Paruresis- Der Spiegel unserer Seele...

Hier gibt es alles zum Thema psychische Entleerungsstörung
SimoneH
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Paruresis- Der Spiegel unserer Seele...

Beitrag von SimoneH »

Hallo zusammen,

ich kann gar keinen klaren Gedanken fassen, aber ich muss das hier aufschreiben. Paruresis ist wohl wirklich nur bedingt heilbar, das habe ich jetzt erfahren. Es ist so unglaublich, Anfang des Jahres habe ich mich um 180 Grad gedreht, ich war nur noch auf der Überholspur, habe jede Woche neue tolle Fortschritte zu verzeichnen gehabt, ich habe ganz neue Freiheiten entdeckt, habe Dinge getan, die ich jahrelang nicht mal in Gedanken hätte tun können. Ich musste mir um nichts mehr Sorgen machen, ich habe einfach gelebt. Ich habe mich durchaus als geheilt angesehen. Ich hatte ungelogen im ganzen dreiviertel Jahr keinen einzigen Misserfolg. Ich wusste schon gar nicht mehr, wie es sich anfühlt, Paruretikerin zu sein. Ich war frei, unbeschwert…

Und jetzt drehe ich mich genauso um 180 Grad wieder zurück. Ich fühle mich um Jahre zurückversetzt, es ist wirklich so. Vor knapp zwei Monaten bin ich wegen dem Master umgezogen, alles neu, und in meinem Wohnheim gibt es Etagentoiletten.- Zwei Toiletten für 20 Mädchen. Ich habe das nicht als Problem angesehen, weil ich in München noch viel extremere Situationen meistern konnte. Aber bei zwei Toiletten ist leider meistens immer was los. Ich habe mein Zimmer direkt gegenüber und höre jeden Schritt, jedes Mal wenn die Tür ins Schloss fällt, jedes Mal wenn die Klospülung läuft. Es war bis jetzt immer so, dass es zwar schwierig war, aber wenn’s beim ersten Anlauf nicht ging, hat es fünf Minuten später geklappt.

Aber es wird immer schlimmer!! Ich habe bedauerlicherweise meine Fähigkeit verloren, im Zug pinkeln zu können. Jahrelang war das ein Ding der Unmöglichkeit, im Juni dieses Jahres habe ich es endlich wieder erlernt und seitdem hatte ich keine Schwierigkeiten mehr damit. Das ist sehr viel wert. Die Misserfolge im Wohnheim und in der Uni haben sich zunehmend gehäuft in den letzten Wochen. Zu Beginn habe ich noch gesagt „Schwamm drüber. Irgendwie geht’s immer.“

Aber heute war so ein Tag…der wird in meiner Paruretiker-Karriere unvergessen bleiben. Heute Morgen hatte ich schon drei Misserfolge, weil so viel Betrieb war, und bin dann schon mal mit voller Blase zur Uni gelaufen. Dann zwischen den Veranstaltungen hat man bekanntlich eine halbe Stunde Zeit, eigentlich genug. Die Toiletten in den Unigebäuden sind hier aber so besch…eiden für Paruretiker. Es gibt immer nur drei oder vier Kabinen und jedes Mal eine riesige Schlange davor und wildes Geplapper. Das ist zu wenig anonym! Nach ein paar Minuten habe ich gemerkt, ich kann mich absolut nicht entspannen und bin eine Etage nach oben gelaufen und dort in die Toilette. Da war das gleiche Szenario wieder. Völlig verkrampft konnte ich meine Blase dann doch ein bisschen zwingen. Nach so einer Tortur ist man dann schon mal völlig genervt und kann sich kaum auf das Seminar konzentrieren.

Dann komm ich abends nach Hause, alle anderen natürlich auch, wieder drei Misserfolge. Im Abstand von zwei Stunden. Der Druck wurde langsam immer höher und die Nerven schwächer…Irgendwann war ich so verzweifelt, hatte extrem Schmerzen und dauernd hat irgendjemand geduscht oder war auf der Nachbarkabine, dass ich mir nicht mehr anders zu helfen wusste, als zum Hauptbahnhof zu fahren. Ich habe die Stadt jetzt wirklich nach öffentlichen Toiletten abgecheckt, es gibt eine am Hauptbahnhof und eine in der Innenstadt. Das war’s!!! In München konnte ich an jeder U-Bahnhaltestelle gehen, hier habe ich so gut wie keine Ausweichmöglichkeiten. Ich habe natürlich in der Uni auch versteckte Toiletten usw. gecheckt, ich habe jahrelang Erfahrung mit so etwas, aber die sind alle so konzipiert. Die Uni war bis jetzt immer mein absolut sicherer Zufluchtsort, nie hatte ich da Probleme. Wie denn auch, mit 20 Kabinen und Anonymität.

Jedenfalls bin ich zum Hauptbahnhof gefahren, um zehn Uhr abends, und die Anzeige bei den Toiletten war kaputt. Hat das Geld nicht angenommen und die Drehtür ist so, dass man gar nicht drüberklettern kann. Das war dann erst mal ein Schlag ins Gesicht. Am Bahnhof war auch keiner, der sich irgendwie damit ausgekannt hätte. Die Situation kam mir so unglaublich aussichtslos vor, ich musste so dringend und die einzig erreichbare Toilette war sozusagen unerreichbar. Dann bin ich erst mal rausgegangen, frischen Sauerstoff einatmen und überall standen fragwürdige Menschen rum, es war stockdunkel und kalt. Den Weg zur Toilette in der Innenstadt hätte ich so nicht gefunden. Das einzige, was mir noch eingefallen ist, war McDonalds am Hauptbahnhof. Ich kam rein- und des Schicksals zweite Ohrfeige: Ab zehn Uhr sperren sie den Zugang zu ihrer Toilette.- Es war zehn nach zehn. Das war’s endgültig. So unglaublich hilflos habe ich mich gefühlt…Dieser Luxus an öffentlichen Toiletten weiß ich erst jetzt zu schätzen. So schwierig die Situationen anfangs in München auch sein mochten,- es gab immer einen Ausweg. Mehrere!! Ging es dort nicht, fuhr ich halt zwei Stationen weiter. Aber hier in dem Kaff…absolute Hölle für Paruretiker. Fazit, ich sitze allein in meinem Zimmer, völlig am Ende und meine „Freundin“ hat nicht mal zwei Minuten Zeit um in mein Zimmer zu kommen. Und ich kann mich immer noch in keinster Weise entspannen.

Das bringt mich natürlich jetzt etwas zum Nachdenken. Es ist ja nicht so, dass ich das letzte dreiviertel Jahr in München keinen (negativen) Stress gehabt hätte, im Gegenteil, es gab einige Turbulenzen und mein Leben war immer in Bewegung. Ich hatte trotzdem keinerlei paruretische Probleme. Ich war durchweg positiv und habe mich auch für das Unterforum mit den Erfolgsmeldungen eingesetzt. Ich hatte es ja mit positiver Kraft geschafft!! Auch wenn ich noch so verzweifelt war in den vergangenen Monaten,- Paruresis hat mir fortan keine Probleme bereitet. Und hier? Hier bricht auf einmal alles zusammen. Ich bin echt auf dem Stand von 2009. Die ganze Arbeit umsonst…? Ich denke wie gesagt, dass man nur bedingt geheilt sein kann. In München habe ich mich als geheilt empfunden, ich war es IN EINEM BESTIMMTEN RAHMEN. Mein Leben war sicher gebettet, auf weichen Kissen der Geborgenheit. Anscheinend muss diese Geborgenheit wohl über all das Schlechte gesiegt haben, das mich während dieser Zeit heimgesucht hat. Sprich- unter dem Strich ging es mir doch gut. Hier habe ich nichts. Keine Geborgenheit, tausende Probleme, Heimweh und noch so viel mehr, das kann kein noch so geheilter Paruretiker stämmen. Deshalb habe ich diese Überschrift gewählt.- Paruresis ist der Spiegel unserer Seele. Es zeigt uns, wie es uns geht.

Wer aktiv hier im Forum liest, hat sicherlich mitbekommen, dass ich immer optimistisch und hoffnungsfroh geschrieben und Euch ermutigt habe. Jetzt brauche ich mal Eure Hilfe. Danke fürs Lesen, hoffe auf ein paar Antworten.

Liebe Grüße,

Simone.
nadja
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Beitrag von nadja »

liebe simone,

jetzt lese ich beim morgenkaffee deinen beitrag und ich kann natürlich jetzt so schnell nichts tröstendes schreiben. aber trotzdem ist mir wichtig, daß du weißt, es hat mich sehr berührt, was du geschrieben hast, es ist die hölle und solche mißerfolge können richtig depressiv machen.
vielleicht legst du dir für den absoluten notfall was zu, damit du wenigstens auf deinem zimmer einen versuch machen kannst, wenn du alleine bist, z.b. pipella mit auffangbeutel. gibts im internet über ein outdoorgeschäft www.unterwegs.biz. die versenden ihre ware ziemlich schnell.

bei mir spiegelt sich psychischer streß sofort in verstärkter paruresis wieder und dann geht auch gar nichts mehr.

liebe grüsse

nadja
sandrine
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Misserfolg

Beitrag von sandrine »

Liebe Simone, :( es tut mir sehr leid, was du erleiden musstest, aber ich kenne das auch! Schade, am Samstag erschienst du mir noch so positiv, auch wenn du erzählt hast, dass es dir in B. nicht so gefällt wie in M, und ich hätte mich gefreut, wenn du dich danach mal gemeldet hättest. Ich glaube aber nicht, dass Paru der Spiegel unserer Seele ist, mir ging es mal super gut und trotzdem hatte ich das Problem. Es gibt einfach Misserfolge und wir müssen uns selber immer wieder ermutigen und nicht von Misserfolgen runterziehen lassen. Wir wissen, dass es irgendwann wieder klappt und dürfen nicht aufgeben und weiter üben. Hast du schon mal an eine Hypnosetherapie gedacht? Vielleicht wäre das eine Lösung? Ich wünsche Dir, dass es bald besser geht und du wieder Erfolge hast!
lg
Sandrine
Rolf
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Alles neu mach neu

Beitrag von Rolf »

Was war zuerst da, Simone, die Henne oder das Ei? Manche "unsinnige" Sachverhalte sollte man manchmal wieder hinterfragen, einfach um keine falschen Schlüsse zu ziehen. P. wird besser, dann geht es dir besser, Stimmung schlägt um (bzw. Umgebung wird schwieriger), P. wird schlechter. (Was soll ich da dran weg hypnotisieren, Sandrine?)
SimoneH hat geschrieben: Ich musste mir um nichts mehr Sorgen machen, ich habe einfach gelebt.
Und aus dieser Zeile machten Leut schon ganze Bücher...
SimoneH hat geschrieben: Ich habe mein Zimmer direkt gegenüber und höre jeden Schritt
Ignorieren. Hole Dir Erfolg in den Bereichen, die Dir Erfolge versprechen und sehe den Rest als überkommenes Übel an, das Dich jedoch nicht zwangsläufig und immer runter ziehen muss. Wir haben die Schallplatte mit dem Titel P. im Schrank und trotzdem, dass wir die freiwillig kaum raus zerren, tappt man ab und an drüber. Das ist unsere Vergangenheit, und die bleibt uns bis der Deckel drüber kommt. Es kommt drauf an, wann man in diese Rille fällt.

P. flammt auf, wenn man Depressionen hat, ist wenigstens bei mir so. Durch das Lesen im Forum bin ich zum Schluss gekommen, dass viele (natürlich nicht alle) hier an depressiven Hintergründen leiden. Falls Du gewillt bist, das auch noch anzugehen, würde ich an Deiner Stelle dort anfangen.
SimoneH hat geschrieben: Und jetzt drehe ich mich genauso um 180 Grad wieder zurück.
Das geht gar net, da liegen Deine Erfolge und Einsichten dazwischen. Für mich ist die Wahrheit keine unumstößliche Tatsache, sondern eine individuelle Einsicht oder nenne es ein persönliches Bedürfnis. Kann man auf Dauer nicht nach seiner Wahrheit leben, endet das vermutlich in der Depression. Mit dieser Erkenntnis lebe ich zwar zeitweise schlecht, doch die hilft mir weiter.

Liebe Grüße,
Rolf
sandrine
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Misserfolge

Beitrag von sandrine »

Wieso, Rolf, soll Hypnosetherapie keine Lösung sein? Paru ist nicht mit dem Willen zu bekämpfen, also unterliegt es dem Unterbewusstsein und das kann man doch mit Hypnose behandeln, oder, so wie andere Ängste auch?
<ich denke, es ist umgekehrt, wenn ich Misserfolge habe, schlägt sich das auf meine Stimmung und ich gerate in einen Kreislauf.
gruß
Sandrine
Rolf
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wenn's hilft...

Beitrag von Rolf »

Hast Du denn inzwischen Erfahrung mit Hypnose (bei P.), Sandrine? Nach wie vor halte ich für unsere Problematik nix davon. Die Gefahr an unserem "Kranksein" ist doch, dass ich sehr schnell Symptom und Erkrankung vertausche - nicht wahr?

Für den Betroffenen ist es eben das Unbewußte und nicht das Unterbewußte, was ihm hier in die Suppe spuckt, das sagst Du ja selber. Da muss der Therapeut doch erst mal dahinter kommen und da schau ich mir vorher nach jemand, der evtl. auch von den Kassen besser unterstützt wird. Dann kann ich immer noch die optimale Therapieform wählen.
sandrine
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Hypnose

Beitrag von sandrine »

Nein, Rolf, in dieser Beziehung habe ich noch keine Erfahrung mit Hypnose, aber es würde mich interessieren, ob es funktioniert und ob jemand hier Erfahrung damit hat. Ich habe auch das Gefühl, dass P. mit Depression zusammenhängt, das Wort "Depression" heißt ja, Unterdrückung, bei Paru unterdrücken wir ja auch den Harnfluss. Jedenfalls weiß ich, dass ich auch an einer Form der Depression leide und dies mit der P. zusammehängt.

lg
Sandrine
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Lady
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Beitrag von Lady »

Oh man, das liest sich so schrecklich =/
Ich konnte richtig mitfühlen!

Gib nicht auf! Kämpf weiter!

Und bevor du stundenlang durch die Stadt fährst... besorg dir doch irgendwas für in dein Zimmer... in das du Pipi machen kannst... du hast ja ein Einzelzimmer, oder?
Millyy
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Beitrag von Millyy »

hallo ihr lieben ...

ich finde es immer wieder so traurig zu lesen das es einfach bei niemanden wirklich besser wird!

es kann doch nicht so weiter gehen ... =(

ich selber kann leider auch von keinerlei erfolg berichten =(

aber ich drück euch ganz doll! auch mit dem wissen das es nichts bringt :(
Bob
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Registriert: 13. August 2011 18:13

Beitrag von Bob »

Ich bin doch noch Mitglied im Forum, trotz meines Erfolges damals, von dem ich ja ausführlich berichtet hatte.

Mir tut das ebenfalls Leid, Simone, wie es bei Dir aktuell ist, aber ich gehe davon aus, dass Du nicht bei Null wieder anfangen musst. Ich denke irgendwie immer "Alles zählt", und da Du schon Erfolge gehabt hast, kann ich mir nicht vorstellen, dass alles wieder kaputt sein soll. Bist vielleicht gerade nur in einer doofen Phase.
Aber natürlich, Du kannst ja ganz vom Anfang wieder anfangen, und Du wirst sehen, dass sich Deine Erfolge schneller einstellen als bei der ersten "Behandlung".

Bei allem Mitgefühl, das ich für Deine negativen Erfahrungen habe, muss ich aber sagen, dass ich das auch irgendwie interessant finde, was Du schreibst (Bitte nicht missverstehen!).

Ich selbst halte mich zwar auf meinem Erfolgslevel, das ich erreicht hatte: Nun kann ich meist gemeinsam mit Bekannten am Pissoir pinkeln. ABER: Es ist immer noch so, dass ich (fast) genauso viel getrunken haben muss wie zu Beginn meines Trainings, damit es klappt, und dass die Angst vor dem Toilettengang immer noch da ist. Wenn die Blase nicht voll ist, sondern nur z.B. zu 3/4, dann klappt es nicht, obwohl es hier zu Hause allein natürlich klappen würde.

Was mich immer unsicher macht ist, wenn ich ein paar Tage nicht geübt habe. Dann fühle ich mich, als wäre ich "raus", und die Angst ist größer.
Es ist ganz wichtig, immer dranzubleiben und zu üben, und zwar nicht nur die kurzen "entscheidenden" Momente, sondern eben auch allein zu Hause, indem man sich gedanklich in die Pinkelsituation bringt und dabei übt. Doris Wolf, auf die ich schon mehrfach verwiesen hatte, sagt in ihrem Buch, dass man sich jeden Tag 30 Min mit seiner Angst befassen muss, damit sich das Gehirn mit der Zeit umstellt; es können also auch die Übungen "in Sicherheit" sein. (Es sollen natürlich positive, optimistische Gedanken zum Angstproblem sein; keine, die einen dazu bringen, sich Kopfkino zu machen).

All das führt mich zu dem Ergebnis, dass ich ebenfalls denke, dass man Paruresis nicht so einfach los wird. Mal sehen, wie es in 20 oder 30 Jahren ist.
Aber es könnte auch normal sein, dass es so ist: Ich habe Paru mit ca. 4 Jahren bekommen, hatte dann mit 33 angefangen, zu üben, und nun -nach 1,5 Jahren- bin ich es immer noch nicht los.
Ich hatte es ca. 29 Jahre lang für normal gehalten hatte, dass ich nicht pinkeln kann, und diese gewaltig falsche Weltsicht (sage ich jetzt mal) muss erstmal korrigiert werden! Sozusagen muss die unterbewusste Sichtweise wieder ins Lot kommen - das geht nicht so von heute auf morgen, ganz offenbar auch nicht von einem Jahr auf das andere, und mal sehen, wie lange es braucht.

Man muss versuchen, es irgendwie locker und positiv zu sehen. Aber klar, ich will hier nicht von oben herab wirken: Ich weiß selbst, wie nervig es ist, wenn man da so steht und es kommt nichts.

Nochmal zurück zu Simone: Es ist doch ganz gut, dass Dein Zimmer gegenüber von den Toiletten ist. Dann kannst Du Dein Training folgendermaßen anlegen: Wenn gerade eine (also eine Frau) auf die Toilette gegangen ist und in den nächsten Minuten wohl erstmal keine weitere kommt, dann gehst Du schnell auf die andere Toilette und versuchst es; mir hat dieses Vorgehen wahnsinnig geholfen (natürlich entsprechend auf MÄNNERtoiletten, versteht sich... :)).

Aber ein evtl. Problem sehe ich bei Frauen noch, das gebe ich zu: Es ist ja bei Frauen so, dass sie nicht so gut ungehört pinkeln können wie Männer, oder? Bei Frauen ist also sozusagen hörbar, ob sie pinkeln oder nicht, das ist ja bei Männern nicht so, weil man seinen Schwanz (und somit den Pinkelstrahl) lenken kann.
[Zu diesem Punkt brauchen die Frauen sich aber nicht zu äußern; ich bin kein Perverser, der hier Selbstbeschreibungen von den Toilettengängen der Damen erfahren möchte...]

Alles Gute Dir und allen anderen!

Bob
SimoneH
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Beitrag von SimoneH »

Ich danke Euch allen für Eure lieben mitfühlenden Antworten!!! Sie haben mir viel Kraft gegeben.

Am Tag nachdem ich das geschrieben habe, ging es direkt weiter mit den Misserfolgen und ich konnte einfach gar nicht mehr. Hab mich dann eine Woche aus dem Verkehr gezogen und habe mich in den nächsten Zug nach Hause gesetzt. Das war bitternötig, die Woche hat mir gut getan, ich brauchte unbedingt mal Abstand zu allem.

Jetzt ist meine Stimmung zwar immer noch am Boden, aber wenigstens kann ich wieder aufs Klo...

Danke, dass ich meinen Mist hier loswerden konnte :).
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paru end it
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Beitrag von paru end it »

da sieht man das paruresis situationsbedingt ist. hat man sich an eine situation die länger dauert gewöhnt scheint alles super zu laufen. man hat zwar die störung noch kann sich aber gut damit abfinden und macht sogar fortschritte bei den übungen.

dann kommt was neues und die welt scheint zusammen zu brechen.

wie bei mir: abi nach gemacht an einem kolleg. hatte auch stressige situationen dort aber ich konnte mich damit irgendwie arrangieren. konnte jeden tag auf öffentlichen toiletten üben hatte noch genug freizeit um neben der schule meine gedanken für andere sachen zu verwenden.
fing mit peebuddies an war bei beim psycho-doc. alles motivierte mich ungmein so das ich hoffnungsvoll überstand.

und jetz?
abi hab ich geschafft aber einen
einen äußerst schwierigen studiengang gewählt wo man eigentlich keine zeit mehr hat sich auf andere sachen zu konzentrieren.

die alte geregelte zeit in der schule ist vorbei und jetzt kann ich tun und lassen was ich will. meine fehlstunden häufen sich da ich null motivation mehr habe.

das was ich studiere mache ich auch nur wegen den guten aussichten später, aber ob ich meinen kopf (wegen depressionen zukunftsängsten müdigkeit und unlust) frei kriege weiß ich nich.
desweitern nerven mich die hörsaal sitzreihen mit den engen kleinen schreibpulten. man ist gezwungen 1,5h lang auszuhalten und hat keinen platz. wenn der unterricht fertig ist stehen alle schnell auf und wollen durch.
dann rennt man über den ganzen campus. ein richtiges gemeingefühl wie in einer klasse entsteht nicht. man kennt zwar jeden aber doch keinen.
nach dem unterricht rennt man meist alleine wieder zur straßenbahn und haut ab.
man hat außerdem in einem semseter so viel stoff wie 3 jahre abitur.
wie soll das bitte gehen? nicht mal tafelwerke darf man nehmen, nur selbst geschriebene formelsammlungen, was soll der mist?
vom unterricht nimmt man nichts mit und wird immer unmotivierter.
dazu kommt noch dieser kalte dunkle winter der auch dafür sorgt das man keine lust hat und morgens lieber im warmen bett liegen bleibt. :)

das schlägt wieder auf die blase und man will nache den vorlesungen nur noch nach hause. wenn man glück hat bekommt man noch kopfschmerzen und hat den nächsten tag überhaupt keinen bock.

...wieder ein verdammter teufelskreis...

soviel zur neuen situation, ich dachte mir gehts auch immer besser nach dem ich das abi geschafft hab und den ganzen erfolgen aber tada jetzt grade werd ich schlimmer gef***t als dennje.

bin dafür das wir paruretiker uns ne insel kaufen und alle dahinschippern, dann haben wir das problem nicht mehr.

gruß an euch leidensgenossen! :roll:
nachtfalke
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Beitrag von nachtfalke »

Das mit dem spiegel der seele trifft den nagel auf den kopf,bei mir geht es genauso ,wenn ich unter starkem druck stehe und viele dinge auf mich einschlagen dann prägt sich die krankheit so stark aus das ich bis zu 20 mal aufs klo gehe um einmal halbwegs pinkeln zu können.Diese Krankheit schlägt immer am stärksten zu wenn man im lebenslauf so eingeschränkt wird das man sein inneres verstecken muss weil man keine freiheit mehr hat,und so verkümmert schritt für schritt seine eigene persönlichkeit und die krankheit blüht auf,was für uns betroffene der schlechteste ausgangspunkt ist.!!Bei mir ist der druck nun seit einigen tagen so extrem das ich fast wahnsinnig werde weil ich keinen toiletten gang mehr stemmen kann,nach viel mühe und mit bauchmuskeldruck gelingt es mir gerade so ein paar tropfen rauszubringen,richtig laufen geht gar nicht,meine mentalen ablenkungsstrategien ziehen auch nicht mehr richtig ,und abschalten gelingt mir fast gar nicht mehr.Habe nun schon versucht mit den verschiedenen atmungsübungen versucht,kein erfolg,vielleicht habt ihr weitere tipps für mich wie ichs wieder in den griff bekomme ,wäre schon so glücklich wenns wenigstens etwas läuft ,bin wirklich nahe dem irre werden!!!gruss daniel
SimoneH
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Beitrag von SimoneH »

mir reichts echt!!!! mir reichts so dermaßen... dauernd irgendwelche völlig aussichtslose situationen, denen man keinesfalls entkommen kann :evil: nur dasitzen, schmerzen aushalten, hoffen, dass der tag vorbeigeht. scheiß paruresis, das ist echt kein leben mehr so wie es die letzten monate war! mir reichts!!!!! ich will wieder den status haben, den ich schon mal hatte... mir um nichts gedanken machen müssen. 14-stündige zugfahrten bezwingen und auch noch spaß dabei zu haben. leute besuchen ohne dass es der pure horror ist. ich habe alles gemacht, was vorher auch zu meiner genesung beigetragen hat. ich habe mich jeder situation ausgesetzt, nur dass es im endeffekt einfach alles nur beschissen war. so viele schmerzen, so viele blankliegende nerven...und trotzdem so viel antrieb noch, etwas zu ändern. ohne erfolg. ich kann grad einfach nur platzen und den kopf schütteln...sorry.
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paru end it
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Beitrag von paru end it »

DITO !

dieser psychische Mist ist echt hartnäckig.

Ich glaube auch es ist nicht jedem Paruretiker vergönnt diesen Mist endgültig los zu werden.

Manche unter uns uns müssen einfach lernen mit diesem Dreck irgendwie klar zu kommen, wie hart es auch kommen mag.

Das soll aber jetzt nicht bedeuten dass du es niemals los werden kannst.

mfg
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