paruresis als "karriere-killer"

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d-flash-k
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paruresis als "karriere-killer"

Beitrag von d-flash-k »

ich bin lehrer und betreue schon seit einiger zeit die lehramtsanwärter an meiner schule. nun war eine stelle als fachleiter ausgeschrieben, die nicht nur mehr geld, sondern auch eine äußerst interessante aufgabe bedeutet hätte. aber: ich hätte von schule zu schule reisen müssen, um meine lehramtsanwärter zu betreuen, immer an fremden schulen, immer fragen müssen, wo toiletten sind ... und dann bestimmt nicht können. eine schlimme vorstellung. und so habe ich auf eine bewerbung verzichtet.

wahrscheinlich kennen viele von euch solche beruflichen situatioen. auch wenn man sonst sein paruretiker-leben gut organisiert bekommt, bei solchen gelegenheiten holt einen die realität schmerzlich ein.
Es gibt keine zweite Chance einen ersten Eindruck zu hinterlassen.
martin22
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Beitrag von martin22 »

bin zwar erst 22, aber egal. ich kann dich verstehen. Trotzdem finde ich es sehr schade, dass du auf SO EINE chance glaubst, verzichten zu müssen.
Damit überlässt du der P. das Feld auf dem du stehen müsstest.
Ich schätze, eine Verhaltenstherapie machst du schon? Wenn nich, dann tu es um Gottes Willen.
Ich habe schon vieles gemacht, obwohl ich schiss hatte, dass kein Klo da ist. Und obwohl es schwer war, habe ich es nicht bereut, meine Leben selbst gestaltet zu haben.
Jaja, große Worte.
Mal im Ernst, diese lähmende Angst ist hart zu überwinden, aber die großen Entscheidungen musst DU treffen, egal welche Risiken. Und für Lehrer (mein vater is einer, ich selbst war in 5 verschiedenen Schulen) gibt es auch immer Möglichkeiten, innerhalb JEDER schule noch ein stilles Örtchen zu finden.
gruß
"Gehet hin und entleeret euch in Frieden, so will es der Herr!", sprach der Toilettenpilger.

"Und fahre nie Langstrecken im Bus"!!!!!

Er kam, sah und pisste.
Svenja
Poweruser
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Registriert: 6. Oktober 2006 15:32
Wohnort: Witten

Beitrag von Svenja »

Hallo Dieter!
und so habe ich auf eine bewerbung verzichtet.
Ich hätte nicht auf die Stelle verzichtet (strebe übrigens auch das Lehramt an :wink: ), sondern hätte es mir bis nach der letzten Stunde verkniffen (was beim Ganztagsbetrieb auch nicht mehr so einfach sein dürfte), wie ich es zu meiner Schulzeit auch getan habe.:cry:

LG Svenja
Murks
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Registriert: 16. Januar 2007 20:41

Beitrag von Murks »

Hallo,

Für mich war es als Schüler immer der blanke Horror, auf die Toilette zu müssen, weil wir an der Schule nur zwei Jungentoilettenräume hatten, die nicht nur dreckig, sondern auch ziemlich hellhörig waren und ständig jemand dort rein kam. Die Lehrer hatten es da besser, die hatten viele kleine Toiletten, bei denen man den kompletten Raum abschließen konnte und keiner reinkommen konnte und man nichts mitgekriegt hat von draußen. Das hat übrigens irgendwann dazu geführt, dass ich immer auf die Lehrertoilette gegangen bin, was mehr als einmal Ärger gegeben hat ;)

Auf jeden Fall, so eine Chance darf man sich nicht von der Paruresis kaputtmachen lassen. Wie schon gesagt, es gibt immer irgendwo ein Örtchen, gerade an Schulen nach meiner Erfahrung. Ich selbst habe meinen Zivildienst u.A. an einer Grundschule geleistet, und ich hatte auch Angst, dass es nicht gehen würde und dass die Toiletten furchtbar hellhörig und stark frequentiert wären, und ich arbeite im Moment in einem Krankenhaus, und ich hatte wieder die gleichen Ängste. Aber von wegen, ich wurde jedes Mal, wenn ich Angst vor der unbekannten Situation hatte positiv überrascht. Im Moment habe ich keine Probleme damit. Aber es wird wieder kommen, und ich werde wieder Angst haben... :( Es bleibt nur zu hoffen, dass ich dann wieder genug Willensstärke beweisen kann, es trotzdem zu machen.
Das ist ja das Problem der Paruresis, dass sie unser Leben so beeinflusst. Sonst wäre sie ja gar nicht so schlimm.

Viele Grüße, Murks
wsp
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Beiträge: 27
Registriert: 2. März 2008 19:25

Beitrag von wsp »

Zum Thema Karriere kann ich leider nichts sagen, ich möchte etwas über meine berufliche Situation sagen.
Paruresis bedeutet bei mir, dass ich auch in der Kabine nicht kann, wenn Leute in der Nähe sind, und ich bin in der Arbeit gezwungen, eine Gemeinschaftstoilette zu benutzen. Schon wegen dieser Sache ist jeder Tag, an dem ich in die Arbeit muss, für mich ein Horror. Ich versuche, dann zu gehen, wenn ich glaube, dass wenig los ist. Lehrer zu sein, wäre für mich ziemlich schlimm, weil man da ja zeitlich nicht so flexibel ist, und vermutlich in der Pause gehen muss, wenn alle gehen.
Andere Leute machen verschiedene Sachen, machen Pläne für die Zukunft, für nächste Woche, nächsten Monat, für irgendwann. Das tue ich nicht, kann ich nicht. Bei mir geht es immer nur darum, den nächsten Tag in der Arbeit zu überstehen. Verglichen damit ist alles andere bedeutungslos, und ich kann keine Zeit, keine Energie, kein Interesse dafür aufbringen. Wobei das nicht nur eine psychische Sache ist, es kommt vielleicht dazu, dass der paruresisbedingte Lebensstil (wenig trinken) auch körperlich belastend ist.

[Kommentar gekürzt]
Zuletzt geändert von wsp am 21. November 2018 22:20, insgesamt 1-mal geändert.
Noxx
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Beiträge: 41
Registriert: 5. April 2008 17:34

Beitrag von Noxx »

Hallo wsp,

dein Bericht macht nachdenklich... . Dich hat Parursis wohl ziemlich im Griff, Das tut mir sehr leid. Ich denke, du solltest dir professionelle Hilfe holen. Die kameradschaftliche Hilfe, hier im Forum, wird meiner Meinung nach nicht genügen.

Falls doch, würde mich das für dich freuen.

Gruß, Noxx
wsp
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Beiträge: 27
Registriert: 2. März 2008 19:25

Beitrag von wsp »

Ergänzung:
Vielleicht habe ich da etwas mißverständlich formuliert.
Ich habe geschrieben, dass auch in Zeiten, wo die Klosituation für mich besser war, die Angst genauso da war.
Damit war nicht die Angst vor dem pinkeln gehen in der Arbeit gemeint, die war dann natürlich nicht da, sondern alle anderen Ängste.
Geeno
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Beiträge: 6
Registriert: 27. April 2009 19:36

Beitrag von Geeno »

Haben Lehrer nicht meist eigene Einzelkabinen verteilt im Schulhaus? War bis jetzt an meine 2 Schulen so die ich besucht habe
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