vermeidungsverhalten?!!!

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gerob
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vermeidungsverhalten?!!!

Beitrag von gerob »

hi!!

zu beginn ganz kurz über mich:
bin 29 und leide geschätzte 15 jahre an paruresis.
seit ungefähr 3 monaten weiss ich erst, dass es überhaupt einen namen für meine abnormalität gibt. ich habe erst vor ein paar tagen dieses forum gefunden und bin echt begeistert, dass ich nicht der einzige bin! (obwohl das ja absolut nicht angebracht ist: wie kann man darüber begeistert sein, dass andere diese schreckliche krankheit haben?!)

prinzipiell mach ich einfach alles was mir spass macht, ohne meine paruresis zu beachten, ich mein damit: ich studiere, war auf auslandssemster, bin viel herumgereist, immer jedoch dann die paruresis im gepäck.

wie gesagt, ich dachte mir immer: "ich muss einfach alles machen können, meine paruresis ignorieren, irgendwie wird's schon klappen..."
und es klappte auch immer - irgendwie :( .

aber egal, jetzt zum thema:

meiner meinung nach hat die krankheit 2 essentielle komponenten:
1.) soziales verhalten (=verstärker)
2.) vermeidungsverhalten (=aufrechterhalter)

prinzipiell ist zu sagen: (darüber müssten sich alle einig sein): die ganze sache spielt sich nur im kopf ab.

ad 1.)
die paruresis schränkt uns in unserem sozialen verhalten ein.
-> folgt: durch unser eingeschränktes soziales wirken wird aber wieder die paruresis verstärkt, da wir nicht unter leuten sind und von monat zu monat wird's unmöglicher irgenwo pissen zu gehn.
bleibt man in "übung" unter leuten zu sein, fällt's einem leichter.

ad 2.)
gleich ein super beispiel aus dem thread: "Beobachtet fühlen"

Beitrag von: WCFrisch (Di Okt 16, 2007 6:49 am)
... denn wenn dann doch leute an den pissoirs stehen kann ich ja auch in die kabine...
prinzipiell dachte ich mir das bis jetzt auch noch. doch genau hier liegt auch ein problem: wenn wir uns im kopf immer einen ausweg suchen, den wir gehen könn(t)en, dann vermeiden wir die direkte konfrontation!!
-> folgt: dadurch wird die paruresis aufrechterhalten!

mein schluss aus 1.) und 2.):
jedes vermeidungsverhalten gehört abgebaut - meiner meinung kann das nur durch übung passieren, wobei z.b. alleine üben sicher ein wichtiger punkt ist - also einfach überall pissen gehn. dann mit jemand anders, ...
wichtig jedenfalls, überhaupt mal mit jemandem zu reden!
soziale kapselung macht's nur schlimmer, auch wenn mann/frau sich eigentlich nur mehr einsperren will, weil's grad schlimm ist
-> raus aus der wohnung!

klingt jetzt echt blöd: stellt euch der herausforderung, einfach normal zu sein, nicht drüber nachzudenken und einfach auf's klo zu gehn, wann ihr wollt, weil ihr gerade eure blase spürt! das bewusste spüren der blase ist auch so eine wichtige sache...

und das möcht ich noch sagen: das ist meine meinung. wenn ihr anders denkt, schreibt das bitte genau hier! falls ihr gleiches denkt, würd ich mich auch über euren kommentar freun....

was ich vergessen hab: die ausgeprägtheit meiner paruresis:
zuhause: kein problem, solang ich keinen besuch hab.
irgendwo anders: fast nie möglich. egal, ob sitzen oder stehn, ausser das klo ist schön exponiert, also keine zuhörer, zuseher, keiner wartet, denkt nach über... mich?...

mein problem auch: ich versuch's gleich nicht einmal (also mit vollster blase rumeiern, bis ich z'haus bin...), was ich aber in letzter zeit schon etwas geändert hab... also einfach gehn, wenn ich muss, auch wenn's nicht geht... 's pissoir ist aber tabu - wieder: ausser es ist exponiert, keiner könnte zuhörn/zuschaun/kommen...

eins noch: bin aus wien und würd mich gern mit andern treffen um über das problem zu plaudern. ich glaube, dass das drüber reden ein wichtiger schritt ist, in dieses wirken der krankheit einzugreifen.......
Stefan85
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Beitrag von Stefan85 »

Hallo Gerob.

Ich gebe dir voll und ganz recht bei allem was du schreibst.

Ich drücke mich leider auch davor, mich den Situationen zu stellen und beobachte, wenn ich irgendwo bin, ob jemand aufs Klo geht oder ob jmd gerade wieder kommt.

Aber das ist der Fehler: Man sollte einfach gehen, wenn man muss. Und es wenigstens versuchen. Wenn es nicht klappt und das wird es erst wohl auch nicht, kann man immer noch in die Kabine wechseln (in meinem Fall geht das).

Und auch mit dem darüber sprechen mit anderen - da denke ich auch, dass das der erste Schritt zur Besserung ist. Ich habe meinen besten Freunden und meiner Mutter deshalb auch schon davon erzählt.
gerob
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Beitrag von gerob »

Wenn es nicht klappt und das wird es erst wohl auch nicht, kann man immer noch in die Kabine wechseln (in meinem Fall geht das)
find ich echt schön für dich, dass es in der kabine dann noch hinhaut!

nur leider ist das ja genau der punkt: du vermeidest, das pissoir aufzusuchen... das macht's auf dauer aber nur schlimmer!

aus meiner erfahrung würde ich dir raten, diese situation zu trainieren und sie nicht zu vermeiden...

nur wie bekommt man dieses blöde "es könnte sich jemand was denken" aus dem kopf, damit man diese vermeidungsverhalten nicht aufbaut bzw. dadurch stärkt???
frazier
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Beitrag von frazier »

wie meinst du das zitat das auch gerob aufgegriffen hat, genau?
also du versuchst es erst am pissoir und wenn du merkst es geht nicht, dann gehst du einfach vom pissoir in kabine?
das würd ich mich auch gern trauen, aber komm ich mir iwie zu blöd für zu.
gerob
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Beitrag von gerob »

also du versuchst es erst am pissoir und wenn du merkst es geht nicht, dann gehst du einfach vom pissoir in kabine?
bei mir: ich mach das nur dann, wenn kein anderer in der toi ist.
falls aber jemand daherkommt: einpacken und das weite suchen...

werd versuchen, das zu ändern: einfach stehen bleiben und warten, bis er wieder weg ist... einfach genau diese peinliche situation wirken lassen...

wobei: das im stehen pissen ist ja nicht einmal mein direktes ziel, wär schon froh, einfach IMMER in der kabine zu können... :(
Stefan85
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Beitrag von Stefan85 »

@gerob & frazier:

Ja, ich weiß, das ist mir klar, dass ich es so vermeide... ich meine bisher vermeide ich, indem ich weiß, dass wenn jemand anders dort steht,in der kabine ist oder jmd kommen könnte. Also gehe ich direkt in die Kabine ohne es zu versuchen am Pissoir.

Aber gerade das sollte man nicht, da gebe ich gerob recht. Ich sagte:

Man sollte ans Pissoir gehen egal wer da ist oder ob einer kommen könnte und versuchen und wenns dann nicht klappt nach 2-3 Minuten oder so in die Kabine gehen (wenn keiner da ist, sonst siehts wirklich blöd aus) oder halt einpacken gehen und später nochmal versuchen (wenn möglich).

Heute habe ich eine gute Erfahrung gehabt, na gut es war nicht viel los.
War in so ner Kirche, bin da aufs Klo, musste sehr dringend und bin ans Pissoir. War keiner da, der Gang zur Toilette war auch relativ lang.
Gut dann geht es bei mir ja meist.
Aber das Besondere war: Die Tür vom Klo stand offen und draußen lief ein paar Meter weiter ne Putzfrau rum. Gut, man konnte mich beim Vorbeigehen an der Klotür nicht sehen, aber ich fand es trotzdem erfolgreich.
WCFrisch
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Beitrag von WCFrisch »

ich denke man kann und sollte hier nicht pauschalisieren.. also grundsätzlich sagen wenn man doch lieber in die kabine geht vermeidet man zu sehr.

es hängt doch auch vom schweregrad der paruresis ab und man sollte das ziel über mehrere etappen erreichen.
wenn man zb garnicht auf öffentlichen klos kann sollte man wohl erstmal die kabine bezwingen und dann über das pissoir nachdenken, ansonsten überfordert man sich meiner meinung nach.
oder später wenn die kabine kein problem mehr ist und man oft am pissoir übt sollte man sich trotzdem nicht in eine traumatische situation bringen (wenn zb das klo voll bis oben hin ist mit leuten) und zwanghaft vor dem pissor stehenbleiben wenns einen überfordert.. da kann man auch mal wieder in die kabine gehen.

hauptsache ist doch das man bei jedem üben danach ein gewisses erfolgserlebnis vorweisen kann mit dem man sich für die nächste übung motivierten kann.
Jupp
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Beitrag von Jupp »

@WCFrisch
Das sehe ich genauso: Man sollte nicht pauschal sagen, wer in die Kabine geht, der vermeidet das Pissoir.
Jeder muß für sich selbst entscheiden, was er will. Wer es doof findet, sich mit anderen in eine Reihe zum Pinkeln zu stellen, und lieber alleine in der Kabine ist, kann das doch auch ruhig so machen. Man sollte halt nur ehrlich zu sich selbst sein. Wer gerne am Pissoir pinkeln möchte, sich aber nicht traut, der vermeidet etwas. So geht mir das eben meistens: Wenn jemand am Pissoir steht oder ich befürchte, jemand wird hereinkommen, bevor es läuft, dann meide ich das Pissoir, gehe in die Kabine und ärgere mich über mich selbst. Vor allem, wenn dann gar keiner hinterherkommt!
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