Probleme im Beruf

Hier gibt es alles zum Thema psychische Entleerungsstörung
wsp
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Probleme im Beruf

Beitrag von wsp »

Von dem, was ich hier so gelesen habe, ist der Eindruck geblieben, dass es in den Beiträgen oft um Probleme in Kneipen oder bei Freizeitaktivitäten geht, aber nur selten um Probleme im Beruf. Ich möchte einmal meine Situation beschreiben. Ich möchte noch vorausschicken, dass ich nicht weiß, ob die eigentlichen Pinkelprobleme bei mir psychisch oder sonstwie bedingt ist, es macht für die Geschichte aber auch keinen Unterschied.

Die Kneipensituation war für mich ein Problem, aber dafür und in anderen Situationen gab es eine Lösung: Nicht hingehen.

Im Studium hatte ich gewisse Freiheiten, etwa in der Wahl der Toilette, die ich aufSUCHte. Ich habe "suchen" hervorgehoben, weil es immer wieder eine Suche war, bis ich irgendwo soweit ungestört war, wie ich es brauchte, aber es war möglich. Ich hatte die Bewegungsfreiheit, und auch die Anonymität an einer großen Universität hat dabei geholfen, die Sache zu vertuschen.

In der Arbeit war es dann vorbei mit der Freiheit und der Anonymität. Ich bin faktisch eingesperrt und gezwungen, eine bestimmte Toilette zu benutzen, und es geht mir ziemlich schlecht. Die Auswege, die es beim Kneipenproblem oder im Studium gab, gibt es jetzt nicht mehr, und ich habe jeden Tag die Probleme. Die Situation in der Arbeit ist katastrophal und deprimierend.

Eine Sache, die ich vielleicht noch erklären kann, ist, dass mir die Situation so ausweglos erscheint, weil ich es mir schwierig vorstelle, eine andere Arbeit zu suchen. Ich meine, ich kann ja nicht in eine Bewerbung hineinschreiben, dass ich erwarte, am Klo nicht gestört zu werden. Wäre übrigens interessant, ob das schon IRGENDJEMAND auf der Welt getan hat.
Ich stelle mir das ungefähr so vor: Ich könnte Zeit und Energie aufwenden, um eine andere Arbeit zu suchen. Wenn ich es schaffe, muß ich meine jetzige Arbeit aufgeben. Und stelle dann vielleicht am ersten Tag in einer neuen Arbeit fest, dass die Klosituation für mich unerträglich ist. Ich kann dann gleich wieder nach Hause gehen, das Ergebnis des ganzen Aufwandes ist, dass ich die Arbeit, die ich vorher hatte, verloren habe.
Das Problem, dass ein Wechsel ein Reinfall sein kann, haben andere Leute auch, aber gewisse Dinge kann man prüfen, diskutieren, festlegen, BEVOR man die Brücken abreisst, soll heissen den alten Job aufgibt. Mit der Paruresis hat man ein zusätzliches Problem, bei dem man erst NACHHER sieht, dass man den neuen Job vielleicht gar nicht machen kann, weil die Klosituation unerträglich ist.
Und überhaupt, selbst wenn es möglich wäre, das vorher herauszufinden, diese Situation, dass die wichtigste Frage bei der Suche nach einer Arbeit ist, wie dort die Klosituation ist, ist einfach unmöglich.
Aber damit hier kein falscher Eindruck entsteht: Ich habe dieses Problem mit dem Jobwechsel nicht gebracht, weil es DAS Problem ist, sondern nur als EIN Beispiel dafür, mit welchen sinnlosen Problemen ich durch diese Paruresis im Berufsleben zu kämpfen habe, wie dieses Problem das ganze Leben bestimmt.

Als ich vor einigen Monaten erfahren habe, dass ich mit den Pinkelproblemen nicht allein auf der Welt bin, war das für mich eine sensationelle Sache, aber ich wundere mich, dass ich hier nur wenig, oder gar nichts, über solche massiven beruflichen Probleme, wie ich sie habe, gelesen habe.
WCFrisch
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Beitrag von WCFrisch »

hi wsp,

also ich für meinen teil habe das glück das klo auf meiner arbeit mittlerweile als nicht mehr so bedrohlich anzusehen. einerseits weil ich mitbekommen habe das viele kollegen es eher vermeiden das klo aufzusuchen wenn bereits jemand drauf ist (man kann es daran sehen das licht dort an ist), andererseits weil es in den vielen jahren die ich dort arbeite erst eine handvoll male überhaupt passiert ist, dass jemand dazugekommen ist.

das kann natürlich auch ganz anders sein wie bei dir, allein schon wenn man nicht sehen würde ob das licht an wäre hätte ich auch größere probleme.. kann dich also verstehen. vor allem da man ja die meiste zeit im beruf verbringt ist das hart
tom20
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Beitrag von tom20 »

Ja, das ist eine echt schwere Situation. Ich habe da auch etwas Angst davor. Und wie du schon richtig beschrieben hast, wsp, kann man das ja kaum vorher wissen, wenn man einen Job annimmt. Und es ist in der Tat furchtbar, wenn die Hauptfrage bei der Jobsuche ist, ob man am arbeitsplatz pinkeln kann. Ich habe aus diesem Grund auch noch nie Ferienarbeit oder ähnliches in einer Fabrik gemacht, obwohl ich gerne mal wollte und auch bereits mehrere möglichkeiten gehabt hätte, wo ich ganz bequem mit freunden zusammen hätte Arbeiten können, aber es ging eben nicht.
In der tat wäre es interessant, ob das schon mal jemand gegenüber seinem chef angesprochen hat. Im Forum von paruresis.org, da sind hauptsächlich amerikaner drin, gibt es mehrere einträge zu dem problem paruresis und arbeit, vllt findest du da ja was. ich glaube da haben es auch schon mehrere tatsächlich mal bei ihrem chef angesprochen. Meinst du, du könntest da vllt mal mit jemandem drüber reden, können ja auch die arbeitskollegen sein, um vllt deine situation etwas zu verbessern?
Maxxl
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Beitrag von Maxxl »

Super Beitrag wsp,

hab mich auch schon gefragt, warum hier nichts über die Probleme im Berufe steht.
Bin z.Z. auch noch im Studium und habe wie du sagst, gute Ausweichmöglichkeiten.
Aber mache mir jetzt schon Gedanken um meinen späteren Beruf und wie dort die Klos sind.

Bei euch muss es doch aber irgendwo ein Klo geben, das nicht so oft besucht wird, oder?

Gruß
Svenja
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Beitrag von Svenja »

Bin z.Z. auch noch im Studium und habe wie du sagst, gute Ausweichmöglichkeiten.
Aber mache mir jetzt schon Gedanken um meinen späteren Beruf und wie dort die Klos sind.
Hallo Maxxl!

So ist es. Noch studiere ich auch (und in Uni-Nähe wächst die Botanik gut :twisted:) - aber es wird bestimmt mal der Moment kommen, wo man mich an eine Schule setzt. Und die Zukunft liegt da bei den Ganztagsschulen - nicht bei den Halbtagsschulen wie zu meiner Schulzeit. :cry:

LG Svenja
Maxxl
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Beitrag von Maxxl »

Svenja hat geschrieben:
Hallo Maxxl!

So ist es. Noch studiere ich auch (und in Uni-Nähe wächst die Botanik gut :twisted:) - aber es wird bestimmt mal der Moment kommen, wo man mich an eine Schule setzt. Und die Zukunft liegt da bei den Ganztagsschulen - nicht bei den Halbtagsschulen wie zu meiner Schulzeit. :cry:

LG Svenja
Deswegen finde ich es ganz wichtig, dass man jetzt schon anffängt zu üben und nicht immer den bequeme Weg des Ausweichens geht.
Fange jetzt auch damit an. Bisher aber mit mäßigem Erfolg...
An der Schule gibt es ja aber Lehrerklos, soweit ich weiß...die werden dann ja nicht so hoch frequentiert sein...
waterman
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Beitrag von waterman »

Hi!
Ich bin jetzt nach dem Studium 24 Jahre im Beruf. Es ist etwas schwierig, dazu zu schreiben, weil es mir wichtig ist, anonym zu bleiben, da ich ein öffentliches Amt bekleide, und nicht jeder wissen muss, dass ich Paruretiker bin.
Einerseits arbeite ich in einer Institution, die es mir ermöglicht, viele verschiedene Toiletten aufzusuchen, wenn es mal nicht geht. Das ist also weniger ein Problem. Ich habe aber auch viele Termine außer Haus. Das allerdings sind oft große Probleme. Denn in vielen Einrichtungen, in die ich fahren muss, gibt es nur eine Toilette, und das ist bei Konferenzen dann schon sehr schwierig, denn es wollen in den Pausen ja gaaaanz viele aufs Klo. Nur ich kann dann nicht. Ich warte dann meistens bis zum Ende der Pause, wenn keiner mehr auf der Toilette ist. Aber das geht ja auch nicht immer, denn irgendwann fällt es doch auf, dass ich immer zu spät wieder erscheine. Außerdem gibt es Veranstaltungen, an denen ich teilnehmen muss mit hundert und mehr Leuten. Davor graut es mir immer. Obwohl es bisher immer "irgendwie" funktioniert hat, und sei es, dass ich dann mal für einige Zeit verschwunden bin, um mir irgendwo anders ein Klo zu suchen. Angenehm ist das aber auch nicht, vor allem nicht, wenn man immer Ausreden erfinden muss.
Da ich in einigen Bereichen auch noch Vorgesetzter bin, kann ich nicht einfach zu spät in die Besprechung zurückkommen. Andererseits hat das aber auch wieder Vorteile, weil ich dann zur Not sagen kann, ich mußte noch ein wichtiges Telefonat führen oder so.
Ganz schrecklich sind Tagungen und Fortbildungen, auch Supervisionen, wenn man nur mit wenigen Leuten da sitzt, die keine Ahnung haben und auch noch in einer Tagungsstätte, die nur ein oder zwei Toiletten hat, auf die dann natürlich auch alle anderen in den Pausen wieder gehen.
Ich habe mal eine längere Weiterbildung mitgemacht in einem Haus, in dem direkt im Tagungsraum die Toiletten abgingen, so dass jeder im Grunde mithören konnte. Klar, das interessiert eigentlich keinen, aber ich konnte da nicht, ich habs allerdings auch gar nicht erst versucht, weil ich mich ja nun schon lange kenne und wußte, dass das vergebliche Liebesmüh sein würde. Obwohl der Tagungsort nur 50 Kilometer von zu Hause entfernt war, habe ich mir ein Hotelzimmer genommen, das nur ein paar Meter neben dem Tagungshaus lag. Das war für mich eine große Beruhigung. Natürlich habe ich da verflixt viel Geld für ausgegeben - immerhin musste ich da neun mal 4 Tage hin, aber so musste ich mir nicht noch mehr Streß machen. Trotzdem ist das einfach ärgerlich.
Und das passiert ja immer wieder, solange man im Beruf steht.
Was es mir etwas leichter gemacht hat ist, dass ich den Kollegen, mit denen ich viel zu tun habe und oft zusammen bin, das ganze Problem erzählt habe. Und ich habe die Erfahrung gemacht, dass keiner gelacht oder Witze gemacht hat. Die akzeptieren das und nehmen Rücksicht. Das ist eine große Erleichterung. Denn das setzt mich nicht ständig unter Streß und dann klappt es oft auch einfacher.
Trotzdem hat mich das über die Jahre so mitgenommen, dass ich eines Tages meinen Chef darüber informiert habe. Gegen den Rat meines Therapeuten. Ich war soweit, dass ich gesagt habe, wenn das so weiter geht, dann muss ich versuchen, mich aus Krankheitsgründen frühpensionieren zu lassen. Daraufhin meinte mein Chef: Das bringt doch auch nichts. Ich: Aber ich bin nicht mehr überall voll einsatzfähig, das kann doch zu Problemen führen. Schließlich haben wir uns darauf geeinigt, dass ich tue, was ich tun kann, und was nicht geht, das geht halt nicht. Mit diesem Verständnis hatte ich nicht gerechnet, und seitdem ist mir ganz viel Druck genommen. Letztlich hat bisher meine Arbeit noch nicht darunter gelitten. Vielleicht auch, weil ich weiß: Wenn es nicht gehen würde, wäre es auch ok. Gut auch, zu hören, wenn Kollegen oder der Chef sagen: Wir brauchen dich trotzdem!
Natürlich bleibt doch immer noch die Angst vor ungewohnten Situationen oder vor den Veranstaltungen, bei denen ich weiß, wie schwierig es auf jeden Fall werden wird.
Worauf ich aber stolz bin ist, dass ich mich trotz allem nicht unterkriegen lasse. Ich habe mich schon wieder zu einer Tagung und zu einer Fortbildung angemeldet und bin mir sicher, dass es auch gelingen wird. Wie, weiß ich noch nicht. Aber ich will trotz dieser Paruresis leben und mit meiner Arbeit zufrieden sein. Das lass ich mir nicht nehmen. Ob ich das tatsächlich noch 13 Jahre schaffe, oder nicht früher in den Ruhestand gehe, weiß ich ja auch noch nicht.
Zumindest habe ich gelernt, damit einigermaßen zurecht zu kommen, wenn ich die P. nach drei Therapien schon nicht wegkriegen konnte. So gesehen, geht es mir heute besser als vor einigen Jahren noch. Und wenn ich das jetzt so lese, was ich geschrieben habe, muss ich sagen, dass ich echt froh bin, doch einen Beruf zu haben, der mir viel Freiheiten läßt und ich nicht ständig in einem Büro auf einem Flur mit einem Klo eingesperrt bin.
Gut, nun habe ich viel geschrieben und könnte dazu noch ein Vielfaches erzählen, das will ich lieber nicht tun, das liest das ja keiner mehr. Aber eins noch: Zur P. ist seit einigen Jahren dazu gekommen, dass es Zeiten gibt, manchmal ganz plötzlich, von einem Tag auf den anderen, oder sogar von einer Stunde auf die andere, dass ich ständig pinkeln muss (darüber gab es hier auch schon mal Beiträge). Auch der Urologe weiß nicht, warum das so ist. Das macht es dann allerdings sehr schwierig, Termine außer Haus wahrzunehmen. Wie das weitergehen soll, weiß ich allerdings noch nicht.
So, das reicht.
Schöne Grüße aus dem Norden
waterman
zefiro39
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Beitrag von zefiro39 »

Im normalen Berufsalltag habe ich keine Probleme, da ich in einer größeren Institution arbeite und eine breite Auswahl an Toiletten in verschiedenen Stockwerken habe. Da findet sich immer ein stilles Örtchen.

Problematisch wirds eher, wenn ich zu einer Schulung oder einem Seminar geschickt werde. Häufig ist die Toilettensituation in Schulungseinrichtungen etwas dürftig, und dazu kommt das Problem, dass in meiner Branche die Teilnehmergruppe in der Regel zu 90% aus Männern besteht. Somit ist auf der einzigen, kleinen Herrentoilette in den Kurspausen mit Gedränge zu rechnen.

@wsp:
Man kann natürlich bei der Stellensuche nicht gezielt nach der Toilettensituation fragen, aber wie wäre es, diese unauffällig beim Bewerbungsgespräch zu inspizieren? Oft wird man ja bei dieser Gelegenheit sowieso herumgeführt und sieht dabei auch ganz gut, ob und wie die Toiletten im Gebäude verteilt sind. Erfahrungsgemäß besitzen übrigens große Arbeitgeber bessere und reichlich vorhandene Toiletten, während in kleinen Büros manchmal das Klo nur eine kleine Kammer ist, die von allen genutzt werden muss.
tom20
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Beitrag von tom20 »

Hallo waterman,
vielen dank für deine eindrücke aus dem berufsleben. ich fand das sehr interessant zu lesen, wie du dmait so zurecht kommst.
wsp
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Beitrag von wsp »

WCFrisch hat geschrieben: ... es in den vielen jahren die ich dort arbeite erst eine handvoll male überhaupt passiert ist, dass jemand dazugekommen ist.
Das sind ja paradiesische Zustände.
Bei mir ist es ziemlich oft so, dass ich da nicht allein bin. Meistens schaffe ich es trotzdem irgendwie, manchmal auch nicht. Wenn es manchmal nach 2 oder 3 Versuchen noch nicht geklappt hat, bin ich mit den Nerven am Ende, ich gebe es auf und fahre zu mir nach Hause. Es ist bei mir relativ leicht möglich, von der Arbeit wegzugehen. Ich habe dabei "nur" das Problem, dass es mich viel Zeit kostet. Mein berufliches "Überleben" hängt eigentlich an dieser relativen Freiheit.
Meine obige Aussage, wonach ich jetzt eingesperrt bin, war gemeint im Vergleich zu meiner früheren Situation. Tatsächlich sind sicher viele Menschen in der Arbeit viel mehr eingesperrt als ich.
waterman hat geschrieben: Letztlich hat bisher meine Arbeit noch nicht darunter gelitten.
Bei all den Problemen, die waterman geschildert hat, verstehe ich nicht, wie das möglich ist oder wie das gemeint ist.

Bei mir jedenfalls ist es so, dass ich viel Zeit statt zu arbeiten damit verbringe, ängstlich darüber nachzudenken, ob und wann ich aufs Klo gehen kann, und das wäre ja wohl ein Grund, mich hinauszuwerfen.

Angst und Stress wegen der Pinkelprobleme sind ein Problem, dass ich deswegen auch noch Angst haben muss, hinausgeworfen zu werden, ist ein weiteres, anderes Problem, das auf die Dauer auch ziemlich deprimierend ist.
Wobei das eine etwas zwiespältige Sache ist. Es geht mir in der Arbeit ziemlich schlecht, und hinausgeworfen zu werden wäre irgendwie eine Erlösung. Andererseits habe ich aber trotzdem Angst deswegen.

Aber abgesehen von solchen konkreten Problemen ist es, glaube ich, allgemeiner gesehen so, dass man durch die Paruresisprobleme gezwungen ist, den Kontakt mit anderen Menschen zu vermeiden, und dass es geradezu vorprogrammiert ist, dass man durch dieses introvertierte, kontakt- und konfliktscheue Verhalten im Beruf Probleme bekommt.
sandrine
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Beruf

Beitrag von sandrine »

Bei mir war es auch so, dass ich ständig nur darüber nachgedacht habe, wie und wann ich am besten aufs Clo gehe, ohne dass das einer mitbekommt. Leider hatte ich auch fast nie das Glück, alleine zu sein, dadurch blieb immer nur die Mittagspause, wo ich auf der Suche nach einem geeigneten Clo war, während die anderen in der Kantine waren und sich unterhielten, so dass ich auch nie richtig Anschluss bekam und mich wie eine Außenseiterin fühlte. hat schon jemand erfolgreich eine Therapie wegen Paruresis abgeschlossen, weil ich darüber nachdenke, eine anzufangen.
Im Moment bin ich freiberuflich tätig, was einerseits sehr befreiend ist andererseits aber mit großer Existenzangst verbunden ist. Außerdem ist mein Problem dadurch auch nicht verschwunden. Ich vermeide es nach wie vor, auf die Toi zu gehen, wenn ich mich beobachtet fühle und ich fühle mich dauernd beobachtet. Das ist sicher auch so ein Hauptproblem: ich fühle mich beobachtet, weil ich mich selbst dauernd beobachte.
Sandrine
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Beitrag von tom20 »

Hallo Sandrine,

Ich habe noch keine Therapie gemacht, aber ich denke, es ist das richtige. Also kann ich dich nur ermutigen es zu tun. Und das problem kenn ich aus schule und uni zu gut, immer dann, wenn die anderen sich unterhalten, geht man pinkeln, und so findet man nie richtig anschluss. Das ist schlimm.
Ja, das mit dem beobachtetfühlen ist auch so eine sache. man wird richtig paranoid und denkt, jeder würde einen genau beobachten, wenn man auf die toilette geht, udn es sofort registrieren, wenn mans ich da merkwürdig verhält. Aber das bilden wir uns nur ein! den leuten ist es völlig egal, was du auf der toilette machst!
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Außenseiter

Beitrag von sandrine »

Hallo Tom,
warum hast du denn noch keine Therapie gemacht? Hast du schon alleine Fortschritte gemacht? Es kostet mich noch große Überwindung bei so einem Therapiezentrum anzurufen.
Durch das Problem, was ich auch noch vor anderen zu verstecken versuche, fühle ich mich sowieso noch mehr als Außenseiterin, also nicht normal, was den Kontakt zu anderen noch erschwert. Ja, wahrscheinlich werde ich gar nicht so beobachtet wie ich glaube. In meiner Jugend fühlte ich mich schon dauernd beobachtet. Ich kann es heute noch schlecht ertragen, wenn ich an einer Bank, wo Leute sitzen, vorbeijoggen muß, obwohl bestimmt nichts Auffälliges an mir ist. Aber sicher ist, dass wir uns selbst ständig beobachten und bewerten, bei mir ist das jedenfalls so. :?
Daran möchte ich arbeiten, davon wegzukommen.
tom20
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Beitrag von tom20 »

Hallo Sandrine,
nein ich hab mich lediglich bis jetzt noch nicht dazu überwinden können. Also, nicht, dass ich prinzipiell ein Problem damit hätte, zu einem Psychiater zu gehen, das habe ich ja auch schon getan, aber eine Therapie ist doch noch mal was anderes.
zefiro39
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Beitrag von zefiro39 »

zum Thema Therapie: es ist wirklich schwierig, einen Therapeuten zu finden, der mit der Thematik etwas anfangen kann. Bisher hatte ich zwei Therapeuten, die beide von Paruresis noch nie etwas gehört hatten und während der Sitzungen jedesmal versucht hatten dieses Thema zu ignorieren oder beiseite zu wischen. Dem zweiten Therapeuten hatte ich auch mal das Buch "Lass es laufen" mitgebracht, aber er hat es sich nicht einmal genau angesehen...
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