BITTE UM RAT & HILFE

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hope24
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Registriert: 26. Januar 2024 00:31

BITTE UM RAT & HILFE

Beitrag von hope24 »

Hallo liebe Mitglieder von Paruresis.de,

nun ist es so weit. Ich kann nicht mehr und ich weiß nicht mehr weiter. Ich bitte um Hilfe und muss mich mitteilen.

Ich bin männlich, 26 Jahre alt, aus Süddeutschland (Kreis Ulm) und leide seit ca. 15 Jahren unter Paruresis.

Ich würde euch gerne mehr über mich und mein Problem berichten. Vielleicht befindet sich jemand von euch in der gleichen/ einer ähnlichen Situation und weiß einen Ausweg oder kann etwas Trost/ Mut spenden.

Als Auslöser für die Paruresis halte ich die folgende Situation für möglich:

Als ich während der Schulzeit noch keine Probleme mit dem Wasser lassen auf öffentlichen Toiletten hatte, besuchte ich das WC meiner damaligen Schule, stand längere Zeit am Pissoir und ließ Wasser, als weitere Kinder mich dabei beobachteten und dies als seltsam/ mich als komisch abstempelten/ betitelten, aufgrund der langen Dauer (hatte einen großen Druck auf der Blase ) des Wasser Lassens.

Ob dies nun der Auslöser war, weiß ich nicht. Jedoch bleibt mir diese Erinnerung bis heute im Gedächtnis. Zumal hatte ich vor dieser Situation keine derartigen Probleme. Seither jedoch schon.

Seit damals ging/ geht es schleppend bergab. Nun geht es mir wie vermutlich vielen von euch. Man isoliert sich, grenzt sich ab. Man meidet soziale Kontakte, meidet das soziale Leben. Ich unternehme nichts mehr.

Viele Dinge die ich gerne im Beisein anderer (sowohl bekannter als auch fremder) Menschen machen wollen würde, mache ich nicht oder nur allein, wenn dies möglich ist.
Diese und noch viele weitere Dinge sind bei mir nur sehr eingeschränkt bzw. fast nicht vorhanden: Unternehmungen mit Freunden, Urlaub (wenn dann mit Wohnmobil mit WC), Veranstaltungen, Bar/Club/Kneipen oder Restaurantbesuche etc.

In den letzten 15 Jahren verging fast kein Tag ohne Bauch/Blasenschmerzen aufgrund einer fehlenden Entleerung der Blase.

Auf öffentlichen Toiletten kann ich überhaupt nicht Wasser lassen. Überall dort, wo sich ebenfalls andere Menschen befinden, läuft überhaupt nichts. Außer es wäre komplett ruhig und ich könnte mir sicher sein, dass in keinem Fall jemand das WC betritt, was in der Realität natürlich niemals vorkommt. Sobald ich die Kabine betrete, denke ich nur noch daran, dass es genau jetzt laufen muss (weil eben auch gleich jemand anders das WC betreten könnte) und dann läuft überhaupt nichts. Diesen Gedanken kann ich (so sehr ich mir das wünsche) nicht abstellen.

Meine letzte Flugreise im vergangenen Dezember war eine Tortur für mich. Weder auf dem 4h Hinflug, noch auf dem 4h Rückflug konnte ich auf der Flugzeug-Toilette Wasser lassen. Dabei hatte ich doch extra vor dem jeweiligen Flug den ganzen Tag nichts getrunken um nicht aufs WC zu müssen, nur um dann bei beiden Flügen jeweils kurz nach dem Start (vielleicht auch vom Stress) eine volle Blase mit starkem Harndrang zu haben. Also Gleiches Spiel wie immer. Vor dem Gang auf die Flugzeug-Toilette bereits die üblichen Gedanken gehabt. Dann hat natürlich wieder nichts funktioniert. Also wieder zurück auf den Sitzplatz und knapp 4h Schmerz aushalten. Am Flughafen angekommen (wenn alle aus dem Flugzeug stürmen und aufs Flughafen-WC wollen) habe ich es auf der öffentlichen Toilette erst gar nicht nochmals versucht. Stattdessen bin ich nach etwas herumirren auf eine abgelegene Behinderten-Toilette gestoßen, auf der das Wasser lassen dann nach einigen Minuten völliger Ruhe funktioniert hat.

Selten kann ich mich zwar dazu überringen, doch noch ein Restaurant in Begleitung zu besuchen, jedoch muss ich dies dann immer mit Blasenschmerzen wieder verlassen.

Auf der Arbeit klappt es mal so, mal so. Wenn, dann in der Kabine, wenn es ruhig außen rum ist und hoffend, dass niemand Geräusche von sich gibt oder gar das WC betritt. Sonst läuft natürlich nichts.

Zuhause, wenn ich weiß, dass ich allein bin, niemand einfach so reinkommen könnte und es ruhig um mich herum ist, fühle ich mich weniger gestresst und kann es laufen lassen.

Letztlich vergeht aber kein Tag ohne Blasenschmerzen aufgrund einer fehlenden Entleerung.

Bisher weiß niemand von meinem Problem. Weder Familie noch Freunde, noch frühere Partnerinnen, noch die aktuelle Partnerin. Wie ich das die letzten 15 Jahre verbergen und für mich behalten konnte, weiß ich nicht. Vielleicht bin ich sehr gewandt, was Ausreden angeht. Dadurch habe ich aber auch Freundschaften sowie Partnerschaften zerbrechen lassen.

Leider fällt es mir bei Freunden zuhause oder bei Menschen, die ich erst kennengelernt habe zuhause, genauso schwer Wasser zu lassen wie auf öffentlichen Toiletten. Vor allem bei der Partnerin/der neuen Partnerin zuhause ist dies sehr belastend. Ständig die Blasenschmerzen, der Druck auf der Blase und dann zu wissen, dass man beim Versuch Wasser zu lassen versagen/scheitern wird (was sich leider immer wieder bewahrheitet). Sobald ich es nicht mehr aushalte, anzuhalten und mich auf den Weg zur Toilette begebe, schießen mir bereits immerzu dieselben Gedanken in den Kopf: „Bitte lass es klappen“, „Sobald die Tür verschlossen ist, muss es laufen“, „Wie viel Zeit habe ich dafür, bis sich die andere Person anfängt zu wundern, wo ich bleibe?“, „Hoffentlich bleibt es mucksmäuschenstill und keine Personen geistern in der Nähe der Toilette herum“, „Bitte nicht schon wieder versagen“.
Teils versuche ich gar nicht mehr Wasser zu lassen, sondern halte einfach stundenlang die Schmerzen aus, bis ich wieder zuhause bin oder lasse mir gar Ausreden einfallen, um nachhause gehen zu können, auch im Wissen, den anderen Menschen dadurch (durch Ausreden/handeln/tun) zu verletzen.

Als würde mich dies nicht bereits genug belasten, habe ich zu allem Überfluss seit mehreren Tagen einen ständigen Harndrang und einen flauen Magen. Dachte zuerst an Magen-Darm, schön wäre es. Und Blasenschmerzen habe ich noch dazu. Dieses Problem hatte ich in den letzten 15 Jahren noch nie. Derzeit kann/muss ich quasi den ganzen Tag über auf die Toilette und kann meine Blase (nicht mal mehr zuhause, allein, in der gewohnten Umgebung) nicht mehr komplett entleeren. Jetzt denke ich daran, Restharn zu haben. Das würde ich nun gerne schnellstmöglich mittels eines Ultraschalls beim Urologen abklären lassen. Ist das die gängige Vorgehensweise hierbei? Ich hoffe das wird irgendwie wieder.
Das ständige Vermeiden von öffentlichen Toiletten, okay. Aber jetzt der tägliche ständige Harndrang, ohne vollkommen entleeren zu können? Das schaffe ich nicht mehr lange.
Zurzeit (auch oder vielleicht aufgrund des Kennenlernens einer neuen Partnerin) denke ich pausenlos an die Paruresis. Bei Tag und auch bei Nacht. Meint ihr dieser Stress verursacht den Restharn, den ich vorher noch nie hatte? Meint ihr, das legt sich von selbst? Wie gesagt mit Paruresis leben ist schlimm (das werdet ihr alle bestätigen können) aber mit dem Restharn halte ich das nicht mehr lange durch.

Wie spricht man das Thema (Paruresis (+ mgl. Restharn)) bei Partnerin/Familie an? Mein Leidensdruck ist mittlerweile nur noch immens.

Dieser Post ist sehr emotional für mich, da ich mich über all die Jahre niemandem anvertraut habe, ich nun aber das Gefühl habe, nicht mehr weiter zu wissen und nicht mehr weiter machen zu können.

Aktuell lese ich das Buch „Lass es laufen!“ von Philipp Hammelstein. Ich werde alles Erdenkliche tun, um mein Leid zu lindern und versuchen, die Methoden in diesem Buch anzuwenden.

Ich werde mich um einen Therapieplatz bemühen. Hat da jemand nähere Infos an wen man sich diesbezüglich denn wenden könnte? In Süddeutschland, Kreis Ulm.

Falls bei jemandem von euch Interesse besteht, sich über das ganze Paruresis Themas auszutauschen, gerne anonym, gerne aber auch persönlich, würde ich mich sehr über eine Nachricht freuen. Ich bin quasi 24/7 erreichbar.

Zusätzlich zu den Tipps aus der Literatur hatte ich von folgenden Hilfsmöglichkeiten gelesen:
- Tamsulosin
- Katheter
Hat jemand von euch vielleicht Erfahrung damit?

Bisher dachte ich tatsächlich immer, dass es Paruretiker auch mit Katheter nicht einfach so laufen lassen können. Deswegen hatte ich das all die Jahre auch nicht in Erwägung gezogen. Bei einigen von euch scheint das jedoch zu helfen, wenn auch nur in Notsituationen.

Das sehe ich aktuell als letzten „schnellen“ Ausweg. Zum Urologen, diesem (als erster anderer Person überhaupt) erst einmal von der Paruresis berichten, dann auf Verständnis und auf ein Zeigen des Umgangs mit dem Katheter hoffen.

Sorry für den langen Text. Ich würde mich freuen, wenn sich das vielleicht doch noch der eine/ die andere durchließt und mir etwas Feedback schenkt.

Vorab bereits vielen lieben Dank für eure Unterstützung, nur das Beste für die Zukunft und viel Erfolg beim Bewältigen eures Problems!

Liebe Grüße
Heedrich
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Beiträge: 2
Registriert: 14. Februar 2024 19:37

Re: BITTE UM RAT & HILFE

Beitrag von Heedrich »

Hallo lieber Hope24,

wie auch du leide ich unter der Paruresis.
Bei dir ist ja ganz schön was los. Es ist erstaunlich wie du es bis jetzt geschafft hast dieses riesen Thema für dich zu behalten. Deine ganze Geschichte kommt mir ähnlich vor, auch bei mir kommt es von den Situationen damals in der Schule. Ich habe realtiv lang damit gelebt ohne das es mir wirklich klar war oder ich darunter arg gelitten habe. Bis es allerdings mal zu einem Festival kam. Das (gute) World Club Dome. Ein Stadion voll mit Leuten. Draußen zwar einige Dixis allerdings nicht ansatzweise genug für all die Menschen. Diese tollen Pissiors wo man mit drei Mann gleichzeitig in eins rein pinkeln soll gabs auch aber das hat meiner wenigkeit natürlich nichts geholfen. Somit musste ich mich in die ewig lange Schlange mit den Frauen stellen um auf eins der Dixis zu kommen. Das meine Kumpels dann ewig auf mich warten mussten hat sein übriges zu dieser Situation getan. Seit dem wurde es noch deutlich schlimmer aber auch wieder besser bei mir und meiner Paruresis. Gerne würde ich dir bei stehen und tipps geben falls ich welche habe, ich denke aber bei dir ist einiges an Verbesserungspotenzial vorhanden. Übrigens komm ich auch so aus der gegend von dir. Würde mich auch freuen vlt einen Pee Buddy zu finden.
Kannst dich gerne bei mir melden.
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