Übung und Expo stationär

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Serfling01
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Übung und Expo stationär

Beitrag von Serfling01 »

Hallo an alle
wie bereits angekündigt möchte ich Euch von den Vorgehensweisen in der stationären kognitiven Verhaltenstherapie berichten. Wenn Euch Tagesablauf, Therapieaufbau und Gruppenzusammensetzung interessieren, schaut Euch meine anderen Beiträge an. Heute geht es um Exposition und Übung.

Am Anfang von Übung und Exposition steht die sogenannte Zielescala. Diese Scala soll Schritt für Schritt wiedergeben, über welche Stufen Du Dein Endziel erreichen könntest. Jede einzelne Stufe ist dabei natürlich schon ein kleines Ziel. Bei jedem Paruretiker kann diese Scala anders aussehen. Bei dem einen ist es das sich-beobachtet-fühlen bei der anderen das Geräusch. Manchmal weiß man einfach auch gar nicht, was schwieriger ist: Wenn ein paar Arbeitskollegen bei einem Meeting auf einen warten oder wenn man in Sichtweite auf eine Wiese pinkeln muss, während die Freunde entspannt ein Picknick machen. Wenn ihr das nicht so genau wisst, ist das nicht so schlimm. Spätestens bei den Übungen bekommt ihr heraus was schwieriger ist. Jedoch sollte die Scala einigermaßen fein abgestuft sein, denn anhand dieser wird der Übungsplan erstellt.

Wenn ihr die Scala fertig habt, wird sie in jedem einzelnen Punkt mit dem Therapeuten besprochen, damit es keine Missverständnisse gibt. Gemeinsam wird dann versucht ein Übungsscenario zu entwickeln, welches den aufgeschriebenen Zielen (Situationen) am nächsten kommt. Danach wird ein Übungsplan erstellt.
Außerdem werden die Rahmenbedingungen besprochen:
Welche Toilette, Patient bestimmt Geschwindigkeit und Wiederholungsanzahl, Strahl aufhalten, damit mehrere Übungen nacheinander machbar sind, Zwischenbesprechungen, Blasendruck, Vorgehensweise wenn jemand anderes in die Toilette kommt etc.
Da nicht klar ist, wie schnell man sich bei den Übungen entwickelt, einigt man sich auf erste Schritte. Bei mir sahen die wie folgt aus:
1 - Therapeut sitzt vor Stationstoilette und wartet, Toilettentür geschlossen, ich am Urinal – nach kurzer Besprechung vor Toilette, Wiederholung (alle Übungen werden so oft wiederholt wie Du willst)
2. Gleiche Situation nur Toilettentür steht offen mit Unterhaltung - Wiederholung ohne Unterhaltung
3. Therapeut kommt herein, wenn ich schon beim Pinkeln bin und bleibt im Vorraum stehen - Wiederholung 1x
5. Ich auf Kabine, Therapeut vor der Kabinentür mit Unterhaltung – Wiederholung ohne Unterhaltung
6. Ich am Urinal, Therapeut im Vorraum am Waschbecken mit Unterhaltung – Wiederholung ohne Unterhaltung
7. Ich am Urinal, Therapeut hinter mir auf Sichtkontakt mit Unterhaltung – Wiederholung ohne Unterhaltung

Bis hierhin bin ich am dritten Übungstag gekommen (Alles in allem waren das 17 Einzelübungen, da ich an jedem Übungstag wieder mit der letzten Übung des Vortages begonnen habe. Was das für eine Freude war, könnt ihr Euch vorstellen. Es steht direkt jemand hinter mir und ich kann pinkeln. Unglaublich.

Ab diesem Punkt haben wir einen zweiten Peebody eingeschaltet, einen eingeweihten Betreuer von Station, damit ich fast jeden Tag üben kann. Mit diesem habe ich an Punkt zwei angefangen. Und bin jetzt soweit, dass er direkt neben mir am Urinal steht und ich neben ihm pinkeln kann, ohne dass wir uns unterhalten. Insgesamt waren das bisher 6 Übungstage und 21 Einzelübungen. (d.h. bei der zweiten Person ging alles viel schneller)

Zeitgleich mit den Übungen findet die Exposition statt. Das heißt die Konfrontation mit der Angst. Dazu wird gemeinsam mit dem Therapeuten ein Expositionsvertrag aufgesetzt, der wieder nach Schwierigkeit gegliedert ist.
Mein Vertrag beinhaltet sinngemäß folgende Punkte:
Ohne Druck auf der Blase öffentliche Toiletten besuchen und folgende Dinge tun:
1. Mich ans Urinal stellen und warten bis ein Mann hereinkommt und wieder geht
2. Mich ans Urinal stellen, wenn schon einer steht und warten bis ein nächster kommt und wieder geht
3. Mich ans Urinal stellen und warten bis mehrere gekommen und gegangen sind
4. Ungeachtet der Anzahl der Besucher immer länger aushalten (am Ende bis 20 min)
5. Mich bewusst zwischen zwei bereits am Urinal stehende Männer stellen und warten bis beide gegangen sind
6. Die Übungen auf verschiedenen Toiletten wiederholen
7. Mehrmals die Position im Raum während einer Übung verändern
Die Übungen dürfen nicht vorzeitig abgebrochen werden.

Die Übungen müssen unabhängig von meiner Tagesform zwei Mal täglich ausgeführt werden.
Die Übungen dürfen niemandem verraten werden (Das nimmt sonst den Druck raus).
Ich darf mich nicht selbst beruhigen oder ablenken (Auch das nimmt den Druck raus).
Ich bespreche meine Vorgehensweise, Erkenntnisse und meine Veränderung mit dem Therapeuten.
Zu jeder Übung fertige ich ein Situationsprotokoll an.

Ich habe bis jetzt 25 Übungen auf unterschiedlichen Toiletten durchgeführt. Meine längste Übung (Zeit am Urinal) waren 15 min. Bei dieser Übung waren insgesamt 14 Männer an den anderen Urinalen (max. 4 zur gleichen Zeit) und 8 in den Kabinen. Dazu kam der zweimalige Besuch der Putzfrau, welche die Kabinen säuberte.
Meine bisherigen Erkenntnisse:
Es interessiert niemanden, nicht mal die Putzfrau, ob ich hier stehe. Also war meine bisherige Angst beobachtet zu werden, völlig unbegründet.
Es gehen viele Männer auf die Kabine, nur um zu pinkeln.
Meine Angst nimmt mit jedem Training immer mehr ab. Mittlerweile schweifen meine Gedanken zuweilen einfach ab, weil es mir langweilig wird. Das war das Ziel.

Natürlich gibt es immer noch heikle Situationen: So etwa, wenn sich ein besoffener Typ in Tarnanzug direkt neben mich stellt, obwohl alle anderen Urinale noch frei sind und mich auch noch anstarrt. Aber auch der ist einfach gegangen.
Oder ein Vater steht vor einer Kabine direkt hinter mir und wartet bestimmt 5 Minuten auf seinen Sohn, der ewig nicht fertig werden will.
Ein anderer Paruretiker? steht sehr lange am Urinal und kann nicht Wasser lassen. Er geht nach 3-4 Minuten in die Kabine und pinkelt dort.
Ok. Solche Situationen sind unangenehm. Aber am Ende passiert gar nichts. Keiner lacht, keiner spricht mich an und ich falle nicht in Ohnmacht. Das nimmt immens den Druck raus und scheint sich damit auch auf das Training auszuwirken.

Neben den genannten Expos gibt es auch noch besondere Situationen. So z.B. eine lange Wanderung mit der Therapiegruppe, in der ich mich mehrmals in die Situation begeben muss, pinkeln zu gehen. Dabei sollte ich die anderen besonders lang auf mich warten zu lassen. (Ohne dass die wissen, dass dies meine Expo ist). Auch das macht etwas lockerer, denn niemanden interessiert es wirklich.

Ok, das war eine lange Geschichte. Ich hoffe, ich konnte auch bei Euch ein wenig den Druck herausnehmen. Ich gehe jetzt zum Pinkeltraining und habe hoffentlich meinen nächsten Erfolg.
An dieser Stelle werde ich weiter berichten, wie Expo und Übung sich entwickeln.

Alles Gute bis zum nächsten Mal
Alex Beisenherz
Medizinischer Experte
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Re: Übung und Expo stationär

Beitrag von Alex Beisenherz »

dieses Forum wird immer reicher an Ressourcen. Wenn wir die Hinweise und Therapietipps mal zusammenstellen, schlägt das die auf dem Markt befindliche Selbsthilfeliteratur um Längen!
Vielen Dank, Serfling, für diese genaue Darstellung! Du bist echt gut dabei, was die Motivation anbelangt.
Das wichtige hier, finde ich, ist die ausgewogene Gewichtung der Expositionen im Vergleich zu den Übungen. Mein Eindruck hierzu ist, das sowohl hier im Forum als auch im amerikanischen Forum ZUVIEL Pinkelübungen und ZU WENIG Expositionsübungen durchgeführt werden. Dies betrifft übrigens auch die gängige Selbsthilfeliteratur (Hammerstein, Soifer, Wemingo). Daher finde ich deinen Beitrag hier so wichtig.
Denkt dran: Bei der Paruresis handelt es sich nicht um die Angst davor vor anderen zu pinkeln. Es handelt sich um die Angst davor vor anderen NICHT pinkeln zu können. Diese Angst kann am gezieltesten abtrainiert werden, indem man vor anderen NICHT pinkelt, sich aber trotzdem in eine entsprechende Situation begibt in der man vorgibt pinkeln zu wollen und in dieser Situation eine gewisse Zeit verweilt, bis die entsprechende Angst abnimmt.
Alex Beisenherz
Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie
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Serfling01
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Re: Übung und Expo stationär

Beitrag von Serfling01 »

Hallo an alle,
wie angekündigt, halte ich Euch hier über meine Fortschritte auf dem Laufenden und was soll ich sagen: Ich habe seit Gestern 5 Pinkeltrainings in der realen Welt gemacht und konnte bei allen 5en Wasser lassen. Am Urinal. Neben anderen Männern. Nach 35 Jahren Paruresis war das für mich einfach unbeschreiblich.

Ich bin "einfach" den nächsten Schritt gegangen. Nachdem ich ca. 15 Expos auf dieser Toilette durchgeführt habe, dacht ich mir, wieso sollte das eigentlich nicht mit Druck auf der Blase gehen? Mein Therapeut meinte ebenfalls, ich wäre soweit. Also war das nächste Ziel, mit Druck auf der Blase ans Urinal zu gehen und stehen zu bleiben bis es geht. Egal ob da jemand steht oder nicht. Und siehe da. Es lief gleich beim ersten Versuch, neben 2 Männern, die bereits an den Urinalen standen und einem weiteren, der kurze Zeit später dazu kam. Seit dem konnte ich das 4 weitere Male in ähnlichen Sizuationen wiederholen. Zwei Mal davon habe ich sogar so lange gewartet, bis jemand in die Toilette kam und anfing zu pinkeln. Erst dann habe ich angefangen.
Wie Ihr Euch vorstellen könnt, ist die Freude groß und ich ging den ganzen Nachmittag grinsend durch die Stadt. Aber natürlich ist das erst der Anfang. Jetzt muss ich dieses kleine Plänzchen nur noch hegen und pflegen bis es wächst. Also Übung und Expo in kleinen Schritten weiter erhöhen und mich von Rückschlägen nicht entmutigen lassen.

So das war's für heute. Alles Gute für Euch. Bleibt dran.
Und danke an Dich Alex für die nette Rückmeldung.
Leute wie Du stärken einem den Rücken
Gruß Serfling
Alex Beisenherz
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Re: Übung und Expo stationär

Beitrag von Alex Beisenherz »

[quote=Serfling01 post_id=7155 time=1523641313 user_id=10703]
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Ich bin "einfach" den nächsten Schritt gegangen. Nachdem ich ca. 15 Expos auf dieser Toilette durchgeführt habe, dacht ich mir, wieso sollte das eigentlich nicht mit Druck auf der Blase gehen?
Alex Beisenherz
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Alex Beisenherz
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Re: Übung und Expo stationär

Beitrag von Alex Beisenherz »

Serfling,
Ich wollte deine Aussage nur nochmal highlighten. Bevor du die hier verbreiteten Pinkelübungen gemacht hast, hast du ca 15 Expositionen (!!) mit leerer Blase gemacht und dich damit an das Gefühl gewöhnt in Anwesenheit anderer einfach nur am Urinal zu stehen und NICHT zu pinkeln. Das ist ein entscheidender Unterschied. Wer kann das schon von sich behaupten?

Mich würde interessieren, in etwa wie du den Anteil an deinem Therapieerfolg einschätzen würdest für
a) die Expositionen mit leerer Blase und
b) den Übungen, in denen man tatsächlich versucht zu pinkeln
Alex Beisenherz
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Alex Beisenherz
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Re: Übung und Expo stationär

Beitrag von Alex Beisenherz »

passend hierzu ein Videolink von Sparky Wilson (leider auf Englisch)

https://www.youtube.com/watch?v=HRunKDr-kKU

Sparky Wilson beschreibt in seiner sehr empfehlenswerten Videoserie, wie er seine Paruresis überwunden hat. Interessanterweise waren seinen ersten Expositionsübungen (ähnlich wie bei Serfling) der simple Vorsatz, wann immer er sich in der Nähe von öffentlichen Toiletten befand, sich 3-5 Minuten darin aufzuhalten und in Pinkelposition zu begeben und das unabhängig davon, ob seine Blase gefüllt war oder nicht. In seinen Videos betont er immer wieder die Wichtigkeit dieser Übung.
Serfling01
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Re: Übung und Expo stationär

Beitrag von Serfling01 »

Hallo Alex

Ich würde sagen, dass die Expos am Anfang wichtiger sind, als das Training mit einer eingeweihten Person. Denn ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich, wenn ich mich oute, mein Problem bei dieser Person schon fast gelöst habe. Aber eben nur bei dieser Person. Auf öffentlichen Toiletten hat das jedoch weniger Effekt.
Bei den Expos gewöhne ich mich an die Situation neben unbekannten Leuten auf Toilette zu stehen und erkenne, dass ich nicht im Focus stehe und vor allem, dass es denen völlig egal ist, ob ich pinkeln kann oder nicht. Ich habe den Eindruck, das interessiert nur andere Paruretiker. Von denen es nach meiner Ansicht nach viel mehr gibt, als angenommen. Ich denke, ich übertreibe nicht, wenn ich behaupte, dass mindestens ein drittel der (jungen) Männer auf der Kabine pinkelt, wenn ich am Urinal stehe. Auch wenn die Toilette mit 8 Urinalen ansonsten leer ist. (Sowas beobachtet auch nur ein Paruretiker :) )
Obwohl ich jetzt schon öfter auf öffentlichen Toiletten neben unbekannten Männern pinkeln konnte, mache ich die Expos weiter. Und das auf mehreren Toiletten, mehrmals am Tag. Ich gehe durch die Satdt und stelle mich auf irgend eine Toilette, obwohl ich nicht pinkeln muß und bleibe da einige Minuten und einige Besucher lang stehen.
Also nochmal deutlich: Ich denke, dass die Expos zumindest am Anfang den Löwenanteil an der Genesung haben. Wenn ich es bei mir in Prozent ausdrücken wöllte, würde ich schätzen: 60 % Expo, 30% Übung, 10% Wissen über Denkfehler u.s.w.
Am schönsten verdeutlicht es vielleicht das folgende Beispiel: Ich wollte auf einer Toilette, auf der ich oft Expo gemacht habe wieder eine durchführen. Währenddessen verspürte ich einen leichten Druck auf der Blase und ich konnte plötzlich einfach pinkeln. Obwohl jemand 2 Urinale weiter stand. Auf dieser Toilette (und auf einigen weiteren) besteht für mich also kaum noch "Gefahr". Ich glaube das war die Expo.

Ich hoffe, ich konnte mich verständlich ausdrücken und wünsche Euch allen weiterhin viel Glück und Mut bei Euren Bemühungen

Grüße

Serfling
Alex Beisenherz
Medizinischer Experte
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Re: Übung und Expo stationär

Beitrag von Alex Beisenherz »

ja, sehr verständlich. Vielen Dank.
johannes
Webmaster
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Registriert: 15. Februar 2016 14:08
Wohnort: Berlin

Re: Übung und Expo stationär

Beitrag von johannes »

Serfling, vielen Dank für deine ausführlichen Beiträge! Und Gratulation zu deinen Erfolgen, total gut! :)
Serfling01
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Re: Übung und Expo stationär

Beitrag von Serfling01 »

Hallo an Alle,
8 Wochen kognitive Verhaltenstherapie sind um, und ich bin bei der Bewältigung meiner Paruresis einige Schritte weiter gekommen.
1. Die erste große Veränderung ist die Herangehensweise: Es belastet mich kaum noch, dass ich in manchen Situationen nicht auf das Urinal oder direkt neben anderen Pinkeln kann - Insofern hat die Paruresis den Charakter einer Krankheit verloren - Es ist eine von vielen Sachen geworden, die ich nicht besonders gut kann.
2. Ich vermeide kaum noch und bereite mich in keinster Weise auf eine potenzielle Schamsituation vor (wenig Trinken, bei jeder sich bietendenen Gelegenheit schon mal versuchen pinkeln zu gehen etc.)
3. Ich kann auf öffentlichen Toiletten in ca. 80% aller Fälle neben anderen urinieren. Wie gut das geht, hängt vom Blasendruck und von der Entfernung zur nächsten Person ab.
4. Ich kann mit Männern, bei denen ich mich geoutet habe sogar auf Toilette gehen. Wenn der Blasendruck einigermaßen hoch ist. Wenn wir uns unterhalten, geht das Wasserlassen sofort.

Auch wenn ich mich über die Erfolge sehr freue, möchte ich hier nicht stehen bleiben. Mein wichtigstes nächstes Ziel ist es, das Erreichte in die freie Natur zu übertragen. Da ich regelmäßig Klettern gehe, ist das notwendig. Die Blase sollte wegen der Konzentration beim Klettern und beim Sichern möglichst leer sein. Am Fuß des Felsens gibt es oft keine Möglichkeit außer Sichtweise zu gehen. Manchmal steht man auf einem Felsband und muß direkt neben seinem Partner in die Tiefe pinkeln. Heikle Situationen. Bei zwei Kletterpartnern habe ich mich deswegen bereits geoutet. Bei denen geht es jetzt auch schon besser. Demnächst kommen die Frauen dran. Das wird komisch aber ist wohl notwendig.
Außerdem werde ich die regelmäßigen Expos und Übungen auf öffentlichen Toiletten weiter durchführen und Gedankenprotokolle von den einzelnen Situationen anfertigen.
Es geht also weiter, aber ich bin nach wie vor zuversichtlich und motiviert.
An dieser Stelle möchte ich Euch nochmal ans Herz legen, eine stationäre Therapie zu machen. Im Alltag hätte ich nie soviel Zeit und Energie aufbringen können, um an der Paruresis zu arbeiten und ich wäre nie soweit gekommen.
Wenn Ihr nicht wisst, wohin Ihr Euch wenden sollt, kann ich Euch die Uniklinik in Jena empfehlen. Also Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie. Hier die stationäre kognitive Verhaltenstherapie. Die sind spezialisiert auf Angst- und Zwangsstörungen und haben in meinen Augen erstklassige Therapeuten, Die klemmen sich richtig rein, wenn man sie ein wenig fordert.
Wenn Ihr Fragen habt, könnt Ihr mich gerne anschreiben.
Also gutes Gelingen und bis bald.
Serfling
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