Paruresis in der Arbeitswelt

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Paruretikerin
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Paruresis in der Arbeitswelt

Beitrag von Paruretikerin »

Hallo ihr Lieben,

wie sieht es bei euch aus mit der Paruresis im Alltag, vor allem im beruflichen Alltag? Ich habe nun nicht so viel Erfahrung in der Arbeitswelt, geschweige denn wie es als Betroffene ist und ob und wie man damit klarkommen kann. Ich denke, auch im beruflichen Umfeld bleiben die für die Paruresis typischen Probleme nicht aus, doch wie geht ihr persönlich damit um? Hintergrund warum ich frage ist dieser, dass ich bei der Berufs-/ und Ausbildungswahl fortwährend an meine (persönlichen) Grenzen stoße. Es scheint mir nicht möglich zu sein, einen "regulären" 8-Stunden-Job bei unklarer oder sogar schwerer Toilettensituation unbeschadet zu überstehen. Wie habt ihr es in der Ausbildung/im Studium gemacht und wie macht ihr es aktuell im Job? Beeinflusst euch die Paruresis auf der Arbeit oder habt ihr vielleicht sogar euren Arbeitsplatz anhand der Paruresis und den damit verbundenen Voraussetzungen und Einschränkungen ausgewählt? Wie geht es euch damit? Was würdet ihr jetzt oder in einem zweiten Leben vielleicht gerne daran ändern? Und was würdet ihr anderen mit auf den Weg geben, die sich gerade unter dem Aspekt der Paruresis für einen Berufs- oder Ausbildungsweg entscheiden müssen?

Meine Erfahrung ist: man ist überall gefordert, hat Schwierigkeiten und schiebt dauerhaft Panik. Wenn es nicht der Ausbildungsbetrieb ist, der einem Probleme bereitet dann spätestens die langen Berufschultage, Ausflüge und gemeinsame Treffen nach dem Lernen. In der Uni sind es dann wohl lange Tage mit Anwesenheitspflichten, Seminare und Praktika. Im Beruf kann man wohl Glück oder Pech haben. Wie es in der Schule war, weiß ich ja und verbinde es im Nachgang ehrlich gesagt immer noch mit ziemlich viel (oder besser gesagt zu viel) Quälerei, die ich lieber vermieden hätte. Und mit dem Wunsch, nach der Schulzeit unbedingt etwas anders machen zu wollen. Alles, aber nicht mehr das. Und jetzt sitze ich hier und es hat sich eigentlich nicht viel verändert.

Also nochmal meine Frage, wie geht ihr im Beruf und Alltag mit der Paruresis um und was hat euch vielleicht geholfen, den Einstieg in die Berufswelt (mit oder trotz Paruresis) zu finden (sofern ihr damals schon an Paruresis gelitten habt)? Oder geht es hier vielleicht sogar jemandem ähnlich, der sich durch die Paruresis derart gehemmt fühlt dass gar nichts mehr geht!? Ich würde mich über jede Form von Tipps oder Austausch freuen.

Viele Grüße und allen schöne Weihnachten.
Die Paruretikerin :)
Tommy234
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Beiträge: 7
Registriert: 17. Dezember 2023 22:09

Re: Paruresis in der Arbeitswelt

Beitrag von Tommy234 »

Bei meinem aktuellen Arbeitsplatz habe ich, da ich länger zuhause war mit 3 Stunden am Tag begonnen, sodass ich mich dort an die Toilette rantasten konnte, aber nicht gezwungen war, dass es klappen muss.

Mittlerweile arbeite ich 5 Stunden am Tag und benutze die Toilette so selbstverständlich mit Erfolg, wie meine Toilette daheim.

Ich würde mich jedoch gerne beruflich verändern und habe auch Angst, dass wenn ich einen 8 Stunden Tag habe und mir die Toilette komplett fremd ist, es nicht ohne Probleme klappt.

Hatte das mit meinem Psychologen besprochen, daher kam auch die Idee von der Toiletten-Exposition in einer fremden Stadt.

Ich würde ungern einen Job machen, nur weil es dort gute Toiletten gibt.

Frohe Weihnachten,
Tommy
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paru end it
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Registriert: 19. September 2009 12:02

Re: Paruresis in der Arbeitswelt

Beitrag von paru end it »

Also bei mir als Mann ist es so. Bin Handwerker und früher war ich meist auf Baustellen wo es halt die Dixis gab. Da gibt es keine Probleme weil ich da für mich bin und abschließen konnte. Zur Not halt die Luftanhaltemethode.
Schlimmer waren dann eher diese Toilettencontainer. Da musste man es mit dem großen Geschäft verbinden um nicht aufzufallen.

Jetzt ist meine Situation so dass ich in einer großen Halle arbeite. Da gibt es teilweise auch so Container mit
2 Kabinen die oben offen sind. Aber in der Abteilung wo ich bin ist es ein Glück ein großer Raum wo glaube ich 6 Kabinen (aber halt oben und unten offen) sind und zig Urinale nebeneinander.

Ich habe mein Leben soweit angepasst bekommen dass ich während der Arbeitszeit nicht gehen muss nur zur Pause etwas trinke und den Rest zuhause trinke. Da komme ich dann auch so auf meine 1,5 mal mehr mal weniger Liter. Aber dafür trinke ich nur gesunde Sachen wie Selter, Tee oder alkoholfreies Bier in der Freizeit. Nicht wie viele andere diesen ganzen Cola Energymist am Tag. Im Sommer wenn man mehr schwitzt trinke ich auf Arbeit sogar mehr Wasser ohne mehr zu müssen. Nur zur Not gehe ich mal auf eine Kabine in Verbindung mit dem großen Geschäft obwohl auch das mir unangenehm ist. Da hilft mir aber meist Ohren zu halten und konzentrieren falls wer neben mir sitzt.

Ansonsten schaffe ich es bis nach Hause. Habe mich aber schon dran gewöhnt an das Gefühl zum Feierabend gut zu müssen.
Aber die Gewissheit es zu schaffen sagt meinem Gehirn entspannter mit der Situation um zu gehen und so denke ich auch nicht ständig daran.

Anders wäre zum Beispiel ein Bürojob. Dadurch dass ich mich jetzt ständig bewege ist der Drang weniger. Wenn ich jetzt nur am PC sitzen müsste wäre es bei mir glaube ich auch schwieriger weil man die Blase dann noch mehr merkt und sich darauf konzentrieren würde.

Aber auch früher Berufschule und so hab ich immer alles vermieden wo es nur ging. Denke auch deswegen habe ich und verschenke auch noch aktuell soviel Potenzial von mir beruflich weiter zu kommen. Weil man war nie frei von diesen Pinkelgedanken und hat alles grade so geschafft. Paruresi ist nunmal ein Teil einer Sozialphobie die ich habe. Also ständig und überall Lampenfiber in unggewohnte Situationen.
Obwohl man mir es vielleicht gar nicht anmerken würde, weil ich halt ein Meister im verschleiern bin um nicht aufzufallen.

Jedenfalls geht halt ne Menge Konzentrationskapazität für Paruresis drauf die jeder Normalo hat um sich in seinem sozialen Umfeld mehr zu präsentieren oder auch in Weiterbildung und beruflichen Aufstieg zu stecken. Denke es liegt auch n bissel am Wassermangel über die Arbeitszeit weil ich ja dort auch nicht normal trinke wie jeder andere. Da ist man einfach froh sein ding zu machen ohne viel nachzudenken und dann schnell nach hause wo man wieder frei ist.

LG!
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