Ich komme nicht weiter!

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paru_rv
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Ich komme nicht weiter!

Beitrag von paru_rv »

Seit ein paar Wochen gelingt es mir endlich in der Kabine im Stehen zu urinieren - manchmal nur mit Breath-Holding aber es funktioniert. Vorher ging es nur um sitzen, also ein vorgetäuschtes großes Geschäft.
Jetzt versuche ich es am Urinal. Dort klappt es aber nur, wenn ich alleine und sicher bin, dass Niemand kommt. Einmal hat es bisher mit der Breath-Hold-Methode funktioniert, obwohl Andere anwesend waren. Dazwischen liegen geschätzte 30 Fehlversuche, was mich nicht gerade motiviert.

Das Problem ist, dass bei der Breath-Hold-Methode es anfängt zu tröpfeln und dann wieder aufhört. Manchmal bekomme ich danach Schmerzen im Bauch, weil ich so angespannt war und zudem die Luft angehalten habe.

Ist der Weg aus der Kabine zum Urinal noch zu früh?

Wer hat ähnliche Erfahrungen mit der Breath-Hold-Methode gemacht und kann mir sagen, was ich falsch mache?
Johnny
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Beitrag von Johnny »

Hi paru_rv

Ich denke du bist auf dem richtigen weg. Ich leide unter dem selben Problem, ich kann auch (noch) nicht (immer positiv denken ;)) am Pissoir beginnen zu pinkeln, wenn andere anwesend sind. In der Kabine habe ich keine Probleme weshalb ich möglichst oft versuche, ans Pissoir zu gehen. Allerdings muss ich sagen dass ich nicht jede Situation nutze, leider :/

Wenns allerdings mal läuft dann läufts weiter auch wenn jemand kommt. Habe das mittlerweile glaub ich auch gefestigt, so dass der Strahl nicht abbricht, kann aber sicher auch noch verbssert werden.

Ich denke du musst einfach weiterüben. Auch wenn 30 Fehlversuchte zwischen einem gelungenen Versuch liegen. Ich weiss das ist einfacher geschrieben ;) als getan, geht mir ja auch so, aber immer wenn ich wieder etwas geschaft habe freue ich mich. Ich habs zwar noch nicht geschaft neben anderen anzufangen zu pinkeln...
Ich hab auch schon von der Breath-Holding methode gehört, muss das aber nochmals in ruhe anschauen und ausprobieren. Wenn ich einfach so die Luft anhalte dann hab ich nach 20 Sekunden kaum mehr Luft weil ich ja sowieso schon angespannt bin und das Herz pumpt....

Vielleicht kannst Du ja auch versuchen in der Kabine im stehen zu urinieren ohne Breath-Holding. Vielleicht gehts dann am Urinal mit Breath-Holding wieder einfacher, wenn du weisst, ohne schaffe ich es in der Kabine (Ist ja alles eine Kopf Sache)

Hast Du das Buch "Lass es laufen" schon gelesen? Dort stehen auch noch nützliche Tipps drin, mit Listen und so weiter.

Hoffe konnte Dir vielleicht ein paar Denkanstösse geben, auch wenns bei mir selbst noch nicht klappt ;)

Liebe Grüsse!
Burkhard
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Ich glaube, das ist der falsche Ansatz

Beitrag von Burkhard »

Paruresis wird durch Angst verursacht, genauer gesagt durch die körperliche Reaktion auf die Angst. Diese Angstreaktion läuft völlig ohne Deine Willensentscheidung ab, sie ist gewissermaßen fest einprogrammiert, ähnlich wie bei einem Reflex.

Bei der Überwindung der Paruresis kommt es darauf an umzulernen, also zu lernen, dass die Urinal-Situation ungefährlich ist und Du ganz entspannt sein kannst. Dabei ist es zunächst mal unwichtig, ob Du pinkeln kannst oder nicht.

Du musst also dahin kommen, dass Du Dich dort, in Gegenwart anderer, ganz locker und entspannt fühlst. So verlernt Dein Körper mit der Zeit die Angstreaktion und die Paruresis verschwindet. Das ist natürlich ein langer Weg, der auch mit Rückschlägen gepflastert ist.

Du kannst Dich aber nicht unter Druck setzen um zu pinkeln und Dich gleichzeitig entspannen. Das kann nicht funktionieren. Es ist nie zu früh, sich ans Urinal zu stellen, aber es dürfte zu früh sein, wenn Du jetzt schon meinst, dort pinkeln zu können. Also verzichte darauf, solange bis Du Dich wirklich entspannt und sicher fühlst.
ATARI
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Registriert: 22. August 2013 19:15

Beitrag von ATARI »

Ich habe fast nur noch Probleme am Pissior, oder Situationen in denen man "frei einsehbar" pinkeln muss, zb bei Stau am Strassenrand, Wanderung o.ä.
Leider lässt sich nur die erstere Situation wirklich gezielt üben. Dafür benutze ich öffentliche Gebäude, in meinem Fall ein Universitätsgebäude. Es ist frei zugänglich, jeder kann da rumlaufen solange er möchte. Es gibt viele verschiedene Arten von Toiletten dort, große laute aber auch eng und still.
Wenn ich dort bin übe ich meisst mehrere Stunden. Auf dem Weg dorthin trinke ich Kaffee und viel Wasser, das fließt schnell durch und man muss nicht ewig warten, bis sich wieder spürbar Blasendruck aufbaut.
Beim Üben habe ich festgestellt, das der "Erfolg" sehr von der Tagesform abhängt. Meistens ist das erste "Übungspissior" das ich mir vornehme auch das schwerste. Es fühlt sich sehr nach Gefahr an, meine Beine werden weich.
Dann muss man stehen bleiben, auch wenn man nicht pinkelt. Man muss einfach warten, bis die Angstsymptome nachlassen, es aushalten. Ich denke, das ist wichtig. Daher wähle ich beim der ersten Übungssituation immer einen
mittelstarken Blasendruck aus, es fällt mir dann leichter es trotz Angst fließen zu lassen. Sollte es überhaupt nicht klappen, bleibe ich ruhig und gehe raus. Laufe ein wenig herum und suche im Gebäude nach ein paar Minuten eine andere Toilette auf und wiederhole das Ganze. Bei mir bringt es den Angstpegel runter, nach einiger Zeit reagiert der Körper nicht mehr so stark. Bei den weiteren Übungen des Tages versuche mit immer stärkeren Blasendruck zurecht zukommen. Die anderen Menschen ignoriere ich dabei so gut es geht, die sollen sich mit sich beschäftigen. Sollte nichts klappen, flüchte ich eine Kabine, irgendwann hält man es ja nicht mehr aus. Ich hatte früher auch starke Probleme in Kabinen. Mir hat es geholfen, zunächst zuhause mit einem Freund zu üben, der einfach vor der Tür wartete. Das brachte mich plötzlich sehr viel weiter.
paru_rv
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Re: Ich glaube, das ist der falsche Ansatz

Beitrag von paru_rv »

Burkhard hat geschrieben: Du kannst Dich aber nicht unter Druck setzen um zu pinkeln und Dich gleichzeitig entspannen. Das kann nicht funktionieren. Es ist nie zu früh, sich ans Urinal zu stellen, aber es dürfte zu früh sein, wenn Du jetzt schon meinst, dort pinkeln zu können. Also verzichte darauf, solange bis Du Dich wirklich entspannt und sicher fühlst.
Hallo Burkhard,

Danke für die Hilfe. Ich bin das Problem die ganze Woche so angegangen, wie du geschrieben hast. Sich einfach wohl fühlen. Ich konnte auf einmal wieder in der Kabine, ohne die Luft anzuhalten. Alles ganz locker und entspannt.
paru_rv
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Registriert: 29. Juni 2012 23:57

Beitrag von paru_rv »

ATARI hat geschrieben: Dafür benutze ich öffentliche Gebäude, in meinem Fall ein Universitätsgebäude.
Das wäre ein Traum eine Uni oder etwas vergleichbar großes hier zu haben. Ich würde es nicht anders machen als du. Ich denke, so wie du es beschrieben hast, ist das der Schlüssel zur Heilung.
Jupp
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Beitrag von Jupp »

Hallo paru_rv,
du hast an anderer Stelle geschrieben, dein Therapeut hat dich gedrängt, auf einem Volksfest am gut besuchten Pissoir zu üben, was natürlich zu schwierig war. Aber meiner Erfahrung nach sind Volksfeste eine gute Gelegenheit zum Üben, weil auch oft draußen "wild" gepinkelt wird. Hier kannst du die Übung langsam steigern, wenn du versuchst, in der Nähe von anderen z.B. an einem Gebüsch zu pinkeln. Zuerst so, daß die anderen nicht sehen können, daß du pinkelst (also auch nicht sehen können, wenn es nicht klappt), irgendwann so, daß sie es vielleicht sehen können, usw. Außerdem kannst du den Abstand zu anderen selbst bestimmen (an ein nahegelegenes oder an desselbe Gebüsch) und z.B. erst im Dunkeln, später bei Dämmerung, zuletzt bei Tageslicht üben. Dadurch entfällt der Streß der "Ganz-oder-gar-nicht-Situation" am Pissoir, wo direkt alle Schwierigkeiten (Helligkeit, gute Sicht, körperliche Nähe etc.) gleichzeitig auftreten.
ATARI
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Beitrag von ATARI »

hi paru_rv,

Ich denke die Lösung sieht für jeden anders aus. Wichtig ist auf jeden Fall das man übt! Wenn es nicht direkt gelingt liegt auch of daran, das man sich selbst mit der gestellten Aufgabe überfordert. Am Anfang sind kleine Schritte nötig, damit man auch Veränderungen bemerkt. Das Hauptproblem der Paruresis liegt in der Bewertung der Situation, die Toilette stellt die Gefahr dar. Der Körper macht sich für eine Flucht bereit, daher kann man auch nicht pinkeln. Das gelingt meist nur, wenn ein gewisses Mass an Entspannung erreicht werden kann. Man muss sich zudem die Abläufe im Kopfkino vergegenwärtigen. Die Scham die man empfindet, zeigt nur das man nicht so ist, wie man gerne wäre. Zudem fürchtet man Abwertung durch andere Menschen. Was bedeutet, das für einen selber? Ist das wirklich so schlimm, wenn man nicht so und so pinkeln kann? Dieses Relativieren kann den Druck deutlich nehmen. Auf der einen Seite muss man es akzeptieren wie es ist, auf der anderen Seite muss man an sich arbeiten. Und der Kampf gegen sich selber ist immernoch der Schwerste.... Ich kann mich nur wiederholen und empfehlen sich jemanden aufzuvertrauen. Sicherlich gibt es auch noch Therapeuten, aber die sollten auch das Buch von Hammelstein kennen, um die Materie besser zu begreifen.
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