Leben mit Paruresis: ?

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wsp
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Leben mit Paruresis: ?

Beitrag von wsp »

Es gibt da zwei Dinge, "Suche nach Heilung" und "Leben mit Paruresis". Das schließt sich nicht aus, man kann, oder soll, beides parallel machen, aber es sind eben verschiedene Dinge. Ich hatte immer den Eindruck, dass man im Forum viel über "Suche nach Heilung" liest, aber wenig über "Leben mit Paruresis".
Hier einmal, was mir eingefallen ist, was ich hier zu "Leben mit Paruresis" gelesen habe, und was ich davon halte.

Offener Umgang mit dem Thema
Für mich: Nein. Einige Leute wissen darüber, andere könnten es wissen, ich habe mit Ärzten, Therapeuten darüber gesprochen, aber so allgemein will ich nicht, dass die Leute es wissen.

Katheter oder andere Behelfe
Das kommt hier ja sowieso kaum vor, im amerikanischen Forum ist das mehr ein Thema. Kann ich mir nicht vorstellen, und würde mir auch bei meinem Problemen nicht helfen.

Viel trinken - ???????
Da habe ich viele Fragezeichen dahinter gesetzt, weil ich das nicht verstehe. Bei mir ist es so, aber damit bin ich wenigstens nicht allein, das liest man hier im Forum ja oft, dass ich oft wenig trinke. Wenn ich dann hier lese, dass manche Leute für irgendwelche Übungen viel trinken, um besser pinkeln zu können, dann verstehe ich das nicht. Ich werde dazu vielleicht eine Umfrage machen.
Ich glaube, dass Leute, die wegen Paruresis wenig trinken, und Leute, die viel trinken, um besser pinkeln zu können, nicht das gleiche meinen, wenn sie von Paruresis sprechen.

Alkohol
Man liest hier sehr oft, dass Leute mit Alkohol Pinkelprobleme lösen können. Ist mir noch nicht aufgefallen, dass das bei mir so ist. Aber es wird ja auch allgemein so gesehen, dass das für den Alltag keine Lösung ist.
Aber mir ist dabei erst jetzt irgendwann eine merkwürdige Sache aufgefallen. Für mich ist Paruresis vor allem ein Problem in der Arbeit, und Alkohol hilft mir nicht. Bei Leuten, denen Alkohol dabei hilft, müssten die Probleme ja sogar noch mehr in Richtung Arbeit verschoben sein, weil dort diese Lösung ja nicht anwendbar ist. Das Gegenteil ist aber der Fall, man liest hier hauptsächlich über Probleme im Freizeitbereich. Das verstehe ich nicht.

Wildpinkeln (= Pinkeln im Freien) - ????
Verstehe ich auch überhaupt nicht. Wenn ich eine Skala mache, wieviel Privatsphäre ich habe:
Einzeltoilette - Kabine in Gemeinschaftstoilette - Pissoir,
dann wäre Wildpinkeln ganz rechts aussen, das ist ja die schlimmste Situation überhaupt, jedenfalls in der Stadt am Tag.
Ich glaube, Leute, die sich für Wildpinkeln interessieren, verstehen unter Paruresis etwas anderes als ich.

"Die Leute bemerken das gar nicht, die interessieren sich nicht dafür"
Das ist auch so eine Geschichte, die man hier immer wieder liest: "Wir haben immer Angst, dass andere Leute irgendetwas bemerken, aber nur wir sind so, die anderen sind anders, die bemerken gar nichts, die interessieren sich gar nicht dafür."
Ich sehe das anders. Meine Erfahrung ist, dass es eine Lieblingsbeschäftigung von vielen Leuten ist, zu tratschen, sich über andere Leute den Mund zu zerreissen. So etwas wie Paruresis wäre dabei ein tolles Thema.
Man kann darüber diskutieren, ob das so wichtig ist, was die Leute so tratschen, aber diese Behauptung, dass sie so etwas gar nicht interessiert, das glaube ich nicht.

"Sich nicht den Spaß verderben lassen, nicht zuhause bleiben, sondern weggehen, etwas unternehmen"
Ich habe oft genug erlebt, wie das läuft. Die Blase wird langsam voll, und irgendwann gibt es nur noch den Gedanken "Ich will weg, hier raus, nach Hause, irgendwohin, wo ich pinkeln kann!!!! Wann ist das hier endlich vorbei!?!?" Wahrscheinlich soll man es manchmal trotzdem auf sich nehmen, um nicht alle Kontakte zu verlieren, aber, Spaß ist das keiner. Und auch auf andere macht man in diesem Zustand wahrscheinlich keinen positiven Eindruck.

Paruresis-Workshops?
Es ist komisch. Soifer, der Amerikaner, der die Workshops leitet, sagt, dass es nicht heilbar ist. Silberstreif, der damit anscheinend auch etwas zu tun hat, hat hier vor kurzem in der Diskussion "wer kann helfen" (http://www.paruresis.de/phpBB2/viewtopic.php?t=850) geschrieben "mein Weg führt mich immer weiter dahin, es zu akzeptieren". Also wäre es naheliegend, sich mit der Frage "Leben mit Paruresis" zu beschäftigen. Aber aus dem, was ich über diese Workshops lese, kann ich nicht herauslesen, dass es darum gehen würde.
Soifer sagt auch, dass Paruresis nicht heilbar ist, wenn man Depressionen hat. Dann ist bei mir ja doppelt unheilbar.

Mein Eindruck war ursprünglich ja, dass es sich hier fast nur um "Suche nach Heilung", und so, dreht. Es hat mich überrascht, dass diese Liste zum Thema "Leben mit Paruresis" doch so lang geworden ist. Wahrscheinlich ist es mir nicht so aufgefallen, weil das alles für mich nicht anwendbar ist, meiner Meinung nach nicht stimmt, oder bei mir nicht zutrifft.
zefiro39
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Re: Leben mit Paruresis: ?

Beitrag von zefiro39 »

Hier ein paar Gedanke zu meiner Situation:


Offener Umgang mit dem Thema
Das schaffe ich bislang auch nicht. Kann mich da nur schwer überwinden, das Thema anzusprechen, es sei denn, mit einem anderen Betroffenen.

Katheter oder andere Behelfe
Ich kann mir kaum vorstellen, selbst einen Katheter einzuführen.

Viel trinken - ???????
Viel trinken hilft mir nicht weiter, es erhöht eher den Stressfaktor. Denn je rascher die Blase vollläuft, umso dringlicher muss ja das Problem gelöst werden, was mich zusätzlich in Stress versetzt, und Stress ist das letzte, was ich in diesem Fall brauchen kann.

Alkohol
Alkohol hilft mir nicht weiter. Jedenfalls kann ich mich nicht erinnern, jemals so betrunken gewesen zu sein, dass ich anschließend in jeder Situation hätte pinkeln können. Außerdem mag ich ja nicht dauernd betrunken sein.


Wildpinkeln (= Pinkeln im Freien) - ????
Unter Wildpinkeln habe ich bisher Pinkeln in freier Natur (relativ unbemerkt) verstanden. Und das klappt bei mir eigentlich immer. In Städten klappt das Wildpinkeln bei mir allerdings nur, wenn es dunkel ist, und wenn es sich um eine abgelegene Ecke (am besten mit Bäumen oder Büschen) handelt.


"Sich nicht den Spaß verderben lassen, nicht zuhause bleiben, sondern weggehen, etwas unternehmen"
Trotz Paruresis gehe ich gern abends aus, was aber daran liegt, dass ich normalerweise problemlos 5-7 Stunden lang ohne Toilette auskomme. Das reicht für die meisten Abendveranstaltungen. Und - abhängig von der konkreten Situation vor Ort - gibt es ja auch manchmal trotzdem die Möglichkeit zu pinkeln. Jedenfalls probiere ich es oft einfach zwischendurch mal aus.
Svenja
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Beitrag von Svenja »

Hallo wsp!
Offener Umgang mit dem Thema
F�r mich: Nein. Einige Leute wissen dar�ber, andere k�nnten es wissen, ich habe mit �rzten, Therapeuten dar�ber gesprochen, aber so allgemein will ich nicht, dass die Leute es wissen.
Du wei�t nie vorher, wie andere darauf reagieren. Es gibt Leute, die gestehen Dir in dem Moment, es auch glegentlich zu haben. Es ist also viel st�rker verbreitet als Du meinst, wenn auch bei dem einen st�rker ausgepr�gt als bei dem anderen. Es gibt aber auch Leute, die lachen Dich schlicht und einfach aus. Und dann hast Du das Problem, weil Du ja nicht mehr zur�cknehmen kannst, was Du zuvor gesagt hast.
Viel trinken - ???????
Da habe ich viele Fragezeichen dahinter gesetzt, weil ich das nicht verstehe. Bei mir ist es so, aber damit bin ich wenigstens nicht allein, das liest man hier im Forum ja oft, dass ich oft wenig trinke. Wenn ich dann hier lese, dass manche Leute f�r irgendwelche �bungen viel trinken, um besser pinkeln zu k�nnen, dann verstehe ich das nicht. Ich werde dazu vielleicht eine Umfrage machen.
Ich glaube, dass Leute, die wegen Paruresis wenig trinken, und Leute, die viel trinken, um besser pinkeln zu k�nnen, nicht das gleiche meinen, wenn sie von Paruresis sprechen.
V�lliger Quatsch. Damit kannst Du �berhaupt nichts bewirken - und wenn, h�chstens die Pinkelmenge, aber nicht das Bed�rfnis selbst.
Wildpinkeln (= Pinkeln im Freien) - ????
Verstehe ich auch �berhaupt nicht. Wenn ich eine Skala mache, wieviel Privatsph�re ich habe:
Einzeltoilette - Kabine in Gemeinschaftstoilette - Pissoir,
dann w�re Wildpinkeln ganz rechts aussen, das ist ja die schlimmste Situation �berhaupt, jedenfalls in der Stadt am Tag.
Es hat niemand gesagt, dass Du an einem belebten Platz vor der Menge in die Ecke pinkeln sollst. Vielmehr geht es um Situationen, wo Du Dir vorab einen "Rundumblick" verschaffen und damit ausrechnen kannst, innerhalb welcher Zeit Dir an einer bestimmten Stelle niemand begegnen kann.
Nat�rlich kann man auch das nicht verallgemeinern. Es gibt Leute, bei denen w�rde der Zeitdruck seinerseits Paruresis ausl�sen. Bei einer Kabine, in der Du Dich eingeschlossen hast, wei�t Du ja gar nicht, in welcher Sekunde ein weiterer Mensch in den Toilettenraum kommen w�rde.
Soifer, der Amerikaner, der die Workshops leitet, sagt, dass es nicht heilbar ist. Silberstreif, der damit anscheinend auch etwas zu tun hat, hat hier vor kurzem in der Diskussion "wer kann helfen" (http://www.paruresis.de/phpBB2/viewtopic.php?t=850) geschrieben "mein Weg f�hrt mich immer weiter dahin, es zu akzeptieren". Also w�re es naheliegend, sich mit der Frage "Leben mit Paruresis"
Da hat Soifer Recht, denn allein die Tatsache, dass wir uns hier mit dem Thema ausgiebig auseinandersetzen, werden wir ja nie im Leben mehr vergessen und damit w�rde Paru immer wieder auftreten, wenn man daran denkt. :cry: Abhilfe besteht nur darin, sich gedanklich mit was anderem zu besch�ftigen (z.B. mit einer anstehenden Klausur) und nicht mit der Pinkelei. So gut wie gar nicht tritt Paruresis beim morgentlichen gro�en Gesch�ft auf, weil das kleine dabei eine v�llig untergeordnete Rolle spielt. Ich kann nicht beurteilen, wie das bei M�nnern ist. Bei Frauen ist es ja so, dass wir zu Hause f�r gew�hnlich im Sitzen pinkeln. Wenn es nicht sofort kommt, dann doch irgendwann in den n�chsten 2 Minuten. Am besten schaut man sich w�hrendessen die Fliesen an oder denkt an etwas anderes. Auf einer �ffentlichen Toilette hingegen, treten gleich 2 Ver�nderungen ein: 1. Wer will sich auf eine �ffentliche Brille setzen? :oops: Du h�ngt dann freischwebend �ber dem Lokus und achtest auf Deinen Strahl, dass der nicht alles vollspritzt. 2. Es sind immer mehrere Kabinen vorhanden - zumindest aber ein separater Vorraum mit Waschbecken. Die theoretische M�glichkeit, dass jemand mith�ren kann, ist gro�. Oft gehen die T�ren auch noch leise und man h�rt nicht, ob jemand reinkommt. Knallende T�ren mit Selbstschlie�ern sind da schon besser.


Alkohol und Katheter w�rde ich nicht als Heilmittel empfehlen, weil das zu gesundheitlichen Sch�den f�hren kann.

LG Svenja
Leipzig
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Beiträge: 6
Registriert: 29. Januar 2010 11:27
Wohnort: Leipzig

Beitrag von Leipzig »

Hallo,

viel Trinken sollst Du vor einer Übung, damit ausreichend Druck vorhanden ist und damit der Erfolg schneller eintritt.
Zur Heilung denke ich das dies möglich ist. Natürlich werden wir die schweren Tage nicht aus dem Gedächtnis streichen können aber das geht uns ja mit vielen blöden Sachen so. Ich werde zum Beispiel nie vergessen wie ich mit meinen Motorrad gestürzt bin, Heute fahre ich trotzdem gern. Der Punkt ist das wir ein Niveau erreichen müssen an den uns die Gedanken nicht mehr in Angst und Schrecken versetzen und das ist möglich!! Verschiede User haben dies bereits mitgeteilt. Lt. Hammelstein konnten über 50 % von Patienten nach einer ersten Therapie in Düsseldorf innerhalb von 3 min. am Urinal. Dabei stand der Zeitmesser direkt hinter den Patienten. Bei solch einer Aktion haben auch "Normalos" ihre Probleme. Also zieh dir nicht so viel negative Sachen rein, es ist nicht leicht aber wir müssen uns der Angst immer wieder stellen und sie bekämpfen.
Thomas2

Beitrag von Thomas2 »

Hi
@wsp
Ich stimme dir in vielem durchaus zu. Ich habe festgestellt, dass es bei mir auch eher ein "Leben mit der Paruresis" ist; so gibt es bei mir natürlich auch Zusammenhänge zwischen meinem Charakter und der Paruresis, und ich gehöre zu den Leuten, die ihre Charakterzüge weder großartig umpolen wollen noch können. Z. B. gehe ich nicht mehr mit Leuten raus, die abends hauptsächlich saufen, da war meine Paruresis mit am stärksten. Mittlerweile läuft es auch ganz gut mit der Paruresis, es ist mir auch egal dass ich z. b. nicht an Urinalen kann.
pipifluss
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Registriert: 4. September 2007 16:17

Re: Leben mit Paruresis: ?

Beitrag von pipifluss »

Offener Umgang mit dem Thema
Niemals! Für mich persönlich gehört das nicht in die Öffentlichkeit. Ich möchte nicht, dass es jemand weiß. Bisher war es nur die Frau, mit der ich mal zusammen war, der ich es im Vertrauen recht schnell mitgeteilt habe. Das hat den Vorteil mitgebracht, dass ich in ihrer Nähe teilweise auch konnte. Abgesehen von solche Bindungen oder intimen Vertrauensverhältnissen möchte ich das nicht in die Welt hinausposaunen.

Katheter oder andere Behelfe
Nein, wirklich nicht. Ich möchte gesund werden und habe auch Spaß am Pinkeln (solange es geht) und möchte mich nicht wie ein schwer kranker alter Mann fühlen.

Viel trinken - ???????
Ja, auf jeden Fall. Manchmal nervt das, denn viel trinken kann Schmerzen bereiten, vor allem bei z.B. kohlensäurehaltigen Getränken. Aber ich mache das ganz gerne mal, dass ich richtig übertrieben viel trinke, und wenn meine Blase mittel- bis übermäßig voll ist, mache ich meine Experimente in der Öffentlichkeit, die dann gerade bei richtig starkem Blasendruck eigentlich immer glücken. Das ist ein gutes Gefühl, das Mut macht. Besonders harnsteigernd wirken meiner Meinung nach übrigens Tee und Kaffee, sowie Alkohol. Kennt zufällig jemand noch andere Sachen, die stark die Blase "belasten"?

Alkohol
Auch hier stimme ich zu. Ich trinke ganz gerne mal Alkohol und es hat zwei gute Faktoren, nämlich dass es bei mir schnell ein Pinkelbedürfnis einstellen lässt und dass ich, wenn ich gut was getrunken habe, einfach hemmungslos pinkeln kann. Teilweise klappt es auch bei einfachem angeheitertem Zustand schon ganz gut. Ich bin deshalb auch ganz froh, dass ich nicht soviel vertrage. :wink:

Wildpinkeln (= Pinkeln im Freien) - ????
Ich liebe das Wildpinkeln und lass es mir nicht nehmen bzw. finde vor allem, dass man da leichter kann als auf einer gut besuchten öffentlichen Toilette. Hier übe ich auch gerne, indem ich versuche (aber meistens nicht ohne einen größeren Blasendruck) gezielt an Orten zu pinkeln, wo schon ein paar Leute sind, z.B. an einem Parkplatz ins Gebüsch.

"Die Leute bemerken das gar nicht, die interessieren sich nicht dafür"
Keine Ahnung, ich habe zu wenig mit Leuten darüber gesprochen. Ich denke, interessieren werden sich in erster Linie die Leute, die davon betroffen sind.

"Sich nicht den Spaß verderben lassen, nicht zuhause bleiben, sondern weggehen, etwas unternehmen"
Ja, ich lasse mich möglichst gar nicht davon einschränken und suche die Konfrontation auch gerne auf. Ich denke, dass ist das Beste, was man machen kann. Und es gibt ja immer irgendwo eine Möglichkeit zu pinkeln, man muss evtl. Ersatzlösungen suchen.

Paruresis-Workshops?
Damit habe ich noch keine Erfahrung.
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