Ich moechte mich outen

Hier gibt es alles zum Thema psychische Entleerungsstörung
Antworten
chemistry
Newbie
Beiträge: 1
Registriert: 4. Mai 2015 14:46

Ich moechte mich outen

Beitrag von chemistry »

Hallo liebes Forum,

ich hoffe, dass ihr mir helfen könnt.
Zu mir: ich bin 15 und gehe in die 10. Klasse des Gymnasiums und meine Paruresis hat sich so langsam entwickelt, ist aber schon seit einigen Jahren recht ausgeprägt.
In einer Kabine im Sitzen kann ich immer (nach einiger Zeit), solange niemand laut redet, im Stehen nur alleine, es darf niemand zu hören sein und es muss möglichst unwahrscheinlich sein, dass mich jemand stört. Und selbst dann kommt es immer erst nur ganz bisschen, dann nichts (das Spiel wiederholt sich manchmal noch) und erst dann richtig.

Und ich möchte mich jemandem anvertrauen, mich eben "outen", dass ich an Paruresis leide. Am besten meinen Eltern oder meinem Bruder, damit wir irgendwie nach Hilfe (zB. in Form eines Therapeuten) suchen können, aber ich habe keine Ahnung, wie ich das Gespräch angehen soll. Meine Familie sollte am besten verstehen, wie sehr mich die Paruresis beeinflusst, bedrückt und was für Probleme daraus entstehen. Aber wie kann man sowas Unbetroffenen (glaube ich) gut schildern und das Gespräch erstmal anfangen?

-chemistry
Noxx
User
Beiträge: 41
Registriert: 5. April 2008 17:34

Beitrag von Noxx »

Hallo chemistry,

schön, dass du hier bist.
Ich, und bestimmt viele andere hier, kann deine Situation gut verstehen. Mir ging es vergleichbar in deinem Alter, aber das ist lange her.
Ich finde es ganz toll, dass du das Problem bewusst angehst und dich davon befreien willst. Du wirst es auch bestimmt schaffen, so wie ich es geschafft habe. Der Weg wird vielleicht ein anderer sein, denn wir sind ja alle verschieden. Deine Pikelhemmung jemanden anzuvertrauen ist bestimmt eine gute Idee, dass hatte ich nie gemacht. Ich dachte aber auch über Jahrzehnte, ich wäre der einzige Mensch mit diesem Problem.
Da ich dich und deine Familie ja nicht kenne, kann ich natürlich keinen Ratschlag darüber abgeben, wer der geeignetste 1. Ansprechpartner wäre.
Wenn du ein gutes Verhältnis zu deinem Bruder hast, und er nicht viel älter oder jünger ist, wäre es vielleicht am einfachsten zunächt mit ihm zu reden.
Das muss ja kein hochoffizielles outing sein. Vielleicht ergibt sich mal die Gelegenheit gemeinsam zu pinkeln, z.B. auf einer Wanderung, und wenn es dann bei dir nicht klappt, dann könntest du ihm erzählen, dass das oft bei dir so ist wenn jemand "zuschaut" oder auch nur dabei ist. Vielleicht kennt das das ja sogar. Je nach dem, wie er reagiert, kannst du das Thema weiter verfolgen, oder abbrechen.
Mit deinen Eltern machst du aber bestimmt auch nichts verkehrt. Vertraue einfach auf deinem Bauchgefühl.

Viel Erfolg, Noxx

PS: ich habe es durch eine Konfrontationstherapie alleine geschafft.
Kannst ja mal in meine Beiträge schauen.
d-flash-k
User
Beiträge: 31
Registriert: 6. Mai 2005 08:58
Wohnort: Leverkusen

Beitrag von d-flash-k »

Ich finde auch, dass ein Bruder, besonders wenn er älter ist, ein guter Ansprechpartner sein sollte. Ich würde es aber nicht beiläufig erzählen, sondern ein Gespräch suchen. Das gibt deinem Problem mehr Nachdruck.

Eine Alternative wäre auch ein Lehrer mit dem du gut zurecht kommst. Ich selbst war Jahre lang Vertrauenslehrer der SchülerInnen und habe dabei sehr viele Dinge erfahren, die SchülerInnen bedrücken. Manchmal konnte ich einen Rat geben oder eine Beratungsstelle vermitteln, aber oft reichte auch mein Zuhören.

Ich selbst habe mich viel zu spät und nur bei zwei Personen geoutet. Rückblickend würde ich heute offener damit umgehen. Es würde zwar nicht das Problem lösen, aber Verständnis schaffen, wo ich früher mit Ausreden agieren musste.
Es gibt keine zweite Chance einen ersten Eindruck zu hinterlassen.
SSTG
User
Beiträge: 44
Registriert: 4. Oktober 2009 13:07

Beitrag von SSTG »

Du bist jung, packst das Problem früh an, das ist top!

Eltern ist immer so eine Kiste, weil die sich fragen, ob irgendwas vorgefallen ist oder falsch gelaufen oder so...

Von daher, wenn du super guten Kumpel hast.. geh mit den einen trinken und sprech über die Phobie. Hilfreich sind Wikipedia Einträge für die Diskussion. Viele haben andere Phobien wie z.B. Flugangst, also nicht überrascht sein, wenn dein Kumpel auch irgendwas hat.

Im zweiten Schritt würde ich dann auf die Eltern zu gehen, vielleicht sogar mit Ausdruck vom Wikipedia Artikel, ganz einfach um denen Sorgen zu nehmen.
Pinkelprinz
User
Beiträge: 24
Registriert: 11. April 2015 21:18

Beitrag von Pinkelprinz »

Hallo Chemistry

Ich beneide Dich echt um deinen Mut, bereits mit 15 so offen über deine Pinkelhemmung zu schreiben. Ich bin erst jetzt, mit 35 so weit, dass ich darüber sprechen kann. Ich finde es ganz wichtig, dass du dich "outest", allerdings würde ich zuerst nur Leute deines Vertrauens einweihen und mal schauen, wie die Leute auf das Problem reagieren. Ob du zuerst mit deinen Eltern, dem Bruder oder guten Freunden über die Pinkelhemmung sprechen möchtest, musst du selber entscheiden, je nachdem wie verständnisvoll die Leute sind.

Ich habe bis jetzt erst ein paar Freunde über meine Pinkelhemmung informiert. Es haben aber alle völlig verständnisvoll reagiert. Niemand hat mich ausgelacht. Alle sind bereit, mich bei diesem Problem zu unterstützen.
Ich denke, dass auch in deinem Umfeld die meisten sehr positiv reagieren werden. So kann ich dir nur empfehlen, darüber zu sprechen. Ich weiss, es braucht gerade in der Anfangsphase ziemlich viel Mut, aber mach diesen Schritt; es kann nur besser werden.
Ich wünsche dir einen erfolgreichen weiteren Schritt im Kampf gegen deine Pinkelhemmung und hoffe, bald erfolgreiche News von dir zu lesen!

Und immer daran denken: Wir haben nichts zu verlieren, ausser unserer Pinkelhemmung! :wink:

Gruss, Pinkelprinz
L.
User
Beiträge: 19
Registriert: 4. Dezember 2012 15:09

Beitrag von L. »

-wünsche dir viel Glück :)
Zuletzt geändert von L. am 3. September 2019 16:46, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Lady
User
Beiträge: 64
Registriert: 20. Mai 2005 17:08
Wohnort: Deutschland

Beitrag von Lady »

Ich finde es immer leichter das Problem zu Papier zu bringen und es dann jemanden lesen lassen. :roll:
Antworten