Für die Neuankömmlinge...

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Männeken piss
Newbie
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Registriert: 8. Februar 2006 19:05

Für die Neuankömmlinge...

Beitrag von Männeken piss »

Hallo zusammen!

Ich bin neu hier (und verdammt froh diese Seite gefunden zu haben :D ) und habe mich erst mal ein wenig eingelesen. Und dann nicht so richtig gewusst, wo ich anfangen soll...

deswegen eröffne ich jetzt einfach einen Thread, in dem sich alle Neuankömmlinge erst mal vorstellen und die genauen Ausmaße des Problems beschreiben: Das ist ein erster Schritt aus der Anonymität und vielleicht fällt dann ja das outen im Freundeskreis leichter...


Zu mir:
Ich bin junge 20, männlich, und beinahe Student. Bis zum Beginn des Studiums in Berlin wohne ich im Raum Freiburg. Meine Paruresis habe ich nun schon seit schätzungsweise 4 Jahren, kann das aber nicht genau sagen, möglicherweise hat es auch ein Jahr früher oder später angefangen. Es gab bei mir nämlich kein spezielles Auslöseereignis (zumindest erinnere ich mich an keines), die Paruresis hat sich wohl eher "eingeschlichen", langsam aber sicher.
Momentan sieht es so aus: ist sonst niemand da (öffentliche Toilette), klappt es immer. Im Sitzen in der Kabine: Immer. Im Stehen in der Kabine meistens, am Besten wenn viele Leute da sind oder es sonstige Hintergrundgeräusche gibt; schwieriger wird es, wenn es sehr still ist und ich beim Betreten der Kabine gesehen wurde. Klappt aber inzwischen auch fast immer. Beim Pissoir wird's schon kritischer: Sobald ich nicht alleine bin, klappt es nicht, außer es ist wirklich dringend (dann klappt es auch in jeder Situation). Im Idealfall bin ich sturzbetrunken, das ist immer Erfolgsgarant Nr.1 :wink:
Hauptschuld an der Krankheit hat wohl mein in vergangenen Tagen nicht existentes Selbstbewusstsein. In der Schule war ich lange Zeit eher ein Außenseiter und hatte kaum Freunde, was natürlich das geringe Selbstbewusstsein nur noch verschlechterte... aber komischerweise kann ich mich erinnern, dass dort noch alles recht gut funktioniert hat. Erst als ich Teil eines Freundeskreises wurde, eigentlich an Selbstbewusstsein gewonnen hatte und auch immer mehr Freunde zählte, kam mein Problem auf. Es sind wohl die typischen Versagensängste gewesen: Jetzt war es mir wichtig, was die neu gewonnen Freunde von mir denken würden, und so stand ich gewissermaßen unter Druck, mir keine dummen Fehler zu erlauben, ich schätze das wird der Grund gewesen sein. Und vielleicht spielten auch Männlichkeitskomplexe eine Rolle, erstens weil ich meinen Penis für zu klein hielt, zweitens weil ich generell mich nicht für den männlichsten Mann hielt, weil ich eher sensibel bin (könnte man alles noch genauer erklären, aber ganz so lange solls ja auch nicht werden..).
Zwar fand ich sowieso diese ganze Männlichkeitsmeierei doof und hatte überhaupt kein Interesse, mich den Klischees anzupassen, und trotzdem hat sich mein Problem entwickelt: Meine ideologischen Gedanken waren meiner angegriffenen und empfindlichen Seele gegenüber nicht stark genug...
Und auch dass ich niemandem etwas beweisen musste wusste ich, im Prinzip. Wie die meisten habe ich das Problem des zu-viel-nachdenkens: Ich wusste von Anfang an, dass mein Problem irrational ist und dass das nicht-pinkeln-können nur durch die Angst, nicht pinkeln zu können weiter existierte, der berühmte Teufelskreis eben...
Anfangs hat mich die Paruresis ziemlich eingeschränkt: Ich überlegte mir immer zweimal, ob ich wohin mitwollte, und obwohl ich auch für mich selbst immer wieder andere Ausreden fand, warum ich hierhin nicht mitging und dort zu Hause blieb, wurde mir klar, wie sehr mich die Pisshemmung einschränkte.
Also beschloss ich etwas zu tun, allerdings für mich selbst, denn ich wollte mit diesem "lächerlichen Problem", wie ich es bezeichnete, lieber selbst fertig werden. Ich hielt die konsequente Steigerung meines Selbstbewusstseins für das wirksamste Mittel, und habe mir außerdem geschworen, auf kein Ereignis mehr zu verzichten, wegen der Pisshemmung. Beides lief bis jetzt ziemlich erfolgreich. Dass ich auf kaum ein Ereignis mehr wegen der Pisshemmung verzichten muss, liegt allerdings daran, dass ich mir die "Strategien" angeeignet hatte und es immer irgendeinen Ausweg gibt. So verzichte ich nie auf die abendliche Disko, wenn ich die Möglichkeit habe, und auch einen zweimonatigen Trip in ein südamerikanisches Land (zwecks Freiwilligenarbeit) mit zehnstündigem Flug (für mich nicht wirklich schlimm) und zehnstündiger Busfahrt (das schon) hab ich schon erfolgreich überstanden.. 8) . Letzteres gab auch meinem Selbstbewusstsein noch einen kick (und war vor allem anderen eine geile Erfahrung, auf die ich niee verzichten wollte).
Aber all das hat mein Problem nicht wirklich beseitigt. Und das schränkt mich schon noch ein, denn wenn meine Blase sich füllt, werden die Bedenken über das wie und wann immer präsenter, und dann kann man nicht so ausgelassen den Abend oder was auch immer genießen wie die andern ohne das Problem. Das ganze Zeug macht halt viel mehr Kopfzerbrechen als nötig. Und da immer noch niemand bescheid weiß, habe ich auch immer Angst, meine Freunde könnten es erfahren.
Jetzt sehe ich kaum noch eine andere Möglichkeit, als meinen besten Freund einzuweihen, und mit ihm an dem Problem zu arbeiten, was ja von vielen sowieso als der Königsweg bezeichnet wird, um das Problem zu bekämpfen. Aber den Mut, dieses Problem zuzugeben, konnte ich bisher nicht aufbringen...

Hoch, ist jetzt ein halber Roman geworden... :|

Wie gings/gehts euch??
Schöne Grüße, Männeken
Ey, Was guckst du?!
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