Paruresis & Kinder

Hier gibt es alles zum Thema psychische Entleerungsstörung
Mike
Newbie
Beiträge: 4
Registriert: 13. Mai 2004 19:26

Paruresis & Kinder

Beitrag von Mike »

Hallo,

ich frage mich zur Zeit folgendes: Hat jemand von Euch Kinder. Wenn ja, wie geht Ihr damit um. Schliesslich kann man ´(und ich) ja nicht zusammen mit seinem Spross zusammen aufs Urinal gehen. Ich habe die Befürchtung, dass die Kinder von Paruretikern in die gleichen Fusstapfen treten.

Gruß,

Mike
Rolf
Poweruser
Beiträge: 231
Registriert: 30. März 2004 19:21

Beitrag von Rolf »

Hallo Mike,

Deine Befürchtung könnte berechtigt sein. Schon allein deswegen, weil Kinder viel durch Nachmachen lernen.

Meine Kinder sind alles Mädchen. Im öffentlichen Umgang bleiben meine Vermeidungstaktiken also unbemerkt. Zuhause habe ich diese Probleme nicht. Meine Frau sieht das Problem als solches überhaupt nicht - also ist das auch kein Thema. Ist mir auch lieber so. Wie es die großen Kinder hatten, will mir gar nicht mehr einfallen, und die Kleine geht mit allen Freundinnnen gemeinsam gleichzeitig auf die Tollette - was der Raum hergibt.

Falls Du eben Jungs hast, ist das alles schon nicht mehr so einfach, gell?

Wann das bei mir begonnen hat, war so früh, dass ich keine Vorstellung mehr davon habe. Nur diverse Seltsamkeiten, doch die gab es zu der Zeit sowieso bis zum Abwinken. Aber meinen Vater habe ich schwer im Verdacht! Nicht dass sich der für seine Kinder in irgendeiner Weise interessiert hätte - gemeinsame Unternehmungen kann ich also an einer Hand abzählen. Jedenfalls eines Tages im Krankenhaus mußte ich ihm den Wasserhahn vom Waschbecken öffnen, während er das Bett nicht verlassen konnte!

Gruss Rolf
Andreas 1

Beitrag von Andreas 1 »

Hallo Mike,
da schneidest Du ein interessantes Thema an, finde ich. ich kann Dir da auch weniger eine Antwort geben als vielmehr Dir bestätigen, dass ich schon die gleichen Gedanken hatte. Mein Sohn ist gerade vier, aber ich frage mich schon mitunter, ob und was er sich denkt, wenn ich auf der Toilette auch immer in der Kabine pinkle (wo ich fast immer problemlos kann, übrigens auch wenn er danebensteht und wo er es wegen seiner Körpergröße auch tut).
Ich versuche mich zu erinnern, ob ich jemals neben meinem Vater an einem Pissoir gestanden habe, komme aber nicht drauf. Glaube aber schon (habe mit meinem Vater noch nicht über meine Paruresis gesprochen, wäre vielleicht mal an der Zeit). Viellleicht sollte man ebenfalls zu gegebener Zeit mit seinen Kindern darüber sprechen? An eine biologische Vererbung des Problems glaube ich nicht, allerdings halte ich es schon für vorstellbar, dass die soziale Verhaltensweise des "Alleine Pinkelns" in der Kabine Vorbildfunktion hat und irgendeine Wirkung entfalten kann.
Andreas
Guido

Kinder und Paruresis

Beitrag von Guido »

Darüber zerbreche ich mir schon seit Jahren den Kopf und bin zu keinem Ergebnis gekommen. Mein Problem ist: Was passiert mit einem 15jährigen, dem sein Vater erzählt, er könne nicht pinkeln, wenn jemand neben ihm steht. Wenn der Sohn nicht gerade ein Draufgängertyp ist, wie man bei solch einem Vater nicht erwarten kann, könnte allein diese Aussage des Vaters vielleicht zu Paruresis führen???

Deshalb weiß ich nicht, ob ich mit meinem Sohn offen darüber reden soll.
Ich habe schon bei anderen Phobien gehört, dass allein das Erzählen eines Betroffenen bei einem Zuhörer ansteckend wirken kann.

Es wäre interessant, dazu die Meinung ein Psychologen zu hören.
Burkhard
User
Beiträge: 99
Registriert: 26. April 2004 09:44

Beitrag von Burkhard »

Ich glaube Du machst Dir zuviele Sorgen. Meist lassen sich für diese Störung traumatische Erlebnisse im Zusammenhang mit dem Pinkeln verantwortlich machen.

Beispiel: Ein mit relativ kleinem Penis ausgestatteter Junge wird beim gemeinsamen Pinkeln im Sportverein von seinem Nachbarn mit diesen Worten verhöhnt:"Sag mal, wie pinkelst Du eigentlich ohne Pimmel?" (hier wäre ein beherzter Tritt in den Schritt wohl besser als sich selbst jahrelang mit Paruresis abzuärgern)

Wenn Du mit Deinem 15-jährigen Sohn ein offenes Gespräch unter Männern führst, ist das bestimmt nicht traumatisch. Ganz im Gegenteil. Du zeigst Deinem Sohn damit, dass Du Ihm vertraust wenn Ihm davon erzählst und Ihm dabei in die Augen blickst. Du nimmst ihn ernst!

Kläre Deinen Sohn darüber auf, dass es ganz normal ist, wenn man manchmal in der Urinalsituation nicht (sofort) pinkeln kann. Frag' doch einfach nach seinen eigenen Erfahrungen und mach den Unterschied von "gelegentlichen Aussetzern" zu Paruresis deutlich.

Weise darauf hin, dass Du Dich früher deswegen sehr geschämt hast (stimmt doch - Oder?) und außerdem früher der Zugang zu Psychologen insgesamt wesentlich schwieriger war als heute.

Ich hoffe ich konnte Dir etwas Mut machen.

Burkhard
Rana

Beitrag von Rana »

Hallo!
Ich habe auch noch keine Kinder, bin aber eine Frau und habe das Problem auch.

Nachdem ich vor zwei Monaten erst herausbekommen habe, worunter ich leider und dass ich nicht die einzige bin, war ich ehrlich erleichtert. Da laufe ich glatt 28 Jahre durch die Welt und ärger mich täglich, dass ich nicht wie andere schnell mal aufs Klo rennen kann und dann endlich kommt dafür eine Bezeichnung (aber noch keine Lösung..)
Was mich allerdings nachdenklich stimmte war die Aussage, dass Paruresis evtl. auf schlechte Erlebnissen beruht. Um jetzt mal den Bogen zu bekommen: Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich mal etwas Schlimmes erlebt habe... eher kann ich mich daran erinnern, dass schon mein Vater so lange auf Toilette brauchte und mich immer raussschickte.. habe ich ihm das abgeguckt oder ist es vererbt, weil meine Geschwister darunter auch leiden??
unknown

Beitrag von unknown »

Das ist ein höchst interessantes Thema. Da würde ich gerne von anderen noch mehr erfahren. Meine Eltern haben definitiv keine Pinkelprobleme, aber meine (einzige) Schwester genau wie ich, und meine älteste Tochter (21) kann auch nicht immer so, dabei hat meine jüngste Tochter (16) überhaupt keine Probs. Aber auffällig ist das schon, dass in Familien mit Parusesis scheinbar doch öfter mehrere Personen betroffen sind.
Schönen Gruß von unknown!
Gast

mit Familie keine Probleme

Beitrag von Gast »

Hallo, ich habe selbst 3 Kinder. Zur Sauberkeitserziehung wird empfohlen, sie mit zur Toilette zu nehmen, damit sie lernen, wie es geht... So hat es auch geklappt. Es macht mir absolut nichts aus, mit meinen Jungs zusammen zu pinkeln. Auch vor meiner Frau hab ich keine Hemmungen. Die hab ich nur bei Freunden und Kollegen. Total blöd eigentlich, denn ich weiß doch dass die mich mögen und mir die Freundschaft wegen der Pinkelproblematik nicht kündigen würden. Ich hab nur schreckliche Angst sie könnten meinen, ich wär schwul. Denn man sagt ja, Schwule können nicht vor anderen pinkeln.
Wie gehts euch damit? Meldet euch gern!
Thomas (34)
Burkhard
User
Beiträge: 99
Registriert: 26. April 2004 09:44

Beitrag von Burkhard »

Die Lösung besteht darin, dass Du mit Deinen Freunden offen darüber sprichst. Das kostet sicher Überwindung aber zu seinen Freunden sollte man Vertrauen haben oder sie andernfalls besser nur als "Bekannte" bezeichnen.

Beim nächsten mal gehst Du dann einfach mit zum pinkeln. Setz Dich aber keinesfalls unter Druck sofort zu pinkeln sondern entspann Dich und lass Dir Zeit. Eine lockere Plauderei am Pinkelbecken kann dabei ganz hilfreich sein!

Auch wenn's nicht klappt, lass Dich nicht aus der Ruhe bringen und bleib unbedingt stehen! Du brauchst jetzt keine Angst mehr zu haben, denn Deine Freunde wissen Bescheid. "Peinlicher" kann's nicht mehr werden, nicht weglaufen, alles ist OK.


Dass Schwule nicht in Gegenwart anderer pinkeln können ist ein dummes Gerücht. Hast Du noch nie was von schwulen Piss-Partys gehört?

Übrigens: Wenn Du Dein persönliches Schwulenproblem löst, könntest Du auch problemlos mit Deinen Freunden pinkeln. Ich glaube Du kennst keinen einzige´n Schwulen - Oder?
Gast

@ Burkhard

Beitrag von Gast »

... wenn das mal so einfach wäre! Es ist ja gerade das Problem, dass ich mich nicht traue darüber zu sprechen. Meinem besten Freund hab ich es mal am Rande erzählt. Seine Reaktion war, "ich hab da keine Probleme mit" (was mir nicht neu war, denn ich hab ihn schon ein paar Male zum Pissoir gehen sehen), und das wars. Er hat es nicht Ernst genommen. Im Übrigen kenne ich ne Menge Schwule. Einer meiner besten Freunde ist schwul, ich mag ihn sehr. Also: Ich bin echt kein Schwulenhasser. Aber der geht zum Pinkeln auch immer in eine Kabine.
Sei mal ehrlich: Kommst du dir nicht auch oft so lächerlich vor? Ich bin mir sicher, meine Freunde würden sich verarscht fühlen wenn ich sie frage, ob sie mit mir zum Training pinkeln gehen! Und merkwürdig ist auch noch, dass es mir absolut nichts ausmacht, im Beisein von Fremden zu pinkeln.
LG, Tom.
Burkhard
User
Beiträge: 99
Registriert: 26. April 2004 09:44

Beitrag von Burkhard »

Dass Du Deinem besten Freund davon erzählt hast ist schon mal gut. Für die meisten Männer ist das überhaupt kein Problem und die haben meist noch nie darüber nachgedacht was es heißt mit Anderen (aus Angst) nicht pinkeln zu können. Da erntet man dann ein gewisses Desinteresse, wenn man davon erzählt. Das sollte man aber nicht als Ablehnung interpretieren.

Es reicht aus wenn Du sagst, dass Du in einer bestimmten sozialen Situation (gemeinsames Pinkeln) irrationale Ängste hast. Ich glaube jeder weiss was Angst ist und kann Dich verstehen. Z.B. vor einer Darmspiegelung Angst zu haben wäre auch irrational.

Um eine irrationale soziale Angst zu behalten musst Du nur eines tun: Mach weiter so und vermeide die Situation. Ansonsten versprich Deinen Freunden die Situation in Zukunft nicht mehr zu vermeiden. Geh mit zum Pinkeln! Auch wenn's die ersten Male noch nicht gleich klappt mit dem gemeinsamen Pinkeln, bleib unbedingt stehen (!) und mach Dir keine unnötigen Sorgen, die halten Dich schon nicht für Schwul. Verlass' die Situation erst nachdem du gepinkelt hast. Dann kannst Du stolz auf Dich sein. Du wirst merken, dass Dich niemand "schief anguckt".

Aber nerv Deine Freunde nicht mit ständigen Wiederholungen und vor allem nicht mit Entschuldigungen.

Ich bin mit gutem Beispiel vorangegangen und habe allen meinen Abteilungskollegen von meinem Pinkelproblem erzählt; und auch meinem Chef. Ich lebe immer noch und ich fühle mich mehr respektiert.

Was würde denn passieren wenn Deine Freunde merken, dass Du neben ihnen wirklich nicht pinkeln kannst? :D
Gast

@ Burkhard

Beitrag von Gast »

Danke für die aufmunternden Worte. Du hast ja sooo Recht. Aber ich brings einfach nicht über mich, es zu sagen. Meinem Chef werde ich es nie sagen können, das ist so ein Typ für "Stellen Sie sich nicht so an!" Ich hasse so Situationen, in denen ich gern etwas tun würde, aber es einfach nicht geht. Ansonsten bin ich der absolute Macher, so nach dem Motto "Geht nicht - gibt's nicht". Aber Pinkeln mit Freunden... geht halt nicht. Ich werd mal, glaub ich, ne Therapie machen. Was hältst du davon?
Burkhard
User
Beiträge: 99
Registriert: 26. April 2004 09:44

Beitrag von Burkhard »

Also, überwinden musst Du Dich selbst. Kein Therapeut der Welt kann Dir das abnehmen! Er kann allenfalls Deine Zweifel an Dir selbst in Frage stellen, Dich also davon überzeugen, dass Du mit Deinem Denken Dir selbst im Wege stehst, es also besser änderst.

Bevor Du Dich mit einer Therapie in Unkosten stürzt, Besorg Dir unbedingt das Buch "Ängste verstehen und überwinden" von Doris Wolf, PAL-Verlag € 12,80 (ein echter Knüller!).

Es wäre toll, wenn Du hier im Forum bald mal etwas positives von Dir zum Besten geben könntest.

Grüße

Burkhard

Ich habe übrigens eine e-Mail-Adresse (siehe e-Mail-Symbol)
Jan_1972
Newbie
Beiträge: 2
Registriert: 30. Juni 2007 00:06

vererbt vom Papa??

Beitrag von Jan_1972 »

Also, meine Eltern hatten für mich als Kind augenscheinlich keine Pinkelhemmung. Das lief eigentlich ziemlich freizügig ab, offene Klotür, auch im Stehen, im Wald, wenn wir (meine Schwester und ich) dabei waren.
Andererseits weiss ich, dass meine Schwester wie ich genausowenig unter "Stress" pinkeln konnte - bis sie inzwischen davon losgekommen ist. Ich weiss eigentlich nicht genau wie, aber inzwischen ist sie wie meine Eltern damals: bei Ihren Kindern stört sie eine offene Klotür überhaupt nicht, öffentliche Häuschen sind ihr kein Schrecken mehr.

Bei mir selbst geht es inzwischen bergauf, seit ich (vor Jahren im Gespräch) erfahren habe, dass auch mein Papa früher massive Probleme hatte mit pinkeln (offensichtlich auch ein Familienproblem ;-)
Ich habe mir daraufhin eingeredet, dass das mit zunehmenden Alter offensichtlich auch wieder besser werden kann - was auch stimmt, wenn ich meinen Zustand noch vor Jahren in Erinnerung rufe.

Ich muss also sagen: mir hat das ziemlich geholfen, als mir mein Papa davon erzählt hat. Als Kind leuchtet das glaub ich auch ein, dass auch das größte Vorbild Macken hat.
UB313
User
Beiträge: 9
Registriert: 3. Juni 2008 20:03

Beitrag von UB313 »

Ich kann aus eigener erfahrung sagen, das das schon etwas an vorbildern liegt.
meine eltern sin getrennt, seid ich nicht einmal 1 jahr alt bin, hab bei meiner mutter un meiner schwester gewohnt, und die sind selbstverständlich nicht mit mir zu den pissoirs gegangen ;)

hatte also nie jemanden, der mir das "vormacht", also der praktisch neben mir stand

in der grundschule wäre das ja sowieso nicht problematisch gewesen, hab damals sowieso recht wenig getrunken, somit war auch kein blasendruch da, und sonst wäre das nicht so schlimm gewesen, da darf man meistens noch ohne probleme in der stunde raus (allein "kann ich").

in der weiterführenden schule is das dann schon n größeres Problem, wenn man mittagsschule hat, oder auch sonst recht lang in der schule sitzt, muss man irgendwann zur toilette. un in den pausen sind die sowieso immer überfüllt

ich bin jetzt 14, un hab den scheiß schon, und ich hoff, das ich das irgendwie wegkriege

bin glaube ich schon ein nicht ganz so leichter fall. wenn ich schon etwas druck auf der blase spüre, weiß ich, das ich aufs wc muss, un da b
in ich dann schon so verspannt (denke ich), das es auch oft in der kabine gar nicht, oder auch nur sehr verzögert geht

auf jeden fall glaube ich, dass das "vererbt" ist, bzw. weil ich es nie "gelernt" habe


aber wie 's schon oben steht, eine meinung von einem psychologen wäre dazu bestimmt auch interessant...
Antworten