Amoklauf

Für alles andere
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SimoneH
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Amoklauf

Beitrag von SimoneH »

ich weiß, das passt jetzt nicht zum thema, aber ihr habt doch bestimmt von dem amoklauf in einer schule in baden- württemberg gehört..

vielleicht können wir uns gedanken darüber machen oder so,

die schule in der das passiert ist, war 6 jahre lang meine schule und quasi mein zweites zuhause. die lehrer, die ums leben gekommen sind, habe ich persönlich gekannt und sie haben mich jahrelang unterrichtet.. ich kann es immernoch nicht glauben.. wir wohnen fast nebenan, nur ein paar hundert meter weiter. die schwester eines freundes von mir ist auch umgekommen, ich habe sie gekannt und letzte woche noch gesehen..

alles ist so nah!! warum MEINE frühere schule??
ein freund hat den täter persönlich gekannt..

da denkt man immer, unser kleines süßes städtchen ist so sicher und alles ist friedlich..

ich weiß.. das leben geht weiter, aber trotzdem bin ich schockiert, vorallem weil ich einfach bindungen zu dieser schule und zu den lehrern und schülern habe.
Thomas2

Beitrag von Thomas2 »

Tja, ist wohl was anderes wenn man irgendwie selbst persönlich betroffen ist. Hab bis jetzt nur die Bilder im Internet und Fernsehen gesehen, unglaublich. Mein Vater ist selbst Lehrer und hat früher mal in Emsdetten unterrichtet, allerdings nicht an der Schule, wo vor einiger Zeit auch ein Amoklauf verhindert wurde, er kennt aber glaub ich einen Lehrer der da unterrichtet. Ist aber noch was anderes, selbst betroffen war meine Familie ja nicht und der Amoklauf wurde damals Gott sei Dank noch verhindert. Ist schon unglaublich schlimm so was.
deezy
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Beitrag von deezy »

scheiss sache.

bin heute aus dem urlaub gekommen und habe es erst gegen abend mitbekommen.

ich schätze mal, dass leute, die sich zu einem "amoklauf" entscheiden, sich lange und intensiv mit dieser idee beschäftigt haben und keinen ausweg mehr sehen.

ich bin der festen ansicht, dass unsere gesellschaft auch ihren teil dazu beiträgt, solche menschen zu erschaffen. wir leben in relativer sicherheit. im vergleich zu früheren zeiten, wo verfeindete stämme, wilde tiere etc. auf einen lauerten, kann man heutzutage kann nicht mehr so einfach zu tode kommen.

im gegensatz zu unserem körperlichen wohlbefinden ist unsere psyche jedoch weniger gut geschützt. jeder kennt den spruch "kinder können grausam sein". leider trifft dieser allzu gut zu und führt zu dem häufig wiederkehrenden dilemma.

ja, und da geht es los. im kindergarten ist ein kind, dass "anders" ist. es spricht später, langsamer, komischer, schlechter oder sonstwas. es ist "anders", kann schlechter kontakte knüpfen - wird irgendwann geärgert.

die jahre vergehen, es kommt in die schule. es hat gelernt, dass die art und weise, wie es behandelt wird, normal ist. es hat gelernt, sich dementsprechend zu verhalten, die angriffe durch bestimmte verhaltensweisen zu vermeiden.

die jahre vergehen. er/sie versucht, den alltag durchzustehen, ohne das opfer von drohungen/stress/ärger und ähnlichem zu werden. ohne erfolg. es ist, als könnten die andern es riechen... so groß auch die bemühungen sind, problemlos in unserer welt klarzukommen sind, es ist nicht möglich. ide betroffene person hat nie wirklich gelernt, in sozialen interaktionen zu bestehen und wird deshalb öfters zum zieö von unangenehmen aktionen der anderen.

die wut wird geschluckt - gespeichert. konflikte werden vermieden, was meist zu einer benachteiligung führt. die rache wird geplant... irgendwann ist der speicher voll.

es kommt zum amoklauf. da es so schnell geht, hat es an bedeutung verloren, wen genau es trifft (meist leute, die sehr wenig mit den defiziten in der persönlichkeit des opfers zu tun haben). die medien fragen ein paar wochen lang nach dem urprung, den hintergründen. meist sind es einzelgänger, freaks, spieler von "gewaltspielen"...

dann ist wieder alles beim alten.

die opfer sind umsonst gestorben, nichts hat sich geändert. es hilft nicht, gewalttätige spiele zu verbieten. lieber sollte man mal die interaktionen zwischen den jugendlichen an den schulen genau analysieren. ich habe es erlebt - ich hatte angst davor, nach der schule geschlagen zu werden. es ist nie passiert. ich hatte andere stresssituationen - bin immer durchgekommen.

manche mitschüler habe ich gehasst, verflucht. einen grund, auszurasten, einen amoklauf zu starten, hatte ich jedoch nie. immer hatte ich auch freunde, mit denen ich gelacht habe. manchmal auch über andere. manchmal haben diese sich deswegen auch schlechter gefühlt.

trotz der pariresis finde ich, dass ich ein gutes leben habe. ich bin täter, opfer, zeuge. alles in einem.

fazit:

diese amokläufer sollten sich erstmal selbst ficken.
Thomas2

Beitrag von Thomas2 »

Ich seh das ähnlich wie du deezy. Die Schuld liegt beim Täter. Aber trotzdem kann man amokläufen vorbeugen, indem man mit sozial isolierten Schülern redet. Das soll natürlich nicht heißen, dass jeder sozial isolierte ein potentieller Amokläufer ist, aber mit denen zu sprechen, ist natürlich grundsätzlich eine gute Sache.
SimoneH
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Beitrag von SimoneH »

hmm..
das stimmt.

in der stadt ist die hölle los. überall reporter, kamerateams, satellitenschüsseln.. das ist alles so irreal. was ist aus unserem friedlichen, kleinen städtchen geworden?
ich finde das so unglaublich, wenn ich mir vorstelle, dass der täter nur zwei klassenstufen unter mir war! wahrscheinlich bin ich ihm schon auf dem schulhof begegnet und hab es nicht einmal gemerkt.
die kinder tun mir so leid.. hoffentlich schaffen sie es irgendwann einmal, darüber hinweg zu kommen. aber im gedächtnis wird es immer bleiben..

oh man, wie grausam ist unsere welt nur ?!
deezy
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Beitrag von deezy »

ich frag mich langsam, wie grausam die berichterstattung eigentlich ist, siehe bild.de - da gibts flash animationen, alle opfer werden namentlich genannt. das ist nur noch zum kotzen.

eine riesen doppelmoral.
SimoneH
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Beitrag von SimoneH »

ich find das auch krass, die berichte, vorallem weil ich eines der opfer kenne :( .
da wird detailliert beschrieben, wie der amokläufer die schüler erschossen hat, wisst ihr, SO genau will ich das ehrlich gesagt gar nicht wissen!!
Svenja
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Beitrag von Svenja »

Hallo Simmy!

Ich habe Deinen Bericht gestern schon gelesen und war dermaßen schockiert, dass ich danach dieses Forum erst mal wieder verlassen habe und nur noch daran denken musste.

Das Ereignis ist ja selbst schon schlimm, aber zu erfahren, dass es auch noch Bekannte bzw. Bekannte von Bekannten getroffen hat.... (mir fehlen die Worte).

Simmy, ich kann nur hoffen, dass es Dir gelingt, diese Sache psychisch zu verarbeiten. Das ist auch eine ganz andere Sache als Paruresis - die belastet Dich nur gelegentlich, wenn Du pinkeln musst, an das andere aber wirst Du durch den Anblick bestimmter Gebäude oder Personen stets wieder erinnert. Wohnst Du eigentlich noch zu Hause oder hältst Du Dich hauptsächlich außerhalb von diesem "Kaff" auf? Wenn Du woanders wohnen würdest, wäre es sicher leichter für Dich, mit dem Problem fertigzuwerden.

Du und Deine Bekannten tun mir echt leid. :cry:

LG Svenja
SimoneH
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Beitrag von SimoneH »

danke für eure beiträge, das zeigt einfach, dass man auch in anderen lebenssituationen auf euch zählen kann!

ich wohne zuhause, 5 minuten weg von der realschule. sie ist unumgänglich, wenn man in die stadt will. ich muss da jeden tag dran vorbei. ich finde die ganze geschichte immernoch so unfassbar. es liegt irgendwie wie ein schwerer felsblock im herzen. das szenario, das sich vor der schule abspielt ist schrecklich und zugleich unendlich tröstend. winnenden hält zusammen. so wie wir es schon immer getan haben. jeder kennt jeden. wir schaffen das zusammen. irgendwann..
sandrine
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Amoklauf

Beitrag von sandrine »

Hallo, Simmy, wie klein die Welt doch ist! Wie schnell so ein unglück in direkter Nachbarschaft passieren kann! Es muß wirklich für dich sehr bedrückend und belastend sein, das alles mitzuerleben! So viele Opfer und die armen Hinterbliebenen!

Aber ich denke auch so wie Deezy. In unserer Gesellschaft läuft so manches schief. Es dürfte nicht sein, dass Waffen für jedermann so leicht zugänglich sind. Jeder kann einen Jagdschein beantragen und kommt so an Waffen. Außerdem müßten diese Gewaltvideos verboten werden. Aber es zählt ja nur der Profit, nicht der Mensch, so ist unsere Gesellschaft.

Ich erinnere mich auch an meine Schulzeit, dass ich vor einigen Mitschülern in der Grundschule Angst hatte und auch erpresst wurde.

lG
Sandrine
SimoneH
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Beitrag von SimoneH »

hallo,
natürlich ist es leicht, waffen zu bekommen und vielleicht mag es auch sein, dass killerspiele die hemmschwelle herabsetzen. aber ich glaube, es gibt keine kernursache, die dafür verantwortlich ist, dass ein Mensch so etwas tut. ich denke, es sind sehr viele faktoren, die dabei eine rolle spielen. ich kenne viele, die auch solche spiele spielen, deshalb sind sie aber noch lange keine potenziellen amokläufer. es kommt immer auf die psyche des jeweiligen an. für jemanden, der psychisch labil ist, verlocken die spiele oder der schützenverein zu einer tat.
ich habe auch viel hass und gewalt von meinen mitschülerInnen erfahren. ich würde aber niemals auf die idee kommen, meine ehemalige schule zu zerstören.
aber ich weiß auch nicht.. das ist meine ansicht.
sandrine
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Gewalt

Beitrag von sandrine »

wieso gibt es dann heutzutage mehr Amokläufer? Klar, das heißt nicht, dass jeder, der eine Waffe in die Hand bekommt, einen erschießt, so wie nicht jeder, der eine schlechte Kindheit hatte, zum Mörder oder Vergewaltiger wird. Aber ich sehe schon einen Zusammenhang zwischen Gesellschaft und Gewalttaten, man kann den einzelnen nie losgelöst von der Gesellschaft sehen. Mit Aussagen wie "der war halt psychisch labil" macht man es sich auch zu einfach.
Aber ich will mich hier im Forum nicht mit dir rumstreiten, dafür ist das Forumnicht da. Wir sollten uns hier gegenseitig unterstützen und nicht bekämpfen.

lg
Sandrine
SimoneH
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Beitrag von SimoneH »

das war auch gar nicht meine absicht..
Svenja
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Beitrag von Svenja »

Hallo Sandrine!
das heißt nicht, dass jeder, der eine Waffe in die Hand bekommt, einen erschießt, so wie nicht jeder, der eine schlechte Kindheit hatte, zum Mörder oder Vergewaltiger wird.
Das heißt es ganz bestimmt nicht. Es gibt nur Menschen, für die gilt das Gebot "Du sollst nicht töten" und es gibt solche, denen das Leben eines anderen nichts wert ist. Wer einen erschießt, der erschießt auch 10 oder 20. Dass 99,9% der Bevölkerung so etwas nicht machen würden, ist klar (auch wenn sie Zugang zu Waffen hätten). Nur die 0,1% sind eine Gefahr für alle.

Eine Schuld trägt in meinen Augen aber auch der Vater. Die Waffe war ihm persönlich anvertraut worden und es wäre seine Pflicht gewesen, dafür Sorge zu tragen, dass sie nicht in die Hände anderer (egal ob in die seines Sohnes oder in die eines möglichen Einbrechers) gelangen kann. Schützenvereine kriegen die Auflage, die Waffen in einem Panzerschrank zu lagern, der 2 Schlösser hat, deren Schlüssel sich bei verschiedenen Personen befinden.

Aber den Amoklauf verhinderst Du auch nicht mit Waffenentzug. Wäre der Junge ein Jahr älter gewesen, hätte er einen Führerschein gehabt und mit dem Auto Leute über den Haufen gefahren. Verhindern kann man so etwas nicht und Waffen sind nicht nur, was auch als Waffe konzipiert wurde.:idea:

LG Svenja
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