SELBSTKATHETERISIEREN - Meine derzeitige Lösung = SUPER!

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Lady
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SELBSTKATHETERISIEREN - Meine derzeitige Lösung = SUPER!

Beitrag von Lady »

Das ist zwar kein Erfolgsbericht über die Lösung meiner Krankheit, aber für mich trotzdem ein Erfolg oder eine Erleichterung dieses Problems, welches bisher mein Leben bestimmt hat.

Ich musste im frühen Sommer dieses Jahres eine Zugreise von 10 Stunden auf mich nehmen und war total verzweifelt wie ich diese überstehen sollte. In meiner Verzweiflung habe ich mich überwunden meiner Hausärztin von meinem Problem, welches mich bereits mehr als 13 Jahre in der Hand hat, zu erzählen. Sie fand das ziemlich schlimm. Ich habe eine Überweisung zum Urologen bekommen. Davor hatte ich echt angst! Angst einfach nicht verstanden zu werden.
Aber meine Angst hat sich als unbegründet erwiesen. Die Urologin war sehr sehr verständnisvoll und lieb, hat mich total ernst genommen und auch von sich selbst erzählt, wie es ihr manchmal beim Urinieren ergeht. Ich fand das richtig richtig toll von ihr und hatte so viel Mut!
Ich habe von ihr dann eine Telefonnummer von einer Frau bekommen, die mir das Selbstkatheterisieren beibringen würde und gleichzeitig eine Empfehlung für eine Psychotherapeutin bekommen (bei der die Urologin selbst wegen einer Angststörung in Behandlung war).
Nun... ich möchte euch vom Kathetersieren berichten. Ganz schnell hab ich mit der Kathederfrau einen Termin gefunden, an dem sie mich zu Hause besucht hat. Bei einem Gespräch am Tisch, in welchem ich Vertrauen zu ihr aufbauen konnte haben wir über mein Problem geredet, sie hat mir anvertraut, dass sie auch nicht gerne auf fremde Toiletten geht und die letzten Monate jetzt schon dreimal von dieser Krankheit Paruresis gehört habe bzw. diesen drei Frauen das Katheterisieren beigebracht hat.
Nachdem sie mir dann theoretisch den Ablauf erklärt hat mit Bildern aus einem Buch welches ich zusammen mit einer CD behalten durfte, sind wir dann zusammen ins Bad gegangen. Ein Kosmetiktäschlein (ein superschickes sogar!) in welchem ein Spiegel, eine Taschenlampe und ein Händedesinfektionsspray war sollte mir von nun an helfen in Umgebungen zu urinieren, in denen es mir sonst unmöglich ist.
Zum "Üben" hat sie mir den Spiegel und die Taschenlampe auf der Klobrille angebracht. Das sah total ulkig aus...
Da ich Vertrauen zu der Frau hatte fiel mir das Entblößen meines Intimbereichs gar nicht schwer. Mich vor ihr auf Toilette zu setzen war sehr unangenehm. Sie hat mir den Eingang meiner Harnröhre gezeigt, mir erklärt wie ich den Katheder richtig aus der Packung nehme und richtig einführe... anfangs wars eine richtige Überwindung dieses Teil in die Harnröhre einzuführen und dann auch noch so weit reinzuschieben.. so hab ich mir das vorher nie vorgestellt. Aber die Frau war so geduldig mit mir, hat mich ständig motiviert... dadurch dass ich so verkrampft habe, hat das etwas geziept aber es waren wirklich keine Schmerzen - eher sehr unangenehm. Danach hat meine komplette Harnröhre gebrannt, die allerdings noch gereizt war von einer Harnröhrenspiegelung am Tag zuvor.

Vielleicht beschreib ich euch noch wie so ein Katheder aussieht.
Das müsst ihr euch quasi wie ein Trinkröhrchen vorstellen. Oben ist eine Öffnung und unten. Die Dünne Öffnung wird in die Harnröhre eingeführt und dringt dann in die Blase, während man die untere Öffnung solange mit dem Zeigefinger zuhält. Wenn man im Röhrchen sieht, dass man den Katheder weit genug eingeführt hat und das Pipi quasi da runter läuft nimmt man den Zeigefinger weg und dann kanns in die Toilette fließen. Da ist also auch kein Beutel dran oder so... also wirklich wie ein Röhrchen.

Die Kathederfrau meinte, als sie gesehen hat, dass ichs nun hinbekomme, dass ich das täglich üben soll bis es normal für mich geworden ist.
Bereits am nächsten Tag habe ich das Katheterisieren ohne Spiegel und Taschenlampe geschafft und drei Tage später wars auch nicht mehr unangenehm, sondern ein ganz normales Gefühl.

Überwindung kostet es dann nochmal in einer öffentlichen Toilette das Päckchen zu öffnen. Das hört sich an als würde man ein Taschentuchpäckchen aufmachen. Aber auch daran gewöhnt man sich. Zeitmäßig dauerts gleich wie wenn man normal uriniert. Je nachdem welche Katheterstärke man hat. Bei der ganz dünnen fließts langsamer, als wenn man dickere Kathederöffnungen nimmt.
Es ist so schön urinieren zu können wo man möchte. Das Trinken nicht mehr danach auszurichten was an dem Tag ansteht, da man ja einfach seine Kathederpäckchen einpacken kann....

Vielleicht schaut ihr euch einfach mal so einen Katheder an.

So sieht er in der Verpackung aus für Frauen (also es würde niemand dahinter einen Katheder vermuten!!!)
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Und so ausgepackt:
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Das durchsichtige schiebt man in die Blase rein und an dem weißen hält man mit dem Zeigfinger die Öffnung zu und nimmt ihn anschließend weg, damit der Urin in die Toilette fließen kann.
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Achso: Die Katheter bekommt man als Rezept verschrieben. Die werden also von der Krankenkasse übernommen. Lediglich die Rezeptgebühr fällt an.



Mich hat vor allen Dingen motiviert, dass das auch schon Kleinstkinder machen oder eben auch noch 80jährige Frauen erlernen. Wenn die das können, können wir das doch auch! Klar ists keine Lösung des Hauptproblems, aber es hilft einfach sich nicht noch kränker zu machen... da ich ja wirklich den kompletten Tag über nie getrunken habe und damit meinen kompletten Körper geschadet habe.

Unter www.lofric.de findet ihr übrigens noch mehr Informationen zum Katheterisieren.
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Lady
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Beitrag von Lady »

Vielleicht berichte ich grad mal weiter.....

Ich mache das ja nun schon eine Weile und bin sehr froh diese Möglichkeit zu haben.

Dadurch, dass ich nun wieder trinken und uneingeschränkt bin in meinen Unternehmungen, Reisen oder ähnliches - gleichzeitig mir aber auch viel weniger Gedanken um das urinieren machen muss, hat sich auch die Paruresis verändert.
Mittlerweile kann ich sogar in der Arbeit ohne Katheter, weil ich weiß, dass ich so oder so kann. Meinen Katheter kann ich ja im Notfall holen bzw. habe ihn in der Hosentasche, falls ich es wirklich nicht laufen lassen kann.

Und auch sonst ist es soooo ein tolles Gefühl sich keine Gedanken (oder nur wenige) darüber machen zu müssen, wenn man unterwegs sein möchte.


Ich kann es wirklich nur jedem als Unterstützung empfehlen für Leute, die wie ich, das Trinken vermieden haben, nicht mehr länger als 1-2 Stunden außer Haus wollten, unendliche Schmerzen und Ängste durchstehen müssen und sich dadurch so viel Lebensqualität nehmen.....


Katheterisieren hört sich so schrecklich an, aber das ist es wirklich gar nicht. Mittlerweile ist es für mich so normal geworden wie das Tampon benutzen. Das war als jungfräulicher Teenager auch die ersten Male unangenehm und seltsam. Aber spätestens bei der zweiten Monatsblutung ganz normal und viel angenehmer als alle anderen Methoden.....

Traut euch - es wird euch nur weiterhelfen!!!!!
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