TIPPS & LÖSUNGSANSÄTZE

Hier gibt es alles zum Thema psychische Entleerungsstörung
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Gast

TIPPS & LÖSUNGSANSÄTZE

Beitrag von Gast »

Hallo,

also ich habe jetzt nach etwa 2-3 Jahren Paruresis mit der Umsetzung zur Bekämpfung der Krankheit begonnen.
Angefangen hat das ganze bei mir als ich 15 war.
Die Vorgeschichte, ziemlich lang, wens interessiert, ist hier verlinkt :

http://www.paruresis.de/phpBB2/viewtopic.php?t=15

Das besondere ist wohl, dass ich nicht erst beim Versuch, in Anwesenheit anderer zu pinkeln, gemerkt habe, dass ich das nicht kann, sondern ich mir vorher schon sicher war, dass es nicht klappen wird und ich Angst hatte, nicht zu können.
Sehr merkwürdig, da es bis zu diesem Punkt ja immer funktionierte.

Nach langem in der Kabine pinkeln, was auch nicht immer klappte, habe ich mich dann entschieden, die Herrausforderung, am Pissoir zu pinkeln, anzunehmen.
Fortschritte habe ich insofern schon unwesentlich erscheinende gemacht, als dass ich nicht mehr panisch zusammenzucke, wenn die Tür zu dem Raum mit den Pissoirs aufgeht, sondern einfach stehen bleibe am Pissbecken.
Allgemein kann ich sagen, dass ich entspannter geworden bin.Es geht zum Teil schon so weit, dass ich mich von meiner Hemmung gelangweilt fühle. Ich stehe 1 Minute am Pissoir, muss pinkeln, aber kann nicht. Das nervt mich nur noch.Vor meiner Eigentherapie hätte ich schon längst vorm Vergehen dieses Zeitraumes die Toilette verlassen, damit die anderen denken, ich habe schon gepisst.
Insofern also schon ein Schritt nach vorne.
Desweiteren habe ich die Beoabchtung gemacht, dass ich meine Hemmschwelle beim pinkeln mit meiner allgemeinen Hemmschwelle durch Alkohol senken kann.
Wenn ich viel getrunken habe (am besten Bier, da große Masse möglich mit angenehmen Alc.Gehalt) geht es manchmal, wenn ich direkt neben anderen stehe.
Je mehr Bier, desto besser. Meinem Selbstbewusstsein hilft das zwar, es hilft mir auch in der Situation selbst, aber ob diese positiven Erfahrungen unter Alkohol Einfluss auch auf mein krankheitsbild ohne Alkoholeinfluss positive Wirkung hat, weiß ich nicht.
Aber ich glaube zumindest, auf dem richtigen Weg zu sein, und kann euch nur raten, einfach den Schritt zu wagen, euch ans Pissbecken zu stellen (dreht euch weg und stellt euch an den Rand, damit die anderen nichts sehen, geht dann besser).
Nehmt kleine Hürden, arbeitet sie Step by Step ab. Geht erst zum nächsten Schritt über, wenn ihr den davor sicher beherrscht.Ich liste mal auf, wie ihr verfahren könntet:

1. In der Kabine pinkeln
2. In der Kabine pinkeln mit offener Tür (oder gleich zu 3 wechseln)
3. am Rand des Pissbeckens pinkeln, sich dabei wegdrehen von den Blicken der anderen
4. Sich direkt neben andere Stellen, sich von ihnen wegdrehen
5. beliebige Position am Becken nehmen, ohne sich wegzudrehen

nach diesen 5 Schritten, sollte man für den Normal-Klo-Besuch gerüstet sein, der schwerste Schritt ist Schritt 6 und 7, wenn man die beherrscht, ist man sehr routiniert

6. Zwischen 2 anderen Leuten pinkeln (so kann man sich nicht von beiden wegdrehen)
7. in Sicht- und Hörweite von Leuten pinkeln, die nicht müssen, sondern nur auf einen Warten

Ich bin mitlerweile bei Schritt 3 angekommen, gebe nicht auf und teile euch mit, falls es zu weiteren Fortschritten kommen sollte
verunsicherter
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Beiträge: 13
Registriert: 26. September 2004 16:26

Beitrag von verunsicherter »

hups, vergessen einzuloggen
Burkhard
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Beitrag von Burkhard »

Grundlage jeder sozialen Phobie (hier Paruresis) sind bestimmte Gedanken, die für außenstehende (hier "Normalpinkler") völlig unverständlich sind. Einer der Gedanken ist auf jeden Fall: "Andere könnten entdecken, dass bei mir etwas nicht in Ordnung ist". Du hast große Angst impotent zu sein, was natürlich völliger Quatsch ist. Unterbewusst gibt es bei Dir vielleicht eine gedankliche Verbindung zu Deinem Pinkelproblem. Du sagst selbst, dass Andere von Dir denken könnten:
Max gehört zu denen, die nicht können mit anderen!
Andererseits sagt man ja auch von dem der Impotent ist: "Er kann nicht". Außerdem hattest Du folgenden Gedanken:
Kurze Zeit nach dieser Beziehung, wusste ich, dass ich nicht mehr in öffentlichen Toiletten pinkeln kann, ich ahnte es einfach so, ich merkte es nicht während ich es versuchte. Ich war mir einfach zu 100% sicher, Ich kann nicht in Anwesenheit anderer Pinkeln!
Der ursächliche Gedanke Deiner Paruresis könnte also sein: "Andere könnten entdecken, dass ich impotent bin". Nicht kann!

Diese dominante Freundin hat Dich nur benutzt und hat Dein Selbstwertgefühl völlig ruiniert, außerdem bist Du dem Gedanken verfallen, dass Andere nicht erfahren dürfen wie Du wirklich bist!

Damit baust Du Dir Deine eigene Falle und setzt Dich selbst unter Druck. Du beschreibst folgende Situation:
Früher oder später kam ich dann in die gefürchtete Situation, der Tag der Entscheidung rückte nah, ich fragte im Unterricht, ob ich mal pinkel dürfe, ein Kumpel von mir wollte mit und wir gingen zusammen.Ich ahnte schon auf dem Weg zur Toilette, dass es nicht klappen würde bei mir, obwohl, wie gesagt, es bis zu diesem Zeitpunkt IMMER geklappt hat!

Wir waren also auf dem Klo und ich konnte nicht. Als er schon fertig war, versuchte ich immernoch den ersten Tropfen rauszudrücken.
Er trat neben mich, was die ganze Situation erschwerte und sagte wahrscheinlich, "piss mal jetzt!"

Ich sagte, "komisch manchmal ist es so bei mir, dass ich denke , ich muss pinkeln, aber es kommt nichts."

Ich versuchte ihn noch zu überreden, dass es bei ihm auch manchmal so sei, aber es nutzte alles nichts. Er meinte, "entspann dich, denk an eine Blumenwiese und versuch jetzt zu pinkeln."
Der ironisch spottende Unterton war nicht zu hören. ich meinte, ich könne jetzt nicht und wir verschwanden Richtung Klasse.
Deine Reaktion ist verständlich und Du solltest Dir deshalb keinen Vorwurf machen, aber Du hättest z.B. auch sagen können: "Du hast recht, ich sollte mich entspannen. Du kannst mir dabei nicht helfen. Geh schonmal zurück."

Ich sage das nicht als "Besserwisser", sondern weil ich Dir zeigen möchte, dass man das auch auf eine rein sachliche Ebene bringen kann, die ohne jede Peinlichkeit ist. Du vertritts SELBSTBEWUSST Deine Interessen. Du willst pinkeln, der Andere stört Dich, Du schickst ihn weg! Egal was Andere denken.

Ja, was wäre denn wenn Andere erfahren würden wie Du wirklich bist? Würde die ganze Welt mit dem Finger auf Dich zeigen? Würde die Mafia ein Killerkommando schicken? Selbst wenn sich alle Deine bisherigen Freunde von Dir lossagen würden, Du würdest neue, echte Freunde finden die Dich so mögen wie Du bist. Ich glaube aber nicht, dass alle Deine bisherigen Freunde so schlecht sind wie Du glaubst.

Du leidest jetzt 2 Jahre an dieser Phobie und hast 1 Jahr Selbsttherapie betrieben. Bist Du mit dem Ergebnis zufrieden?

Was hindert Dich eigentlich daran eine Verhaltenstherapie bei einem Psychologen zu machen?

Lies mal hier: http://www.handicap-network.de/handicap ... /parua.htm

Je länger man psychische Probleme verschleppt, umso schwieriger die Heilung. Lass Dir bei Deiner Befreiung aus dieser Falle unbedingt helfen!

Es wäre schön, hier bald mal von Deinen Fortschritten lesen zu können.
Zuletzt geändert von Burkhard am 29. September 2004 11:36, insgesamt 2-mal geändert.
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Schäfchenzähler
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Beitrag von Schäfchenzähler »

Mh, ich finds interessant, was Burkhard geschrieben hat. Ich muss da mal näher drüber nachdenken. In vielen Gedanken erkenne ich mich auch wieder. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass da irgendwie "was anderes" ist.

Burkhard: Glaubst du, das Demütigung an der eigenen Person mit irgendeiner Fixierung auf das beste Stück grundsätzlich ein Auslöser für sowas sein kann ?
Burkhard
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Beitrag von Burkhard »

@schäfchenzähler
Ja, ich bin davon überzeugt, dass geringes Selbstbewusstsein den "idealen Nährboden" für soziale Ängste darstellt. Demütigungen können einen "den letzten Rest" geben und scheinbar zum Auslöser werden.

Eigentlicher Auslöser sind aber falsche, destruktive Gedanken und die können bei jedem anders sein.
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Schäfchenzähler
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Beitrag von Schäfchenzähler »

Burkhard: Ok, aber was meinst du wie die entstehen? Ich meine, das mit dem Nährboden ist klar,kann ich mir gut vorstellen. Aber kriegt man wirklich "einfach so" destruktive Gedanken?
verunsicherter
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Beitrag von verunsicherter »

hallo,

ich melde mich bald wieder richtig (bin momentan krank/erkältung und muss gleich dringend ins Bett ;) )

Nur schonmal kurz zu a) den Fortschritten und b) der bisherigen Dauer der Selbsttherapie.

Also erstmal zu den Fortschritten:

Meine psychologischen Fortschritte (also Ängste, Panik beim Pinkeln etc) haben durch die zunehmende Routine relativ schnell abgenommen. Was dies betrifft ist es für mich kein Problem, mich direkt neben jemanden zu Stellen (allerdings möchte ich mich immer wegdrehen wegen der langen Anlaufzeit, bis es endlich mal losgeht, wenn überhaupt).
Nur ist mein "Körper" oder vielleicht besser meine unbewusste Psyche ist noch nicht so weit, was sich dadurch äußert, dass ich nicht kann, wenn jemand anderes an den Pissoirs steht.
Ich will also, mir macht es nichts aus dumm rum zu stehen (beginne sogar, mich zulangweilen), kann aber nicht.
Wenn an den Pissoirs niemand außer mir steht und sich die anderen Pinkler sich in den angrenzenden Kabinen befinden geht es allerdings gut.

Noch eine kleine Behebung eines Missverständnisses :) :
Ich mache diese Selbsttherapie nicht seit einem Jahr, wenn es so wäre, wäre ich sehr unzufrieden :)
Ich bin seit etwa 2-3 Wochen dabei und finde sogar schon etwas Gefallen daran, jedes Mal eine kleine Herrausforderung zu haben (wenn ich es nicht schaffen sollte, kann ich mir ja immer noch Freiheit in einer der Kabinen beschaffen).

Ich pinkel allerdings lieber neben unbekannten als neben Freunden (wahrscheinlich, da dieseja eher meinen nicht vorhanden Strahl registrieren würden, als unbekannte, die es einfach ignorieren würden.)


PS.:
Ich habe das Gefühl, einer bestimmten Person in meiner Umgebung Paruresis anzumerken an auffälligem Verhalten (ich kann da ja nun schon etwas aus Erfahrung sprechen) und bin ernsthaft am überlegen, ihn mal darauf anzusprechen, um ihm, nach Bestätigung des Problemes, eine gemeinsame Suche nach einer Lösung anzubieten.

MfG Max
Ottow
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@ Verunsicherter / Max

Beitrag von Ottow »

Hi,
da gehts mir absolut genau wie dir. Mit Freunden setzt es mich unter absoluten Stress. Denn die würden es merken, wenn nur sie pinkeln und ich nicht und am Ende Kommentare geben. Das wär total daneben. Mit Fremden bin ich so weit, dass ich fast immer pissen kann. Ich denke mir: Die sehen mich ja eh nie wieder. Inzwischen wende ich mich auch nicht mehr ab, sondern halte meinen Penis so, dass man den sehen kann wenn jemand unbedingt glotzen will.
Aber: Das Blöde ist ja, ich will es vor allem mit meinen Freunden können. Ich möchte ganz unbefangen mit denen zusammensein und diesen Scheiß-Neid endlich loswerden. Ich bin nämlich total neidisch auf deren Fähigkeit, einfach lospissen zu können. Ich hab mal einem guten Freund von der Hemmung erzählt. Er hats nicht verstanden und halt nur gesagt: Macht ja nix. Es war lieb gemeint, aber brachte nix. Ich weiß aber nicht, ob ich evtl. jetzt den Mut hätte, mich neben ihn zu stellen. Denn er weiß es ja nun, und dann wirds auch keine blöden Kommentare geben, denk ich.
Mit dem gemeinamen Bewältigen ist wirklich ne gute Idee. Ich bin auch immer noch auf der Suche nach jemandem. Ich glaub, das könnte den Durchbruch geben.
Ach ja: Mit dem Üben. Ich hab mich zu Studienzeiten einfach zur Rush-Hour an die Urinale der Mensa zwischen die Jungs gestellt. Irgendwann konnte ich dann. Meist hat es was gebracht, mich auf die Strullgeräusche der andern zu konzentrieren. Dann dachte ich: Wenns bei den so prasselt, kanns bei mir ja auch sein. Ich hab mich auch auf den Geruch konzentriert. Den Uringeruch des anderen kannst du manchmal richtig wahrnehmen, wenn der neben dir steht. Also - wen sollte es stören, wenn die meine Pisse riechen. Irgendwie gings dann.
Stressen tun mich noch Situationen mit Fremden, wenns sehr eng ist. Oder es z. B. nur zwei Urinale gibt und das andere benutzt wird. Gut kann ich bei großen Toilettenanlagen mit viel Betrieb. Da kann ich mich in der Masse verstecken.
Ach und noch was: Ich hab festgestellt, dass viele Männer nicht sofort lospissen.
Kopf hoch, Max. Du bist auf dem richtigen Weg. So bin ichauch angefangen, und es ist schon besser.
Aber: Wie schaff ich das, mit Freunden keine Hemmungen mehr zu haben.
LG, Ottow.
PS: Wo kommst du her (wg. evtl. gemeinsam bewältigen... )?
Rolf
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@ Ottow

Beitrag von Rolf »

...wir sind die wahren Weltmeister im Raus- und Ranlassen :)

War das nicht von Sartre: Die Hölle, das sind immer die Anderen!

Nicht so ganz ernst gemeint, aber die Freunde und engen Bekannten können halt viel mehr verletzend auf einen wirken, so sieht mir das aus.

LG Rolf.
Ottow
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@ rolf

Beitrag von Ottow »

ja klar ist es mit freunden schwieriger. ich hab die doch richtig lieb und will deren freundschaft nicht verlieren. bei fremden ist ja nix zu verlieren.
LG Ottow.
Rolf
Poweruser
Beiträge: 231
Registriert: 30. März 2004 19:21

@ Ottow

Beitrag von Rolf »

...vermutlich stehen wir beide leicht daneben, ich selber: weshalb sollen mich Freunde verletzen wollen? Und du: wovon sollten die Freunde verletzt sein? Aber ich sehe mein eigenes Problem ein winzig bißchen klarer - ich trau mir selber net über den Weg.

lg rolf
verunsicherter
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Beitrag von verunsicherter »

wohne in wiesbaden (65...)
pinkler

Beitrag von pinkler »

also ich kann nur empfehlen, falls beim pinkeln eine blokade einsetzt, an etwas zu denken, das einem gut in erinnerung ist. Bei mir ist es z.b. Jody von
Heavy Metal FAKK2 (aus film und spiel). Ich denke einfach nur an Jody, bzw. nur an den Namen Jody und auf einmal läuft es.
Evtl. hilft das jemandem weiter...
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