Mein Erfolgsbericht nach dem Workshop in Wien 2025

Zum Eintragen positiver Erlebnisse und Fortschritten

Moderator: SimoneH

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Marco87
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Mein Erfolgsbericht nach dem Workshop in Wien 2025

Beitrag von Marco87 »

Liebes Forum,

ich schreibe heute über meine ersten positiven Lernerfahrungen direkt nach dem Workshop in Wien. Meinen ersten richtig großen Erfolg teile ich in einem weiteren Beitrag.

Falls ihr meinen Erfahrungsbericht zum Workshop noch nicht gelesen habt, hier der Link:

[https://www.paruresis.de/forum/viewtopic.php?t=1800](https://www.paruresis.de/forum/viewtopic.php?t=1800)

Mit meinem ersten Erfolgsbericht möchte ich vor allem mit euch teilen, welche Inhalte des Workshops mir geholfen haben, das Pinkeln am Urinal zu erleichtern. Vielleicht helfen sie euch ja auch. Stellt mir gerne eure Fragen oder tauscht euch per PN oder hier im Forum mit mir aus.

Ich selbst war sehr überrascht, wie schnell sich meine Paruresis verbessert hat. Uns wurde zwar zu Beginn des Workshops gesagt, dass viele Teilnehmer danach eine Verbesserung feststellen, aber diesen Fortschritt hätte ich mir wirklich niemals erträumen lassen.

Einer der ersten wichtigen Sätze, die uns gesagt wurden, war folgender:
„We cannot teach you to pee, but we can teach you to relax.“ (Oder so ähnlich.)

Ich saß erst einmal da und dachte: „Klar, wenn es doch nur so einfach wäre.“ Aber an diesem Satz ist wirklich viel Wahres dran. Man ist ja biologisch in der Lage zu pinkeln, doch sobald man sich in einer unangenehmen Situation auf der Toilette befindet, blockiert der Kopf.

Es gab drei Aspekte, die mir geholfen haben, mein „Mindset“ auf der öffentlichen Toilette maßgeblich zu verändern:

1) Kontrolle des Verhaltens vor der Toilette / Reflexion des eigenen Verhaltens beim Gang zum WC

Als Paruretiker habe ich schon vor dem Gang zur Toilette bestimmte Verhaltensweisen gezeigt, die „den Weg des Scheiterns“ geebnet und meine Stressreaktion verstärkt haben:

- Ständiges Umschauen (Folgt mir jemand? Ist jemand in der Nähe? Wie viel Zeit habe ich, bis jemand kommt?)
- Schnelles Laufen (Wenn ich mich beeile, kann ich vielleicht pinkeln, bevor jemand nachkommt.)
- Angespannte Körperhaltung (Nacken, Kiefer, Schultern etc.)
- Ernster Blick, negative Gedanken, steifer Gang

Im Workshop habe ich gelernt, diese Verhaltensweisen zu reflektieren und mir einen alternativen Plan zurechtzulegen. Jetzt mache ich genau das Gegenteil, wenn ich eine öffentliche Toilette betrete:

- Kein Umschauen mehr! Es ist egal, wer kommt oder geht – keine Kontrollblicke!
- Ich lasse mir bewusst Zeit. Ich bin der Langsamste von allen und stehe halt dann auch mal im Weg. Wer es eilig hat, muss sich halt an mir vorbeidrängen. Ich habe alle Zeit der Welt!
- Lächeln! Ich habe ein Klo gefunden, um mich zu erleichtern – das ist doch positiv!
- Entspannt bleiben! Ich schlendere, lasse meine Beine locker, senke die Schultern und bewege meinen Kiefer hin und her.

2) Der wichtigste Punkt: Der „Pilot-Mode“ (oder Cockpit-Mode – wobei ich immer Cocktail-Mode sage … ich mag Cocktails!)


Als Paruretiker war ich immer im "Radar-360-Grad-Modus". Sobald ich eine Toilette betrat, scannte ich unbewusst die gesamte Umgebung:

- „Wer steht alles da? Wer könnte über mich urteilen?“
- „Da ist jemand in der Kabine – was denkt er wohl, wenn er nichts plätschern hört?“
- „Gott sei Dank, ich bin allein! Moment … habe ich draußen gerade Schritte gehört?“

Diese ständige Beobachtung hat mich daran gehindert, mich zu entspannen. Ich war nie bei mir selbst, sondern immer bei den anderen.

Das hat sich mit dem "Pilot-Modus" grundlegend geändert – und das war eine der größten Veränderungen für mich! Seitdem konnte ich viele Übungen meistern, die vorher undenkbar gewesen wären. Wenn ich jetzt auf eine öffentliche Toilette gehe, schalte ich automatisch in den Pilot-Modus:

- Ich schaue niemanden an. "Warum auch? Mich beachtet ja auch keiner."
- Es ist mir egal, wer wo steht. Ob jemand in der Kabine ist oder am Urinal – "who cares!"
- Ich fokussiere mich nur auf das Wesentliche: Reingehen – freies Urinal suchen – rausgehen.

3) Wenn es nicht läuft – Fake it!


Ja, bisher klingt das alles „toll“ und „einfach“. Aber natürlich gibt es immer noch viele Situationen, in denen mir die Entspannung nicht hilft und mein "Pilot-Modus" zu bröckeln beginnt.

Früher war mein erster Reflex: „Oh Gott, schnell weg hier!“ Doch im Workshop haben wir gelernt, in solchen Momenten zu "faken" und stehenzubleiben – die Situation einfach auszuhalten.

Ein Beispiel: Am Ende des zweiten Workshoptages stand ich an einem Urinal in einer Kinotoilette. Die Männer kamen und gingen – aber keiner interessierte sich auch nur ansatzweise für mich. Am nächsten Tag war ich auf einer Bahnhofstoilette. Die Wand vor mir war aus Plastik und spiegelte, sodass ich die Gesichter der Männer hinter mir sehen konnte. In zehn Minuten habe ich nicht einmal ein „Side-Eye“ bekommen.

Warum? Weil alle Männer im Pilot-Modus waren:
Reingehen – Urinal suchen – rausgehen.

Meine wichtigste Strategie:
Wenn es nicht läuft, bleibe ich trotzdem stehen. Ich habe einen Plan B. Ich laufe nicht mehr weg – ich bleibe!


All diese Dinge haben mir geholfen, entspannter eine öffentliche Toilette aufzusuchen.

Soweit zu meinen wichtigsten Lernerfolgen.

Liebe Grüße
Marco
Marco87
Newbie
Beiträge: 3
Registriert: 28. Januar 2025 13:44

Re: Mein Erfolgsbericht nach dem Workshop in Wien 2025

Beitrag von Marco87 »

Liebes Forum,

an dieser Stelle nun ein kleiner Erfolgsbericht, den ich direkt nach dem Workshop in Wien erlebt habe. Hier feiere ich mich einfach selbst – alles Wichtige steht eigentlich in meinen anderen beiden Beiträgen weiter oben (siehe Links). Wer keine Lust auf meine Selbstbeweihräucherung hat, liest am besten meine anderen Beiträge und überspringt diesen hier 😉.

Nach dem Workshop musste ich leider schnell abreisen, da ich meinen Flug zurück nach Deutschland erwischen musste. Da meine Blase von den Übungen zuvor noch gut gefüllt war, war es für mich nicht überraschend, dass sie sich sehr schnell meldete. An einem Zwischenbahnhof ausgestiegen, suchte ich direkt ein öffentliches WC. Tatsächlich gibt es an einem der Bahnhöfe ein schönes WC, das mir schon bei der Hinreise aufgefallen war – sauber, mit hängenden Pflanzen an den Wänden, schöner Beleuchtung usw.

Also rief ich mir meinen Plan ins Gedächtnis, den ich im oberen Beitrag beschrieben habe: langsam hineingehen, Muskeln entspannen und auf dem Weg zur Toilette mein grenzdebiles Grinsen aufsetzen :) . Rein durch die Tür – und direkt in den „Pilot-Mode“. Ich wäre auch gut drin gewesen, wenn nicht schon im Vorraum 7–10 Männer gestanden und gewartet hätten. Die Stimmung war irgendwie angespannt.

Ich warf einen Blick in den Hauptraum mit den Urinalen und sah – vor allem hörte ich – die Reinigungsfrau, die laut schimpfend auf ihrem Reinigungsfahrzeug den Boden reinigte. Ich verstand sie nicht, da sie nicht auf Deutsch sprach, aber ich vermute, dass die Männer zuvor die Toiletten nicht in einem Zustand hinterlassen hatten, wie es wünschenswert gewesen wäre. Mein erster Gedanke: „Shit, wenn sie jetzt wegfährt, gehen alle Männer gleichzeitig ans Urinal.“ Egal, Augen zu und durch! Wenn es nicht klappt, fake it!

Die Reinigungsfrau schrie dann noch einen Mann an, der es gewagt hatte, den Hauptraum zu früh zu betreten. Irgendwann fuhr sie davon – und die Männer gingen tatsächlich alle gleichzeitig an die Urinale. Ich also wieder in den „Pilot-Mode“, ging ruhig ganz nach links ans Urinal, öffnete die Hose und … es lief.

Nicht in 100.000 Jahren oder in irgendeiner wie auch immer gearteten Realität hätte ich das erwartet. Wäre ich ein emotionaler Mensch, hätte ich wahrscheinlich angefangen zu weinen (was dann vielleicht wirklich die Aufmerksamkeit der anderen Männer auf mich gezogen hätte). Ich habe es tatsächlich geschafft, so bei mir zu bleiben, dass ich die anderen Kerle (halbwegs) ausblenden konnte. Mit so einem schnellen Erfolg hatte ich wirklich nicht gerechnet.

In den nächsten Stunden konnte ich diesen Erfolg an verschiedenen Toiletten wiederholen, was mich weiter bestärkte. Im Flieger dann gab es für alle Passagiere wieder einen Becher Wasser – und diesmal habe ich auch einen genommen.

Liebe Grüße
Marco
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