Ich stelle mich und meine Paruresis vor.

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angocin987
Newbie
Beiträge: 5
Registriert: 19. Februar 2022 20:17

Ich stelle mich und meine Paruresis vor.

Beitrag von angocin987 »

Hallo,

ich bin männlich und achtzehn Jahre alt. Hiermit möchte ich mich im Forum vorstellen.

Von Paruresis habe ich vor knapp einem Jahr gehört, als ich, ähnlich wie in der trudoku-Dokumentation beschrieben, danach gegoogelt habe. Ich hatte in der Schule eine Freistunde, saß alleine an einem Tisch und habe meine Aufgaben gemacht. Ich wusste vorher schon, dass ich ungerne auf öffentliche Toiletten gehe und es deshalb, so weit ich mich erinnern kann, die ersten zehn Jahre meiner Schullaufbahn kaum gemacht habe. Deshalb nehme ich mir dann vor, bereits eine Vorahnung habend, auf die Toilette zu gehen. Ich gehe ans Pissoir, kann aber nicht urinieren, bis dann ein Fünftklässler auch die Toilette betritt, direkt am Pissoir urinieren kann und ich mit einigen Pissoirs Abstand völlig verzweifle.

Ab diesem Moment war mir das erste Mal klar, dass ich jenes Problem habe und seitdem ich mich immer mehr mit dem Thema befasst und mir selbst Herausforderungen gesetzt. Momentan gehe ich jede große Pause, somit nach jeder Doppelstunde, auf Toilette. Dabei gehe ich immer in eine Kabine, obwohl ich über dieses Verhalten, auch wenn es nicht rational ist, beschämt bin. Dort kann ich dann meistens urinieren, wenn entweder keiner da ist oder nur wenige. Öfters kann ich auch dann erst urinieren, wenn die Anderen gegangen sind. Mit dieser Strategie komme ich bis jetzt gut klar, ich erkenne aber auch, dass ich bald auch an Pissoirs urinieren können möchte - vor allem, wenn andere Personen auch da sind.

Und das bringt mich schon zu meinem zentralen Problem: Auch in der Kabine kann ich nicht urinieren, wenn Personen, die ich kenne und die mich kennen, neben mir sind oder am Pissoir urinieren. Deshalb habe "fürchte" ich mich vor Situationen, in denen ich mit Freunden unterwegs bin und man auf die Toilette geht, da dies in diesen Situationen für mich besonders schwierig ist. Deshalb hoffe ich immer, wenn ich auf Toilette gehe, dass keiner meiner Freunde mitgeht.

Meine allererste Erfahrung, mit dem Nicht-auf-öffentlichen-Toiletten-urinieren-können, habe ich, auch ähnlich, wie bei Johannes, auf einer Ferienfreizeit gemacht. Ich bin damals, da war ich ungefähr dreizehn Jahre alt, während einer Pause auf eine Autobahn-Toilette gegangen. Dort gab es zwei Pissoirs und eine Kabine. Die Kabine war besetzt und ich habe mich an ein Pissoir gestellt, als gerade ein Erwachsener, nicht von der Freizeit, sich neben mich gestellt hat und uriniert hat. Ich habe dann schnell gemerkt, dass "ich ja gar nicht mehr muss", und bin wieder gegangen. Erinnern kann ich mich noch daran, dass ich zu einem Freund danach gerufen habe: "Manchmal denke ich, dass ich auf Toilette gehen muss, aber ich muss eigentlich gar nicht." Ähnliche Situationen hatte ich auch schon vorher, ohne, dass ich mich an diese direkt erinnern kann.

Jetzt begebe ich mich auf einen Weg zur Besserung, da ich merke, dass mich Paruresis, wenn ich mit Personen unterwegs sein werde, die ich kenne, doch vorher gedanklich belastet und ich das nicht mehr dulden werde. Dafür arbeite ich jetzt das WeMingo-Programm durch und habe mir Steven Soifers Buch "The Secret Social Phobia" bestellt. Ich werde hier meine zukünftige Entwicklung, meine Misserfolge und Erfolge teilen.

Ich wünsche euch viel Erfolg bei Eurem Kampf gegen Paruresis!

angocin987
Rolf
Poweruser
Beiträge: 231
Registriert: 30. März 2004 19:21

Re: Ich stelle mich und meine Paruresis vor.

Beitrag von Rolf »

Hi Angocin,

willkommen im Club. Gutes Mittel übrigens :)

Man kann zweifellos ein gutes Leben führen, trotz diverser Macken, Schwächen usw., aber kommt dann die spezielle Situation, merkt man doch recht schnell, dass es nicht hinreicht, oder man nicht alleine weiter kommt. Ist vielleicht wie Autofahren bis das Benzin alle ist, und die Beine sind eingeschlafen oder anderweitig unterwegs.

angocin987 hat geschrieben: 19. Februar 2022 21:14 dass "ich ja gar nicht mehr muss"
Ein guter Ansatz wäre möglicherweise, zusätzlich zu deiner Planung, dass es dir gelingt, diesen „Totstellreflex“ aufzubrechen - einfach um zu sehen, was dahinter lauert.

Gutes Gelingen, meine besten Wünsche, Rolf
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