Gruß aus Hannover

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FreeMind
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Gruß aus Hannover

Beitrag von FreeMind »

Bin seit meinem 8. Lebensjahr davon betroffen. Ich habe sogar herausgefunden, wie ich zur Paruresis gekommen bin. Es ist aber eine komplizierte Geschichte, so dass es wegen der Länge an dieser Stelle nicht passt.

Der Zustand war einfach so, dass ich nicht pinkeln konnte, wenn andere mich beobachten konnten. Eine Kabine war mich daher stets "überlebenswichtig". Manchmal, wenn ich alleine in einer Toilette war, stellte ich mich ans Urinal und pinkelte dort und dachte wehmütig an die anderen Jungs, für die das offenbar überhaupt kein Problem war. Auch draußen brauchte ich immer einen Sichtschutz, was Outdoor-Aktivitäten für mich immer "gefährlich" machte.

Dann mit 30 und einigen unerfreulichen Erlebnissen, habe ich begonnen an meinem Zustand etwas zu ändern. Ich wollte mich damit auf keinen Fall abfinden. Als ich mal mit einer Gruppe auf einem gößeren Privatgrundstück zeltete, stellte ich mich morgens an den Rand des Platzes und konnte pinkeln, obwohl andere zu der Zeit auch aus ihren Zelten kletterten. Das war für mich eine riesiges Erfolgserlebnis, allerdings konnte ich mir mit den anderen noch nicht die Toilette teilen.

Mir war inzwischen klar geworden, dass mein Problem irgendwie etwas mit Angst zu tun hatte. Urologische Fachbücher aus der Bibliothek halfen nicht weiter, dort kannte man offensichtlich nur die Harnverhaltung älterer Männer. Ich bin dann auf die Idee gekommen, mich einfach an die angstauslösende Situation "zu gewöhnen", denn der Mensch gewöhnt sich schließlich an alles, sagte man damals. Es gab ja auch Menschen, die vor Spinnen Angst hatten und die man an diese Tierchen nach und nach gewöhnte.

Damals gab es noch kein Internet wo man Rat suchen konnte. Es gab nur Bücher, Zeitungen und das TV, welche aber darüber nichts berichteten. So auf mich allein gestellt, beschloss ich stark frequentierte Toiletten aufzusuchen und mich neben die zahlreichen anderen Männer ans Urinal zu stellen. Das war nicht nur sehr unangenehm, sondern auch zunächst nicht erfolgreich, die Ängste waren einfach zu stark. Ich habe dann mit verschiedenen "Presstechniken" experimentiert, bis es irgendwie funktionierte. Von einem entspannten Pinkeln am Urinal, wie ich es heute kenne, war ich noch weit entfernt, aber schon einen gewaltigen Schritt weiter.

Seit dem, habe ich mich mich intensiv mit der "Psychologie des nicht pinkeln könnens" beschäftigt und einige interessante Erkenntnisse gewonnen. Inzwischen kann ich meist entspannt am Urinal pinkeln, auch wenn andere Männer neben mir stehen. Allerdings gibt es immer noch Situationen, die mich überfordern: Nur zwei Urinale und eine Schlange wartender Männer hinter mir... :shock:
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