wo anders übernachten

Hier gibt es alles zum Thema psychische Entleerungsstörung
Adriana
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wo anders übernachten

Beitrag von Adriana »

Mein neuer Freund wünscht sich, dass ich am WE bei ihm übernachte, da strategisch günstiger zu unserer Freizeitgestaltung als meine Wohnung.
Ich kenne seine Wohnung nicht (Nähe WC zum Schlafzimmer, Geräuschempfindlichkeit,...).
Mit ihm reden traue ich mir nicht zu, dafür kennen wir uns nicht lang genug. Oder sollte ich es auf die witzige Tour machen ("hab grade irgend ne Verspannung...")???
Hat irgend jemand schon mal so eine Situation gehabt und kann mir irgendwelche Tips geben? Gerne Ausreden, falls es länger/öfter dauert oder wieso ich plötzlich nach Hause muß.

Weiß, daß das nur eine Verdrängungstaktik ist, arbeite langfristig dran (Verhaltenstherapie), aber brauche eine Überlebensstrategie für dieses WE.
zefiro39
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Beitrag von zefiro39 »

Hallo Adriana,

ich kenne das Problem nur zu gut. Ich vermeide es auch so oft es geht, bei anderen Menschen in deren Wohnung zu übernachten.

Wäre es möglich, dass Du ihn vorher schon mal besuchst, um unauffällig die Situation in der Wohnung checken zu können? Und falls Du den Eindruck hast, dass es Schwierigkeiten geben könnte, kannst Du immer noch sagen, dass es nicht klappt mit dem Übernachten in der dortigen Wohnung (aus irgendwelchen anderen Gründen).

Für mich ist das Übernachten bei anderen in deren Wohnung tatsächlich das größte Problem - schlimmer noch als öffentliche Toiletten. Hatte erst jetzt wieder den Fall, dass ich bei Bekannten übers Wochenende eingeladen war. Das Tückische war: die Toilette war direkt gegenüber zum Schlafzimmer der alten Tante, die mit im Haus wohnt. Und diese hatte die Gewohnheit, ihre Tür nachts offen zu lassen. Somit hatte ich bei jedem nächtlichen Toilettengang das Gefühl, beobachtet zu werden. Glücklicherweise war es so heiß, dass ich das meiste rausschwitzen konnte...
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Schäfchenzähler
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Beitrag von Schäfchenzähler »

Hallo Adriana,

das ist auch eins meiner Hauptprobleme. Ich denke mal über nen Ultimativ-Tip nach, allerdings wäre es dafür hilfreich, wenn Du nochmal sagst, wie du langfristig damit umgehen willst... ehrlich? Oder mit Notlügen?

Ansonsten kann ich mich zefiro nur anschließen. Meine Taktik Nummer eins wäre (und ist) immer, jemanden sowieso tagsüber mal besucht zu haben, bevor ich bei ihr (ihm) übernachten würde.

Und noch ne Frage: was bereitet Dir persönlich an fremden Wohungen denn das hauptsächliche Problem?

Gruß
R.
Adriana
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Beitrag von Adriana »

Das Problem im Moment ist die Angst vorher...
Leider kann ich nicht vorher in die Wohnung, werde HEUTE ABEND dort übernachten müssen, weil wir in dieser Umgebung weggehen und ich von dort aus leider nicht nach Hause komme... :-(

Probleme die auftreten könnten:

- man könnte etwas hören, was sich in der Toilette abspielt
(ist z.B. leider in meiner Wohnung so: Altbau, vom Schlafzimmer aus hört man alles, so daß ich Männerbesuch lieber erst mal ins Wohnzimmer führe, da es nicht klappen würde, wenn ER dann nebenan im Schlafzimmer ist, obwohl es meine EIGENE Wohnung ist. Mit der Zeit setzt dann aber der Gewohnheitseffekt ein und es geht dann...)

- Wand der toilette direkt neben dem Schlafzimmer...

- Nervosität weil fremde Umgebung

- Gedanken, ich könnte zu viel Zeit brauchen

Ich mache ja schon eine Verhaltenstherapie, aber so weit bin ich eben noch nicht...
Auf Dauer werde ich es sagen müssen, aber dazu muß man die Personen schon sehr gut kennen...

Meine Strategien für heute abend:

- viel Tequilla pur => Alkohol lockert
- Iboprufen Schmerzmittel einwerfen (hält die Flüssigkeit zurück)
- Beruhigungsmittel nehmen

... sollte das alles in Kombination nichts helfen, dann werde ich so tun als hätte ich Durchfall/Magenprobleme...

Es gibt Auswege, irgendwie wird das schon... hoffe ich zumindest...
Heribert Hansen
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Lieber reden

Beitrag von Heribert Hansen »

Ibuprofen? Oh je, mal den Beipackzettel gelesen wegen der Nebenwirkungen??

Red lieber mit Deinem Freund, denn wenn er kein Verständnis hat ist er kein Freund, is doch klar!!

Wirst Dich wundern, wie verständnisvoll er reagiert - - - schließlich liebt er Dich doch!!

Musste glauben - is' nämlich so!!

LG heri
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Adriana
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Beitrag von Adriana »

Reden? Noch nicht!
Normalerweise schon, aber es gibt Gründe, wieso es dafür noch zu früh ist... wir kennen uns über die Arbeit... mehr kann ich dazu nicht sagen.
Würde wir uns nur privat kennen, wäre das alles einfacher.

Aber auch wenn das anders wär:
Insgesamt bin ich eh immer beunruhigt... kennt Ihr das auch??? Man muß vor anderen immer ien perfektes Bild darstellen, weil man in dieser einen Sache eben so unperfekt ist. Ich will diesen "Makel" ausgleichen, deshalb muß dann eben alles andere stimmen, was total anstrengend ist.
In meinem Fall kam dann eben raus, daß er in allem möglichen besser ist als ich (Musik machen, Sportart ausüben => haben den Direktvergleich weil es die gleiche ist) usw. Jetzt dann noch ZUSÄTZLICH mit dieser Sache Paruresis anzukommen wäre also eine zusätzliche Belastungsprobe... ich will dieses Risiko nicht eingehen... noch nicht...


Aber zurück zur eigentlichen SItuation, der heultigene Nacht:
Wir waren unterwegs, viel getrunken (er Bier, ich nur Tequilla wg der Flüssigkeit), war bei mir alles kein Problem. Leider ist dieser Mensch grade der Anti-Paruretiker, d.h. er *** überall hin, egal obs grade passend ist oder nicht, oder ob es jmd sieht. Das ist noch eine schlechte Ausgangsbasis, mit ihm zu reden.
Wir sind dann zu ihm, aber die Wohnung ist ein Ort, wo es NO WAY geht. Man hört was jmd im Bad macht, das Bett steht direkt an der Wand zum Bad. Als ich es 3 Minuten versucht habe (war nicht länger), fragte er schon, ob denn alles ok war (so nach dem Motto "was brauchst du so lange"), weil er eben für sowas nicht mal eine Minute braucht.
Das alles ging absolut nicht, also habe ich mir Lorazepam eingeworfen. Damit ging zwar auch noch nix, aber we´nigstens war mir dann alles vollkommen egal. Ich habe mich ins Bett gelegt, 8 Stunden durchgeschlafen und bin am nächsten morgen nach Hause. Ich hatte keine körperlichen Probleme, nichts was nicht auszuhalten gewesen wäre, es war einfach nur die Angst und Ausgelieft sein...
Heute Nacht würde er wieder gern, daß wir bei ihm sind. Ich feile schon an einer Ausrede :-)
Ein paar Wochen lang kann ich noch so durch halten, dann wird die Situation eine andere sein und ich werde mit ihm reden können.
Marion
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Beitrag von Marion »

Hallo Adriana,

dies alles kommt mir sehr bekannt vor, als ich meinen jetzigen Partner kennen lernte. Ich habe Anfangs auch immer versucht, mich da irgendwie durchzuwurschteln und habe halt nicht so viel getrunken und am Anfang ist man halt nur in den Nächten zusammen geblieben und sich anderen Morgen wieder getrennt. Als wir dann irgendwann zusammenzogen, war die Vertrautheit schon recht groß und für mich was das dann auch kein Problem mehr.

Dann war auch die Zeit, dass ich ihm das gesagt hatte er wusste zwar schon vorher, dass ich ein Problem mit dem Wasserlassen hatte, aber nicht die genaue Ursache und Umstände. Er war dann auch richtig enttäuscht, dass ich ihm das nicht vorher gesagt habe und ihm so wenig vertraue.

Aber kann Dich schon verstehen man will am Anfang einer Beziehung einen guten Eindruck machen und nicht gleich schon seine ganzen Schwächen offen legen. Und man stellt sein Gegenüber noch auf ein hohes Potest und meint, er könne alles besser und habe keine Fehler obwohl, dass ja nicht stimmt und man nachher sieht, dass der Partner genauso Fehler und Schwächen hat, wie man selber. Aber auch er zeigt sich anfangs eben von seiner Schokoladenseite:wink:

Aber vielleicht wirst Du bald eine Möglichkeit finden, ihm das zu erklären man fühlt sich dann doch etwas erleichtert und kann dann schon mal austesten, in wie weit der potenzielle Partner damit umgehen kann weil es ist ja nun mal ein Teil von Dir und wird immer mit in die Beziehung einfliesen und dafür muss schon Verständnis des Partners vorhanden sein.

LG

Marion
Heribert Hansen
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Beitrag von Heribert Hansen »

Der blödeste, flapsigste und zugleich wahrste Spruch des Lebens ist: Nobody is perfect!

Dein Freund auch nicht, hast Du in sein Inneres geschaut? Wie kannst Du glauben, er hätte nicht auch irgendwo Ängste, Probleme, wenn Du ihn nicht richtig kennst?
Glaub mir: Offenheit ist das beste Mittel, einen Menschen zu erobern. Nicht im Berufsleben, aber zuhause bei ihm bist Du doch keine Kollegin mehr.

Wir Paruretiker haben glaub ich alle ein Problem mit Perfektionsstreben. Er sit beser im Sport? Wart mal 60 Jahre, vielleicht ist er dann ganz wacklig auf den Beinen und Du bist noch fit...soll er dann weniger wert sein als Du??

Ich kann also nur noch mal raten: Sag's ihm, auch wenn es Dich übermenschliche Kräfte kostet!!

Vielleicht denkst Du dabei an uns alle hier, wie wir bei Dir sind und Dich in Deinen Gedanken, Deinen Ängsten, Deinen Kämpfen begleiten.

Sei ein bisschen mutig, vielleicht trägt er Dich auf Händen ins Bad und verkrümelt sich ins Erdgeschoss.

Glaube an Dich, glaube an die Liebe, an die Mitmenschjlichkeit. Du schaffst es!!!!

LG

Heri
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Adriana
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Beitrag von Adriana »

Ich danke Euch für Eure Antworten!!!
Wird ja heute Nacht trotzdem wieder ein Problem auch wenn wir bei mir sind, denn das Bad ist neben dem Schlafzimmer...
Vielleicht muß ich es einfach irgendwann sagen, denn die Situation wird irgendwann kommen, daß ich keine Ausflüchte mehr haben kann... und dann hilft nur noch die Wahrheit und zu sehen, wie er reagiert.
Heribert Hansen
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Sonst nichts

Beitrag von Heribert Hansen »

..bin mir sicher, er zieht nur die Augenbrauen hoch und sagt, dass Du ihm leid tust.

Was habe ich früher geglaubt, wie ich für sowas verachtet werden würde...nie hat mich jemand von denen verachtet, die es erfuhren, das ist die Wahrheit!

Wenn ich Dich mutiger machen könnte - ich würde es tun...

LG heri
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Diana13
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Beitrag von Diana13 »

[quote="Adriana"]Ich danke Euch für Eure Antworten!!!
Wird ja heute Nacht trotzdem wieder ein Problem auch wenn wir bei mir sind, denn das Bad ist neben dem Schlafzimmer...


adriana ich hoffe du hast die nacht gut überstanden??? zu hause fühlt man sich ja normalerweise immernoch besser, als an einem fremden ort....das ist ja sein eigenes "revier" sozusagen....
und wenn jemand fragt was man auf toilette solange macht...macht mich das ehern gereizt muß ich sagen...man ist doch erwachsen und kann machen was man will....ich fühle mich dann kontrolliert wie früher von der mutter bzw. vater.....es funktioniert halt nicht alles und bei jedem auf knopfdruck....vielelicht sind dann verdauungsprobleme eine gute ausrde....da kann man eh nicht so schnell ;-) oder du schiebst nervosität vor, weil es mit ihm eine neue, aufregende situation ist....war auch schon oft meine ausrede :-)
Adriana
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Beitrag von Adriana »

Diana, das mit der Nervosität ist eine klasse Idee!!! Wird für ihn zwar unlogisch sein, aber trotzdem.

Die Nacht bei mir zu Hause war kein Problem. Habe mir eingeredet: er schläft eh grade und hat kein Zeitgefühl und außerdem ist das MEIN BAD und ich kann hier machen was ich will.
Das hat geholfen. Glaube ich bin mittlerweile an dem Punkt, wo ich die Angst in meiner eigenen Wohnung überwunden habe. Und heute sind wir wieder bei mir, von demher bin ich sehr relaxt. das nächste Mal bei ihm werde ich auf unter der Woche legen, denn dann ist die Nacht nicht so lange, wenn man eh früh aufstehen und zur Arbeit muß. Und mit der Zeit kann ich es ihm dann auch irgendwann sagen...

Danke Euch!!!
Adriana
Heribert Hansen
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So wertvoll

Beitrag von Heribert Hansen »

So viele Leute haben hier geschrieben und ich habe hinter ihr Ich zu schauen versucht und so viel Wertvolles gefunden.

Warum nur fühlen wir uns so unterlegen wegen unserer Störung? Gegenseitg achten wir uns, und wir sollten diese Achtung auch außerhalb suchen. Hätten wir nicht so viel Angst dann wüssten wir, dass wir sie dort so leicht finden können. Noch niemand hat mich anders behandelt, nachdem er/sie es erfuhr. Es spielt bei denen einfach überhaupt keine Rolle. Und mal ehrlich, diejenigen, die mich vielleicht deswegen hänseln würden, die können mich mal am * *.

Ich wünsch Euch noch so viel Mut und dass es dort oben in unseren komplizierten Köpfchen einfach mal Klick macht!!

Gute Nacht
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Schäfchenzähler
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Beitrag von Schäfchenzähler »

Ich hab mal ne Frage an Euch alle: Und zwar, mal angenommen ihr befindet Euch in dieser Situation, die Adriana beschrieben hat. Ihr seid bei irgendwem und könnt da nicht. Wie fühlt ihr Euch dann? Panisch? Kopfschmerzen? Kriegt ihr Schweißausbrüche? Denkt ihr dann auch ihr "müsst jetzt müssen" (rationaler Druck)?

Also die Tatsache "gerade nicht zu können" ist ja sicherlich nicht das, was einen so abdrehen lässt ( also mich zumindest nicht) - sondern eher das, was alles damit gedanklich und physisch verbunden ist.

Wie ist das bei Euch :?:
zefiro39
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Beitrag von zefiro39 »

Interessante Frage. Wie fühle ich mich in so einer Situation?

Also, zunächst mal habe ich Angst davor, dass die Blase sich zu schnell füllen könnte. Ich tue also zunächst alles, um dies zu verhindern (wenig trinken, kein Kaffee).

Falls sich die Blase doch zu füllen beginnt, fangen meine Gedanken an um das Thema zu kreisen "Wie komme ich hier weg?". Angst vor einer ausweglosen Situation macht sich breit.

Wenns wirklich eng wurde habe ich leider schon mal Menschen vor den Kopf stoßen müssen. Einmal war ich eingeladen, mit ner Gruppe Freunden auf eine Faschingsveranstaltung zu gehen. Wir trafen uns in der Wohnung des Organisators zum Essen. Anschließend wollten wir losziehen.
Doch bereits nach einer guten Stunde füllte sich die Blase rasant. Die Vorstellung, dass ich nun noch stundenlang in einer überfüllten Veranstaltungshalle mit prallvoller Blase aushalten sollte, versetzte mich in Panik. Nach einiger Zeit blieb mir nichts anderes übrig als die Notbremse zu ziehen. Ich sagte, mir wäre übel und bin ziemlich überstürzt nach Hause gegangen.
Seitdem ist der Bekannte anscheinend sauer und redet nicht mehr mit mir.

Fazit: wenns eng wird, ist das Hauptgefühl Panik.
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