Wenn der Druck nicht wäre

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Michael_SW
Newbie
Beiträge: 1
Registriert: 28. September 2023 17:05

Wenn der Druck nicht wäre

Beitrag von Michael_SW »

Hallo zusammen und danke für diese Art der Mitteilung und Vorstellung,

ich heiße, wie schwer zu erkenne ist, Michael. Ich bin mittleren Alters und leide seit 2-3 Jahren an Paruresis. Ich weiß, dass ich damit wohl eher eine Ausnahme bin. Davor hatte ich eigentlich nie Probleme. Und wenn ich mich recht erinnere fing es mit einer leichten Blasen/Prostata Entzündung an; also leichte Schmerzen beim Wassermassen. Dazu kam ein z.T. sehr großer Stress auf Arbeit womit ich auf Toilette vor der Situation stand, schnell loslassen trotz Schmerzen und wieder verfügbar sein. Daraus hat sich eine Aversion gebildet, die heute zu Panik/Angst führt. Alles andere brauch ich nicht weiter erläutern.
Ich habe den Job gekündigt, weil der Druck/Stress zu groß war. Der neue Job ist toll und macht Spaß, wenn da nicht ein altes Problem wäre. Ich sage nur Großraumbüro und gut wahrnehmbarer Toilette, offene Kabinen, neue Kollegen und eine innere Erwartungshaltung.
Ich habe Angst alles zu versauen und meine Probezeit nicht zu bestehen. Es ist maßgeblich der zeitliche Druck; was denken die Anderen wenn ich 10-15 Minuten auf Toilette verschwinde. Was wenn sie was merken und reden. Was wenn mein neuer Chef etwas merkt. Es gibt Tage, da klappt alles gut, und denn gibt es wieder die Rückschläge wo ich in der Pause nach Hause fahre weil ich keine andere Möglichkeit sehe.
Es wird schwierig mit einem Buddy, weil ich irgendwie meinen Arbeitstag bewältigen muss. Ich habe Familie, meine Frau weiß auch von meinem Problem; wir reden darüber offen. Ich weiß, dass ich das hin bekomme. Aber es ist schwer und die Angst ist groß zu versagen.
Paruretikerin
User
Beiträge: 11
Registriert: 14. September 2021 15:04

Re: Wenn der Druck nicht wäre

Beitrag von Paruretikerin »

Hallo Michael,

vielleicht hilft es dir, gerade das zu üben und mal auszutesten, wie lange du auf Toilette verschwinden kannst bis es jemandem auffällt? Oder einfach immer 5-10 Minuten wegbleiben, also mindestens einige Minuten länger als du eigentlich benötigst. Damit nimmst du dir selbst den Druck, innerhalb einer bestimmten Zeit fertig sein zu müssen. Dies steht so ähnlich auch in dem Buch von Herrn Hammelstein, „Ein Leitfaden zur Überwindung der Paruresis“, welches ich dir sehr empfehlen kann. Dort steht z.B. dass man eine Übung machen kann, wenn man z.B. unter Zeitdruck schlecht urinieren kann oder es darum geht, dass man die Kabine nicht blockieren möchte, genau das zu tun und das ohne die Absicht, tatsächlich zu urinieren. Das tut man so lange, bis eine Gewöhnung Eintritt und man merkt, dass die eigene Befürchtung, welche auch immer das sein mag, die eine innere Anspannung verursacht, in den meisten Fällen nicht eintritt. Erst dann sollte mit dem Üben des Urinierens begonnen werden. Dies stimmt auch mit dem Konzept der klassischen Verhaltenstherapie sowie den Aussagen meiner Therapeutin überein.
Ich hoffe, ich konnte dir damit etwas weiterhelfen :))
Viele Grüße,
Die Paruretikerin
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