Hallo aus Mannheim

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Tommy234
User
Beiträge: 7
Registriert: 17. Dezember 2023 22:09

Hallo aus Mannheim

Beitrag von Tommy234 »

Hallo Leute,

ich bin Tommy und komme aus dem Raum Mannheim/Heidelberg und gerade auf dem Weg der Genesung.

Ich lese hier schon eine Weile mit und habe mich endlich dazu entschieden mich hier anzumelden und weiter an meiner Paruresis zu arbeiten, um diese endlich zu überwinden.

Erste Erfolge habe ich bereits geschafft:
Auf der Arbeit und im Sportverein kann ich mich immer erleichtern, teilweise auch am Pissoir und der Anwesenheit anderer.

Ich habe im Moment nur noch Probleme, wenn ich mich auf kleineren oder größeren Reisen befinde und lege dort ein klassisches Vermeidungsverhalten an den Tag:
- wenig trinken, bis eine sichere Toilette wie zum Beispiel im Hotelzimmer erreicht wird
- generell das planen von Toilettengängen

Um das endlich zu besiegen möchte mein Therapeut (Kognitive Verhaltenstherapie), dass ich mich in einen Zug in eine weiter entferntere Stadt setze und dabei 1,5 Liter Flüssigkeit trinke, sodass ich am Ziel angekommen dringend muss und in dieser Stadt auf Toilette MUSS und keine sichere Toilette mehr einplanen kann.

Davor habe ich jedoch große Angst. Was ist wenn ich aus dieser Situation nicht rauskomme und es nicht schaffe auf Toilette zu gehen?
Was ist wenn ich sehr starke Schmerzen haben werde? Ist es überhaupt sinnvoll eine so extreme Exposition durchzuführen?

Diese Fragen gehen mir so durch den Kopf.

Was mich auch noch brennend interessiert:
Gibt es gesundheitliche Risiken, wenn man mehrere Stunden dringend auf Toilette muss? Oder pinkelt man sich nur irgendwann in die Hose?

So, das war es erstmal von mir. Ich freue mich auf den Austausch mit euch.

Liebe Grüße

Euer Tommy
Paruretikerin
User
Beiträge: 11
Registriert: 14. September 2021 15:04

Re: Hallo aus Mannheim

Beitrag von Paruretikerin »

Huhu,

Entschuldige die späte Antwort, ich habe deinen Beitrag erst jetzt gesehen. Nun zu meiner Antwort:

Ich denke/würde behaupten, dein Therapeut kann das schon ganz gut einschätze was er dir zumuten kann und was nicht. Ich denke es könnte für dich eine sehr stärkende und positive Erfahrung sein, wenn du es schaffst und dich ermutigen, dich auch Dinge zu trauen die du dir vorher nicht zutraust. Allerdings muss ich das Ganze sich aus meiner Perspektive als Betroffen betrachten und kann gut verstehen, wie du dich dabei fühlst. Das erhöht ja ach enorm den Druck, dass es "jetzt klappen muss" und das allein würde bei mir schon dazu fahren, dass ich mich innerlich mehr verkrampfen würde, sodass ein Erfolg beim Urinieren tatsächlich bei mir nicht sicher gegeben wäre. Wenn es dir dabei ähnlich geht, könnte ich mir vorstellen dass es dir helfen könnte, eher in nährgelegenen Orten zu üben und da die Intensität zu steigern. Denn was hast du zu verlieren? Und was ist der Vorteil? Wenn du sowieso üben musst, ist eher die Frequenz entscheidend als z.B. der Faktor wie weit die Stadt von dir entfernt ist. Du kannst auch an nahegelegenen Orten/in der nächstgelegenen Stadt super gut und viel üben und das steht den Übungen an einem weiter entfernteren Ort an nichts nach. Andererseits, was sind die Nachteile? Wenn du weiter weg bist und den zusätzlichen Druck hast und es tatsächlich nicht klappt, könnte dies für dich eine negative Erfahrung sein. Eine, die dich davon abhält, weiter zu üben. Wenn es hingegen an einem nahegelegenen Ort nicht klappt, kannst du einfach weiter suchen und wirst einen Ort finden, wo es klappen wird, ohne dass du 1,5 Stunden mit voller Blase wieder zurück fahren musst und dein Unterbewusstsein Toiletten und das "Nichtkönnen" wieder mit etwas negativem und zu fürchtendem verbindet. Wenn du allerdings schon so viel und so oft geübt hast, dass du auch in der (u.U. fremden) Stadt genug Gelegenheiten finden wirst, auf die du ausweichen kannst, dann ist es eigentlich egal wo du übst und du solltest dir die Reise ruhig zutrauen. Ich würde aber ggf. lieber langsam steigern und erstmal (aber auch sehr oft) in einer Stadt in der Nähe üben und dann, sollte das irgendwann immer öfter gehen, auch mal weiter weg fahren, auch wenn du dann ggf. mal länger suchen musst um eine Toilette zu finden wo es dann klappt. Wichtig ist, immer weiter zu probieren, verschiedene Toiletten mitzunehmen (auch die, die auf den ersten Eindruck "zu schwierig" wirken und dann dort einfach nur sitzen und sich entspannen) und nicht entmutigen lassen. Mir hat es geholfen, den Fokus nicht so sehr darauf zu legen ob ich jetzt auf der einen Toilette urinieren kann oder nicht, sondern dann Wege zu finden damit umzugehen. Also weiter zu suchen, ggf. auch 3x hintereinander auf Toilette zu gehen. Man sollte sich für nichts zu schade sein und nicht dafür schämen. Denn besondere "Bedingungen" (damit meine ich die Paruresis) erfordern nunmal besondere Maßnahmen (damit meine ich das 3x und öfter auf Toilette gehen).

Zu den körperlichen Folgen: ich kann mir vorstellen (und weiß aus eigener Erfahrung) dass dauerhaftes Einhalten (damit meine ich 8 Stunden am Tag, über Wochen oder Jahre hinweg) durchaus gesundheitliche Probleme machen kann. Allerdings steckt unser Körper es durchaus weg, mal dringender zu müssen und das für ein paar Stunden mal auszuhalten. Es sollte allerdings nicht zur Gewohnheit werden. Für die Übungen ist das aber ein Übel, was man in Kauf nehmen sollte. Das Ziel ist es ja schließlich, das Urinieren später in immer mehr Situationen möglich zu machen und dementsprechend weniger einzuhalten. Die Blase ist wohl ein Hohlmuskel und kann daher nicht platzen, es ist aber so dass, wenn eine Obstruktion (also quasi ein Hindernis) vorliegt, dann der Urin nicht abfließt und sich zurück in die Nieren staut. Das ist in der Tat nicht gesund und kann mitunter auch zu Nieren(-Becken)-Entzündungen führen. Diese sind ebenfalls nicht angenehm. Ob diese Obstruktion jedoch körperlich sein muss oder unsere "psychische" Obstruktion da ausreicht, habe ich bisher nicht herausgefunden. Ein Harnverhalt kann jedoch neben den körperlichen auch psychische Ursachen haben (wie in unserem Fall) und ich bezweifle, dass unsereiner sich irgendwann einfach in die Hose machen würde. Ich habe dies jedenfalls noch nie von einem Paruretiker gehört, denn dann musste man ja einfach nur warten bis der Druck hoch genug ist. Das hat bei mir jedenfalls noch nie funktioniert, und ich hatte schon echt viel Druck. Ein gewisser Druck ist bei den Expositionsübungen definitiv sinnvoll, aber ab einem gewissen Punkt wird es auch nicht besser oder hilfreicher. Es stimmt also NICHT: je mehr Druck, desto einfacher ist der Toilettengang.

Trotzdem möchte ich dich nicht entmutigen, die für dich richtigen Schritte zu gehen und wenn du dir die Expositionsübung zutraust, weil du schon genug in der Stadt geübt hast, dann nur zu. Ich möchte nur dass dir bewusst ist, dass dieser Druck, jetzt auch gehen zu müssen weil dir sonst eine sehr unangenehme Zugfahrt bevorsteht deine innere Anspannung auch verstärken kann und, wenn du noch nicht so weit bist, das eventuell zu einem Rückschlag führen könnte. Wenn du es dir aber zutraust oder denkst, dass dich das weiterbringen könnte, mach es. Ansonsten übe erstmal in deiner Nähe und setze dir das aus höheres Ziel. Dein Therapeut wird das sicher verstehen. Bei manchen Ängsten fängt man auch beim höchsten Punkt der Schwierigkeitsskala an, damit alles darunter leichter fällt. Bei der Paruresis beginnt man jedoch oft bei dem leichtesten und steigert sich langsam, weil bei der schwierigsten Situation die Folge in den meisten Fällen einfach nur die Unfähigkeit zum Urinieren zeigen und nicht (ohne weiteres) zur gewünschten Entspannung führen würde.

Ich hoffe ich konnte dir mit meinem Beitrag etwas weiterhelfen und wünsche dir weiterhin viel Erfolg mit der Therapie :))


Liebe Grüße aus dem Norden,
die Paruretikerin
Tommy234
User
Beiträge: 7
Registriert: 17. Dezember 2023 22:09

Re: Hallo aus Mannheim

Beitrag von Tommy234 »

Hallo Paruretikerin,

du schriebst: "Ein Harnverhalt kann jedoch neben den körperlichen auch psychische Ursachen haben (wie in unserem Fall) und ich bezweifle, dass unsereiner sich irgendwann einfach in die Hose machen würde. Ich habe dies jedenfalls noch nie von einem Paruretiker gehört, denn dann musste man ja einfach nur warten bis der Druck hoch genug ist. Das hat bei mir jedenfalls noch nie funktioniert, und ich hatte schon echt viel Druck. Ein gewisser Druck ist bei den Expositionsübungen definitiv sinnvoll, aber ab einem gewissen Punkt wird es auch nicht besser oder hilfreicher. Es stimmt also NICHT: je mehr Druck, desto einfacher ist der Toilettengang."

Mein Psychologe behauptet genau das Gegenteil. Also dass man sich irgendwann einfach in die Hosen machen würde.

Ich habe vor mal einen Urologen aufzusuchen und ihn mal zu fragen, ob man sich irgendwann einfach nur einnässt.
Denke das selbst wenn das stimmt, dass man zunächst furchtbare Schmerzen haben wird.

LG Tommy
mataboco
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Registriert: 1. Januar 2024 18:52

Re: Hallo aus Mannheim

Beitrag von mataboco »

Hallo Tommy,
Ich habe dasselbe Problem und wohne in Mainz. Auch ich suche einen Pee Buddy. Vielleicht sollten wir uns zusammenschließen.
Viele Grüße
mataboco
Jupp
Poweruser
Beiträge: 101
Registriert: 15. Januar 2011 22:51
Wohnort: NRW

Re: Hallo aus Mannheim

Beitrag von Jupp »

Ich kann das für mich selbst bestätigen, irgendwann macht man sich "einfach" in die Hose, wenn man es nicht mehr halten. Ein Erfahrung, auf die ich gerne verzichtet hätte.
Deshalb habe ich vor einigen Wochen im Stau auf der Autobahn auch im letzten Moment bevor es wieder passiert wäre hinter die Leitplanke gepinkelt. Es lief sofort und hört sich nach Erfolgserlebnis an, war mir aber extrem peinlich. Aber im Vergleich zur nassen Hose auf nassem Sitz das kleinere Übel...
Tommy234
User
Beiträge: 7
Registriert: 17. Dezember 2023 22:09

Re: Hallo aus Mannheim

Beitrag von Tommy234 »

Es ging mir die letzte Zeit nicht gut (Depressionen), deswegen melde ich mich erst jetzt

@Jupp: das erleichtert mich, dass es das schlimmste ist, das passieren kann.

@mataboco:
Mainz ist echt nicht weit weg, suchst du noch einen Peebuddy?
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