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Hier gibt es alles zum Thema psychische Entleerungsstörung
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Christine
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Beiträge: 2
Registriert: 6. April 2013 21:29

Neu hier

Beitrag von Christine »

Hallo liebe Community,

ich bin neu hier. Weiblich, wie man am Namen sieht. Mein Problem begleitet mich schon seit Jahren ohne dass ich einen bestimmten Anfang ausmachen könnte. Erst vor kurzem habe ich gelesen, dass es sich Paruresis nennt. Aber wenn ich danach google, finde ich vor allem Aussagen, die zu Männern passen. Dass es auch Frauen mit dem Problem gibt, wird oft nur in einem Nebensatz erwähnt. Leider sind viele Tipps nicht übertragbar, z.B. dass man einfach in eine Kabine gehen soll - wohin denn sonst, wenn man eine Frau ist. Dann steht da immer wieder, dass Paruresis sehr leicht behandelbar ist, aber nicht wie das gehen soll. Autogenes Training wird dann zwar auch erwähnt, aber das habe ich schon lange in meinen Tagesrhythmus eingebaut. Leider hilft es in den kritischen Situationen nicht, mir jedenfalls nicht. Ich kann mir das auch nicht ganz vorstellen, wie so eine Therapie sonst noch leicht gehen sollte. Woanders oder gleich an der gleichen Stelle steht dann noch was von psychosomatischer Klinik (6 oder 8 Wochen). So lange kann ich nicht in eine Klinik.

Ich würde alles probieren, was noch helfen könnte, sofern ich dazu in der Lage bin. Allerdings denke ich im Moment eher über eine mechanische Hilfe nach. Ich habe keine Erfahrung damit, aber wie vielleicht hier jemand. Ein Dauerkatheter klingt einfach toll. Geht das so, dass man den z.B. morgens rein macht und dann zwischendurch einfach aufmachen kann, wie einen Wasserhahn? Natürlich ist das mit Risiken verbunden, gerade bei Frauen. Wir haben ja deutlich häufiger mit Harnwegsinfekten zu tun. Aber es klingt einfach so himmlisch einfach.

Hat damit jemand Erfahrungen? Was können denn Frauen berichten, was hilft? Was ist denn so eine leichte, erfolgsversprechende Therapie, was kann man da machen?
tom20
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Beiträge: 210
Registriert: 19. März 2008 22:52
Wohnort: Raum Nürnberg

Beitrag von tom20 »

Hallo Christine,


Ja, in der Tat richten sich die meisten Infos über Paruresis hauptsächlich an Männer, das ist ein Problem. Es gibt aber auch ein Buch, welches sich nur an Frauen richtet, die an Paruresis leiden:


http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/0615240240/cadi

Darin werden auch ausführlich Katheter sowie ähnliche Hilfsmittel und ihre Benutzung behandelt. Ich denke also, das sollte dir bei vielen deiner Fragen weiterhelfen können.

Einen dauerkatheter, den man den ganzen Tag trägt, gibt es meines Wissens nach nicht, aber es gibt wohl kleine, komfortbale Tragbare katheter, die man in einer tasche bei sich tragen und dann bei bedarf in einer toilette benutzen kann.

Ansonsten kann ich dir nur den diesjährigen Workshop empfehlen:

http://www.paruresis.de/phpBB2/viewtopic.php?t=1118

auf den letzten Workshops waren auch jedesmal mehrere Frauen da.

Und schau mal ins pee-buddy-forum, ob vllt andere weibliche paruretiker in deiner Nähe wohnen:

http://www.paruresis.de/phpBB2/viewforum.php?f=6

auf der Homepage der International Paruresis Association gibt es eine Section nur für Frauen, einfach hier in der Liste auf der Linken Seite auf "Women's Resources" klicken:

http://paruresis.org/
Christine
Newbie
Beiträge: 2
Registriert: 6. April 2013 21:29

Beitrag von Christine »

Hallo Tom,

danke! :-) Ich erinnere mich jetzt, dass ich ganz am Anfang mal über das Buch gestolpert bin, aber dann weiter gesucht habe, weil es nur in Englisch ist. Zuletzt dachte ich, dass es nur zwei oder drei empfehlenswerte Bücher gibt, die sich aber an Männer richten. Ich werde es mit dem versuchen, was du empfiehlst!

Das mit den Pee-Buddys klang zuerst verlockend, als ich das Forum hier entdeckt habe. Aber im Moment kann ich mir noch nicht vorstellen, dass ich damit Erfolg habe. Das lasse ich lieber noch eine Weile. Wäre doof, wenn es nur zu weiteres Misserfolgen führen würde und das Problem sich verstärken würde...

Mein Englisch ist nicht so toll. Der Link hat mich schon etwas überfordert. Aber bei einem Buch finde ich das weniger schlimm. Da kann ich ja ein Wörterbuch parallel aufschlagen.

Also von Herzen danke! :) Ich werde auch an das Forum denken, wenn ich weiter gekommen bin und berichten.

Schön zu wissen, dass man nicht allein ist.
Svenja
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Registriert: 6. Oktober 2006 15:32
Wohnort: Witten

Der Unterschied bei Mann und Frau

Beitrag von Svenja »

Hallo Christine!

Vielleicht hast Du meine Beiträge mal gelesen? Biologisch gibt es keine männliche oder weibliche Paruresis, sondern nur 2 Schließmuskel, von denen der eine von uns selbst gesteuert wird und der andere unbemerkt vom Gehirn - genau wie Dein Herzmuskel, den Du auch nicht beeinflussen kannst. Deshalb pinkelt auch normalerweise jeder Mensch mit einer Verzögerung und nicht schon in dem Moment, wo Du abstrullen willst. Und bei Paruretikern wird dieser 2. Schließmuskel einfach verklemmt und es kommt wider Willen nichts raus.

Geschlechtsspezifisch ist aber die Ursache, dass Damen- und Herrentoiletten unterschiedlich gebaut sind. Die Herren stört, dass es zwischen Urinalen keine Trennwände gibt und ihnen - theoretisch - jemand anders auf ihr bestes Stück schauen kann oder auf den Strahl, der da rauskommt.

Frauen stört, dass die Kabinenwände nicht bis auf den Boden bzw. bis zur Decke gehen und öffentliche Toiletten hellhörig sind. Andere hören mit, wie Du plätscherst, mit welchem Druck und wielange. Das Resultat ist das gleiche - Paruresis.

Günstig sind daher Toiletten, die sich in einem umbauten Raum - etwa einem Badezimmer - befinden. Am besten ist noch, im Wohnzimmer wird laute Musik gespielt oder die Leute unterhalten sich laut. Wenn's noch zu still ist, hilft auch das Aufdrehen des Wasserhahns am Waschbecken.

Nur öffentliche Tois sind eben das Problem. Probieren und wenn's nicht klappt, dann erst mal unverrichteter Dinge wieder raus und nach dem nächsten Busch oder Parkplatz Ausschau halten.

LG Svenja
Rolf
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Beiträge: 231
Registriert: 30. März 2004 19:21

Re: Neu hier

Beitrag von Rolf »

Hi Christine,

das wichtigste haben die Damen und Herren Kollegen bereits beschrieben. Ergänzend vielleicht noch ein paar Worte zu:
Christine hat geschrieben:Was ist denn so eine leichte, erfolgsversprechende Therapie, was kann man da machen?
Jaa, das wollen alle wissen. Gibt’s aber nicht. Du kannst das in der Sprechstunde herausfinden (lassen), oder mit ein wenig Selbstbetrachtung findest du das möglicherweise für dich selber heraus. Es ist ein erlerntes und/oder antrainiertes Verhalten, wobei neben der eigentlichen Ursache wesentlich ist, wie lange du bereits verhälst. Im leichteren Fall ist es nur die Scham, das wäre bereits behoben, wenn du dich „heimisch“ fühlst. Schlimmer wirken sich an das Ausscheiden gekoppelte falsche „Erziehungsmaßnahmen“ aus, da das schon in der Kindheit passiert. Oder was ganz anderes. Graduelle Unterschiede sind durchaus gegeben!

Also ich würde versuchen, in einer entsprechenden Situation darauf zu achten, was dabei im Kopf vorgeht. Für mich ist eine Autobahntollette ein guter Platz für so ein Experiment. Ekelt dich das nur, oder hast du bereits die Schnauze voll, wenn du die ganzen Leut siehst... Vielleicht kriegst du dabei heraus, in welche Richtung du für eine Lösung des Problems gehen könntest.

LG Rolf
Rolf
Poweruser
Beiträge: 231
Registriert: 30. März 2004 19:21

Aussagen, die zu Männern passen

Beitrag von Rolf »

Im Grunde ist der Vorgang simpel wie ein Reflex und gilt für alle Geschlechter gleichermaßen: Man bringt sich selbst „in Stimmung“, wird nervös und dann geht nix, weil niemand unter Streß entspannen kann (und bring dann den mal in einem kurzen Minütchen wieder weg). Doch bis dahin ist dagegen recht komplex und man fühlt sich obendrein auch noch fremdgesteuert.
Christine hat geschrieben:Autogenes Training wird dann zwar auch erwähnt, aber das habe ich schon lange in meinen Tagesrhythmus eingebaut.
Ich weiß nicht, wer da immer auf so einen Scheiß kommt, aber was soll AT oder was auch immer für ein Zeugs gegen einen Reflex ausrichten. Alle diese Entspannungs-, Yoga- oder Bewußtseinsübungen dienen letztlich nur einem – dem Bewußtsein eben.

Eigentlich ist es schlechtes Betragen, wenn wir uns nur über unsere Bedürfnisse definieren. Das hebt uns net arg über die Tiere hinaus, nicht wahr? Wobei ich den Mensch kaum als „die Krone der Schöpfung“ ansehe, eher noch als das Gegenteil. Doch das ist nun wirklich OT und ich möcht nicht wieder der Philosophie angeklagt werden 8)
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