Erfolge wirklich wahrnehmen !

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Ich bin 47 Jahre, leide seit 30 Jahren daran, habe es lange verdrängt, dann -leider erfolglos- am Therapieprojekt in Düsseldorf teilgenommen und bisher nur 4 Menschen in meinem Umfeld davon erzählt. Ich habe mich mit dem Promlem arrangiert und Strategien entwickelt, bin aber trotzdem unzufrieden. Das aber nur als kurze Hintergrund-Information.

Ich war am Mittwoch mit meinem besten Freund in Köln in einer Sauna-Wellness-Landschaft und wir kamen irgendwie auf meine Paruresis zu sprechen, mit der er sehr locker und offen umgeht. Als ich sagte, dass ich eigentlich pinkeln müsste, aber nicht ginge, weil es nicht gehen würde, denn ich würde ihn ja warten lassen, wurde er recht "streng". Ich solle nicht immer wieder die gleichen Stories erzählen, er kenne doch mein Problem. Er wisse auch, dass ich ihn nicht aus böser Absicht warten lassen würde, sondern weil ich nicht pinkeln kann. Und überhaupt wäre es ihm lieber, er würde eine halbe Stunde auf mich warten, als dass ich den ganzen Abend "leiden" müsse. Und damit war das Thema für ihn beendet.

Ich habe dann nach einiger Zeit alle Energie zusammen genommen und bin auf die Toilette gegangen. In der Kabine ging mir durch den Kopf, dass ich meinen Freund einfach Ernst nehmen muss, dass Warten für ihn kein Problem ist, dass er mich wirklich versteht. Und siehe da, es ging relativ schnell (trotz ungünstiger Location: nur eine Kabine, viel los im Bad). Als ich dann zurück kam, sagte ich nichts und er auch nicht, sondern wir genossen weiter die Entspannung.

Nach einer Viertel-Stunde fragte er aus heiterem Himmel, ob es eben gegangen wäre. Ich sagte, dass ich pinkeln konnte, aber das wäre wohl eher Zufall. Da wurde er richtig böse ! Ich solle das als Erfolg sehen. Er fände es gut, dass es geklappt hätte. Und wenn es beim nächsten Mal nicht ginge, wäre es auch egal. Ihn würde es auf jeden Fall freuen, dass wir jetzt den Abend genießen könnten. Oups, dachte ich, wie Recht er hat. Und wir haben der Rest des Abends wirklich genossen.

Wenn ich heute, nach zwei Tagen, darüber nachdenke, bin ich wirklich glücklich, dass ich pinkeln konnte und dass ich das jetzt als einen Erfolg sehe, einen Schritt in die richtige Richtung. Und ich bin auch sehr froh, einen solchen Freund zu haben.

Nach diesem Erlebnis habe ich mir vorgenommen, dass ich beide mögliche Situationen so wahrnehmen will wie sie sind. Kann ich pinkeln, dann ist das gut und ich bin zufrieden; geht es nicht, dann ist das enttäuschend. Wenn ich beides zulasse, dann komme ich vielleicht weiter.

Der Freund wohnt aus beruflichen Gründen in Köln in einem Ein-Zimmer-Appartement, ansonsten mit seiner Familie weiter weg. Wenn ich ihn besuche, gehe ich nie auf die Toilette, weil ich immer das Gefühl habe, ihn nicht warten lassen zu können. Ich habe mir aber nach dem letzten Erlebnis (s.o.) fest vorgenommen, beim nächsten Besuch -bei Bedarf- doch zu versuchen zu pinkeln. Und wenn es eine halbe Stunde dauern sollte, dann ist es eben so (sage ich jetzt, hoffentlich dann auch noch). -- Ich werde darüber berichten ! --

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Ich war am Wochenende auf einem Workshop. Der Referent hat durchgepowert und nur wenige 5-Minuten-Pausen gemacht, was normalerweise dazu geführt hätte, dass ich nicht pinkeln könnte. Der Zeitdruck und die Tatsache, dass alle anderen Teilnehmer mit der Stoppuhr auf mich warten , hätte alles verkrampft.
Aber warum auch immer, diesmal ging es an beiden Tagen fast problemlos. Ohne dass ich mir etwas vorgenommen oder irgendwie das als Übungssituation gesehen hätte.
Früher hätte ich nach Gründen gesucht, warum es geklappt hat. Und wahrscheinlich hätte ich die Zufalls-Erklärung auch wieder benutzt.
Heute sehe ich das anders. Ich war froh, dass es geklappt hat, aber ich frage nicht nach Gründen. Es hat halt geklappt, warum auch nicht.

Ich hoffe, dass ich mir diese Haltung bewahren kann, wenn es mal wieder schwierigere Zeiten gibt.

[Claudia]

hi,
ich finde dein Freund hat vollkommen Recht. Du solltest dich für jedes Erfolgserlebnis loben, hätscheln und tätscheln. Wieso sollte es Zufall sein? Du pinkelst ja nicht rein zufällig, sondern weil du es genau in dem Moment wolltest und du hast es geschafft. Das ist eine very good Leistung von dir, die viel Anerkennung von dir verdient hat. Und selbstlob tut unheimlich gut
grüßle,
claudia