Hamburg: Suche nach Urologen für Selbstkatheterisierung / Verhaltenstherapeut

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lukewarm
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Hamburg: Suche nach Urologen für Selbstkatheterisierung / Verhaltenstherapeut

Beitrag von lukewarm »

Hallo,

ich bin schon einige Jahre stilles Mitglied in diesem Forum und will mich jetzt auch mal zu Wort melden.

Ich bin derzeit in Hamburg auf der Suche nach einem Urologen der mir die Selbstkatheterisierung zeigen kann oder einem Verhaltenstherapeuten mit Erfahrung in Paruresis für ein Erstgespräch der mich idealerweise zu einem entsprechenden Urologen weitervermitteln kann. Weiß jemand wie ich am besten die Suche nach Spezialisten auf diesen Gebieten in Hamburg angehen kann? Vielleicht kennt auch jemand einen Therapeuten? Oder weiß jemand wie man so einen Urologen ohne den Umweg über den Verhaltenstherapeuten finden kann?

Laut Hammelstein gab es ja damals als Ansprechpartner eine Abteilung im UKE, diese wurde aber leider schon lange aufgelöst. Auch habe ich die Erfahrung gemacht das kassenärztliche Vereinigung und Selbsthilfegruppenvermittlungen wie KISS nichts über Paruresis wissen.

Ich tue mich daher etwas schwer die richtigen Ärzte zu finden und hatte bis jetzt nur Misserfolge, auch mein ‚quasi‘ Hausarzt (Internist) nahm mich nicht ernst. Gespräche mit diesem und mit Urologen, gaben mir das Gefühl, dass man mich für einen Perversen hält, der sich nur zum Spaß Dinge in den Penis einführen will.

Ich bin 39 Jahre alt und habe relativ starke Paruresis, befinde mich aber wegen anderer Baustellen derzeit in tiefenpsychologischer Gesprächstherapie. Die Therapie hat mir insofern auch mit der Paruresis geholfen, da ich ein besseres Selbstbild bekomme und mich wieder mehr in Situationen aussetze, wo die Paruresis zum Tragen kommt (hatte mich die letzten Jahre sehr zurück gezogen, auch da ich von zuhause arbeite). Generell erwäge ich nach der jetzigen Therapie eine Therapie speziell zum Lösen der Paruresis anzugehen. Da im September aber nach Berlin umziehe, hoffe ich dort aber einen Pee Buddy oder sogar eine SH-Gruppe zu finden, was es in Hamburg nicht zu geben scheint. (Falls jetzt aber ein Hamburger auf Suche nach einem Pee Buddy dies liest freue ich mich über eine Nachricht von Dir :), auch zum Thema SH-Gruppe in Hamburg lasse ich mich sehr gerne korrigieren).

Im August steht aber erstmal ein Urlaub mit Langstreckenflug nach Sri Lanka an und ich verspüre Terror wenn ich nur an den Flug denke, denn in Flugzeugen hat es bei mir schon lange nicht mehr geklappt. Die letzten Flüge haben es eher noch verschlimmert, da ich mir da Dinge wie Fluid Control erst angewöhnt habe und dann vor und auf dem Flug gar nicht getrunken habe, was absolut strange war, da mein Freund extra Business Class für uns gebucht hat (weniger Fluggäste pro Toilette), wo die Stuarts regelmäßig mit Getränken rum kommen und dann geht das Kopfkino los und ich habe trotzdem die zweite Flughälfte mit Schmerzen da gesessen und alle halbe Stunde erfolglos versucht zu pinkeln.

Ich hatte große Hoffnung in meinen gestrigen Termin bei einem Urologen mit psychosomatischer Zusatzausbildung gehabt, der hat mir aber wieder nur Tamsulosin verschrieben (zur Entspannung der Beckenbodenmuskulatur). Es kostet mich sehr viel Überwindung mich auf den Gedanken einzulassen mich selbst zu katheterisieren, ich will mir das aber unbedingt zeigen lassen, da lange Flüge sonst zur Qual werden.

Liebe Grüße,
Dennis
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lukewarm
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Es geht voran

Beitrag von lukewarm »

Hej Guys & Girls,

ich bin weiterhin auf der Suche nach einer kurzfristigen Lösung für meinen Langstrecken-Flug. Es hat 3 Wochen gedauert, bis ich mich getraut habe beim UKE Hamburg anzurufen um einen Termin zu vereinbaren. Die Dame war höflich, hat aber immer wieder betont, dass ich dort auch abgewiesen werden könnte und ich bräuchte eine Überweisung von einem Urologen! Notfalls geht auch ein Internist *puuuh. Jetzt muss ich nur noch einen geeigneten Internisten finden, mein Hausarzt hat mich damals schon hängen lassen, er sieht keine Notwendigkeit ‚die Natur wird’s schon richten‘. Vor lauter Aufregung haben wir die Uhrzeit vergessen.

Und dann habe ich beim TK Ärztezentrum angerufen, davor hatte ich richtig Bammel, obwohl ich genau wusste, dass nichts Schlimmes passieren kann, kennt wahrscheinlich jeder von euch? Und es war total geil. Die Ärztin am anderen Ende war zwar ‚nur‘ Narkoseärztin, aber sie hatte volles Verständnis und hat nur richtige Dinge gesagt. Das hat so verdammt gut getan. Ich hatte das Gefühl, dass sie genau weiß wovon ich spreche, obwohl sie von dem Krankheitsbild wahrscheinlich noch nie gehört hatte. Das war wirklich befreiend. Ich wünschte alle Ärzte wären so verständnisvoll, dann wäre der Weg zum Recovern (mir fällt kein passender dt. Begriff ein; Remission?) wahrscheinlich deutlich weniger schwer. Morgen früh ruft mich dann ein Urologe vom Ärztezentrum zurück und bringt mich hoffentlich meinem Etappenziel einen Schritt näher.

Seit gut einer Woche übe ich wieder die Breath-Hold-Technik. Diesmal sehr viel ernsthafter, da der Flug bevor steht. Ich hatte auch schon 2 Mini-Erfolge (einzelne Tropfen ☺) und kann tatsächlich deutlich länger die Luft anhalten als ich vor kurzem noch für möglich hielt. Grade bin ich wieder etwas ernüchtert, da es nicht weiter voran geht, hoffe aber, dass ich weiterhin Zeit und Motivation hierfür finde.

So schaut’s aus. Ich arbeite endlich dran und freu mich schon, dass ich meinem Therapeuten morgen davon berichten kann.

Eventuell mache ich diesen Thread zu einem unregelmäßigen Tagebuch. Aber Ihr dürft hier auch gerne reinschreiben ;)

Dennis
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lukewarm
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Der nächste Schritt

Beitrag von lukewarm »

Hej,

der Rückruf war mal richtig scheiße und ich habe es sehr bereut, dass ich nicht gesagt habe, dass ich von einer Frau zurück gerufen werden möchte. Heißt natürlich nicht, dass gleich jede Frau mehr Verständnis mitbringt.. Aber der Mann der mich zurückrief, war’s nicht. Was mich am meisten gestört hat: Am Anfang des Gespräches meinte der er, dass Selbstkatheterisierung sehr verletzungsträchtig wäre und da ich nicht körperlich drauf angewiesen wäre würde er das nicht unterstützen. Am Ende sagte er dann ich solle es einfach auf eigene Faust machen, da gäbe es nichts, was man gezeigt bekommen könnte. Auf meine Anmerkung, dass ich ja gar nicht wüsste welchen Durchmesser, empfahl er 12 Charriere als Standartgröße für Männer. Nun empfinde ich meine Harnröhre als sehr eng und habe wenig Interesse einen zu dicken Katheter zu verwenden, dass soll nämlich wirklich Verletzungsrisiko bergen (Quelle: Internet). Er wollte wissen, warum ich einen Langstreckenflug machen muss und als ich ihm erzählte, dass ich nach längerer Zeit auch meinem Partner zuliebe diesen Flug als Urlaubsflug mache, meine er dass er ja auch gerne mal zum Mond fliegen würde aber Angst vorm Weltraum hätte, manche Dinge kann man halt nicht machen :roll:

Am Montag habe ich dann wieder dort angerufen und um einen Rückruf einer Frau gebeten. Ich merke mittlerweile, umso öfter ich über mein Problem spreche desto leichter fällt es mir und in mir wächst ein Gefühl heran das ausdrückt, dass ich das Recht auf ein lebenswertes Leben habe und wenn ich dasss so erstmal erreichen kann, na und?!

Parallel hat dann mein Freund bei seinem Internisten gefragt, ob dieser eine Überweisung ins UKE machen würde. Der hat dann noch eine weitere urologische Praxis empfohlen und die hatten sogar noch einen Termin für heute. Jetzt war ich grade da. Viel besser vorbereitet. Ich hatte das Buch von Hammelstein, sowie den ausgefüllten Test für den Urologen (I-PSS-Fragebogen), sowie einen Ausdruck der Urology Care Foundation (USA) – dazu wird einem auf Paruresis.org geraten – mit dabei. Als ich dann in der Praxis ankam, bekam ich einen Becher für die Urinprobe :shock: Das hat aber zum Glück mit Ach und Krach funktioniert (komplett gemauerte Einzelklos mit lauter Lüftung).

Dann wow, der Arzt hat mir wirklich zugehört. Ich durfte reden und reden, kurzzeitig dachte ich, ich muss gleich heulen und hatte eine Gänsehaut. Er kannte das Krankheitsbild Paruresis natürlich auch nicht, hat auf die Risiken der Katheterisierung hingewiesen und mir dann den Kontakt einer Urotherapeuten gegeben, auf deren Rückruf ich jetzt warte. Die soll dann zu mir nach Hause kommen. Komische Vorstellung, eine sterile Praxis wäre mir irgendwie deutlich lieber.

Danach war ich noch um die Ecke bei IKEA, die haben eine Toilette auf der ich gerne übe. 2 Kabinen und dazwischen 2 Pissoires. Letztes Mal hatte ich die Kabine am Eingang und konnte nicht mal im Sitzen. Die andere Kabine war durchgehend besetzt und die Pissoires auch immer wieder. Heute hatte ich die andere, hintere Kabine und konnte prompt im Stehen und habe ins Wasser gezielt und nicht auf das Becken drum herum. Obwohl die andere Kabine besetzt war, lief es ohne Unterbrechung. Der Unterschied war hier wohl, dass ich spontan rein bin und keine Zeit hatte mir vorher Angst zu machen (und natürlich massiv gut drauf war), aber so gut hat es schon lange nicht mehr geklappt :D

BHT versuche ich weiterhin, bin aber leider noch nicht weiter gekommen. Nachdem ich schon an der Toilette geübt hatte, bin ich jetzt wieder einen Schritt zurück gegangen und versuche sauber auf 45 Sekunden Luft anhalten zu kommen, ohne das mir dabei Übel wird.

Dennis
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