt. Am unteren Beutelende ist befindet sich eine Öffnung, durch die der Urin in den an der Innenseite der Wade befestigten Auffangbeutel geleitet wird.

Bei dem System für Männer wird der externe Katheter wie ein Kondom über den Penis gestreift. Der austretende Urin wird über einen Schlauch in den Auffangbeutel geleitet, der an der Innenseite der Wade befestigt wird. Der Auffangbeutel wird mit elastischen Riemen am Bein befestigt und kann über eine Öffnung am unteren Beutelende leicht geleert werden.

Insgesamt scheint die zweite vorgestellte Methode („Urinauffangsystem“) leichter in der Handhabung und mit weniger gesundheitlichen Risiken behaftet als das selbständige Einführen eines Katheters in die Harnröhre.

Betroffene, die sich für die erste vorgestellte Methode entscheiden, sollten ein ausführliches Gespräch mit einem Arzt (Urologe) führen und sich eingehend über die Methode der Selbstkatheterisierung und geeignete Produkte informieren.