Warum sind echte Kontakte hier so schwierig?

Hier gibt es alles zum Thema psychische Entleerungsstörung
ULl
User
Beiträge: 16
Registriert: 17. Januar 2011 07:40
Wohnort: Tegernsee

Beitrag von ULl »

Jupp hat geschrieben:Ich finde es Unsinn, einen Leitfaden aufzustellen. Die jeweiligen Buddys müssen miteinander ausmachen, wie sie miteinander umgehen. Es gibt ja nicht DAS richtige.
Auf der einen Seite sind tausende Gedanken im Kopf, auf der anderen Seite soll es Unsinn sein diese zu ordnen, zu entkräften, in eine Richtung zu lenken die zu einem Ziel führen - wozu gibt es heute ein Navi oder fährt man heute einfach mal los - werden ja sehen wo, wann und wie wir ankommen :shock:

In einem Paruresisworkshop wird man sicherlich auf die Situation mit (s)einem Peebody vorbereitet und es werden entsprechende "Abmachungen" getroffen die beiden in dieser Situation helfen.

Wer kann aus so einem Workshop berichten?
SimoneH
Poweruser
Beiträge: 191
Registriert: 26. August 2008 15:32
Wohnort: München

Beitrag von SimoneH »

Hallo ULI!

Bezüglich des Workshops wurde schon so viel geschrieben, schau Dich einfach mal in den ganzen Threads um, dort erfährt man sowohl den genauen Ablauf eines solchen Wochenendes, als auch Eindrücke und Erfahrungen der Teilnehmer! Nochmal alles zu schreiben ist mir ehrlich gesagt zu viel Aufwand ;) es ist wirklich umfangreich ;). Ich kann nur sagen, dass es mir auf jeden Fall sehr geholfen hat.

Wie gesagt, schau Dich einfach mal um, da findest Du vieles.
Jupp
Poweruser
Beiträge: 101
Registriert: 15. Januar 2011 22:51
Wohnort: NRW

Beitrag von Jupp »

Hallo Uli, ich wollte dir mit dem "Unsinn" nicht zu nahe treten. Tut mir leid, wenn du dich angegriffen gefühlt hast. Natürlich sollst du deine Gedanken ordnen, aber dabei hilft dir kein Leitfaden.

Also ich habe mich neulich mit einem Buddy das erste Mal getroffen, nachmittags auf einem Wanderparkplatz. Ausgemacht war spazieren gehen und reden und VIELLEICHT auch schon üben, falls sich das zufällig ergeben sollte. Ich habe dann vorher extra viel getrunken, weil ich unbedingt üben wollte. Mein Buddy hatte es aus dem gleichen Grund genauso gemacht und nach 20 Minuten mußten wir beide dringend pinkeln. Wir sind ein dann etwas vom Weg ab in den Wald gegangen und ich konnte da pinkeln. Meinem Buddy war die Stelle aber zu einsehbar. Ich habe ihn gedrängt, es wenigstens mal zu versuchen, was psychologisch natürlich völlig falsch war. Er konnte dann auch nicht. Weiter im Wald ging es dann bei ihm auch, wenn ich mehrere Meter hinter ihm stand. Bei seinem nächsten Versuch stand ich ein paar Meter weg aber so, daß wir uns sehen konnten. Diesmal lief es bei ihm nach viel kürzerer Zeit schon. Ich bin dann auf ihn zugegangen, weil er erzählt hatte, daß es bei ihm nicht weiterläuft, wenn jemand am Pissoir dazukommt. Er hat aber weitergepinkelt, selbst als ich direkt neben ihm stand. Beim dritten Versuch konnte er lospinkeln als ich direkt neben ihm stand und ich habe ihn einfach mal am Arm berührt. Das ist natürlich ein Angriff in seinen Distanzbereich und hätte ihn natürlich vorher fragen müssen, aber dann hätte es ja nichts gebracht. Es lief übrigens weiter!
Fazit: Ich habe so ziemlich alles falschgemacht, was ein Leitfaden so empfehlen würde. Für meinen Buddy war es aber genau richtig, hat er mir nachher gesagt. Ich habe mich auf mein Gefühl verlassen und mir überlegt, was ich mir von dem Buddy wünschen würde und was mich stören würde. Mit etwas gesundem Menschenverstand und dem normalen höflichen Umgangsformen liegt man da schon meist ganz richtig.

Du wolltest z. B. eine Abbruchanleitung. Wie soll das gehen? Wenn du dich mit deinem Buddy unwohl fühlst und ihn nicht mehr sehen willst, kannst nur du entscheiden, wie du das sagen willst. Entweder du bist ehrlich und verletzt ihn vielleicht damit. Vielleicht gibst du ihm damit aber auch die Möglichkeit, ein Mißverständnis auszuräumen. Oder du bist höflich und benutzt eine Notlüge als Ausrede. Grundsätzlich denke ich, je fremder man sich ist, desto angebrachter sind höfliche und damit notfalls unehrliche Aussagen. Nur du kannst entscheiden, wie fremd dir der andere ist. Also wenn dir der Buddy beim ersten Treffen auf den ersten Blick total unsympathisch ist, würde ich die unehrliche Lösung empfehlen, anstatt ihm die Wahrheit ins Gesicht zu sagen.
Rolf
Poweruser
Beiträge: 231
Registriert: 30. März 2004 19:21

Kultur der Lügen

Beitrag von Rolf »

Das gefällt mir sehr gut, wirklich. Zwar sehe ich auch, dass Profis da anders rangehen, doch die sind auch nicht (in unserem Ausmaß) davon betroffen, was ja ein Vorteil sein kann. Es hat keinen Sinn, hier einen „Knigge“ aufzustellen, von einer gewissen Achtung und Zielsetzung mal abgesehen. Das würde doch nur dem Komplex das Wort reden, der sich immer neu materialisiert und "einwandfrei >greifbar< dasteht" (das ist doch die Ironie an dem ganzen Matsch!).

Was (wer) mir fremd vorkommt heißt doch nicht, dass mir „das“ unbekannt ist: Ich will es einfach nicht sehen! Das ist doch der eigentliche Hintergrund (warum auch immer). Keinesfalls ist das Pfützchen, die Gießkanne oder das linke Ei daran schuld, das ist nur der Fixpunkt (an dem alles aufgehängt ist - wir müssen doch was benennen können...) und dieser ist individuell seeehr verschieden. Aber letztendlich sind wir allein - mit den Folgen.
Antworten