Betrachtungswinkel...

Hier gibt es alles zum Thema psychische Entleerungsstörung
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WCFrisch
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Betrachtungswinkel...

Beitrag von WCFrisch »

hallo zusammen!

ich habe schon eine weile im forum mitgelesen und bin auch betroffen. dabei würde ich das bei mir als mittlere paruresis einstufen, leider hat das ganze aber schwere folgen für mich gehabt. ich bin nun in einer therapie weil ich eine zeitlang kaum das haus verlassen konnte, durch die angst aufs klo zu gehen hat sich eine generelle angst vor situationen außerhalb entwickelt. so geh ich zb kaum ins kino weil ich angst habe dort zu gehen und aber auch angst mitten im film aufzustehen, das wäre mir peinlich.
ähnlich ist es mit autofahren, wo ich mich ständig unter druck setze und so dann erst recht oft muss. das heisst, ich mach mir dann solche angst in diesen situationen, dass ich ständig gehen muss obwohl ich angst davor habe. ich denke sowas nennt man einen teufelskreis ;)
meine paruresis ist folgendermaßen ausgeprägt: in kabinen kann ich eigentlich immer (stehend oder sitzend ist egal), aber am pissoir nur, wenn keiner da ist oder ich einen wirklich guten tag habe und erst jemand reinkommt wenn ich schon pinkel.
es ist mir aber unangenehm, wenn andere (insbesondere bekannte) mitkriegen, dass ich in die kabine gehe, ohne das es nötig wäre (weil genug platz an den pissoirs ist).. da komm ich einfach nicht drüber hinweg..

nun hab ich mich in der therapie mit dem ganzen außeinandergesetzt und muss sagen, ich bin zu einem interessanten schluß gekommen.
eigentlich habe ich nur ein problem, weil meine einstellung zu dem ganzen zu verbohrt ist. ich stehe einfach nicht dazu, dass ich lieber in die kabine gehe wenn viel los ist. sprich: wenn ich WIRKLICH davon überzeugt WÄRE, dass es halt normal ist das ich lieber in die kabine gehe (meine schamgrenze), hätte ich kein problem. zwar könnte ich immernoch nicht am pissoir wenn andere gucken, aber ich würde es eben nicht als ein problem sehen. somit hätte ich keine angst mehr!

ich fände es interessant was andere leute mit einem ähnlichen schweregrad der paruresis dazu sagen.. natürlich können leute, die wirklich nurnoch zuhause können wenn keiner da ist das vielleicht nicht so nachvollziehen was ich mir denke, aber vielleicht bringt die diskussion ja trotzdem was :)

ich sehe das nun so, ich habe die wahl. entweder ich ändere meine einstellung wie oben, oder ich bekämpfe diese schamgrenze indem ich versuche wieder pinkeln zu können wenn andere da sind. allerdings wollte ich ehrlichgesagt garnicht unbedingt bis zum äußersten gehen. das wäre in meinem fall mit 20 mann an einer pissrinne stehen zum beispiel. ich fänd das irgendwo auch eklig..

sorry ist bisschen lang geworden

viele grüße,

WC Frisch
WCFrisch
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Beiträge: 85
Registriert: 24. Oktober 2006 18:06

Beitrag von WCFrisch »

hm schon 100 views aber keine antwort.. hat denn keiner interesse an nem gedanken austausch?

fänd ich schade
Trader23
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Registriert: 10. Oktober 2006 05:44

Beitrag von Trader23 »

Ich meld mich mal :)

Zum Autofahren und ähnlichen Situationen die du oben beschrieben hast. Dort ist deine Angst, das du pinkeln musst? also genau das Gegenteil wenn du vor dem Pissoir stehst neben andern leuten richtig?

Um die Angst beim Namen zu nennen, das schlimmste was passieren könnte wäre wenn du dir in die Hose pinkeln würdest - und wegen der Angst kannst du nicht Autofahren? *sag's mir wenn ich den Text oben falsch interpertiert hab*
Dann stell dich der Angst mal ganz bewusst, und wenn es schlimmstenfalls rauskommen sollte - anyway ist ja sonst nichts schlimmes bzw. bedrohliches. Aber ich denke nicht das es passieren wird, sondern es ist nur eine Angst?
PP
Poweruser
Beiträge: 135
Registriert: 10. März 2006 20:52

Beitrag von PP »

Beim Autofahren, wenn du alleine über Land fährst, würde ich dir raten, öfter einmal anzuhalten und es in freier Natur zu probieren.
Da lässt sich auch prima der Schwierigkeitsgrad regeln.
Du parkst dein Auto an einer vielbefahrenen oder wenig befahrenen Straße und dann positionierst du dich vor, neben, hinter deinem Auto entweder so, dass vorbeifahrende Autofahrer dich sehen, sehen könnten, wirklich nur theoretisch sehen könnten oder überhaupt keine Chance haben, dich zu sehen.
Der Vorteil: Die Autofahrer sehen dich immer nur einen kurzen Augenblick, sehen und hören auch nicht, ob bei dir gerade was läuft und wissen nicht, wie lange du schon dastehst.

Ich betrachte es als normal in einer Kabine zu pinkeln, mein Bruder übrigens auch.
Allerdings möchte ich irgendwann am Pissoir können.

"mit 20 mann an einer pissrinne stehen"
wäre vielleicht eklig, ist bei einem bestimmten Alkohollevel aber egal und hebt das Gemeinschaftsgefühl :)
WCFrisch
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Beiträge: 85
Registriert: 24. Oktober 2006 18:06

Beitrag von WCFrisch »

danke schonmal für eure antworten!

@Trader23
also ich denke es ist schon eine gewisse angst vor kontrollverlust da hast du recht.. allerdings habe ich diese angst ja nur weil ich mich nicht traue zu sagen "hallo halt mal an ich muss", denn es könnte ja wer mitkommen und ich könnte mich blamieren.. sozusagen baut die eine angst auf die paruresis auf..
dieser angst habe ich (musste ich) mich schon mehrmals gestellt, nie habe ich mir in die hose gemacht, da bin ich dann doch lieber im stau ausgestiegen und irgendwo im gebüsch verschwunden.. aber das hilft mir irgendwie alles nix bei den erwartungsängsten vor langen fahrten.. leider

@PP
wegen dem üben an der straße: also das ist ansich ne gute idee, ich habe allerdings mehr angst wenn ich autobahn fahre, somit wäre es wohl sinnvoll hier auf parkplätzen OHNE klo anzuhalten oder? bzw. siehe oben mit anderen zu fahren und eben zu sagen "halt mal an", um die situation realistisch zu bewerten.. leider fehlt mir da der mut momentan..

wenn du das pinkeln in der kabine als normal betrachtest würde ich mal sagen stehst du definitiv unter einem geringeren druck als ich (und andere) oder wie siehst du das? immerhin wäre es dir nicht peinlich wenn dich jemand drauf anspricht, im gegensatz zu mir.
PP
Poweruser
Beiträge: 135
Registriert: 10. März 2006 20:52

Beitrag von PP »

Zu Autobahnklos habe ich schon unter "Tipps zum Üben" etwas geschrieben.
Was sinnvoler ist, kannst nur DU entscheiden. Bei einer guten Übung macht man es sich nicht zu leicht, aber auch nicht zu schwer.
Ich habe eher gemeint, wenn man alleine ist, man kann natürlich auch üben, indem man jemandem im Auto warten lässt.
Auf Autobahnparkplätzen ohne Klo habe ich auch schon geübt. Hat lange gedauert und ich musste mich sehr weit hinten hin stellen, aber es hat dann geklappt.

Man muss einfach ein wenig kreativ sein, was für einen selbst passt und eben diese Grundregel beachten:
Nicht zu leicht, sonst wäre es keine Übung sondern normales Pinkeln.
Nicht zu schwer, sonst frustriert man sich nur.

Pinkeln in der Kabine als normal betrachten. Das hängt auch irgendwie mit der Situation zusammen. Manchmal, wenn mein Selbstvertrauen einen Knacks hat, gibt es auch dort Probleme.
Für den Fall, dass einen jemand anspricht und ich bin sehr gut drauf, gibt es auch so einen Satz, denn ich im "Tipps zum Üben" genannt habe.
Unter gewissen Umständen hätte ich keine Hemmungen, ihn auszusprechen ;)
Ich stehe unter einem geringeren Druck als du, da ich schon am Problem gearbeitet habe.
Wenn man daran arbeitet, dann gibt es auch Fortschritte.
WCFrisch
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Beitrag von WCFrisch »

ja das ist glaub ich auch ziemlich wichtig mit dem schwierigkeitsgrad.. ich mein ich kenn das auch wo ich dann fast enttäuscht bin wenn es zu leicht war und ich denke "schade, das wäre eine schöne übung gewesen wenn jemand dagewesen wäre"...

aber es lässt sich leider auch nicht immer so optimal steuern finde ich.

der spruch den du erwähnt hast finde ich gut, den werde ich auch mal gebrauchen sollte ich in die verlegenheit geraten, weil im prinzip ist es ja auch so und das sollten wir uns immer wieder vor augen halten. was wir auf dem klo machen geht keine sau was an!
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