Mein stetiger Weg zur Freiheit

Zum Eintragen positiver Erlebnisse und Fortschritten

Moderator: SimoneH

Antworten
Speick
User
Beiträge: 6
Registriert: 16. März 2016 22:26

Mein stetiger Weg zur Freiheit

Beitrag von Speick »

Hallo,

Ich bin 29 und habe Paruresis seit ich ca. 15 Jahre alt bin. Den ersten 6-7 Jahren habe ich nicht viel dagegen unternommen und wusste auch nicht viel darüber, so wurde es immer schlimmer. Zum Tiefpunkt war ich so weit, dass ich nicht mal in einem verschlossenen Raum (schalldicht) pinkeln konnte, wenn ich wusste dass jemand draussen auf mich wartete.
Dann hatte ich begonnen mich darüber zu informieren, hatte einen Workshop gemacht und habe mich einige male in einer Selbsthilfegruppe mit andern getroffen und geübt. Das hat ein bisschen geholfen. Das war vor etwa 6 Jahren. Dann habe ich es aber wieder etwas schleifen lassen, das Paruresis ist dadurch jedoch nicht schlimmer geworden. Ich hatte mich zu der Zeit angefangen mit mir selber zu befassen, wer bin ich, war auf Reisen, habe angefangen Bewusstheitsübungen wie Yoga oder Meditation zu machen. Und vor allem wurde ich immer ehrlicher zu mir selber, authentischer. Ich habe mich immer mehr gezeigt als wer ich bin, wurde selbstbewusster und habe gemerkt, dass ich mich nicht verstellen muss für irgend jemanden, wenn ich einfach ehrlich und authentisch lebe ziehe ich auch die richtigen Menschen in mein Leben, die mich schätzen so wie ich bin. Durch diese persönliche Entwicklung hat sich mein Paruresis ganz nebenbei sehr verbessert. Ich kann mittlerweile immer in der Kabine, egal wie die Umstände sind und oft kann ich auch am Pissoir wenn nicht gerade direkt neben mir einer steht. Und mit der Atem-Anhalte-Technik geht's manchmal sogar dann.
Vor ein paar Wochen hatte ich grosses Erfolgserlebnis und einen grossen Hoffnungsmacher. Ich hatte an einem 10tägigen Vipassana Meditationskurs teilgenommen. Das ist eine Meditationstechnik die einen lehrt gleichmütig zu bleiben, egal was im aussen passiert. Die Toiletten im Schlafsaal wurden von 20 Leuten benutzt und die Pissoirs waren direkt neben den Waschbecken und Duschen ohne jeglichen Sichtschutz. Ich dachte schon ich werde nie am Pissoir pinkeln können. Aber ich wollte es trotzdem versuchen, und siehe da, es hat funktioniert. Wenn nicht gerade jemand direkt am Nachbarpissoir stand hatte ich es geschafft, am Anfang noch mit Hilfe der Atem-Halte-Technik aber später auch ohne. Was bestimmt geholfen hat, war, dass es ein Schweigeretreat war, wir durften also mit niemandem kommunizieren. Jeder war also in seiner eigenen Welt und hat die anderen nicht gross beachtet. Ich hatte das genutzt um fleissig zu üben
Aber auch die Meditation hat sehr geholfen und dazu möchte ich euch alle motivieren. Mit dieser Technik lernt man gleichmütig zu bleiben mit allem was ist, das bringt eine innere Ruhe und Zufriedenheit, was sehr hilfreich ist bei Paruresis und auch sonst im Leben.
Ich kann allen empfehlen mal so ein Kurs zu machen (dhamma.org). Es ist eine Herausforderung, aber es gibt einem so viel für ein zufriedeneres und harmonisches Leben und wahrscheinlich auch für ein Leben mit weniger Einschränkungen durch Paruresis.

Ich wünsche euch allen viel Kraft, Durchhaltewillen und Selbstbewusstsein auf eurem Weg, seid euch selbst, es gibt nur eine/n von euch, seid stolz auf euch, so wie ihr seid. Und zeigt euch, auch in euren Schwächen, das ist wahre Stärke und das wird euch die richtigen Menschen ins Leben rufen.

Alles gute,
Speick, ein Mensch auf dem Weg zur (Pinkel)freiheit
Benutzeravatar
Benny48
User
Beiträge: 65
Registriert: 15. Dezember 2022 15:13
Wohnort: München

Re: Mein stetiger Weg zur Freiheit

Beitrag von Benny48 »

Servus Speick,
danke für Deinen Bericht. Schön zu lesen - man merkt auch schon etwas Freiheit heraus.
Freut mich auch, dass Du diese tollen Erfolge hast!

Das mit der Meditation kann ich mir gut vorstellen. Ich bin darauf über eine App gestoßen, die eher Zielorientiert ist, um mit dem beruflichen Stress besser klarzukommen. Ich merke aber auch (Schrittchen für Schrittchen), wie mir das auch in anderen Lebensbereichen hilft - z.B. bei meiner Paruresis.
Viel Erfolg und alles Gute weiterhin!
Benny, auch auf dem Weg...
Hayakusa
User
Beiträge: 18
Registriert: 9. Mai 2016 01:44

Re: Mein stetiger Weg zur Freiheit

Beitrag von Hayakusa »

Hi Speick,

großartige Story! Ganz herzlichen Dank an dich und much love an you!

Kann ich alles nur so bestätigen. Ich habe so ziemlich die selbe Geschichte wie du (31J. zur Zeit) und habe ebenfalls durch einen Zugewinn an Selbstbewusstsein sowie Meditation und Atemtechniken große Fortschritte machen können.

Auch ich war bei einem Workshop, wo alles viel leichter "von der Hand ging".

Eins muss einem allerdings immer klar sein, die Paru ist absolut immer abhängig davon, welche Menschen um euch rum sind und wie Ihr diese für euch einschätzt. Strahlen Sie "Gefahr" aus, wirds schwieriger. Daher war bspw. der Meditationskurs von Speick ein toller Moment zu üben, weil dort alle gechillt waren. Ebenso bei mir auf dem Workshop.

Spannend wird es dann, wenn wir beide uns wieder ins reale Leben, quasi unter Fremde und Unbekannte bewegen. Aber wie gesagt... Meditation hilft. Immer. Atmung kontrollieren. Ein großes Arsenal an Paru-Tricks haben (zählen, Klamotten ausziehen, Musik, Ohren zuhalten, mit sich selber sprechen, spülen, Atem anhalten etc.).
Ich drücke uns beiden und natürlich ALLEN Parus dieser Welt die Daumen, dass es immer besser wird. Wir packen das.

Achja und wenns mal wieder scheint "schlechter" zu laufen, obwohls doch mal besser war. IMMER IM KOPF HABEN:

"two steps forward... and one step back" - wohl der wichtigste und mächtigste Satz, den ich auf dem Workshop gelernt habe.
Es kann nie immer alles gut sein. Das ist Leben.

Liebe an Alle.

Uwe
Antworten