erschwerte Situation

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dieter
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Registriert: 2. November 2003 10:02

erschwerte Situation

Beitrag von dieter »

Ich bin 46 Jahre alt und weiß schon nicht mehr, seit wann ich unter Paruresis leide. Das erste Mal (was mir heute noch bewußt ist), dass ich nicht konnte, war bei der Musterung zur Bundeswehr. Von da an gibt es (was ich mir erst im Nachhinein bewußt gemacht habe) immer wieder Erlebnisse, die mit Paruresis zu tun haben. Seit etwa 2 Jahren habe ich mich intensiver mit diesem Problem auseinander gesetzt, da ich an einen Punkt gekommen war, wo es einfach nicht mehr ging. Bis zu diesem Zeitpunkt habe ich niemandem darüber erzählt und es ist wahrscheinlich niemandem aufgefallen, da ich ausreichend Strategien entwickelt hatte. Irgendwann habe ich dann vom Therapieprojekt in Düsseldorf gehört und die Initiative ergriffen. Zumindest meiner Frau habe ich dann davon erzählt, was eine gewisse Erleichterung brachte. Ich hatte auch das Glück, direkt an der ersten Gruppe teilnehmen zu können, leider ohne einen Therapieerfolg. Es hat mir sehr viel gebracht, mich mit anderen auszutauschen und überhaupt dazu zu stehen, aber verbessert hat sich meine Situation nicht. Ich versuche es jetzt mit einer Einzeltherapie bei Dr. Hammelstein in Düsseldorf; vielleicht hilft diese.
Zu den normalen Paruresis-Symptomen (am Urinal geht fast nie; in der Kabine geht es manchmal nicht, wenn andere in der Toilette sind; bei realem oder selbst gesetztem Zeitdruck ist es ganz aus) kommen bei mir drei Komponenten hinzu, die das Problem verstärken: erstens setzte ich mich warum auch immer unter den "Leistungsdruck", können zu müssen, wann ich es will. Natürlich ist es dann frustrierend, wenn es mal wieder nicht geht. Zweitens leide ich in Situationen, in denen ich zumindest in meiner Vorstellung nicht "frei und unbeobachtet" zur Toilette kann (Kino, Theater, Flugzeug) unter enormem Harndruck, der bis zum schmerzhaften Zustand führt, unabhängig von der realen Blasenfüllung. Und drittens reagiere ich in fast identischen Situationen oft sehr unterschiedlich, was das ganze unberechenbar macht, wobei ich mich fragen muss, ob man überhaupt etwas berechnen muss.
Ich hoffe, dass die Einzeltherapie etwas bringt, aber zumindest habe ich mir vorgenommen, mit dem Problem offensiver umzugehen (z.B. wenn ich mit Freunden im Kino bin und es geht nicht mehr, einfach aufzustehen und vielleicht den restlichen Film zu verpassen und nicht mehr zu leiden; und wenn ich es den Freunden einmal erklärt habe, können die mit der Situation auch besser umgehen). Aber wie gesagt, ich habe mir das vorgenommen, aber ob die Umsetzung klappt, weiß ich nicht (ich werde darüber berichten).
Da ich seit jahren an einer Nierenerkrankung leide, bin ich regelmäßig beim Urologen, habe aber auch mit ihm noch nie darüber gesprochen (und die notwendigen Urinproben bringe ich immer mit). Aber auch das möchte ich ändern, und wenn es nur darum geht, ihn für das Problem zu sensibilisieren.
Dass ich jetzt hier geschrieben habe, ist wahrscheinlich ein erster Schritt. Ich finde es gut, dass es dieses Forum gibt, denn wie ich gelernt habe, bin ich nicht der einzige Mann auf der Welt mit diesem Problem :wink:
Dieter
Es gibt keine zweite Chance einen ersten Eindruck zu machen !
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