kognitive Verhaltenstherapie

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Serfling01
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Registriert: 10. März 2018 10:11

kognitive Verhaltenstherapie

Beitrag von Serfling01 »

Hallo an alle Forumteilnehmer,
wie in meiner Vorstellung bereits angekündigt, möchte ich Euch über den Verlauf meiner stationären kognitiven Verhaltenstherapie berichten, welche bei mir aktuell in der 4. Woche läuft.
Vorneweg möchte ich Euch bitten zu bedenken, dass ich Patient bin und keinerlei Kenntnis über richtige oder falsche Vorgehensweisen habe und aus meiner ganz persönlichen Perspektive schreibe. Weiterhin werde ich weder den Namen der Klinik noch den eines Therapeuten weitergeben. Da bitte ich Euch um Verständnis.

Nochmal kurz zu meiner Person:
Ich bin 51 Jahr, verheiratet und habe zwei Kinder. Ich leide seit ca. 35 Jahren an Paruresis, seit ca. 20 Jahren an Prüfungsangt, Angst im Mittelpunkt zu stehen, Angst Reden zu halten etc. und seit etwa 10 Jahren an einer leichten Form von Platzangst.

Ursprünglich wollte ich eine ambulante Gruppentherapie machen, habe aber schon bei den ersten Gesprächen mit dem Therapeuten gemerkt, dass mir das nicht reichen wird. Also entschied ich mich für stationär. Und gleich vorneweg: Ich habe es bisher nicht bereut.

Die Therapiegruppe:
Die Therapiegruppe besteht aus 16 Patienten beiderlei Geschlechts. Die Personen sind im Alter zwischen 18 und 60 Jahren und bilden in etwa den Querschnitt der Bevölkerung ab. Also vom Maurer, der seit Jahren Hartz 4 Empfänger ist, über Studenten, Lehrer bis zur Oberärztin ist alles vertreten. Der größere Teil leidet an Zwangsstörungen, etwa 6 Patienten haben Ängste. So wie ich das bisher sehe, hat kein einziger vergleichbare Ängste wie ich und auch keine Paruresis. Aber hier denken, glaube ich, die meisten Patienten so. Die Angst,- Phobien- und Zwangslandschaft ist manigfaltig. Ob das ein Vor- oder Nachteil für mich ist, hab ich mich einige Male gefragt und bin bisher zu keinem Ergebnis gekommen. Es ist wohl beides.
Jedenfalls habe ich mich aus diesem Grund bei den Mitpatienten nicht vollständig geoutet, sondern die Wissen bisher nur über die Mittelpunktangst und Platzangst bescheid. Das Therapeuten- und Betreuerteam weiß natürlich komplett bescheid.

Der Aufbau:
Für jeden Patienten ist die Therapie je nach Diagnose angepasst. Meine Therapie wird ca. 8 - 10 Wochen dauern. Am Anfang habe ich gedacht, dass ist doch viel zu lang. Jetzt denke ich, hoffentlich werden es 12 Wochen, denn mir ist klar geworden: Was sich 35 Jahre festgesetzt hat, kann nicht nach 6 Wochen einfach verschwinden.

Die Therapie ist ein Mix aus Wissensvermittlung, Übungen, Exposition, Körperertüchtigung und Entspannung. D.h. im Einzelnen:
Infogruppe: z.B. über Genuss, Kommunikation, Gefühle, Ernährung etc.
Angstgruppe: z.B. Stopptechniken und Wirkmechanismen der Angst, Regeln zur Angstbewältigung etc.
Einzeltherapie: z.B. Gespräche über die individuellen Schwierigkeiten, Korrigieren von Vorurteilen, Denkfehlern etc., Erstellen eines Übungsplanes, Durchführen von Übungen, Erstellen eines Expovertrages - Hierzu ist zu sagen, dass die Einzelgespräche der wichtigste Teil der Therapie sind und die Vorgehensweise bezüglich Paruresis deckt sich bisher weitgehend mit Hammelstein und Wemingo. Dazu werde ich später sicher noch mehr schreiben.
Ergotherapie: Je nach Vorlieben und Interressen künstlerisch oder handwerklich tätig sein.
Sporttherapie: Breitgefächertes Sportangebot unter Anleitung. Für mich ganz wichtig, da ich eine sogenannte Extremsportart betreibe und das versicherungstechnisch während der Therapie nicht erlaubt ist.
Yoga: Eine abgemilderte Form des Yoga - fünf Tibeter
PMR: Progressive Muskelentspannung. Sehr nützlich, vor allem wenn man in die stressige Übungs- und Expophase kommt.
Kreislauftraining: Morgendlicher ca. 30 min. Spaziergang, damit man in die Gänge kommt.
Morgengruppe: Die Gruppe sitzt mit den Therapeuten und Betreuern zusammen und bespricht den Tag.
Das alles ist gut zeitlich durchmischt: Wöchentlich etwa: 2x Info, 2x Angstgruppe, 2x Einzeltherapie, 2-3x Ergo, 3x Sport, 2-3x Yoga, 4x Kreislauftraining.
Dazu kommt noch die Expo. Bei mir derzeit Konfrontation mit öffentlichen Toiletten ohne Druck auf der Blase. Nach Schwierigkeitsgraden aufgebaut. 1- 2 x täglich.
Das ist ein volles Programm aber sehr hilfreich, denn ich habe erste Erfolg
Insgesamt scheint mir die Therapie recht schlüssig aufgebaut. Am Anfang steht eine umfangreiche Diagnose mit Diagnosebogen und Gesprächen. Zeitgleich beginnt die Infophase auf mehreren Ebenen. Man hat Zeit sich einzugewöhnen, die Gruppe kennenzulernen und Fragen zu stellen. Mann lernt die wesentlichen Entspannungstechniken. Die Woche ist da noch nicht so vollgepackt. Nach der Eingewöhnungsphase werden die Infos speziefischer und krankheitsbezogener, und die ersten Übungen beginnen. Das ist etwa ab der dritten Woche. In der letzten Phase beginnen die Expos also Konfrontationen. Wann das losgeht entscheidet dein jeweiliger Entwicklungsstand und du selbst.
So ich hoffe, dass gibt denjenigen, die noch gar keine Therapieerfahrungen haben erstmal einen groben Überblick. Ich versuche in den nächsten Tagen detailierter zu berichten. Über Rechtschreibe- und Ausdrucksfehler bitte ich hinwegzusehen. Schreibe hier alles zwischen Tür und Angel.
Fragen beantworte ich gerne.
Bis die Tage
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