Studium und Paruresis :-(

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Blondie90
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Studium und Paruresis :-(

Beitrag von Blondie90 »

Liebes Forum,

ich bin neu hier und erhoffe mir von euch Rat :cry: Es ist so, ich bin 22, weiblich und studiere(komme ins dritte Semester). Seit einem halben Jahr "lebe" ich jetzt schon mit Paruresis, irgendwie habe ich das letzte Semester mit vielen Fehlstunden und Ausreden/Lügen geschafft. Bisher weiß niemand aus meinem Studiengang von meinem Problem mit dem Klo. Meint ihr, es ist sinnvoll, jemandem von meinem Problem zu erzählen? Ich meine, da ist ja auch die eine oder andere Mitstudentin, die ganz nett ist und mit denen ich zu tun habe(jedoch wenig Vertrauen). Wie geht ihr damit um? Erzählt ihr das Arbeitskollegen?

Ich hoffe, ihr könnt mir irgendwelche Tipps geben, weil ich habe die Befürchtung mit Paruresis mein Studium nicht bewältigen zu können :/ (kurze Pausen, wenige Toiletten, Zeitdruck...)

Vielen Dank im Voraus :-)
tom20
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Beitrag von tom20 »

Hallo Blondie,

deine Situation kommt mir ziemlich bekannt vor, mir gings früher ähnlich. Als ich angefangen habe, zu studieren, war meine paruresis auf dem Höhepunkt, und es war furchtbar. Zumal ich erst mal eineinhalb stunden zur uni fahren musste und die selbe Zeit wieder nach Hause. Ich habe auch viel ausfallen lassen und musste meinen Stundenplan möglichst dieser Situation anpassen.

Als ich dann ins zweite Semester kam, hab ich dann die gesamte uni nach einigermaßen ruhigen toiletten abgesucht und tatsächlich manche gefunden, die so gut wie nie besucht werden. Das hat mir alles schonmal ungemein erleichtert. Ich weiß nicht, ob das bei dir auch eine option ist? Ist deine uni groß und verwinkelt? Dann würde ich das mal vorschlagen.

Falls nicht, denke ich schon, dass es sinnvoll ist, anderen davon zu erzählen. Ich habe im laufe der jahre schon sehr viele leute eingeweiht und eigtl. nie negative reaktionen bekommen. Sicher, manche können das mehr verstehen und manche weniger, aber solange sie nur schon mal bescheid wissen, können sie dann ja rücksicht nehmen und wissen zum beispiel, dass sie nicht mitgehen sollen, wenn du aufs klo gehst (das ist bei mädchen ja oft ein problem). Mir hats auch immer sehr gut getan, endlich mit den ganzen ausreden und notlügen aufhören zu können, das ist auf die dauer echt anstrengend.

Was genau heißt denn, du hast wenig vertrauen? Fürchtest du, dass sie kein verständnis haben oder dich sogar auslachen oder so? oder meinst du lediglich, dass du sie eben nicht so gut kennst und deshalb nicht weißt, ob man da sowas privates äußern kann?
Blondie90
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Beitrag von Blondie90 »

Hay tom20,

erstmal vielen Dank für deine Antwort und dein Verständnis :-) Meine Uni ist leider sehr klein und auch relativ übersichtlich :/ es gibt einige Toiletten, die sind wenig besucht, leider schaffe ich es nicht in der Pause(20 minuten) hin und wieder zurückzulaufen, da diese genau am anderen Ende des Campus liegen(war mal wieder klar :-( ) Ich habe halt immer Angst, weil während den Pausen habe ich Zeitdruck, dass noch andere auf die Toiletten wollen (auf einer Etage nur zwei Toiletten) und wenn ich während dem Unterricht rausgehe, habe ich ja gewissermaßen auch Zeitdruck, dass andere auf die Uhr schauenkönnten, wie lange ich draußen bin... Hinzu kommt der Zustand, dass mein Stundenplan vorgegeben ist und dass ich nur 40 Mitstudenten habe, ich also nicht so leicht "untertauchen" kann... ohmann, alles sehr kompliziert^^
Ich kenne die aus meinem Studiengang schon ein Jahr und bin auch befreundet mit einigen, mit einer sogar realtiv gut. Sie weiß, dass ich eine Therapie mache, aber nicht warum... ich habe die Befürchtung sie könnte es ausplaudern und der Druck auf mich könnte steigen :-( dass dann die ganze Klasse das irgenwann weiß... und dass ich dann gaaar nicht mehr kann :-( Interessanterweise habe ich auch noch nie schlechte Reaktionen zurückbekommen, wenn ich anderen von meinem Problem erzählt habe(enge Freunde, Familie)...
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Lady
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Beitrag von Lady »

Wenn du denkst, dass es dir hilft andere über dein Problem einzuweihen, würde ich das tun. Vor allem dieser einen engeren Freundin oder Bekannte aus dem Studium.
Guck mal, weshalb sollte sie das an die große Glocke hängen?

Du kannst ja dazu sagen, dass du ihr das im Vertrauen erzählst.

Ich weiß wie schwierig das ist. Ich habe es in meiner Ausbildung nicht geschafft, auch nur irgendwem davon zu erzählen. Dazu ist die Scham viel zu groß.
Ich bin stellenweiße abends mit höllischen Schmerzen nach Hause, sodass ich mich kaum bewegen konnte. Es ist so anstrengend und deprimierend!!!!!
Ich fühle mit dir!

Gab es einen Auslöser bei dir - weil du meintest, dass du das erst seit einem halbem Jahr hast?
(Bei mir sinds schon über 10 Jahre - und ich bin auch grad mal 24) - Ich erschreck mich grad selbst darüber, wie lange ich schon damit lebe und mir keiner helfen konnte :cry:
tom20
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Beitrag von tom20 »

hallo Blondie,

hm ok das sind denkbar schlechte Bedingungen...eine doofe situation. Interessant, dass du eine Therapie machst, das machen nur wenige Paruretiker. Was für eine Therapie ist das denn, wenn ich fragen darf? bringt das was?

und, also was diese Freundin angeht, ich finde das klingt doch sehr gut. Wenn sie schonmal weiß, dass du eine Therapie machst, ist es doch kein so großer Schritt mehr, ihr zu erzählen, worum es da geht? Also das ist ein bisschen komisch, wir Paruretiker glauben ja oft, unser Problem sei irgendwie ganz besonders peinlich, dabei ist es für außenstehende oftmals im gegenteil ganz besonders "harmlos". Und ich meine, sie könnte ja schon ausplaudern dass du überhaupt ne Therapie machst, was sie ja anscheinend bis jetzt nicht getan hat, und warum sollte sie es dann ausplaudern, wenn sie wüsste worum genau es da geht? Und du kannst sie doch bitten, es für sich zu behalten.

"ich habe die Befürchtung sie könnte es ausplaudern und der Druck auf mich könnte steigen Sad dass dann die ganze Klasse das irgenwann weiß... und dass ich dann gaaar nicht mehr kann"

-hm, ja diese Angst haben viele. Also ich kann dir nur sagen, in meinem Fall hat sich die als völlig unbegründet herausgestellt, und das gilt eigtl.auch für alle andern, mit denen ich gesprochen habe. Klar, man denkt, alle, die das wissen, denken ab da nur noch daran, wie man grade auf der toilette ist und versucht zu pinkeln, wenn man mal kurz weggeht...aber der effekt war bei mir eigtl. gar nicht da, und selbst wenn - die verminderung der anspannung, die dadurch eintritt, macht das allemal wett. Überleg mal, du hast gesagt uner der vorlesung raus gehen geht nicht, weil alle auf die uhr schauen könnten, wie lange du brauchst. Naja, wenn alle wissen würden, was dein problem ist, würde doch auch keiner mehr auf die uhr zu schauen (abgesehen davon, dass das sowieso niemand macht, es ist eine typische paruretiker-halluzination das leute des tun würden) brauchen, die wüssten ja dann eh, dass das bei dir länger dauert.
Blondie90
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Beitrag von Blondie90 »

Hallo Lady,

ja, hast recht, ich sag es ihr und bitte sie, es für sich zu behalten, mehr kann ich ja nicht tun...

mein auslöser? tjaa, das ist halt die frage, was das war... ich war vor einem halben jahr für ein wochenende zu meiner besten freundin eingeladen. die wohnt zusammen mit ihrem freund etwas weiter weg und ich bin mit dem zug dorthin gefahren. ich hab mir gar nichts gedacht. als ich nach ein paar stunden zugfahrt dann bei ihr angekommen bin, wollte ich normal aufs klo gehen. und auf einmal ging es nicht mehr!!von jetzt auf gleich!die situation bei denen zwei in der wohnung ist so: sie haben katzen und überall in der wohnung sind die türen auf. das klo ist direkt neben der küche. als ich damals aufs klo wollte, saß der freund von meiner freundin direkt in der küche am esstisch und ich aufm klo^^ sozusagen... ich denke, da hat das alles seinen lauf genommen... ich hab erst mal nichts erzählt und bin nachts dann heimlich aufs klo, weil ich dachte, die zwei schlafen bestimmt schon... ich hatte schmerzen ohne ende... das habe ich ein wochenende so durchgemacht ohne auch nur ein wort zu sagen... und als ich nach hause gekommen bin, hab ich einen katheter gesetzt bekommen :/ ich dachte, das geht vorbei, ich hätte vllt eine blasenentzündung oder sowas... aber nein, es wurde immer schlimmer :-(
Blondie90
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Beitrag von Blondie90 »

hallo tom20,

das ist eine therapie, in der wir meinen auslöser für die krankheit suchen, sprich, wir arbeiten meinen lebenslauf auf und schauen, worin meine angst liegt, leider mache ich die therapie erst einen monat(lange zeit auf warteliste), aber ich sage hier sofort bescheid, wenn sich was tut :-)

wenn der lebenslauf durchleuchtet ist, werden wir übungen machen...
Svenja
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Beitrag von Svenja »

Hallo Blondie!

Lies einfach mal meine Beiträge. Es handelt sich genau um die gleiche Situation (Uni).

LG Svenja
tom20
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Beitrag von tom20 »

Hallo Blondie,

hm..interessant, deine Geschichte...und vor diesem Erlebnis, als du deine Freundin besucht hast, hattest du da nie irgendwelche Probleme? Krass, dass du sogar einen Katheter bekommen hast...sicherlich keine angenehme Erfahrung.

Ja, das wäre nett, wenn du uns informierst, was es bei der Therapie neues gibt. Nicht viele paruretiker versuchen, ihr Problem auf diese weiße anzugehen.
Blondie90
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Beitrag von Blondie90 »

Hallo tom20,

nee, vor einem halben jahr war meine welt noch vollkommen in ordnung. ich war der glücklichste mensch überhaupt, ich war gesellig, mein Studium lief gut, ich bin jedes wochenende feiern gegangen, bin in freizeitparks gefahren und und und. übers pieseln hab ich mir keine gedanken gemacht :-( und auf einmal ist das gekommen und seitdem ist mein leben ein einziger kampf, ständig muss ich i-welchen scheiß planen, insbesondere dates mit männern sind nicht gerade einfach, wie ihr euch alle vorstellen könnt, man erzählt ja logischerweise nicht jedem von diesem problem...

meiner studienkollegin hab ich mittlerweile von meinem problem erzählt und sie fand es überhaupt nicht schlimm :-)

wenns bei der therapie neuigkeiten gibt, halte ich euch selbstverständlich auf dem laufenden :-)
Blondie90
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Beitrag von Blondie90 »

Ich hatte euch ja versprochen, euch mit meiner Therapie auf dem Laufenden zu halten.
Also es ist irgendwie ziemlich krass schwer gewesen überhaupt mal an einen Therapieplatz zu kommen -.- lange Wartelisten und bürokratisches Hin und Her.
Nunja, die Sache ist immer noch nicht fertig mit der Krankenkasse geklärt, aber ich bekomm mittlerweile regelmäßig Sitzungen.
Meine Psychologin meint, meine Paruresis würde daher kommen, dass ich früher viel "bewertet" wurde, zum großen Teil von meinen Eltern, die meine große Schwester als "Ideal" gesehen haben und ich schon früh das "schwarze Schaf" in der Familie war (Religion meiner Familie abgelehnt und mein eigenes ding durchgezogen). Sie meint, das hätte so einen starken Druck verursacht, der sich jetzt entfaltet und durch meine Paruresis äußert.
Wir haben meinen kompletten Lebenslauf aufgearbeitet.
Sie sagt, was wir jetzt angehen wollen ist mein Verhalten, bzw mein "Verdrängungsverhalten". Ich habe bis jetzt versucht, mein leben der Krankheit anzupassen, bzw jeglichen "Problemsitationen" aus dem Weg zu gehen. Dieser Situation muss ich mich nun stellen! Das ist zumindest ihr Plan. Ich soll einfach in den Pausen zwischen den Vorlesungen mit den anderen auf die Toilette gehen, meine Atemübungen machen und mich gar nicht aufs pinkeln konzentrieren, und dann wieder aus der Toilette gehen. Wenn nichts kommt, soll ich in der nächtsten Pause wieder mit den anderen mit! Sprich: Ich soll mir keine "'Extrawürste" braten, genau 10 mal meine Atemübung machen und raus aus dem Klo! ich hab keine Ahnung, ob ich das hinbekomme :-( Nächste Woche sind die Semesterferien rum und ich muss mich Blockveranstaltungen von 8 uhr bis 17 uhr stellen... drückt mir die Daumen, ich halte euch auf dem Laufenden...
LG
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Lady
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Beitrag von Lady »

Und dann jedes Mal der Frust, dass nichts kommt... =/
Mann.... ich drück dir die Daumen!
tom20
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Beitrag von tom20 »

Hallo Blondie,

na, gibt es neuigkeiten? Wie läuft die Therapie, wie gehts im alltag im studium?
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paru end it
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Beitrag von paru end it »

hi blondie!

mir geht es mehr oder weniger auch so. studiere jetzt auch (mit 27) das erste mal.

mein problem ist nur das ich mich schon seit 4 jahren damit beschäftige (es los zu werden; paruresis hab ich schon ab 13 oder so, aber unbewusst je älter man wird desto bewusster wird einem der mist).

hab alles durch, peebuddies, psycho doc, toiletentraining etc.
während ich mein abi nachmachte. dort konnte ich mich dem jeweiligen tagesablauf anpassen, wo ich bin wann ich pinkle usw. auch war die hoffnung da: "dein leben ändert sich bald positiv" durch die ganzen übungen.

naja das einzige was ich gelertn habe ist damit umzugehen irgendwie.
das ändert aber nichts an der tatsache das ich noch immer keinen richtigen sinn gefunden habe wonach ich im leben streben soll.
(beruf? keine ahnhung, freundin? noch nicht in sicht usw.)

Wer meinen Lebenslauf ließt könnte meinen, "der hat doch alles und hat es zu was gebracht und nach dem studium ist er was".
leider sieht es nicht so aus.

das schlägt auch auf die motivation fürs studium. das paradoxe ist aber das mich paruresis bis hier her getrieben hat. sonst würde ich wohl glücklich mit frau und kind in einer eigenen wohnung leben und in meinem erlernten beruf arbeiten. ich war also ständig auf der flucht mit paruresis an bord.

Mit 22 wie du hatte ich noch sehr viel motivation sonst hätte ich mein abitur nicht geschafft.
so lange du weisst was du im leben willst und feunde und familie hast und jemand zuhause auf dich wartet ist paruresis das kleinere übel.

bin ja auch erstaunt wie du das so schnell bekommen konntest, quasi über wochenende und dann sofort katheter, wahnsinn, hätt ich nie gedacht. dachte mit 20 oder so ist man raus aus der gefährdung, weil die meisten es in der pupertät bekommen.

jetzt glaube ich das ich das studium nicht mehr schaffe, sehr viel stoff (schwerer stoff), voller Studiengang, man kennt zwar den und den aber so wie in einer schulklasse ist es doch nicht. man fühlt sich irgendwie anonym. diese blöden sitzreihen gehen mir tierisch auf den Sa**, da man sehr wenig platz zum schreiben hat und man nich einfach mal gehen kann. das macht zusätzlichen druck finde ich.

in der schule konnte ich ab und zu mal zur toilette während des unterrichts. hier ist man gezwungen bis zum ende zu sitzen. ne halbe stunde zeit ob man muss oder nicht. muss man ein wenig kann der druck während der nächsten 1,5h so ansteigen das man platzt oder auch nicht.
die blase führt ein eigenleben glaub ich
:)

dann muss man noch über den ganzen campus rennen und wenn man am erzählen mit ein paar leuten ist fällts oft schwer zu sagen "ich geh noch mal aufs klo"

meine fehlstunden häufen sich grad wie bei dir und ich bin noch im 1. semester. würde am liebsten aufhören.

jedenfalls zieh dein studium durch wenn es dir spaß macht und du sonst mit nichts anderem zu kämpfen hast (wie ich mit depressionen oder zukunftsängsten, ständige müdigkeit am morgen und unlust). sonst wird das lernen zur qual.

mfg :roll:
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