Vorstellung und Rückblick

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Leonhard
Newbie
Beiträge: 1
Registriert: 24. September 2024 22:54

Vorstellung und Rückblick

Beitrag von Leonhard »

Hallo miteinander, bin kürzlich über dieses Forum gestolpert und möchte mich natürlich auch vorstellen. 👋

Wie viele von euch hab ich eine lange "Leidensgeschichte" hinter mir, was die Paruresis angeht. Angefangen hat das sehr früh: Schon im Kindergarten kann ich mich bruchstückhaft an eine Situation erinnern, in der ich nicht vor den Augen der wartenden Gruppe pinkeln wollte, obwohl ich gemusst hätte, und mir dann deswegen später in die Hose gemacht habe.

In der Schule ging es nahtlos weiter. Einen Großteil der Schulzeit konnte ich dort überhaupt nicht aufs Klo, erst sehr spät habe ich zumindest den Durchbruch zu seltenen Kabinenbesuchen unter günstigen Umständen geschafft. Damit waren natürlich auch Wandertage, Schullandheime und dergleichen ein Horror für mich. Während Klassenkameraden bei Bedarf auch mal eben an den nächsten Baum sind und ansonsten eine gute Zeit hatten, war ich gedanklich ständig damit beschäftigt, die Lösung für den nächsten Toilettengang zu finden: Nachts aus dem Zimmer zur Toilette schleichen, unter der Dusche laufen lassen und so weiter. Dazwischen hatte ich auch mal stundenlang Schmerzen von einer vollen Blase. Oft habe ich mich komplett vor solchen Ausflügen gedrückt und bin einfach zu Hause geblieben. Meiner sozialen Einbindung hat das nicht gut getan.

Es gibt in meinen knapp 40 Lebensjahren noch genug andere Beispiele, aber springen wir mal nach heute: Im Laufe der Zeit und vor allem in den letzten Jahren habe ich versucht, meine Ängste bei diesem Thema zu bekämpfen. Ein durchdachtes Konzept habe ich dabei keines verfolgt, eigentlich habe ich erst durch dieses Forum überhaupt erfahren, dass es einschlägige Literatur gibt oder dass man dafür eine Therapie machen könnte. Stattdessen habe ich mir auf eigene Faust neue Herausforderungen gesetzt. Zum Beispiel bin ich ab und zu am Samstag in die Arbeit, weil ich wusste, dass ich da auf jeden Fall allein sein würde und damit das Wasserlassen am (trennwandlosen :roll:) Urinal von einer unüberwindlichen Hürde zu einer machbaren Herausforderung wurde.

Diese improvisierte Konfrontationstherapie war teilweise durchaus erfolgreich. Mittlerweile hab zumindest für die gängigen Situationen in meinem Alltag Lösungen (und wenn es der Rückzug in die Kabine ist, was für mich inzwischen völlig ok ist). Insofern fühle ich mich die meiste Zeit kaum mehr eingeschränkt, was echt ein großer Gewinn an Lebensqualität ist.

Es gibt aber trotzdem etliche Situationen, in denen ich meine Hemmungen noch nicht ablegen konnte. Dazu gehört alles, was mit Pinkeln im Freien zu tun hat. Und auch bei eigentlich bereits "gemeisterten" Situationen falle ich ab und an wieder in alte Muster zurück. Insofern wird mich das Thema dieses Forums wohl noch länger begleiten.
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