Kleine Schritte - und doch sichtbar

Zum Eintragen positiver Erlebnisse und Fortschritten

Moderator: SimoneH

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Benny48
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Re: Kleine Schritte - und doch sichtbar

Beitrag von Benny48 »

Weiter geht's!
Nach dem verblüffenden Erfolg, bin ich natürlich dran geblieben.
In der "realen" Welt ist vieles natürlich nochmal anders.
Voll fies: Geschäftsreise mit ICE. Start im Hauptbahnhof München - fieses Setting (sehr Hell, sehr offen, sehr rund (seht es Euch an :-) ) und viel Lärm und Getue die ganze Zeit.
Aber im ICE besonders fies: 6 von 10 Toiletten im Zug gesperrt. Schlangen davor und das ewige Gewackel - ohne Vorwarnung. Hat aber mehrfach geklappt. Mal leichter, mal schwerer...
Hauptbahnhof Frankfurt war leichter - die Nähe war nicht ganz so kuschelig ;-)
Im Büro und beim Sozializing nicht vermieden (aber auch mal in die Kabine gegangen)...

Am Mittwoch wieder Buddy-Übung (diesmal nur zu zweit... leichte Panik, da kann man sich nicht so hinter dem Dritten verstecken :-) )
Guter Start in der öffentlichen, mehrfach. Und langsam komme ich auch Entspannt in ein Gespräch währenddessen. - Bisher nicht mal im Ansatz vorstellbar, zu pinkeln, wenn jemand so nah ist und auch noch quatscht.... und nun kann ich sogar mit quatschen.

Danach weiter in die gut bürgerliche Wirtschaft. Ein paar (alkoholfreie Weißbier und eine Flasche stilles Wasser - die Bedienung war etwas ungläubig). A bisserl hatte ich natürlich Bammel, was der Wirt, die Nachbarn und Tante Hilde denken, wenn wir dauernd(!) zu zweit(!) auf's Klo rennen und auch noch besonders dann, wenn gerade wer anderes geht (!!).
Sch... egal :-) Wir haben uns gut unterhalten über Gott, die Welt und das Pinkeln in der Öffentlichkeit. Das war echt entspannend. Und von den Erfahrungen der anderen zu hören, die sich in der Zeit alleine genau wie ich als Sonderfälle oder Aussätzige oder Vollhonks gefühlt haben.

Naja, sehr erfolgreich. Die Anlaufhürden werden geringer. Das Gequassel, die Nähe, die zum Flur offenen Türen, der Typ in der Kabine hinter uns - kein Thema an dem Abend :-)
Auf der Heimfahrt nochmal in die U-Bahn Toilette und dann glücklich heim ins Bett.

Eine Erkenntnis - auch aus den Geschichten der Profis: es dauert a bisserl und man sollte durchgehend dranbleiben. Vermeiden verschlechtert.
noch eine Erkenntnis: ich habe häufig vermieden (40 Jahre x 365 Tage x ca. 5x täglich = ca. 73.000 mal) da darf es auch mal ein bisserl zur Erlösung dauern ;-)
Hayakusa
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Re: Kleine Schritte - und doch sichtbar

Beitrag von Hayakusa »

Hey Benny,

wow! Das ist ja mega, was du hier tust! Bitte mach weiter, ich weiß aus eigener Erfahrung, wie viel Macht im Schreiben/Aufschreiben steckt. Gedanken und Gefühle manifestieren sich.

Das wird dir extrem auf deinem Heilungsweg helfen. Und wir Leser/innen profitieren davon, uns nicht allein zu fühlen und dich als Inspiration zu nehmen, auch an uns zu arbeiten.

Ganz großes Kino mein Lieber!

Halt durch und viel Spaß beim besiegen der Angst! 8)
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Benny48
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Re: Kleine Schritte - und doch sichtbar

Beitrag von Benny48 »

Hey Hayakusa,
Merci Dir.
Ja, das Schreiben hilft wirklich und ich lasse auch mal jemanden lesen (angefangen bei meiner Frau), was ich schreibe.
Ansonsten erzähle ich auch - es ist aber unglaublich schön und erleichternd, sich nicht als der Weirdo zu fühlen und alles nur mit sich alleine im Kopf auszumachen - da kommt auch nur Schmarrn dabei raus...
Viele Grüße und Danke
Benny
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Benny48
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Re: Kleine Schritte - und doch sichtbar

Beitrag von Benny48 »

Habe gerade Zeit... weil ich zwischen zwei Übungen stecke :-)
Ich versuche meine Übungen mit dem täglichen Leben zu verknüpfen. D.h. meine Wartezeiten beim Einkaufen mit meiner Frau, Besuch im Café etc. sind halt einfach mit mehr Wasser gefüllt (mittelgutes Wortspiel, hat mir aber Freude bereitet...).

Ich sitze also gerade im Einkaufszentrum, habe eine äußerst gute Übungsrunde hinter mir und warte auf den nächsten Lauf (ok, heute komme ich aus den Wortspielen nicht raus, bin aber einfach auch zu gut gelaunt :-) )

So ein paar Erkenntnisse:
- Häufiges üben und in den Alltag einbauen führt zu viel Übung ... klar.
- jetzt kommt es: wenn ich häufig übe, fallen einzelne weniger tolle Ergebnisse nicht so sehr ins Gewicht ! resp. werden sofort wieder ausgeglichen (hatte ich heute).
- Wobei die Latte (ok, das war jetzt ein Versehen) immer höher liegt (jetzt konnte ich nicht anders). D.h. die (um "Fehlschläge" zu vermeiden) nicht optimalen Ergebnisse sind soviel mehr als alles, was ich die letzten Jahr(zehnte) getan habe - also völlig in Ordnung :-)
- Ich werde meine Kumpels für Übungen weiter triezen, damit wir uns wieder treffen, weil das "jemand steht in geplanten Abständen nahe bei mir" für mich momentan der wichtigste Faktor ist. Die Nähe, resp. Anwesenheit oder Wechsel von Personen irritiert mich immer noch am meisten .

Noch eine Anekdote:
Letzte Woche hatte ich Geburtstag, habe in einer tollen Wirtschaft gefeiert und habe ohne Rücksicht auf Verluste getrunken (auch Alkohol aber nicht nur). Die Urinale waren relativ eng und ohne Sichtschutz, etc. und blöd.
Habe aber nur die benutzt.
Da es keine Übungssitutation war, waren aber halt nie die ganz fiesen Situationen (nur halb-fiese) - anyway: kein "Abwarten und schauen", kein taktieren, kein "ja aber doch nicht". :-P
Und habe es auch noch ein paar Kumpels erzählt.
Die Entrüstung über mich Freak und die soziale Ausgrenzung nach meinem Outing? = 0. (einer findet Urinale voll behämmert und geht grundsätzlich auf das Häuschen....)

So, fertig, gehe wieder üben.
Servus
Benny
HaH
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Re: Kleine Schritte - und doch sichtbar

Beitrag von HaH »

Hallo Benny,

da, wie ich lese, du sehr kontinuierlich im Alltag übst, wird sich so glaube ich der Erfolg mehr und mehr einstellen.
Die kleinen Erfolge die du erlebst und beschrieben hast, sind meines Erachtens schon beachtlich.
Hut ab vor deiner Disziplin, wirklich Tag für Tag dich der Angst zu stellen.
Wichtig ist wirklich das Üben mit wechselndem "Partner" bzw. wechselnden Situationen verschiedener Schwierigkeitsstufen.
Wenn du so weiter machst, wirst du dem Ziel, ohne große Anspannung oder Streßlevel auf eine Toilette zu gehen bald sehr nahe sein.
Da ich nur gelegentlich übe bzw. mich bewusst meiner Angst am Urinal aussetze, stellt sich auch nur ab und zu ein Erfolg ein.

Seit dem Workshop 2022 in Wien ist mir aber bewusst geworden, das es vollkommen o.k. ist jederzeit auch die Kabine zu wählen. Durch dieses Bewusstsein "Kabine steht mir zu" bin ich heutzutage wesentlich streßfreier in meiner Freizeitplanung geworden. Wesentlich weniger Kopfkino vorab. Kabine geht also immer und ob das Urinal eine Option ist, sehe ich dann vor Ort.

VG Johannes
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Benny48
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Re: Kleine Schritte - und doch sichtbar

Beitrag von Benny48 »

Kurzes Update.
Ich bleibe weiter dran.
- Treffe mich immer wieder mit Buddies - gerne auch mit neuen... einfach melden
- Habe meine täglichen Rituale beim Morgen-Cappuccino im Cafe, resp. U-Bahn
- im Büro ohne strategische Planung und Vorsicht - einfach rein
- Trinke immer relativ viel, wenn ich in der Stadt unterwegs bin. Dann auf die Standard-Toilette im Lokal oder öffentlich.

Klappt oft, manchmal nicht optimal, dann greifen weiterhin Plan A, B und C
A) Reingehen und pinkeln
B) Aushalten am Urinal (die peinliche Stille und das warten :-)
C) Dann entspannt zum Stall wechseln (auf keinen Fall die Toilette verlassen und verschämt wieder zurück kommen)

In 99% der Fällen klappt das. Aber einige Situationen sind over the top... (Am Samstag war am Viktualienmarkt dank des Sommerwetters viel los. Wir waren in einer bekannten Wirtschaft mit viel Publikum und Gaudi. Die Toilette: Winnzig, 3 Urinale direkt nebeneinander + winziger Stall, der dauerbelegt war und ständiges kommen und gehen, keine Ruhe... Also dann halt zum Nachbarwirt, der seine Gäste zumindest ein bisserl mag.
Hinweis für die geschockten Leser: Ich habe mich ja bei Kumpels geoutet und auch welche, die eher wenig Probleme haben, fanden die Situation auch nicht angenehm (d.h. sie sind dann nicht rein!)

Ich bleibe dran und finde es weiter verblüffend, wie manche Dinge "normal" werden könne, die früher nur peinlich und unangenehm waren.
- auf öffentliche Toilette gehen
- mit anderen drüber reden
- nicht vorher strategisch planen
- nicht raten, ob die Toilette leer ist
- einfach mal am Urinal stehen bleiben, wenn andere kommen und gehen
- am Urinal (!) pinkeln
- Weiter pinkeln, wenn andere kommen, gehen oder reden

Ich bleibe dran...
Und der nächste Workshop in Wien kommt ja auch bald...
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Benny48
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Re: Kleine Schritte - und doch sichtbar

Beitrag von Benny48 »

Kurzes Update, weil interessant...

Diese Woche war ich auf Geschäftsreise in Amsterdam.
Hab natürlich die Reise und die Flughäfen zum üben genutzt. Nicht perfekt aber anders als früher...

Als Tip für alle, die kämpfen:
Es sieht so aus, als hätten die Holländer einen tollen Ansatz!
Sowohl in den Büros als auch in den Restaurants in denen ich war, waren die Herren Toiletten identisch zu den Damen :-)
Also ein kleiner Übungsschritt für diejenigen, die noch sehr kämpfen.

Weiß nicht, ob das überall so ist, aber ich hatte nur solche :-)

Servus
Benny
Heiko3
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Re: Kleine Schritte - und doch sichtbar

Beitrag von Heiko3 »

Hallo Benny,

Danke für deine Erfahrungsberichte. Das hilft wirklich sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und zeigt wie Verbesserungen möglich sind.

Habe vor Corona schon hier gelesen, da mich das Thema seit vielen Jahren begleitet. Hatte schon angefangen zu üben im Baumarkt, bei der Arbeit etc aber dann war Corona und man war ja isoliert….

Jetzt ist das Thema wieder aktuell und ich gehe jetzt definitiv dran, etwas zu verbessern.
Bei mir ist es so, dass ich am Urinal pinkeln kann, wenn niemand neben mir steht. Wenn während dessen jemand rein kommt allerdings kein Problem. Wenn jemand in der Kabine ist, auch kein großer Stress. Aber wenn schon Leute an den Urinalen stehen, kann ich nur wenn Trennwände da sind und der Abstand wirklich größer ist.

In den letzten Tagen habe ich direkt angefangen zu üben und bin oft auf die öffentlichen Toiletten gegangen- nachdem ich hier unter anderem deine Erfolgsgeschichten gelesen habe!
Habe für mich festgestellt, dass ich eine Abneigung gegen öffentliche Klo‘s hatte, jetzt nehme ich mir vor, ein positives Bild davon zu haben…bisher ging der Puls schon hoch beim Betreten…
Mal sehen wie ich voran komme.

Gestern waren wir auf der Autobahn unterwegs und meine Frau musste, ich eigentlich nicht dringend, aber Training ist ja angesagt, also bin ich rein und direkt ans Urinal, nachdem dort niemand stand. Ob die einzige Kabine frei war habe ich gar nicht geprüft. Während es bei mir lief kam jemand rein und ging direkt in die Kabine- die also frei war. Warum tat er das? Vielleicht weil ich schon am Urinal stand? Wer weiß…
Dann kam der nächste und stellte sich an das andere, äußere der drei Urinale und liess das Mittlere frei. Ich war fertig und ging zum Hände waschen- in dem Moment wechselte er ans Mittlere, da das Äußere offensichtlich etwas tiefer war für Kinder. Hat er sich vorher nicht getraut?
Ich habe bei mir gedacht, ok das Problem haben tatsächlich Einige und habe mein Training als Erfolg gespeichert, auch dank dieser Berichte hier.

Danke für die Erfahrungen, es hilft echt zu verstehen, dass man nicht alleine ist.

Ich werde weiter üben - und nicht Vermeiden

Grüße Heiko
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Benny48
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Re: Kleine Schritte - und doch sichtbar

Beitrag von Benny48 »

Servus Heiko,
erstmal Danke für Dein Feedback!
Dann Gratulation zu Deinem Entschluss und den ersten weiteren Erfolgen.
Auf einer Skala von totaler Vermeidung bis zum "gedankenlosen urinieren" :-) :-) bist Du wohl sehr nah am Erfolg. Das freut mich sehr für Dich!

Das größte Thema (kenne ich aus meinen auf und abs über die Jahre) ist die Vermeidung.

Zum von Dir beobachteten Verhalten - ja, man merkt schon, dass es ein breites Spektrum ist und auch ich kenne Leute, bei denen ich mich "geoutet" habe, die es nicht als PROBLEM sehen aber manche Situation als sagenhaft blöd und umgehen sie dann. Aber auf "normalen" Toiletten gehen sie dann wieder normal ans Urinal - wie gesagt ein sehr breites Spektrum offenbar.
(Ich kann mich übrigens an ein kleines Computerspiel vor wohl 20 Jahren erinnern: Verschiedene Toiletten Situation und jeweils die Frage "welches Urinal verwendet ein durchschnittlicher Mann". Das Ergebnis entsprach unserer Situation recht gut. .... Erst ganz am Rand, weg von der Tür, der 2. genau am anderen Ende der Urinal, der 3. genau in der Mitte... :-)

Ich übe täglich, laufe aber Gefahr, mich an meine "Standardorte" zu gewöhnen. Und leider habe ich zu wenig "Verkehr".
Mal sehen, diese Woche bin ich wieder im Büro - voll rein, keine Rücksicht :-)

Diese Woche war ich wieder beim üben mit einem Buddy. Faszinierend! Genau die Angstsituation: Mit einem anderen Mann! den man kennt! während man sich unterhält! zum pinkeln gehen! und pinkeln!!!

Dabei möchte ich zusätzlich noch mehr Abwechslung reinbringen: demnächst sind wir an anderen Orten und versuchen durchweg mit anderen gleichzeitig zu gehen. ...

Bis zum nächsten Mal, und Dir Heiko, weiter viel Spaß... Falls Du Buddies im (sehr) Großraum München suchst - einfach melden!
Benny
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Benny48
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Re: Kleine Schritte - und doch sichtbar

Beitrag von Benny48 »

Nein, ich gebe nicht auf, bin immer noch dabei.
Die kleinen Schritte sind so klein und das große Ziel (völlige Freiheit .... jaja, ich weiß, nicht zu viel vornehmen...) ist noch so weit.
Meine Angst for den öffentlichen Toiletten wird graduell kleiner.
Auf bekannten Örtchen denke ich kaum mehr darüber nach.
Ich beobachte mittlerweile eher belustigt über "ah, jetzt müsste dann gleich der Gedanke kommen... ah da ist er ja, hihi, hallo Gedanke, jetzt blockiert es wahrscheinlich..."
Oft empfinde ich sportliche Vorfreude...
Manche Orte (größere Autobahnraststätten sind kein Problem mehr).

Im Büro (ich müsste öfter hin) - gehe ich automatisch an die Urinal (zwei ohne Sichtschutz nah zusammen) - oft kommt nach mir jemand... und geht in 95% lieber ins Häuschen. ja, auch Männer "ohne das Problem" bevorzugen ausreichend Privatsphäre....

Mein Highlight - auch wenn eigentlich klar war, dass ich nicht wirklich kann, wenn ich mich dort neben jemanden stelle, der bereits am pinkeln ist, habe ich mich dazu gestellt und entspannt gewartet. Ging erst als er weg war ABER früher wäre ich eher dreimal rausgegangen und wieder zurückgekommen...

Schwierig bleibt es immer noch bei eng-ohne-Schutz-häufiger-Wechsel-Zeitdruck-plötzliche-Geräusche.
Bleibe dran.

Die Buddy Aktionen sind hilfreich, lehrreich führen zu aha- Erlebnissen, machen Spaß
... und sind viel, viel zu selten. Wer Buddy sein will im Umkreis München - gerne melden, ich würde gerne viel häufiger üben. Ich denke ein Abend mit Buddy wiegt 8 Wochen Training auf.

Bis zum nächsten Mal!
Heiko3
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Re: Kleine Schritte - und doch sichtbar

Beitrag von Heiko3 »

Hi Benny, alle,

Ja wenn es eng zugeht und ohne Schutz, dann ist es für mich auch sehr schwierig.

Ich habe wieder verschiedene Gelegenheiten genutzt und bin oftmals los, obwohl es nicht dringend war. Somit wäre es nicht schlimm gewesen wenn es nicht geklappt hätte auf Anhieb.
Wir waren campen und da gab es auf einer Seite Kabinen mit Waschbecken und auf der anderen Seite 4 Urinale mit separaten Waschbecken, also komplett getrennt und man musste sich direkt beim reingehen entscheiden- ohne zu sehen ob jemand an einem urinal steht. Ich habe mich immer für die urinale entschieden und es hat immer geklappt, einmal stand jemand und als er weg war, lief es sofort- ich hatte ja Zeit…

Danke für die Hilfen. Ich habe mir echt vorgenommen mir keinen Zeitdruck zu machen und auch zu denken: Super eine Toilette da kann ich Pinkeln
So langsam sind die negativen Gedanken weg, wenn ich da rein gehe!

Nächste Woche ist Kneipenabend mit den Kollegen, da ist leider keine Trennwand zwischen den Urinalen - das wird eine Herausforderung, zumal auch nur 1 Kabine zur Not da wäre und wenn die besetzt ist, kann man nicht ausweichen.
Na ja, wird schon

Das mit dem Buddy wäre schon interessant, aber Karlsruhe ist schon etwas weit von dir…
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Benny48
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Re: Kleine Schritte - und doch sichtbar

Beitrag von Benny48 »

Yup, bin noch da.
Yup, ich übe noch immer, wo es nur geht. D.h.
- Wenn ich unterwegs bin nehme ich keine Rücksicht sondern trinke
- Mein Ablauf ist:
1) Rein ins öffentlich (Autobahnraststätten, Bahnhöhfe, etc.) WC, ran ans Urinal.
2) in 90% der Fälle kein Problem
3) Wenn ein Problem weil zu eng, zu viel Hektik, etc. -> Smartwatch Stopuhr hart auf 2 Minuten Timer
4) oft geht's dann oder zumindest fast -> habe aber immer (!!!) die "Peinlichkeit" ausgehalten und es hat keine Sa.. äh keinen Menschen interessiert
5) Wenn's dann immer noch nicht ging (zu eng, zu laut, zu hektisch....) dann halt in den Stall (Im Gegensatz zu früher geht es jetzt.

Ich war jetzt zwei Wochen auf den Kanaren und habe alles mitgenommen was ging:
- Flughafen (Flughafen München war blöd, im Abflugbereich unter Zeitdruck mit Millionen von Biertrinkenden Touristen 4 Urinale eng nebeneinander und dauernder Wechsel und Schlangestehen - also, dass ist mein Endgegner...
- Insel Flughafen, ein Traum, kein Problem (mehrfach, hab extra getrunken...)
- Hotel und Restaurants einschließlich a bisserl fies Türen auflassen (sorry, wildfremde Menschen, das war leider notwendig).
- Im Hotel bin ich häufiger auf die Hotel WCs gegangen als notwendig, grad aus Prinzip ;-)
Grundsätzlich bin ich sehr stolz, mit den kleinen Schritten merkt man es oft nicht aber im Vergleich zu früher...
Interessanterweise kann man oft nicht mehr nachvollziehen, warum manche Dinge früher nicht möglich waren.
Ich bleibe dran :-)
Und suche weiterhin Pee-Buddies...
Liebe Grüße
Benny

Meine "Spezialfälle":
- Zugtoilette, wenn davor Menschen warten (zusätzlicher Zeitdruck) und das Ruckeln
- Flugzeug WC: dito und das oft kleine Örtchen mit Gewackel (übrigens, habe gerade eine Studie gesehen, dass 70% der Reisenden Flugzeugtoiletten als unangenehm empfinden - liegt also nicht nur an mir.
- Kleine Toilette mit anwesender anderen Person, die auch noch dauernd Geräusche macht hrghhhhh.
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Re: Kleine Schritte - und doch sichtbar

Beitrag von Benny48 »

Kurzupdate:
1 Woche August Urlaub mit viel Reisen im Auto / Autobahnraststätten, Hotels, Restaurants...
Sehr gut gelaufen. Standardprogramm: 2 Minuten am Urinal, wenn dann nichts geht, dann Häuschen - das geht mittlerweile immer.
Highlight: Spielcasino in Baden-Baden: Sehr entspannt, sehr selbstbewusst aufgetreten -> die Übung war unglaublich entspannt und selbstverständlich. Auch die Dame, die währen dessen hinter mir durchlief und mit der ich ein paar Worte gewechselt habe, hat nichts daran geändert :-)

...

Und am 1.9. Wien!
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Re: Kleine Schritte - und doch sichtbar

Beitrag von Benny48 »

:-) :-) :-)
Ich gehe ja im Büro jetzt immer ohne Sicherheitscheck und Planung direkt zu den Urinalen (2 Stück, recht eng nebeneinander ohne Sichtschutz).
Einen kleinen Trick, den ich trotzdem verwende: Ich stehe gerne etwas breitbeiniger - dann fällt mir das Pinkeln auch leichter. UND es stellt sich keiner neben mich :-) (ok, etwas unfair, aber die Welt ist nicht fair).

100x gemacht. Komme also rein. Stelle mich hin. Beanspruche meine Platz. Lege lo... ZACK Tür auf, Kollege kommt rein (auch noch so ein Brocken von Mann, hilft mir nicht wirklich), stellt sich neben mich hin -- ARRRRGGGHHH. Ich ziehe meinen Fuß ein, Höflichkeit muss ja schon sein. Und stehe da. Er fängt an zu pinkeln.
und pinkelt.
Es wird Abend, er pinkelt immer noch
Die Sonne geht unter. Hat er überhaupt noch Flüssigkeit im Körper.
Er pinkelt weiter.
Ich schaue auf die Uhr, die Zeit vergeht.
Er pinkelt weiter. Ok, mein antrainierter Peinlichkeits - verweigerer wird langsam nervös.
Er pinkelt weiter.
Es ist der nächste Morgen, die Sonne geht schon wieder auf.
Er pinkelt weiter. Ich stehe da, meinen Penis unschlüssig in der Hand, überlege, was ich zu Weihnachten kaufen soll.
Er pinkelt weiter.
Soll ich aufgeben?
Niemals. Ich habe mir den Platz rechtmäßig erkämpft. Und zucke nicht zurück. Ich lasse meine Kindheit Revue passieren, denke über das Leben, das Universum und den Rest nach. Löse ein paar universelle Probleme im Kopf. Die Stunden vergehen.
Er pinkelt weiter.
Ok. das ist nicht mehr natürlich und wahrscheinlich nicht mehr gesund. Ein normaler Mensch muss doch geplatzt sein, bei der Menge.
Er pinkelt weiter.
OK. irgendwann ist er doch fertig.
In dem Moment, in dem er weggeht, stelle ich mein Bein demonstrativ wieder aus - wir beide grinsen uns kurz an. ... Er wäscht sich die Hände
Und ich pinkel weiter...
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Re: Kleine Schritte - und doch sichtbar

Beitrag von Benny48 »

Servus!
Oktoberfest steht vor der Türe!

Zurück vom Wien Workshop (siehe anderen Beitrag - bin noch ganz geflasht, ein paar anderen gings ähnlich).
Und daheim weitergeübt.
Unglaublich!
Ist meine Paruresis vollständig weg?
Nein.
Aber wieder ein ganzes Stück reduziert (Ich würde sagen, so ein Workshop ersetzt 3 Monate regelmäßiges Buddy-üben).
Wie merke ich das?
Wenn ich in eine öffentliche Toilette gehe, ist nicht mehr ein "riesiger Berg" an Bedenken zu überwinden, sondern nur noch ein kleiner Hügel.
Ich sehe es mittlerweile tatsächlich eher als sportliche Herausforderung (ja, ich hatte, wie die meisten vorher echte VersagensÄNGSTE und leichte Panikgefühle). Wenn es nicht läuft, spreche ich nun - Wien Workshop - like - nicht über ein "Versagen" sondern ein "Miss-fire". Kleiner Unterschied - große Wirkung.
Im Biergarten übe ich für die Wiesn an der Pinkelrinne.
Grundsätzlich hat sich mein "erlaubter Bereich" für die Anwesenheit anderer (Männer) von ca. 3-5m auf ca. 2m reduziert.
Dabei hat es beim Workshop sogar funktioniert direkt nebeneinander zu stehen - es geht, ich übertrage es jetzt in das "echte" Leben.
Es klappt auch mit und ohne Quasseln dabei :-)
Heute habe ich wieder einen Gegner bezwungen: öffentliches WC am Marienplatz UBahn. Jahrzehnte lange nicht reingegangen, wochenlang angesetzt / Missfire. Ab heute kein Thema mehr :-) :-)
Nächste Szenarien: Münchner Freiheit öffentliches WC UBahn, Beck am Rathauseck WC (wer dort war, weiß warum), Oktoberfest Pinkelrinne...

Bis zum nächsten Mal
Benny
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