Die Lösung zum Lösen

Zum Eintragen positiver Erlebnisse und Fortschritten

Moderator: SimoneH

Antworten
flyer
Newbie
Beiträge: 1
Registriert: 27. Oktober 2013 17:45

Die Lösung zum Lösen

Beitrag von flyer »

Hallo zusammen,

Ich habe mich nur in diesem Forum angemeldet um das Folgende mit euch zu teilen. Bitte entschuldigt darum, dass die ich Vorstellungsrunde übersprungen habe. :oops:

Da ich inzwischen beinahe überall problemlos urinieren kann, möchte ich euch gerne meinen Lösungsweg vorstellen. Vielleicht hilft es ja auch dem ein oder anderen von euch und dies wäre ja nun wirklich großartig! :D
Mein Problem des Müssens aber nicht können war sehr extrem. Öffentliche Toiletten, bei jemand anderem zu Hause, Bahn, Flugzeug, alles völlig unmöglich. Es ging sogar so weit, dass ich nicht einmal zu Hause konnte wenn ich Besuch hatte und fürchtete gehört zu werden. :roll:
Im letzten Jahr dann die furchtbare Erfahrung: während eines 13h Stunden Fluges musste ich schon nach 4h (obwohl ich schon am Tag zuvor aufgehört hatte zu trinken), so dass der Rest des Fluges der pure Horror war. Ihr kennt sicher, Schweißausbrüche, Schwindelanfälle, der ganze Körper kribbelt und das Gefühl als ob es die Blase gleich zersprengt. Da ich zukünftig mehr lange Flugreisen vor mir habe war klar, hier muss eine Lösung kommen. Die schon bekannte Technik des Luftanhaltens schien mir eine Option, aber leider schaffe ich keine 45 Sekunden die Luft anzuhalten. Erst recht nicht wenn ich dann auch noch unter Stress stehen in einem Flugzeug mit einer drückenden Blase….

Bei meinen Recherchen im Internet traf ich auf die Erkenntnis, dass das wohl oder nicht Lösen des Blasenschließmuskels eine reine Kopfsache sei (sofern man keine körperliche Beeinträchtigung hat). Es war also mein Kopf in dem in den Momenten des „Nicht-Könnens“ etwas schief ging. Beim nächsten Mal, dass ich mal wieder nicht konnte ging ich kurz in mich um festzustellen, was da eigentlich in meinem Kopf vorgeht. Erstaunlicherweise schien meine volle Aufmerksamkeit dem mal müssen und nicht können zu gelten. Ich stellte zudem fest, dass ich schon mit einer leichten Anspannung öffentliche Toiletten aufsuchte und ein meinem Kopf Gedanken wie ‚hoffentlich kann ich pinkeln, was wenn ich nicht kann….‘ etc. waren. Und weh o weh wenn es dann mal wieder, wie könnte es auch anders, nicht ging. Dann war die negative Bestätigung perfekt und beim nächsten Mal ging ich noch angespannter zum WC.
Auffälligerweise habe ich diese Gedanken nicht, wenn ich das Örtchen zu Hause aufsuche oder weiß, dass ich alleine bin. Dann denke ich nicht an das Wasserlassen, dann tue ich es einfach. Es hatte also irgendetwas mit dem Richten der Aufmerksamkeit zu tun.

Und hier die Lösung:
Ich habe mir einen MP3 Spieler zugelegt und ein Hörbuch raufgeladen. Jedes Mal wenn ich ein öffentliches WC aufsuchte habe ich die Ohrhörer eingestöpselt und schon auf dem Weg zum WC aufmerksam der Geschichte gelauscht. Wichtig ist dabei um wirklich voller Aufmerksamkeit dem MP3 Spieler zu folgen, da sonst die Gedanken wieder zum Urinieren abschweifen. Hört also ganz genau hin, achtet auf das Erzählte, die Stimme des Erzählers etc.
Und es funktioniert. Nicht nur weil meine Gedanken nun nicht mehr dem Wasserlassen gelten, sondern auch weil ich auf diese Weise die ganze Welt um mich herum ausgeblendet habe. Vielleicht kennt ihr das Gefühl ja, dass ihr im Klitsch mit euch selber versucht doch noch zu einen Moment der Entspannung auf dem WC zu gelangen aber es dauert und dauert. Und dann kommen langsam die Gedanken auf ‚was wenn andere vor der Tür warten, was sollen die von mir denken, wenn es so lange dauert etc. etc‘ und so verlässt man schnell unverrichteter Dinge den Ort des Geschehens.
Durch den MP3 Spieler höre ich niemanden um mich herum, keine Stimmen, keine Schritte nur der Erzähler im Ohr und ich.

Für die unter euch die zudem auch noch große Probleme haben mit dem Wasserlassen in sich bewegenden Objekten (Bahn, Flugzeug, Schiff etc.) hier noch eine Übung, die mir geholfen hat:
Ein paar Wochen vor dem Antritt der nächsten 13 Stunden Flugreise habe ich angefangen um jedes Mal während des Wasserlassens mit dem Körper hin und her zu schwanken. Unterschätzt die Wirkung hiervon für euer Gehirn nicht. Es entsteht eine Erfahrung/Gewöhnung, dass urinieren während der Körper in Bewegung ist kein Problem ist. Macht dabei ruhig die Augen zu und stellt euch vor in einem Flugzeug oder Zug zu sitzen, während das Wasser schon läuft.
So und dann kam der große Tag des langen Fliegens. Mit dem Gang zum WC wartete ich nicht so lange bis ich echt nötig musste, da dies sonst zu viel Stress verursacht hätte wenn es nicht gleich klappt. Also wenn ich das Gefühl hatte ‚jetzt könnte ich mal‘ dann habe ich wieder meinen MP3 Spieler installiert und lief der Geschichte aufmerksam lauschend zum WC. Es klappte. Zur Not hatte ich mir auch überlegt dann mein Handy mit zu nehmen (zusätzlich zum MP3 Spieler) um ein Spiel zu spielen. Nach 5 Sekunden läuft es dann meistens…
Wichtig ist auch, dass man sich frei macht von Gedanken wie: wenn andere nun vor der Tür warten, was sollen sie von mir denken etc. Durch den MP3 Spieler hört und merkt ihr sowieso nichts mehr von der Welt um euch herum. Zudem sagt euch einfach: ‚Was interessieren mich die anderen. Ich sehe die im Leben nie wieder, sollen sie doch denken und finden was sie wollen. Es gibt mehr WC‘ s als nur dieses, dann nehmen sie halt ein anderes‘ .
Jedes Mal wenn ich dachte ‚ nun könnte ich mal‘ dann konnte ich auch. Nur einmal war ich gerade auf dem WC als es Turbulenzen gab. Da wollte es dann nicht klappen. Zum Glück musste ich noch nicht dringend, so dass ich zu einem ruhigeren Zeitpunkt es einfach wieder versuchte mit den bekannten Tricks und es funktionierte.
Also Ruhe bewahren und einfach euer Ding tun.

Seht auch zu, dass ihr bequem sitzt. Legt euch im Zweifelsfall meterdick WC-Papier auf die Brille.

Inzwischen bin ich schon so geübt meine Gedanken zu kontrollieren, dass ich meistens gar keinen MP3 Spieler mehr brauche. Ich studiere dann einfach die Dinge um mich herum, das Schloss der WC-Tür, lese Aufschriften auf Türen, Mülleimern etc. oder gehe im Kopf noch mal meine Einkaufsliste durch.

So, ich hoffe dass es dem ein oder anderen eine Hilfestellung ist. Bei Fragen, nehmt einfach Kontakt mit mir auf!
Johnny
User
Beiträge: 24
Registriert: 10. Mai 2013 16:23
Wohnort: 24 LU

Beitrag von Johnny »

Hallo Flyer

Danke für deinen Bericht, das mit den Kopfhörern habe ich auch schon gehört, aber noch die gemacht. Ich hatte immer das Gefühl, es sieht doch dämlich aus, wenn ich mit den Kopfhörern am Pissoir stehe und im Ausgang kann ich mir die ja auch nicht immer in die Ohren stecken...

Aber ich denke ich versuche das mal, so dass ich mich dann mit der Zeit diese auch nicht mehr brauche :)

Vielen Dank!
SimoneH
Poweruser
Beiträge: 191
Registriert: 26. August 2008 15:32
Wohnort: München

Beitrag von SimoneH »

Hallo Flyer!

Danke für deinen hervorragenden Bericht und deinen Optimismus! So was können wir hier wirklich gut gebrauchen! :) Schön, dass du einen Weg gefunden hast, mit Paruresis umzugehen. Das mit dem MP3-Player habe ich auch schon mehrmals angewendet und das hat mir nicht in allen, aber doch schon sehr vielen Situationen geholfen,- Stressiger Toilettenbesuch auf dem Oktoberfest, auf Partys, bei der Urinprobe... ich mache das wirklich immer öfter und es funktioniert gut. Das mit dem Zug ist einer meiner größten Probleme und dein Lösungsansatz ist echt super, das werde ich mir mal zu Herzen nehmen, auf jeden Fall!! :) Danke! Viel Glück weiterhin.
Antworten