Paruresis und Kinder

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Franz
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Paruresis und Kinder

Beitrag von Franz »

Hallo Leidensgenossen,

ich hoffe, dies war bisher noch kein Thema in diesem Forum. Mich würde interessieren, welche Erfahrungen diejenigen unter Euch, die bereits Kinder haben, im Zusammenhang mit Paruresis gemacht haben.

Insbesondere bei gleichgeschlechtlichen Kindern stellt sich doch irgendwann das Problem, wie man die (gemeinsamen) Toilettengänge - bei Ausflügen, Urlauben... - handhabt. Darüber habe ich mir schon immer große Gedanken gemacht und nun ist es soweit, wir haben einen Sohn bekommen. Noch ist er ein Baby, aber wie mach ich das später...?

Es wird wohl darauf hinauslaufen, dass ich, solange er ein Kleinkind ist, mitgehe, aber selbst nicht "mitmache". :wink: Anschließend gehe ich dann alleine. Später, wenn er größer ist und allein gehen kann, gehen wir immer getrennt. Das ist doch ausgesprochen nervig, oder? Außerdem kommt weiterer Stess dazu, der die Paruresis vielleicht noch verschlimmert.

Es wäre schön, wenn Ihr mir Eure Erfahrungen in diesem Zusammenhang mitteilen würdet. Vielleicht hat jemand ja sogar einige Tips.

Franz
Maddin
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-

Beitrag von Maddin »

Also wenn ich zusammen mit meinen Bruder auf Toilette gehe, dann kann ich sogar am Pissoir pinkeln wenn er neben mir steht. Ich glaub das liegt daran, weil wir in einer Familie sind und so das Vertrauen sehr groß ist. Bei Freunden z.B. könnte ich nicht am Pissoir pinkeln (auch wenn wir nur zu zweit auf Toilette sind). Das sind meine Erfahrungen zu "Familienmitgliedern". Ich weiß nicht, wie das ist wenn man einen Sohn hat. Dafür bin ich noch zu jung...

Gruß,

Maddin
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PP
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Beitrag von PP »

Hallo Franz,

das erste, was mir zu deinem Beitrag eingefalen ist:
Er ist also noch ein Baby und bis es mit ihm eine Situation geben könnte, die für dich ein Problem darstellt, wird noch viel Zeit vergehen.
Also hast du ein Zeitfenster, in dem du an dem Problem arbeiten kannst. Wenn du engagiert herangehst, hast du es in 3 Jahren im Griff, denke ich.
Suche dir hier einen Pee-Buddy und fange einfach damit an.
Du solltest dich dem Problem stellen und nicht ausweichen.

Was mir noch eingefallen ist:
Dein Sohn wird mit dir aufwachsen und dich sehr gut kennenlernen.
Sobald er alleine stehen kann, kannst du anfangen, mit ihm zu üben.
Wenn er fertig ist tauscht ihr einfach die Plätze. Am Anfang kannst du dich vielleicht hinsetzen und Sohnemann muss dann halt auch warten, bis der Papa fertig ist.
Vielleicht wächst der Papa auch einfach in die Situation mit hinein und mit dem Sohn ist es überhaupt kein Problem.

Wenn ein Kind seinem Vater beim Pinkeln zusieht, ist es vielleicht auch später weniger anfällig für Paruresis, weil es das nicht als etwas sieht, dass man hinter verschlossenen Türen machen muss.
In dem Fall würde ein Training euch beiden nützen.

Ich wünsche dir auf jeden Fall Viel Glück!
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Schäfchenzähler
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Beitrag von Schäfchenzähler »

Die Vorstellung, Sohn der endlich mit mir zusammen strullern will... Hilfe... keine Ahnung... Darüber hab/hatte ich mir bisher noch nie Gedanken gemacht... Bild

Also mit meiner Stieftochter hatte ich enorme Probleme (wobei ich nicht mit ihr zusammen gehen musste!) - einfach weil da ständig eine potentielle "Störenquelle" in meiner Wohnung war, die mich von meinem Vorhaben ablenkte. Mittlerweile versucht sie nicht mehr mir durch die Tür zu erzählen, was in Kindergarten/Schule so vorgefallen ist.
Franz
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Beitrag von Franz »

Schön, dass Ihr Euch zu dieser Sache geäußert habt und vielen Dank für die Tips.

Zu der Antwort von Maddin: Wenn du im Beisein Deines Bruders ohne Probleme am Pissoir pinkeln kannst, hast Du wahrscheinlich Glück, dass die Paruresis bei Dir (noch) nicht so stark ausgeprägt ist. Wenn es nicht schlimmer wird, wirst Du auch mit den eigenen Kindern keine Probleme haben. Bei mir hat sich die Paruresis im Alter von ca. 18 bis 25 allerdings noch stark verschlechtert.

Zu der Antwort von PP: Du hast völlig recht damit, dieses Problem anzugehen. Genau deshalb suche ich auch über dieses Forum einen Pee-Buddy. Es hat sich allerdings (noch) niemand gemeldet. Auch meine Idee, eine Selbsthilfegruppe zu gründen, ist ins Leere verlaufen. Ich bin scheinbar der Einzige im Raum Leipzig mit diesem Problem. :(

Eine Therapie bei einem Psychologen habe ich bereits begonnen, aber ohne üben wird das sicher schwer. Wenn ich das Problem nicht wegbekomme, wird mir nichts anderes übrig bleiben, als weiterhin mit Vermeidungstaktiken durch die Welt zu gehen.

Meine Sorge ist es auch, dass mein Sohn durch mein schambehaftetes Verhalten ebenfalls dieses Problem bekommt. Dass ich dieses Problem habe, ist schon schlimm genug.
PP
Poweruser
Beiträge: 135
Registriert: 10. März 2006 20:52

Beitrag von PP »

Ich kan mich nicht an viele Male erinnern, an denen ich mit meinem Vater pinkeln war. Ich glaube auch nicht, dass das ein gewichtiger Grund ist.

Zur Pee-Buddy-Suche:
Da wäre es effektiver, wenn du eine E-Mail-Adresse hinterlässt.
Dann bekommst du auch noch Kontakt, wenn du dieses Forum nicht mehr besuchst.
Vielleicht sinkt auch die Hemmschwelle dadurch, sich zu melden.

Vermeidungstaktik sollte man vermeiden.
Ich gehe zur Zeit öfter an öffentliche Pissoirs, nur um mich an die Situation zu gewöhnen. Manchmal muss ich gar nicht.
Mein Psychologe hat mir zum Üben geraten, einfach mal 5 Minuten stehen zu bleiben.
Oder man bleibt so lange stehen, bis der erste reingekommen ist und wieder gegangen ist.
Parkplätze an der Autobahn sind auch gut zum Üben geeignet. Da kennt einen doch keine Sau.
Wenn ich einmal eine große Toilette gefunden habe mit vielen Pissoirs, dann habe ich mir vorgenommen, über einen Liter zu trinken und dann so lange auf der Toilette zu warten, bis es läuft.
Nach einer halben (?) Stunde läßt auch die Angst nach und es setzt schon rein biologisch ein Gewöhnungsgefühl ein.
Das heißt, du kannst eigentlich sofort mit dem Üben anfangen.
Ich sehe die Bekämpfung der Paruresis ein wenig als Hobby :)

Und wenn du an dem Problem dran bleibst, schaffst du es auch!
Franz
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Beiträge: 9
Registriert: 6. Juni 2006 14:47

Beitrag von Franz »

Hallo PP,

glaubst Du, dass die Hemmschwelle niedriger ist, sich auf eine E-Mail-Adresse zu melden, als anonym in diesem Forum? Das glaube ich nicht. Ich denke, es gibt einfach niemanden aus meiner Gegend, der dieses Forum besucht und bereit ist, die Sache mit dem Pee-Buddy anzugehen. Es ist halt sehr schwer herauszufinden, dass dieser "Mist", den wir alle hier mit uns rumschleppen, einen Namen hat und im Zuge dessen diese Internetseite zu finden.

Mit der Vermeidungstaktik hast Du völlig recht. Das ist grundfalsch, wie mir durchaus bewusst ist. Aber man ist es einfach so gewöhnt. Ich sollte wirklich öfter üben und mich mit der Situation konfrontieren. Das Problem dabei ist aber, dass man sich diese Gelegenheiten erst schaffen muss, und dass das Zeit kostet, die man eben lieber anderweitig verwendet. Obwohl man weiß, dass man üben muss, um dagegen etwas zu unternehmen, fehlt (mir zumindest) der Antrieb. Deshalb finde ich die Sache mit dem Pee-Buddy gut. Da kann man sich gegenseitig motivieren und feste Zeiten in der Woche dafür einplanen. Naja, vielleicht meldet sich ja irgendwann doch jemand.

Wie ist das bei Dir? Merkst Du schon Erfolge durch die Therapie?
shgp
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Beiträge: 4
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Wohnort: Augsburg

Beitrag von shgp »

Hallo Franz,

bitte schließe Dich einfach der Bayern-Kontakt-Liste (http://www.paruresis.de/phpBB2/viewtopic.php?t=311) an oder gründe selber eine Kontaktliste. Wir sind gerade dabei Adressen von Betroffenen zu sammeln. Gut, wir sind erst ganz wenige, aber das ist doch schon mal ein Anfang. Von nichts kommt nichts ;-) Das wäre eine Alternative zum pee-buddies-Forum, die m.E. besser geeignet ist um künftig Kontakte vor Ort zu vermitteln. Bis dahin ist es natürlich noch ein Stück Weg und ich hoffe, dass sich daraus auch mal die erste Selbsthilfegruppe entwickeln wird.

Gruß
shgp
Franz
User
Beiträge: 9
Registriert: 6. Juni 2006 14:47

Beitrag von Franz »

Hallo shgp,

ich schließe mich gerne dieser Liste an. Es macht allerdings nur dann Sinn, wenn ihr auch "Nichtbayern" aufnehmt. (Ich wohne in Sachsen.) Deinem Vorschlag nach, scheint das der Fall zu sein. Ihr solltet das dann aber auch so kommunizieren, damit sich auch andere "Nichtbayern" - außer mir - eintragen.

Mein Vorschlag wäre, die mit der "Bayern-Kontakt-Liste" begonnene Initiative auszuweiten und in eine allgemeine Kontaktliste umzuändern. Die Namen der Leute könnten ja weiterhin nach Bundesländern geordnet werden. Wenn zum Beispiel ein Treffen in Bayern stattfinden soll, können es sich die anderen überlegen, ob sie den Weg in Kauf nehmen und teilnehmen.
DoubleM
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Wohnort: Hagen

Beitrag von DoubleM »

hmm ich könnte nicht mal sagen, ob mein Vater in dem Bereich irgendwelche Probleme hat.

Allerdings hat er irgendwie in der Übertragung der Männlichkeitsrolle auf mich versagt, da er selbst eher still, zurückhaltend und klein beigebend ist.

Hat nie so ein "ich bin stolz ein Mann zu sein und im Stehen und immer und überall pinkeln zu können" an den Tag gelegt. Ich glaub ihm war es auch eher peinlich, wenn er mal am Straßenrand musste oder im Bad beim Pinkeln überrascht wurde.

Da ist jedenfalls auch irgendwie was schief gelaufen wie in so manch anderem Bereich auch.
Ich hab ja als kleiner Junge schon immer die Kabine aufgesucht und kann somit kaum was zur normalen Entwicklung sagen.

Gruß
DoubleM
PP
Poweruser
Beiträge: 135
Registriert: 10. März 2006 20:52

Beitrag von PP »

Wenn du eine E-Mail-Adresse hinterläßt, signalisierst du ernsthaftes, ein wenig verbindliches Interesse.
Außerdem bist du auch dann noch erreichbar, wenn du nicht mehr regelmäßig dieses Forum besuchst.

Ich merke, dass es mir weniger ausmacht, an Pinkelrinnen zu stehen, ohne dass etwas läuft. Ich denke, das ist der erste Schritt.
Den Druck wegnehmen, dass etwas kommen muss.

Zur Frage mit der Kontaktliste werde ich einen neuen Thread aufmachen.
Heinz
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Beiträge: 20
Registriert: 11. Januar 2005 22:55
Wohnort: Raum Schorndorf (BW)

Beitrag von Heinz »

Hallo Franz,

klingt vielleicht etwas egoistisch, aber vielleicht solltest du schon jetzt deinen Sohn öfters zum Toilettengang zu Hause mitnehmen. Noch bekommt er ja nichts mit davon, für dich wird es Anfangs vielleicht ein Hinderniss sein, aber das wird sich legen. Vielleicht kannst du durch deinen Sohn die Paruresis besiegen.

Gruss
Heinz
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