Wie gehe ich das Problem am besten an?

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*Pete*
Newbie
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Registriert: 25. September 2012 23:39
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Wie gehe ich das Problem am besten an?

Beitrag von *Pete* »

Hallo zusammen,

Ich bin ganz neu hier im Forum und möchte mich mal vorstellen. Ich bin Student und 23 Jahre alt. Mein erstes Erlebnis, wo ich nicht pinkeln konnte, hatte ich mit vielleicht 10 Jahren. Ab einem Alter von etwa 14 Jahren hat sich das Problem verfestigt und ich habe mit konsequentem Vermeidungsverhalten begonnen.

Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt, jedes Wasserlassen genau zu planen und habe Strategien entwickelt damit zu leben. Ich muss dazu sagen, dass ich an einer eher milden Form der Paruresis leide. In der Kabine geht eigentlich immer, an Urinalen aber nur, wenn ich alleine bin und annehmen kann, dass diese Toilette wenig frequentiert ist. Am schlimmsten ist meine Hemmung vor Personen aus meinem Nahen Umfeld. Also Freunde und meine Familie. Da schäme ich mich am meisten und möchte auf jeden Fall verhindern, dass diese Personen merken, dass ich ein Problem habe. Die Toilettensituation an meiner Uni ist momentan sehr ungünstig. Nur zwei Kabinen und zwei Urinale für ca. 150 männliche Studenten, die alle zur gleichen Zeit Pause haben.

Ich möchte so nicht weiter machen, denn ich muss mir eingestehen, dass die Angst mich beherrscht. Sie beeinflusst mich und in gewissen Situationen plane ich halt das nächste mal urinieren erst in zwei Stunden, oder so und der Blasendruck verhindert dann dass ich mich auf das Wesentliche konzentrieren kann. Ich möchte frei sein in Zukunft!

Jetzt zu meiner Frage: Wie soll ich beginnen mein Problem anzugehen? Soll ich mich an einen Therapeuten wenden? Oder ist es besser sich einen Pee Buddy zu suchen und auf eigene Faust beginnen daran zu arbeiten? Oder könnt ihr mir die Methode empfehlen, wo man selbst in die Stadt fährt und sich einfach mal an ein Urinal in einer öffentlichen Toilette stellt und dort wartet? Wer hat mit welcher Methode Erfahrungen und welche Methode könnt ihr mir empfehlen? Wie finde ich einen Pee Buddy?

Liebe Grüsse und vielen Dank für eure Antworten
Rolf
Poweruser
Beiträge: 231
Registriert: 30. März 2004 19:21

Beitrag von Rolf »

Geh auf diese Tollette wo Du kannst, Du bist dafür keine Rechenschaft schuldig. Wenn es da eng wird, warte eben die Zeit ab und stehe Du selbst zu Deinem Leiden, es geht niemand was an. Nur wenn Du diese "Krücke" akzeptierst, bekommst Du den Rücken frei für Neues.

Wenn sich P. bei Dir schon im Kindesalter entwickelt hat, könnte sich eine Thera lohnen, denn es ist besser die Ursache zu kennen, wenn man was bekämpfen will. Was bereits irreführend ist, denn man möchte sich ja nicht selbst bekämpfen, sondern einen schrägen Verlauf gerade biegen. Diese Entwicklung (im wahrsten Sinne des Wortes) zwingt dich in eine Schleife, die man selber genau so wenig in den Griff kriegt, wie man sich nicht an den eigenen Haaren aus dem Sumpf zieht. (Wer behauptet sowas ginge, redet dem Prob das Wort.)

PeeBuddies sind eine super Sache, um sich selber normaler zu werden. Die Nebenwirkung ist die Schaffung einer Situation, die mit der problematischen wenig zu tun hat. Aber es hilft weiter. Falls Du jemand suchst, vielleicht nicht gleich am Anfang Deines Weges, und dann mit Geduld, denn man findet nur schwer jemand (das ist Teil des Problems). Deine Angstgegner befinden sich im familiären Umkreis, also würde ich mir jemand suchen, der sich außerhalb dessen befindet, aber Dir gut vertraut ist. Der oder die wird so gut und objektiv wie möglich eingeweiht und muss alles mitmachen. Erst auf die Entfernung und dann immer näher.

Es gibt ein gutes Buch von Hammelstein zum Thema, eben mit dieser gewissen Abfolge, es gibt immer mal wieder Workshops und in den großen Städten Selbsthilfegruppen (wie das in der Schweiz verlaufen ist, kann ich nicht sagen).

Liebe Grüße, Rolf
*Pete*
Newbie
Beiträge: 3
Registriert: 25. September 2012 23:39
Wohnort: Basel

Beitrag von *Pete* »

Hallo Rolf

Vielen Dank für eine Antwort. Ich weiss noch immer nicht genau wie ich vorgehen will. Ich glaube, dass mit dem Therapeuten lasse ich erst mal sein und probiere es auf eigene Faust. Ein paar wenige meiner Freunde habe ich schon eingeweiht. Vielleicht frage ich jemand von ihnen mal mit mir zu üben :oops:

Eine Selbsthilfegruppe wäre vielleicht auch ganz hilfreich, doch ich habe bis jetzt bei mir in der Umgebung keine gefunden. Und wenn es mal wieder einen Workshop gibt, dann bin ich sicher dabei. Weisst du wann und wo wieder ein Workshop stattfindet?
Rolf
Poweruser
Beiträge: 231
Registriert: 30. März 2004 19:21

Beitrag von Rolf »

*Pete* hat geschrieben:Weisst du wann und wo wieder ein Workshop stattfindet?
Am besten ist wohl der Heribert informiert, der liest aber nicht immer mit. Seine Addi ist timecrosser (at) gmx.de
*Pete* hat geschrieben:Ein paar wenige meiner Freunde habe ich schon eingeweiht.
Möglicherweise ist es bei Dir ein Problem der Genierlichkeit. Die meisten Leut juckt das nicht und die leiden da nicht drunter.

Anders als eine Infektion (die man mit einem speziellen Medikament angehen kann), ist P. eine Phobie, also eine Mischung aus auslösenden Komponenten zur falschen Zeit. Es muss ein „Boden“ dafür vorhanden sein, dann setzt dieser Reflex ein.
*Pete* hat geschrieben:...probiere es auf eigene Faust.
das musst Du wissen. Ein Therapeut sucht immer vorher nach der Ursache, das ist einfach effektiver. Aber sicher kannst Du das für Dich selber auch heraus finden.

LG Rolf
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