was kann ich noch machen?

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hayner134
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was kann ich noch machen?

Beitrag von hayner134 »

hallo, bin männlich und 26 jahre alt.
die paruresis hatt bei mir so richtig letztes jahr angefangen (davor konnte ich nur nicht groß auserhalb meiner wohnung oder das stehbecken nutzen aber in der kabine hatt es immer geklappt) als ich bei einem tagesklinik aufenthalt die toilette nicht benutzen konnte (es gab kein besetzt schild weshalb andauernd jemand am türknauf gedrückt hatt was mich extrem unter druck setzte)
als ich dem pfleger davon erzählte meinte er nur er müsste einen kathether einsetzen das hatt mir so eine extreme angst gemacht das ich ohne sein wissen einfach gegangen bin, habe dann die ganze zeit mit voller blase, versucht irgendwo die toilette zu benutzen aber es hatt einfach nirgendswo geklappt was mich nur mehr stresste da dies so ungewohnt für mich war + eine volle blase habs aber noch nachhause geschaft wo es dann ging
die nächsten tage waren die absolute hölle (einmal war so schlimm das ich selbst wo ich alleine zuhause war einfach nicht konnte ich musste sogar zum notarzt und mir wirklich einen kathether einsetzen lassen, und selbst damit hatt es nur geklappt als dieser dann wieder entfernt wurde und mein harn geöffnet war weshalb ich dann doch konnte als ich alleine auf toilette war ich war super erleichtert aber wusste auch das mein leben nie mehr so sein könnte wie davor) und ich musste darauf hin die behandlung komplett abbrechen.
habe immer noch eine extrem große wut auf den "pfleger" aber das ist eine andere geschichte.
mittlerweile hatt es sich etwas beruhigt (kann zumindest wieder zuhause und auf arbeit in der kabine wenn es komplett leer ist, mag aber nur sehr ungern leute zu mir einladen da ich mit dem wissen das jemand in meiner wohnung ist und sich diese person wundern könnte warum es denn so lange dauert schon probleme habe) aber viele dinge die für mich mal selbstverständlich waren kann ich heute einfach nichtmehr machen
mein größter traum war es mal so viel wie möglich von der welt zu sehen,
mittlerweile trau ich mich nichtmal mehr meine heimatstadt zu verlassen.
ich denke fast jeden tag darüber nach mir einfach das leben zu nehmen da ich keinen anderen ausweg mehr aus dieser situation sehe.
bin einfach nur extrem verzweifelt und möchte am liebsten alles hinschmeissen,
am besten einfach aus nem hohen gebäude fenster springen und die sache hatt sich erledigt.

sorry wenn das ein bisschen in "rambling" ausgewandert ist aber das ist auch einfach das chaos was in meinem kopf zurzeit herscht
jede stunde in der ich nicht darüber nachdenke ist ein luxus für mich
johannes
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Re: was kann ich noch machen?

Beitrag von johannes »

Hallo hayner!

Danke für deine Offenheit und dass du deine Geschichte mit uns geteilt hast. Ja, manchmal kann es eine blöde Toilettensituation sein - wie die bei deinem Klinikaufenthalt ohne Besetzt-Schild -, die dann die Anspannung dauerhaft extrem verstärkt. Du siehst, hier sind ein paar Tausend von uns im Forum registriert und wir haben fast alle ähnliche Geschichten mit denen es angefangen hat. Und wir wissen, wie es ist, wenn du im Alltag ständig an die Toilettensituation denken musst.

Auch wenn es in solchen Momenten nur schwer vorstellbar ist: Man kann die Paruresis behandeln und die Aussichten auf Besserung sind sogar sehr gut! Du kannst hier im Forum verschiedene Geschichten von anderen Betroffenen finden, bei denen sich die Situation gebessert hat und denen es jetzt viel besser geht. Und es klingt sogar so als wenn es auch bei dir positive Tendenzen geben würde (du schreibst, dass es z.B. auf der Arbeit in der Kabine wieder besser geht!), die du gerade gar nicht richtig erkennen kannst.

Aber es klingt auch so als wenn du gerade eine wirklich schwere Zeit durchmachen würdest und als wenn du Unterstützung dabei brauchst.
Bei der Telefonseelsorge bekommst du professionelle Hilfe. Per Telefon unter 0800 / 111 0 111 oder 0800 / 111 0 222 oder sogar per Chat unter https://online.telefonseelsorge.de/. Lass dir bitte helfen und melde dich da!

Ich wünsche dir viel Kraft und alles Gute!
Johannes
hayner134
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Re: was kann ich noch machen?

Beitrag von hayner134 »

johannes hat geschrieben: 6. Juni 2023 19:06 Hallo hayner!

Danke für deine Offenheit und dass du deine Geschichte mit uns geteilt hast. Ja, manchmal kann es eine blöde Toilettensituation sein - wie die bei deinem Klinikaufenthalt ohne Besetzt-Schild -, die dann die Anspannung dauerhaft extrem verstärkt. Du siehst, hier sind ein paar Tausend von uns im Forum registriert und wir haben fast alle ähnliche Geschichten mit denen es angefangen hat. Und wir wissen, wie es ist, wenn du im Alltag ständig an die Toilettensituation denken musst.

Auch wenn es in solchen Momenten nur schwer vorstellbar ist: Man kann die Paruresis behandeln und die Aussichten auf Besserung sind sogar sehr gut! Du kannst hier im Forum verschiedene Geschichten von anderen Betroffenen finden, bei denen sich die Situation gebessert hat und denen es jetzt viel besser geht. Und es klingt sogar so als wenn es auch bei dir positive Tendenzen geben würde (du schreibst, dass es z.B. auf der Arbeit in der Kabine wieder besser geht!), die du gerade gar nicht richtig erkennen kannst.

Aber es klingt auch so als wenn du gerade eine wirklich schwere Zeit durchmachen würdest und als wenn du Unterstützung dabei brauchst.
Bei der Telefonseelsorge bekommst du professionelle Hilfe. Per Telefon unter 0800 / 111 0 111 oder 0800 / 111 0 222 oder sogar per Chat unter https://online.telefonseelsorge.de/. Lass dir bitte helfen und melde dich da!

Ich wünsche dir viel Kraft und alles Gute!
Johannes
hey, vielen dank für die Antwort.
vielleicht versuche ich es mal bei der Telefonseelsorge.
machen die da tatsächlich auch mehr als mir zu sagen "ne bitte nimm dir nicht das leben es gibt noch Hoffnung für dich"? sorry falls es unhöflich rüberkommt habe einfach nur keine Erfahrung mit sowas
habe es schonmal mit Verhaltenstherapie probiert aber der Therapeut an dem ich kam war zu nichts zu gebrauchen und suche deshalb wieder einen neuen. alleine komme ich mit dem Problem leider nicht klar.
johannes
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Re: was kann ich noch machen?

Beitrag von johannes »

Hey, ich bin mir sicher, dass du da jemanden findest, der dir zuhört und sich darüber hinaus auch gut auskennt und mit dir die nächsten Schritte besprechen kann, damit es dir wieder besser geht. Ich würde sagen, es ist ganz normal, dass man manchmal alleine nicht mehr weiterkommt und genau dafür ist diese Telefonnummer ja da.

Ich glaube, die können dir auch Tipps geben wie du einen neuen und guten Therapeuten findest. Tut mir Leid, dass du da bisher eine schlechte Erfahrung hattest, aber es gibt viele andere, denen eine Therapie total geholfen hat. Ist also genau richtig, dass du einen neuen Therapeuten finden möchtest!
IsaZim
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Re: was kann ich noch machen?

Beitrag von IsaZim »

Bitte sprich mit einer vertrauenswürdigen Person in deinem Umfeld über deine Gefühle und Gedanken, damit sie dir zur Seite stehen und dich bei der Suche nach Hilfe unterstützen können. Wenn du dich in akuter Not befindest oder suizidale Gedanken hast, kontaktiere bitte sofort eine Notrufnummer oder suche eine Notfallaufnahme auf.

Es ist wichtig, dass du dir professionelle Hilfe holst, um deine Situation zu verbessern. Du bist wertvoll und es gibt Menschen, die dir helfen möchten.
hayner134
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Re: was kann ich noch machen?

Beitrag von hayner134 »

IsaZim hat geschrieben: 19. Juni 2023 11:34 Bitte sprich mit einer vertrauenswürdigen Person in deinem Umfeld über deine Gefühle und Gedanken, damit sie dir zur Seite stehen und dich bei der Suche nach Hilfe unterstützen können. Wenn du dich in akuter Not befindest oder suizidale Gedanken hast, kontaktiere bitte sofort eine Notrufnummer oder suche eine Notfallaufnahme auf.

Es ist wichtig, dass du dir professionelle Hilfe holst, um deine Situation zu verbessern. Du bist wertvoll und es gibt Menschen, die dir helfen möchten.
ich glaube solange ich nicht kurz davor bin obdachlos zu werden werde ich mir das leben auch nicht nehmen
werde mich aber garantiert nicht bei einer notfallaufnahme melden wo man mein problem eh nicht ernst nimmt und mich dann noch gegen meinen willen festhält
wenn dann versuche ich es heute mal bei meinem hausarzt und schaue mal was der sagt
danke trotzdem für den ratschlag
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Benny48
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Re: was kann ich noch machen?

Beitrag von Benny48 »

Du kannst folgende Dinge tun. Du wirst sie kacke finden und nicht verstehen, wie Dir der Quatsch helfen soll. Vor allem, weil alles das ist, was ja genau Dein Problem ist.
- Setz Dich damit auseinander und finde im Internet eine Selbsthilfegruppe (-> es gibt noch tausende anderer "Freaks" und "komischer Typen", die etwas selbstverständliches nicht können und sich den ganzen Tag dauernd einen Kopf deswegen machen. Ein sehr peinlicher Vorgang.
.... ooohhhh hast Du ja schon getan - Du bist ja hier. Klasse!
- Lies Dich ein, verstehe die Hintergründe, verstehe und akzeptiere, dass es eine von vielen Phobien ist, die einfach "einschnackeln" wie auf der ganzen Welt bei vielen, vielen anderen Leuten auch. Und der Witz ist: Es ist NUR im Hirn. Das Hirn lernt die ganze Zeit Dinge. Und kann dauernd etwas neues lernen. Deines lernt im Augenblick "ich muss Angst vor dem Pinkeln haben". Ab jetzt kann es lernen "Ich pinkel gerne; war noch was?"
- Arbeite mit dem Therapeuten / der Selbsthilfegruppe und fange bleib dran (vielleicht das Buch "Lass es laufen", vielleicht Wemingo.de) aber strukturiert und dran bleiben. Egal ob Therapeut oder das andere: Du wirst aktiv werden, Du wirst Dinge tun, die Dir unangenehm sind und dann wirst Du Erfolge haben. Es ist wie in StarWars - nimmst Du den leichten Weg, landest Du auf der dunklen Seite. Zeigst Du der Angst den Mittelfinger, lernt Dein Hirn gute Dinge.
- Erzähl es Leuten, denen Du vertraust. (Ich habe es getan. Und es ist verblüffend, weil 1.) es ausgesprochen so wenig dramatisch klingt und von Vielen mit nur einem Achselzucken akzeptiert wird (Mein dunkelstes, größtes, furchtbarstes Geheimnis - es ist nur ein Achselzucken "das klingt ja unpraktisch"). 2.) Viele erzählen dann sofort von ihrem Geheimnis (völlig unerklärliche Ängste, die Du noch nie auch nur irgendwie als bedrohlich empfunden hast, machen den anderen das Leben schwer). 3) Die Nähe und das Vertrauen zu diesen Personen wächst unglaublich. Du hast ihnen Deine "größte Schwäche" offenbart. Das ist ein unermesslicher Vertrauensbeweis, der Eure Beziehung auf einen neuen Level hebt. 4.) Letzter und witzigster Punkt: mehr als 50% der Leute, denen ich es erzählt habe, fanden die männliche Pinkelsituation als beschämend, bescheuert, total sinnfrei etc. Viele der Männer und manche der Frauen haben damit auch Probleme - jeder zu einem unterschiedlichen Grad. Aber nur sehr wenige haben null Stress. 5.) ...Nachtrag: Mein Vater als typisches Landkind hat zu 100% kein Problem und wusste noch nicht mal, dass man ein Problem haben könnte. Als ich es ihm erzählt habe, war er sofort einfühlsam bei mir und hat mir seine Hilfe angeboten - spinn ich - oder was? :-)

Ich bin kein Arzt oder Therapeut sondern kann nur aus meiner persönlichen Erfahrung berichten.
Ich kenne beide Wege, den nach unten durch ständige Vermeidung und immer größerer Einschränkung. Und den nach oben durch ständige Peinlichkeiten und Komfortzonenverlassen, der mich in die Freiheit führt. Jeden Tag mehr. Durch ständige Arbeit.

Schlussbemerkung:
Es gibt einen Weg abwärts aber ebenso aufwärts.
Aufwärts ist anstrengender.
Oben ist der Blick definitiv besser.

Alles Gute und viel Erfolg!
Erzähl doch, wie es Dir ergangen ist.
Benny
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